Wie durch meine, seit der China-Radtour 2016 versteckte (weil unbewusst nicht ausgeheilte), lebensbedrohliche Krankheit nach zweieinhalb Jahren ganz plötzlich der Tod (laut Ärzten) wieder sehr nahe war.
Im Herbst 2019 lässt mir das Leben statt der lebenslang täglichen, teuren und chemischen Blutverdünner-Spritzen Nattokinase-Kapseln zufallen – mit denen ich sehr zufrieden bin, weil ich seither selbst nach langem Sitzen keine dicken Waden mehr bekomme und sogar deren langjährige Krampfadern zurück gingen. Und nun, nach fünf Jahren viel mir dieser Beitrag zu:
2016 führt mich das LEBEN ungeplant und undenkbar durch viele kleinere und größere Wunder mit dem Fahrrad über Finnland, Estland, Russland, Sibirien, Mongolei, Wüste Gobi und Nordchina zu (m)einer unbewusst auf mich wartenden Seelenschwester Xiao – und nach unserem unerwarteten, wundernvollen Wiedersehen, 2 Monate und gut 5000 km später, sogar zusammen nach Sri Lanka – und – nur durch die vielen schrecklichen Geschehnisse unseres unglaublichen Weges (todnahe Krankheit, Lügen, Verfolgung, Diebstahl, Kidnappingsversuche, Körperverletzung, Morddrohung, Flucht, Kopfgeldjagt, Intrigen, Korruption, Gefangenschaft, Zwangsabschiebung, Untertauchen, Asylantrag…) konnte Xiao den Bann ihrer furcht-bar kontrollierenden Familie durchbrechen.
Hallo meine Freunde! Da ich nun hier in Arjeplog einen Job bekam, habe ich mich dazu entschieden, dass ich von nun an gerne meinen offiziellen Vornamen Xiao anstelle von Elyon anwenden möchte, den ich wegen meines Englisch-Studiums in China gewählt hatte. Xiao wird mit einem spitzen „Sch“ anstelle des „X“ ausgesprochen (Schiau) Xiao bedeutet lächeln 😊
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20.04.2020
WUNDERn über MutterLIEBE 😢
Da Xiao heute nach dem Mondkalender Geburtstag hat 🎂 sendete ihre Mama aus China via Wechat einen Geburtstagsgruß in dem sie gratulierte um sich (wie ständig und vor allem) selbst wieder zu bedauern und bei ihrer Tochter Schuldgefühle zu wecken/aufrechtzuerhalten, weil ihr Glück, Selbstwert- und Mitgefühl (das sie nie wirklich empfand) anscheinend mit Xiao von ihr gegangen ist. Hier Xiaos Antwort: „Danke Mama. Kinder werden eines Tages gehen, ihren eigenen Weg wählen, weise Eltern werden sie segnen und diese „Trennung“ als spirituelles „Eins-Werden“ betrachten. Ich wachse. Ich erforsche. Ich bereichere mein Leben und ich liebe, also hast du eigentlich Grund glücklich und stolz auf mich zu sein. Das Leben ist nicht nur in der Ecke deines Verstandes, nicht nur im Ansehen der Freunde und der Nachbarschaft, das Leben ist voller Wunder und Güte, und das erlebe ich jetzt.“ 🙏 Durch welch vermeintlichen Albtraum (WUNDERnvolle Gnade des Lebens…) Xiao endlich aus der Furcht-baren Kontrolle ihrer Familie fliehen und zu dieser LIEBEvoll-weisen Einsicht gelangen konnte, kann man in diesem PDF lesen (1 MB)
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22.05.2020
„Mein Antrag auf Arbeitserlaubnis in Schweden wurde von der schwedischen Einwanderbehörde abgelehnt, weil ich mich vor anderthalb Jahren (angeblich) „nicht selbst versorgen konnte“, da ich von meiner ehemaligen Chefin falsch informiert wurde und dann noch den Lohn zu spät bekam, obwohl ich mich bisher immer sehr gut versorgen konnte. Ich bin kraftlos und sooo müde von all dem.
Jetzt muss ich Schweden innerhalb von 3 Wochen verlassen. Ja, ich habe die Möglichkeit Berufung einzulegen, aber ich zweifle am Gelingen durch dieses eiskalte und arrogante System und Verhalten.
Ich habe einen Job in dem ich mich wohl fühle, habe Kollegen und Menschen um mich, die ich liebe und ich werde wirklich gebraucht ihn dieser Zeit der Krise! Jetzt, nachdem Frank und ich drei Jahre lang gekämpft haben, weiß ich nicht mehr, was ich machen und wie weitermachen soll.“ Xiao Liu
Hier im PDF (ab Seite 14) wie Xiao nach dem Albtraum in Sri Lanka noch 4,5 Jahre in/an Schweden leiden musste
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26.09.2020
Xiao sitzt mit geschlossenen Augen im Lotussitz auf der Gymnastikmatte neben dem Schwedenofen und macht ihre sogenannte, (nicht allmorgendliche) „Yoga-Meditation“. Als ich vorsichtig Holz nachlege, zwickt sie mich in den Popo und zwinkert mir kurz zu – und ich hoffe, dass ich sie nicht allzusehr abgelenkt habe. Eine Weile später sagt sie plötzlich leise: „Jetzt passiert etwas komisches. Mein Körper fühlt sich irgendwie dick – ausgedehnt – fast grenzenlos an“ und ein paar Minuten später: „Jetzt ist wieder alles normal“. Als sie die Augen wieder öffnet erklärt sie mir, dass plötzlich ihre körperlichen Grenzen irgendwie verschwunden waren und sie sich mit allem verbunden fühlte und fragt unsicher, ob ich das glauben und verstehen könne? „Oh ja das kann ich“ antworte ich „und es ist echt, weil du es nicht erwarten/wollen konntest da du nichts davon wusstest – WUNDERvoll! Bitte, meine Liebe, sei dankbar über diese, vielleicht einmalige Gnade um Verstehen/BewusstSein zu können und versuche nicht es wieder zu erreichen.“ „Es ist toll, dass du es und mich verstehst“ meint sie und ich erkläre ihr, dass das was ich 2013 während meiner ver-rückten Bauwagenzeit in der Wagenburg nach dem ungeplanten Verzehr eines „Spacekeks“ erfahren durfte auch für mich unerwartet war aber sehr wichtig zum Verstehen/BewusstSein wurde und auch bestehen bleibt ohne wiederholt werden zu müssen.
