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Erfahrungen

Wenn es nicht nach dem Willen geht…

…und es (im Nachhinein) trotzdem Sinn macht 🙃

Das plötzliche (Thriller-würdige) Ende meiner lang geplanten und ersehnten Wunsch/Traum-Motorradtour ums Mittelmeer.

Auf der leicht abschüssigen noch feuchten Küstenstraße (5) im Golf von Patras (Griechenland) rutscht plötzlich das Hinterrad des vor mir fahrenden Motorrades kurz weg (Ralf und Kerstin, die ich auf dem letzten Campingplatz kennengelernt habe). Obwohl ich ca. 50 m Abstand bei nur ca. 60 km/h habe, ziehe ich reflexmäßig (natürlich, als Ex-MotoCrosser) mit 2 Fingern ganz leicht am Bremshebel – sofort rutscht mein Vorderrad weg und ich rutsche fast widerstandslos auf der Straße sitzend neben meinem Caribu her!
Da die Straße eine ganz leichte Linksbiegung macht, kommen Motorrad und ich der Leitplanke immer näher und um nicht mit dem Körper in einen der vielen scharfkantigen Leitplanken-Pfosten zu krachen, habe ich sogar noch die Zeit mit meinem rechten Fuß einen der nächsten Pfosten zum Abfangen auszusuchen. Ein stechender Schmerz im Mittelfuß und gleich darauf ein metallisches Krachen vom Caribu, das einen Pfosten später eingeschlagen ist.
Scheiß Leitplanke schreie ich und als ich den Fuß belasten möchte wird aus dem zornigen ein schmerzvoller Aufschrei.
Ich hüpfe auf einem Bein zum Caribu und sehe das durchtrennte Tauchrohr der Vorderrad-Gabel. Jetzt wo mir bewusst wird, dass dies hier (nach knapp 3 Wochen und gut 5000 km – nicht mal ein Viertel der geplanten Tour!) wohl schon das Ende meines Mittelmeer-Umrundung-Traumes ist, mache ich auf einem Bein hüpfend noch ein letztes Foto.
Ralf muss es im Rückspiegel gesehen haben, denn er hat mit Kerstin sofort umgedreht und erklärt mir nun, dass er gar nichts machen musste, da das Wegrutschen seines Hinterrades nur ganz kurz war und die Straße sofort wieder Gripp hatte.
Also muss ich genau am Anfang des unverständlich rutschigen aber nicht ersichtlichen Stückes zu schnell und unnötig reagiert haben.
Als ich nun sehe, dass es 20 Meter weiter direkt hinter der Leitplanke senkrecht sehr tief zum Meer abfällt, nehme ich meine Beschimpfungen auf die Leitplanke zurück!

UND JETZT BEGINT DER EIGENTLICHE THRILLER !!!
Nachdem immer mehr Menschen dazukommen, steht plötzlich auch die Polizei da und redet wie wild (in für uns 3 natürlich unverständlichem griechisch) auf mich ein. Dann wird das ein altes Auto auf der Gegenfahrbahn angehalten und unter meinen Protesten werde ich zum hilflosen älteren Fahrer in die klapprige Kiste gedrängt. Dass es in unserer Reiserichtung doch nur 20 km bis Patras (der nächsten großen Stadt) sind, scheint nicht zu interessieren. Ralf schiebt mir gerade noch den vorher gefüllten Müllsack mit meinen nötigsten Utensilien und Helm hinterher und meint sie würden sich ums Motorrad kümmern.
Nach abenteuerlichen knapp 30 km Fahrt – bei der ich vor Todesangst für kurze Momente sogar die fürchterlichen Schmerzen im rechten Mittelfuß vergesse – setzt mich der wahrscheinlich angetrunkene Fahrer in seiner fast bremsenlosen Klapperkiste mit Lenkproblemen in einem kleinen Hospital in Missolonghi ab.
Während ich lange Zeit alleine auf einer Pritsche in einer Art Abstellkammer liege, greift plötzlich jemand nach meinem neben mir stehenden Müllsack – im letzten Moment kann ich ihn gerade noch an mich reißen und fest umklammern während kleine Hände nach meiner Jacke greifen die ich auch noch rechtzeitig retten kann! Es ist eine Zigeunerin mit ihren Kindern! Ich schreie wie wahnsinnig vor Wut und Schrecken, so dass sie schnell die Kammer verlassen und mit den herbeieilenden Schwestern endlich auch meine lange schmerzvolle Wartezeit beendet ist.
Draußen ist es schon dunkel und es scheint nur noch ein „Weißkittel“ (mit nur sehr dürftigen Englisch-Kenntnissen) zu „arbeiten“.
Nachdem ich ihm deutlich meine Schmerzen im Mittelfuß klargemacht habe, röntgt er nur mein Sprunggelenk?! Mein verzweifeltes Erklären der Verletzung im Mittelfuß tut er nur hochnäsig ab.
Die Röntgenbilder zeigen zu seiner Erleichterung natürlich keine sichtbare Verletzung und er gibt mir ein paar Spritzen – die meine großen Schmerzen aber leider nur kurzzeitig und mäßig lindern!?
Nach einer weiteren längeren Wartezeit werde ich mit Müllsack und Röntgenbildern in einen Krankenwagen gelegt, der mich die 50 km durch die Nacht und mit der kurzen Fähre nach Patras in ein richtiges Krankenhaus bringt.
Hier werde ich total erschöpft sofort nochmals, nun von einem einigermaßen Englisch sprechenden Arzt, untersucht der auch auf meinen Schmerz-Hinweis eingeht und den Mittelfuß röntgt.
4 Mittelfußknochen sind durchschlagen, genau so wie ich mich mit dem Fuß am Leitplankenpfosten abgefangen habe – durch die stabile Motorradstiefelsohle! Er meint