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28.04.2021
21.05.2021
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22.05.2021
Ja, mein Antrag auf eine Aufenthaltskarte wurde genehmigt, was bedeutet, dass ich in Schweden bleiben und sogar ins Ausland reisen kann. Danke Leben, danke meine Freunde, danke Frank und danke an mich selbst! ❤️🙏🌍
„Alles fügt sich perfekt zusammen, auch wenn es so aussieht, als würde manches auseinanderfallen. Vertraue auf den Prozess, den Du gerade erlebst.“ N.D. Walsch
Nach einer guten Nacht, ausgiebigem Gsälz(Marmelade)brot-Frühstück und sehr herzlicher Verabschiedung, holt uns früh morgens unser Freund Dieter mit frischen Butterbrezeln zum Flughafentransfer ab – was er sich auf keinen Fall nehmen lassen wollte. Am Stuttgarter Flughafen angekommen geht`s mit (Gitarren)Sack und nun Umzugs- statt Fahrradkarton zum Einchecken für den Charterflug meines Freundes Rainer (der alle Hebel in Bewegung setzen wollte, um mich aus dem Abschiebelager frei zu bekommen) nach Arvidsjaur.
Im Shuttlebus übers Rollfeld und die Rolltreppe hinauf – dann ist es so weit… Es wird endlich wirklich und wahr – nach einem nicht enden wollenden Albtraum sind wir gemeinsam unterwegs in meine langjährige Wahlheimat Schwedisch-Lappland. Xiao ist verständlicherweise total müde und so wecke ich sie erst kurz vor der Landung. Nach 4 Stunden Flug (mit kurzer Zwischenlandung in Frankfurt-Hahn) landen wir in Arvidsjaur über den Testbahnen der Automobilindustrie auf dem Eis. Fräulein Xiao`s (erstes) Gespür für (Lappland-)Schnee.
Mein Freund Thomas aus Arvidsjaur holt uns vom Flughafen ab und bringt uns zum Essen mit seiner Frau in deren Haus. Der Kreis schließt sich – bei ihnen habe ich nach Tourstart und den ersten 90 km am 8. Mai letztes Jahr mein erstes Abendessen erlebt und danach bei ihnen meine erste Tour-Nacht verbracht – damals war die Mongolei noch ein Scherz und China nicht mal im Kopf, weil undenkbar! Leben Du bist der Mega-Hammer – Dankeschön Im Inseldorf angekommen müssen wir noch auf meinen „Reservebruder“ Terje wegen des Hausschlüssels warten – er hatte mir bei der Verabschiedung von ihm und meinen „Reserveeltern“ noch ein paar Energieriegel mitgegeben die ich manchmal so nötig brauchte. Dann sind wir endlich DAHEIM
Nachdem Xiao am nächsten Tag auf dem Eis mit Schnee unsere Liebe sichtbar macht, kommen einen Tag später die TolleTrolle Monia und Björne aus Deutschland für 8 Tage auf Besuch – auch zwischen Xiao und ihnen herrscht sofort Herz-Verbindung
Wie unglaublich der nicht enden wollende, vermeintliche Albtraum noch die nächsten Jahre weitergeht (durch die rückgratslose schwedische Mentalität) kann man in diesem PDF ab Seite 14 nachlesen
Anfang Februar beantragt Xiao in Peking das 3-Monats-Visum für Schweden.
Danach zieht sie, da Xins Freund zurückkommt, von deren Appartement in ein Hostel in Peking, um dort auf den (hoffentlich positiven) Visumbescheid zu warten. Nach einem telefonischen Interview wird das Visum am 11. Februar genehmigt. Als der Pass mit Visum via Post und ein paar Tage später zum Hostel kommt buche ich ihr den Flug für den 21. Februar um 02.15 Uhr ab China über Moskau nach Stuttgart.
Am 15. Februar macht Xiao mit ihrer ehemaligen Highschool-Freundin Dan (die sie im Hostel besucht und eine Nacht bei ihr übernachtet hat) einen Ausflug zur Verbotenen Stadt.
Am Abend des 20. verlässt Xiao das Hostel und fährt mit der Metro zum Pekinger Flughafen wo sie noch vor Mitternacht ankommt. Doch dann im letzten Moment noch eine Hürde beim Einchecken! Ohne einen Rückflug lassen sie Xiao nicht fliegen – also buche ich in allerletzter Minute noch einen Rückflug. Planmäßiger Start um 02.15 Uhr bei Schneeregen.
Nach 8,5 Std. landet Xiao (mit 5 Std. Zeitverschiebung) um 05.40 Uhr in Moskau und um 09.30 Uhr geht es weiter nach Stuttgart wo sie nach 3,5 Std. (mit weiteren 2 Std. Zeitverschiebung)um 10.55 Uhr landet. Nach einer letzten Befragung am Zoll in Stuttgart liegt Xiao schüchtern und müde aber glücklich in meinen Armen. In der „Knutschkugel“ (Smart) meiner Eltern fahren wir die 30 km nach Aidlingen, wo sie von „unseren“ glücklichen Eltern ganz liebevoll empfangen wird. Sie schließen ihre neue Tochter sofort ins Herz.
Sauerbraten und Spätzle mit und von unseren glücklichen Eltern – mein gewünschtes Mittagessen für diesen Festtag.
Nach Mittagsschlaf in meiner Wohnung unterm Dach, geht`s zu den Freunden vom Lindenhof und im Nachbarort Deufríngen.
Irgendwie gelingt es mir beim Flug ein wenig zu schlafen und als ich erwache wirde es gerade hell und die Karpaten sind zu sehen – Erinnerung an die ebenfalls ungeplante, WUNDERnvolle Tramptour 20 Monate zuvor. Nach 11 Stunden landet der KLM-flieger planmäßig in Amsterdam – durch die Zeitverschiebung ist es hier natürlich erst kurz nach halb Neun Morgens. So bin ich nach knapp 9 Monaten wieder in der Mitteleuropäischen Zeit. In Amsterdam habe ich 8 Stunden Aufenthalt und dann geht es bei Sonnenuntergang in einer knappen Flugstunde wieder ein klein wenig ostwärts bis Stuttgart. Mein Papa holt mich am Flughafen ab und damit er keinen Parkplatz nehmen muss warte ich vor dem Flughafengebäude – leider herrscht Stau auf der Autobahn, so dass ich in der Winternacht mit meinen dünnen, kurzen Sri Lanka Klamotten fast erfriere bis er endlich kommt. Nach knapp 30 km Autofahrt sind wir dann zuhause bei meinen Eltern in Aidlingen – mit insgesamt gut 9000 km und 22 Stunden habe ich genügend Abstand hinter Sri Lanka und mir gelassen. Mama und Papa weinen beide vor Freude. Sie waren die ganzen Monate über sehr sehr tapfer! „Wir wissen ja, dass das Leben auf dich aufpasst weil du so denken kannst“ – war 9 Monate zuvor ihr Antwort zu meiner Frage was sie zu m/einer unbestimmten Radtour denken – aber – nur ein paar Wochen bevor ich in diesem, für sie so fernen, unbekannten Land in Gefangenschaft kam, starb mein jüngerer Bruder Uli an Krebs – es war einfach auch viel für sie, unsere wunderbar aufopferungsvollen Eltern. Gestärkt durch ein komfortables Bett (ohne Nachtruhestörung durch laut diskutierende Afrikaner und 35 Grad tropische Schwüle) sowie reichhaltiger und liebevoll zubereiteter Mama-Hausmannskost heißt es jetzt, schnellstmöglich, mit Xiao via Chat- und Email-Kontakt all die vielen, benötigten Dokumente für ihre Ausreise aus China zu mir nach Schweden zu organisieren. Schon während meiner letzten Abschiebelager-Tage hatten wir uns um die Beantragung einer „Aufenthaltsgenehmigung für einen (zukünftigen) Ehepartner oder Zusammenlebenden in Schweden“ gekümmert aber mussten geschockt feststellen, dass diese mit 14 bis 18 Monaten Wartezeit verbunden ist – und das ist in Xiaos schrecklicher Situation natürlich undenkbar!!! Schließlich versteckt sie sich seit ihrer Abschiebung nach China, am 29. November, mittlerweile bei 6 verschiedenen Freundinnen in 4 verschiedenen Städten!
Inzwischen sind Xiao und Xin alleine im kleinen Appartement da ihr Freund seine Eltern besucht – so war es ursprünglich geplant, aber durch Xiaos ungeplante, frühzeitige Abreise von Victoria, ermöglichte das Leben ihr noch ein paar Tage zu dritt viel über Probleme und Abgründe in (vermeintlicher) Liebe zu erleben.
Ende Januar „feiert“ Xiao mit Xin in Peking das chinesische Neujahrsfest – das erste Mal in ihrem Leben ohne ihre Familie! Und ich darf Anfang Februar (unerwartet) mit Mama und Papas Brüdern und deren Frauen Papas 78. Geburtstag feiern.
An meinem Abreisetag, fragt mich Alyoush schüchtern-beschämt, ob ich ihm Geld leihen könne, da sein mühsam ersparter Heimflug verfallen ist, wegen eines „Fehlers“ der hohen, korrupten Herren der Einwanderbehörde! Ich bitte ihn niemandem von dem Geschenk zu sagen und bekomme Erlaubnis in den Ort zu gehen um Geld abzuheben und fahre dann via TukTuk-Taxi eine Ortschaft weiter um es in Dollar umzutauschen. Am Nachmittag zurück im Lager muss ich beginnen meine Sachen zu packen, da der Abschiebe-Fahrer mit einem Kombi wegen des sperrigen Radkartons für 21.30 Uhr bestellt ist. Nach dem Packen und ein letztes Mal den „Genuss“ von Reis in Zeitung, gibt es noch die herzliche Verabschiedung von meinen Lagerfreunden. Als mein Bewacher/Fahrer (der mich zur Abschiebung an den 45 km entfernten Flughafen bringen soll) mit einer halben Stunde Verspätung um 22 Uhr eintrifft, dauert es ganze 15 Minuten bis man das Vorhängeschloss des Gitters um unsere Baracke endlich aufbekommt und dann stellt sich noch heraus, dass er nicht wie abgemacht mit einem Kombi gekommen ist. Er scheint genervt und hochnäsig und hilft mir natürlich auch nicht beim Schleppen meines Gepäcks zum Pickup – aber ich bekomme wenigstens mit einiger Mühe alles verstaut. Bevor ich einsteige, fragt er mich welchen Weg er nehmen solle – Bundesstraße oder Autobahn? „Sie sind hier zuhause, Sir, nicht ich“ ist meine verwirrte Antwort – „ja, meint er, aber ohne Autobahn könnte es knapp werden – und die Autobahn kostet extra!“ Er will tatsächlich Geld von mir!?! „Erstens habe ich meine gesamten Restrupies an die Mitinsassen verteilt – und zweitens ist es nicht meine Sache rechtzeitig zu starten – ich bin schon viele Stunden startklar!“ Er nimmt die Bundesstraße und versucht mir unterwegs permanent Angst zu machen, dass am Flughafen sicher eine lange Schlange wäre und ich dann eben meinen Flug verpassen würde! Dann fragt er mich warum ich im Gefängnis gewesen wäre und ich meine es wäre zu komplex ihm dies zu erklären – er lässt nicht locker und als ich es ihm erzähle, unterbricht er mich laufend mit dem Einwand das sei doch alles total gelogen!?! „Sir, lassen sie mich doch bitte einfach in Ruhe – ich bin genug provoziert worden“ ist mein müder Kommentar. Wenn ich frech werden würde, könne er mich sofort ins Lager zurückfahren! „Sie können mir keine Angst machen – inzwischen nicht mehr Sir!“„ Als er dann nach Xiaos Alter fragt und meint ich hätte wohl überhaupt keinen Skrupel, reicht es mir. Ich verliere jeglichen Respekt vor ihm und lass ihn das jetzt auch deutlich hören. „Nur weil in ihrem Land Wahrheit und Rechte mit Füßen getreten werden und die Geldgier so groß ist, dass es zu einem Pädophilen-Paradies geworden ist, sollten sie nicht davon ausgehen, dass alle Menschen so sind!“ Jetzt habe ich meine Ruhe!
Rechtzeitig vor Mitternacht am Flughafen angekommen, geht er mit mir wie selbstverständlich an der kleinen Warteschlange vorbei direkt zum Eincheck-Schalter – so viel dazu – die vor Geldgier dummdreiste Verlogenheit hatte ich, vorher im Auto, vergessen zu erwähnen!!! Als ich mein Gepäck und das Fahrrad aufgegeben habe (bei dem mir auffällt, dass ich meinen Fahrradsessel im Camp vergessen habe – muss wohl unter ein Bett gerutscht sein), geht es mit meinem nunmehr freundlich-zuvorkommenden Begleiter zum Flughafen-Büro der Einwanderbehörde. Als ich da so sitze und auf meinen Pass warte, ruft plötzlich ein Mann vom Flughafengang herein: „Ha! Dich kenne ich! Ich weiß wer du bist!“ – er meint mich! Schnell springe ich auf und gehe direkt auf ihn zu (er erschrickt, wollte er doch wahrscheinlich mir Angst machen!) und sage ihm frech ins Gesicht: „Wenn sie mich kennen, dann sind sie einer der korrupten Lügner da oben!“ – und als er wütend wird, füge ich schnell und laut hinzu „wenn sie ein wenig Charakter haben und nicht nur eine große Klappe, dann geben sie mir ihren Namen – meinen kennen sie ja. Ich kann alle Namen da oben für die EU, die euch gutgläubig unterstützt, gut gebrauchen!“ Außer sich vor Wut entfernt er sich sehr schnellen Schrittes! Im Internierungslager hatte ich erfahren (nachdem mich das Schild „EU-subventioniert“ an unserem Gebäude interessierte), dass die EU nicht nur die Gebäudesanierungen gesponsert hat, sondern die Einwanderbehörde über 20 Euro pro Tag und „Gast“ bekommt – da die tatsächlichen Kosten der beschämenden Unterbringung und Verpflegung weit darunter liegen dürften, versteht sich von selbst, dass man über großen und lange dauernden „Besuch“ überhaupt nicht abgeneigt ist!!! Ich versuche eigentlich immer alle Menschen durch Mitgefühl und Verständnis zu verstehen/lieben – aber irgendwie scheint es seit dem Kidnapp-Versuch doch ein wenig (zu) viel für mich gewesen zu sein! Als mein Reisepass nach Mitternacht endlich fertig ist, bringt mich „mein Abschiebe-Fahrer“ Richtung Gate. Unterwegs verrät er mir, dass auch er in der Führung der Einwanderbehörde gearbeitet hätte, aber von dieser furchtbaren Lügen-Korruption dort oben regelrecht krank geworden sei und deshalb jetzt nur noch Fahrdienst mache. Das Virus scheint aber leider noch in ihm, aber hoffentlich sagt er ja diesmal die Wahrheit, wäre schön weil er jetzt sogar noch meint, dass ich in Ordnung wäre! Wir umarmen uns zum Abschied und als ich am Gate stehe gibt mir meinen Pass mit dem „REMOVED“ Stempel. Eine Stunde später sitze ich im KLM-Flieger gen Amsterdam und irgendwie kann ich es erst richtig glauben und mich entspannen, als wir in der Luft sind – gebranntes Kind… riecht schlecht! 😉
Am späten Vormittag (eigentlich war, wie schon ein paar Tage zuvor, der frühe Morgen geplant) holen uns (PaulFrank) schwerbewaffnete Polizisten für den Transfer zum Gericht im Lager ab. Als sie uns Handschellen anlegen wollen kann ich ihnen klarmachen, dass wir, wie sie ja hoffentlich wissen, nicht auf dem Weg ins Gefängnis sondern zu unserer Freiheit sind.
So geht es nun im Gefängnisbus zum 1,5 km entfernten Gangodawila-Gericht. In der Schnellgericht- „Abstellkammer“ müssen wir (PaulFrank) bestätigen, dass wir die komplette „Rechtsprechung“ unseres Falles anerkennen, da er nur so abgeschlossen werden kann! Danach frage ich den Richter, ob ich noch etwas persönliches vorbringen dürfe (zum Schrecken des Anwalts) und als dieser bejaht: „Sir, ich möchte sie fragen ob ihnen bewusst ist, dass dieser Polizist (2 Meter neben mir – der mit dem Prügel auf Pauls Kopf…) sie mehrmals belogen hat – das letzte Mal als sie ihn bei der letzten Verhandlung am 5. Dezember fragten ob meine Freundin noch im Lager sei.“ Ich verstehe natürlich nicht was der Richter mit dem Polizisten spricht, aber er scheint ihn wirklich damit zu konfrontieren, weil dieser sich kleinlaut zu verteidigen scheint – und als der Richter sich wieder mir zuwendet setze ich fort: „Sir, ich sage ihnen dies nicht weil ich ihn wegen der dreisten Gefühllosigkeit seinen Mitmenschen gegenüber verurteile – sein Hass ist schon selbstzerstörend genug – ich sage es ihnen, da ich während dieses Albtraumes, den meine Freundin und ich in den letzten dreieinhalb Monaten in ihrem einzigartig schönen, kleinen Land erleben mussten, immer wieder mal auch herzlich mitfühlende Menschen treffen durfte, die versuchten gerecht und fair zu sein – die aber durch unehrliche Menschen denen sie vertrauten, sei es gewollt oder ungewollt, leider ein Werkzeug der Korruption und damit natürlich auch selbst unglaubwürdig wurden! So kann man sicher schwerlich einen weiteren materiellen und geistigen Verfall aufhalten. Da sie auch ein herzlicher und mitfühlender Mensch zu sein scheinen, wünsche ich ihnen, dass sie kein solches Werkzeug zu sein brauchen.“ Der Polizist versteht es natürlich nicht – denn es ist auch wieder kein Dolmetscher da! Er würde es sowieso nicht verstehen, da Hass und Angst ja bekanntlich blind machen – Augen und Verstand – blind für das Gute und für Not! Unser Anwalt ist fassungslos wegen meiner Worte – denn so dreist-korrupt und geldgierig man hier auch ist, die Angst vor der (ehemals) gewaltig-korrupten Polizei und Justiz ist immer noch übermächtig. Doch der Richter hat mich wohl verstanden/gespürt – er lässt uns (Paul/Frank) gehen. Er scheint wohl nicht, im Gegensatz zu vielen anderen Sri-Lankesen, einen „arroganten und geilen (weil ein junges Mädchen verführenden) Ketzer“ in mir sehen zu wollen/müssen! Nachdem ich mich vom Richter per Handschlag dankend verabschiede (hätte ihn gerne umarmt aber er ist, vielleicht zum Glück nicht aufgestanden) und der Anwalt (immer noch geschockt wegen meiner für ihn Dummdreistigkeit) verächtlich meint er würde in den nächsten Tagen wegen der Bezahlung im Lager vorbeischauen, geht es, mit der Vorfreude auf meine baldige Freiheit (Abschiebung nach Deutschland – da ich einen deutschen Reisepass habe), im Gefängnisbus zurück zum nahen Abschiebelager.
Zurück im Lager heißt es für mich jetzt hoffen, dass meine Abschiebepapiere (wie vom Richter versprochen) spätestens am nächsten Tag bei der Migrationsbehörde sind. Der junge, schüchterne Pakistani Alyoush (hier auf dem Bett mit unserem chinesischen Lagerkollegen), der mir mein ehemaliges Bett überlassen hat und zunehmend mehr Vertrauen zu mir findet, bucht gerade einen Flug um in die Heimat abgeschoben zu werden. Das lieblose, dürftige und einseitige Reis-Essen stößt vor allem den Mitbewohnern auf, die schon viele Monate hier sind und deshalb landet es nicht selten in der Mülltonne vor den Toiletten – ganz zur Freude der Hunde und Ratten oder am Gitter für die Streifenhörnchen. Immer wieder gehe ich ins Büro des neuen Lager-Officers und bitte ihn doch nochmals wegen meinen Abschiebepapieren nachzufragen. Als dann der Rechtsanwalt kommt und sein „Honorar“ möchte, sage ich ihm, dass sein Auftrag für mich natürlich nicht abgeschlossen ist, solange meine Papiere nicht kommen und frage ihn auch warum der Herzstein und die Wildrose, die ich ihm am 28.11. in der Gerichtszelle für Xiao gegeben hatte, nicht bei ihr angekommen sind. Da wird er wütend und schreit beim Weggehen ausfällig beschimpfend, dass ich das blöde Geld behalten solle. Tags darauf wirft mich der neue, herzliche Lagerofficer wütend aus dem Büro, weil ich nicht locker lasse wegen meinen Papieren. Später lässt er mich wieder rein und gesteht mir verzweifelt, dass er auch nicht wisse was los sei denn es wäre alles sehr sonderbar in meinem Fall. Da umarme ich ihn herzlich und sage ihm es täte mir leid, dass er wegen der Korruption seiner Chefs so leiden müsse. Kurz darauf bittet er mich schnell hinaus, da sein oberster Chef käme! Diesen fange ich später vorm Büro ab um ihn zu fragen ob er wisse, dass man da oben Informationen über mich an unberechtigte Menschen (Aroshas Name erwähne ich nicht) weitergeben würde? Das interessiere ihn nicht, meint er herablassend. „Mich aber sehr und die EU eure Arbeitsweise bestimmt auch, wenn ich nicht bald hier raus komme!“ reagiere ich – und als ich ihn nach seinem Namen frage, rastet er total aus! Mehrfach schreiend, dass man seinen Namen nicht bekommen könne, verlässt er schnell das Lager. Es tut mir weh, diesen Menschen in ihrer Not aus dummdreister Korruption und Geldgier auch noch drohen zu müssen – aber es scheint das Einzige zu sein was hilft, denn… …am nächsten Tag sind dann wider erwarten plötzlich meine Papiere komplett und fertig, so dass ich meinen Flug buchen kann – für den 24.01. um 2 Uhr morgens von Colombo via Amsterdam nach Stuttgart. Am übernächsten Tag erlaubt mir der herzliche Lagerofficer sogar alleine das Lager zu verlassen um mich noch ein wenig auf dem Polizeigelände ums Lager umzusehen. So sehe ich zufällig (und verstehe nun), dass die Officers sich Fleisch aus dem Feuertopf in der schäbigen Küche holen, bevor die Reisportionen mit nur noch ein wenig Soße fürs Lager in Zeitung gewickelt wird.
Das Wunder meiner möglichen Abschiebung kommt am Silvester-Nachmittag – erstaunlich genug durch den korrupten Lager-Officer, den ich 6 Wochen zuvor vor Gericht umarmt habe, unmittelbar nachdem ich wegen seiner Falschaussage zu Gefängnis verurteilt wurde. Während er sich am Silvester-Nachmittag herzlich-freudig an meinem Bett von mir verabschiedet, da er (im Prinzip durch mich) eine neue Stelle am Flughafen bekommen hat, wundert er sich warum ich immer noch da sei?! Als ich ihm sage, dass ich (PaulFrank) Ende Februar meinen nächsten Gerichtstermin habe, sagt er: „Mein Gott, hat dir niemand erklärt, dass dies nur gilt wenn du dich nicht in dein Heimatland abschieben lässt? Sofort gehe ich mit dem neuen Officer zur Polizeiwache – aber der Polizeichef ist natürlich nicht da. Diesen verschlafe ich, während Xiao mit ihren Uni-Freundinnen feiert.
Erst ein paar Tage später als der Polizeichef von seinem Urlaub zurück ist bestätigt sich die Aussage des ehemaligen Lagerofficers. Trotz der Hilfe des neuen, herzlichen Lager-Officers (der sogar zittert als wir gemeinsam vor dem Polizei-Officers stehen um wegen meiner möglichen Abschiebung zu fragen – so groß ist immernoch die Angst vor dem ehemaligen Polizeistaat) schafft man es irgendwie (sei es durch Schlamperei oder absichtliche Zeitgewinnung), meinen Abschluss-Gerichtstermin nochmals gut 2 Wochen hinauszuzögern. Damit der Paul/Frank-Fall vor Gericht beendet werden kann braucht es nochmals „meinen“ Rechtsanwalt, weil die Officers hier im Internierungslager nur mit ihm „zusammenarbeiten“ (dürfen)!? Da Paul kein Geld hat, komme ich natürlich gerne auch für seine Anwaltskosten auf – schließlich hat er mir dieses „Abenteuer“ ermöglicht.
Plötzlich wird unsere Bewachung vervielfacht und sogar vom höheren Gebäude auf der anderen Straßenseite hinter unserer Baracke werden wir überwacht – denn – wie es sich für einen richtigen Albtraum gehört, bekommen wir für ein paar Nächte sogar noch einen eiskalten, chinesischen Profikiller als Bettnachbar!? Unterdessen lässt Xiao in Tianjin eine Geburtsurkunde anfertigen für eine Aufenthaltsgenehmigung in Schweden. Xiaos Tante (hat einen einflussreichen Mann mit 2 Krankenhäusern) bittet sie plötzlich herzlich doch zu ihr nach Baotou zu ziehen um ihr mit den Hunden zu helfen – aber es stellt sich heraus (was ich auch gefühlt habe), dass sie doch wider ihrem Versprechen wegen Xiao`s Situation mit deren Eltern in Kontakt steht. Als Xiao ablehnt bittet ihre Tochter, Xiaos Kusine, sich mit ihr zu treffen und als Xiao das auch ablehnt schält sich auch noch der einflussreiche Onkel ein und versucht Xiao zum Kommen zu überreden indem er anbietet mir aus dem Lager nach China zu helfen!?! Da Zara Mitte Januar in den Semesterferien zu ihren Eltern geht, nimmt Xiao die Einladung ihrer Uni-Freundin Victoria an und zieht nun vom Studentenzimmer mit Zara von Tianjin mit dem Zug 4 Std. und 700 km südlicher zu Victoria in die Wohnung ihrer Eltern in Qingdao – wobei der Vater momentan auf Geschäftsreise ist. Victoria ist homosexuell, was aber ihre Eltern natürlich niemals wissen dürfen. Aus der sonst so emanzipierten Victoria wird zuhause in Gegenwart der Mutter ein kleines unbeholfenes Mädchen ohne Stärke. Es scheint auch hier ein verstecktes Drama zwischen den Eltern und der Tochter zu geben – Leben weiß, wie wichtig es für Xiao ist, zu verstehen was in ihrem Land wirklich gespielt wird. Da Victorias Mutter fast nicht mit Xiao spricht, entscheidet sie sich schon nach ein paar Tagen zu ihrer Freundin Xin zu ziehen die mit ihrem Freund in Peking in einem Appartement wohnt.
Im Lager angekommen erfahre ich vor der Frauenbaracke, dass Xiao vor einer Woche deportiert wurde – die Gefängnis-Gerüchte also glaubwürdiger als der Richter! Die Russin in der Frauen-Baracke (ist schon länger mit ihrem Baby und ihrer Mutter im Lager) der sich Xiao anvertraut hatte gibt mir meine Tasche mit den Wertsachen und dem Smartphone. Xiao wartet wie wahnsinnig via Whatsapp schon 2 Tage auf meine Rückkehr und ist überglücklich. Sie erzählt mir, dass sie sich schon vor über einer Woche, unter dem großen Einschüchterungsdruck der Einwanderungsführung (nach 10 verzweifelten Tagen alleine mit ihrer schrecklicher Angst und einer Menge Schmerzen in Körper und Seele) für die Abschiebung nach China entscheiden musste und fragt mich jetzt, ob ich ihr deshalb böse wäre? (Was für eine Frage – meine Liebe versteht – und mein Vertrauen ins Leben nimmt an was kommt und ist – wie könnte ich ihr da böse sein.) Jetzt erfahre ich vom Wunder in letzter Sekunde ihrer wahnsinnigen Familie entkommen zu sein durch den mitfühlenden Angestellten der Einwanderungsbehörde und dass sie in China angekommen sofort bei einer Freundin untergetaucht sei und endlich ihre inzwischen gefährlich infizierten Wunden im Krankenhaus behandeln lassen konnte. Xiao meint ich solle doch nachschauen ob noch alles Geld da wäre, weil die Russin sie über Whatsapp gefragt hätte, ob viel Geld bei den Wertsachen sei, da anscheinend die Polizei im Lager gewesen wäre und die Tasche durchstöbert habe. Es fehlt alles an Rupien und viele 100 Euro – meine absolute Not-Reserve! Als ich es der Russin erzähle, bekommen es die anderen Frauen mit. Sie sind sich alle sicher, dass nie die Polizei da war und eine Frau behauptet sogar, gesehen zu haben wie die Russin an einem Tag heimlich viel Geld ihrem sri-lankischen Mann auf Besuch zugesteckt hat. Da es sich natürlich schnell im ganzen Lager herumspricht wollen alle, dass ich den Diebstahl bei der Polizei melde um die Russin zu überführen. Ich versuche meinen aufgebrachten Mitinsassen zu verstehen zu geben, dass es ein Geschenk an sie in ihrer furcht-baren Not sei, da sie doch leider (noch) zu stolz ist, um Hilfe zu bitten und dass eine Anzeige diese Not, vor allem für ihr Baby, bestimmt nicht kleiner machen würde – was bei der Not jedes Einzelnen im Lager natürlich nicht verstanden wird. Obwohl mein ehemaliges Bett jetzt ein junger Pakistani hat, macht dieser sofort für mich Platz und schläft fortan auf dem Tisch daneben. Mahmoud der Iraker im Bett neben mir nimmt es mir übel, dass ich die Russin nicht angezeigt habe – aber auch er ist korrupt und unfair den anderen gegenüber – ich sende ihm viel Liebe – mal sehen warum mir das Leben sofort wieder den Platz so dicht an seiner Seite zukommen lässt. In China musste Xiao inzwischen mit dem Zug ins Appartement zu ihrer Freundin Eve nach Tianjin umziehen, da Qing den Druck nicht aushält, den die Polizei auf Xiaos Freundinnen ausübt um sie zu finden – die Eltern lügen also weiter um ihre Tochter einzufangen – jetzt bei den chinesischen Behörden.
In Tianjin ist es Winter und Xiao hat mit Schuldgefühlen, ihrer Familie gegenüber, bis zur selbstzerstörenden Schmerzgrenze zu kämpfen. Im Lager herrscht Tristesse-Alltag. Am deutlichsten wird dieser durch den Sri Lankesen symbolisiert der apathisch seine Runden dreht und sich anscheinend als Amerikaner ausgebend schon ein halbes Leben hier verbringen „darf“ – psychiatrische Behandlung auf srilankesisch. Meine Situation im Lager sehe ich nun so: ohne ein Wunder werde ich wohl, wegen der Lügen und Korruption noch länger hier gefangen gehalten werden. Wie ich von Lakshita (der Armee-Officer der uns das Motorrad lieh) zufällig erfahre als er mich im Lager besucht, werde ich auch beschuldigt Polizisten geschlagen zu haben – aber dieser Lüge nachzugehen, daran scheinen weder Richter noch Anwalt wirklich interessiert. Solange Xiaos Familie die hohen Stellen in Sri Lanka so beeinflussen kann und die deutsche Botschaft, wie es scheint, keine Mittel gegen diese korrupten Verhältnisse hat oder weiß, werde ich Xiao wohl schwerlich wiedersehen können – und unser Wunsch, einfach und in Frieden/Liebe miteinander zu leben scheint sich, wenn überhaupt, nur in ferner Zukunft erfüllen zu können – aber – Leben weiß Auch wenn ich hier im Internierungslager wieder hinter Gittern bin und weiterhin Ratten sowie einseitiges Essen herrschen – zumindest haben wir Kontakt via Smartphone und ich habe ein Bett mit Moskitonetz, wenn auch ohne Matratze – und das Wichtigste: Xiao scheint, fürs Erste zumindest, vor ihrer Familie in Sicherheit zu sein.
Vor Weihnachten hat Eve keinen Platz mehr für Xiao weil die Mutter zu Besuch kommt und deshalb zieht sie zuerst ins 1 Std. entfernte Wohnheim ihrer Hochschul-Freundin Zia und ein paar Tage später zu unserer Freundin Zara in das Studentenwohnheim ihrer ehemaligen Nankai-Univerität. Im Lager wird in unserem Nebenbau weihnachtlich gekocht – immer unter Kontrolle und Anweisung von Mahmoud wie es scheint. Die Leute kaufen ihm sein Schauspiel der Stärke/Autorität zur Kompensierung seiner Not ab, deshalb darf er es sich erlauben den korrupten Officer zu schmieren um öfters spät Abends unbehelligt über den Zaun hinterm Gebäude steigen zu können um ins Spielcasino und zu seiner Freundin gehen zu können die er dann am nächsten Tag am Telefon, zur Freude der Lagerkumpels, wie ein Sklaven-Flittchen behandelt. Während Xiaos Infektionen allmählich heilen, bekommen wir im Lager an Heilig Abend eine für mich schockierende Bescherung: Als ich am frühen Morgen durch lautes Motorengeräusch aufwache, springe ich erschrocken auf um Feuer zu alarmieren da alles in unserer Baracke total vernebelt ist. Wie es sich herausstellt ist es der ganz normale Wahnsinn der Stechmückenbekämpfung – als wenn der tägliche Rauch der Plastikmüll-Verbrennung genau vor unserer Barackentüre nicht schon Gift genug wäre. Mahmoud und seine Freunde denken (religionsbedingt) natürlich nicht an Weihnacht und bei mir will verständlicherweise keine richtige Weihnachtsstimmung aufkommen – eingesperrt bei 40 Grad und gut das doppelte in Prozent an Luftfeuchtigkeit! Ein WUNDERnvolle Weihnachtsgeschenk ist, dass ich mich an Xiaos Liebe zu mir trotz ihrer furcht-baren Situation erfreuen darf und sehr dankbar bin für unseren ständigen Kontakt via Whatsapp und Facebook der schon früh morgens nach dem Aufstehen, auf der Terrasse mit den Hunden zu meinen Füßen beginnt. Zwischen den Festtagen bittet mich Mahmoud um Geld für ihre Kocherei zur Essensaufwertung und meine Ration wird ab dann auch etwas bereichert.
Am 5. Dezember geht`s im Gefängnisbus wieder zum Gangodawila-Gericht, wo uns (PaulFrank!?!) der Richter mitteilt, er würde uns nicht mehr zurück ins Gefängnis schicken und dass wir deshalb wieder ins Internierungslager gebracht werden würden – von seiner Idee mit unserer Visum-Verlängerung während der 12 weiteren Gefängnis-Tage, scheint er nichts mehr zu wissen – aber das bestätigt ja nur mein Gefühl das ich eh gleich hatte! Ich frage den Richter, ob Xiao noch im Lager sei? Nachdem er den Polizisten (der in Zivil auf Pauls Kopf den Prügel zersplittern wollte) gefragt hat antwortet er mir, ja, das sei sie! Mit feuchten Augen bedankte ich mich. Fast hätte ich vor Freude überhört, dass unser nächster Gerichtstermin Ende Februar ist!?! Auch wenn ich es nicht verstehen kann und will – das ist jetzt nicht so wichtig!!! Doch anstatt ins Lager kommen wir wieder ins Gefängnis. Das sei normal ist Pauls (erfahrener Sri Lanka Knasti) coole Antwort auf der Rückfahrt im prallvollen, vergitterten Gefängnisbus – der auch noch den Geist aufgibt. Zuvor sind wir hier drinnen einer Schlägerei mit anderen Gefangenen nur knapp entgangen, die Paul aus einer Laune heraus extrem provoziert hatte – mit mir an sein Handgelenk geschellt wohlgemerkt!!! Als ich nun genauer wissen will, warum wir nochmals ins Gefängnis zurück müssten, wird er hochnäsig frech zu mir. Das ändert sich aber, als ich ihn frage ob es ihm nicht bewusst sei, dass er ohne meinen entsetzten, sehr lauten Ausruf (der aus mir in Sri Lanka automatisch Pauls Komplize und damit Mittäter machte) vielleicht nicht mehr so überheblich sein könne – als geistiger Idiot oder 1,80 Meter tiefer – nach einem auf seinem Kopf zerborstenen dicken Prügel! Von da an ist unser Respekt gegenseitig! Als wir den Gefängniskomplex erreichen sehe ich erstmals den vorweihnachtlichen Andrang der Häftling-Angehörigen mit Nahrung.
Während Xiao ihre Wunden bei Qing in Baoting pflegt warte ich am nächsten Tag ab 6 Uhr morgens vorm Officer-Büro auf meine Entlassung. Paul scheint es nicht so wichtig – er hat hier mehr Freunde als im Lager! Am Abend meint der hohe 2-Sterne-Officer, der mich schon den ganzen Tag vertröstet hat, dass es ihm leid täte, aber es wäre momentan kein Personal da um uns zum Lager zu bringen – aber gleich morgen früh! Das Selbe am nächsten Tag! Nach weiteren Stunden des Wartens seit 6 Uhr morgens und gutgemeinten Vertröstungen meine ich verärgert zu ihm, dass die allgemeine Unzuverlässigkeit in seinem Land die großen Probleme sicher nicht geringer machen würde. Plötzlich werden alle untergeordneten Offiziere und Wärter im Büro abrupt leise und ich sehe Schadenfreude in vielen verbitterten Augen, da sie sicher erwarten, dass ich jetzt Höchststrafe bekommen werde – aber der hohe Officer sagt nur ganz mild, doch so, dass es alle im Raum hören können: „Dieser Mann hat recht – er ist ein guter Mensch“ „Ich würde sie gerne Umarmen wenn uns das Leben eines Tages unter menschlicheren Umständen wieder zusammenkommen lässt – mit mehr gefühlvollen Menschen wie ihnen, in brisanten Positionen, hätten wir eine bessere Welt!“ sage ich mit Tränen in den Augen zu ihm. Hat mich der mitfühlende, hohe Offizier wirklich nur gespürt oder hatte der zuvor so mürrische, gefühlskalte Wärter, dem ich energetisch helfen durfte, nicht nur mich überglücklich von seiner kleinen Wunder-Heilung wissen lassen? Diese herzliche Begegnung macht den Entlassungsaufschub erträglicher – auch wenn ich mein Wiedersehen mit Xiao natürlich kaum mehr erwarten kann. Beim Entlassungsarzt wird klar, wie wichtig diese Begegnung mit dem hohen 2-Sterne-Offizier war, kann doch der Officer (den er anscheinend mehr zu meinem Schutz als zur Bewachung mit mir geschickt hat) gerade noch verhindern, dass dieser herzlos arrogante Arzt mich noch im allerletzten Moment als psychisch krank in die Psychiatrie einliefern lässt – danke liebes Leben! Vom Gefängnis werden wir (PaulFrank) in einem normalen PKW zur Migrationsbehörde ins 6 km entfernte Battaramulla gefahren. Hier müssen wir stundenlang warten, bekommen Essen und werden schriftlich aus dem Gefängnis entlassen bevor es 5 km weiter zum Abschiebelager in Mirihana geht.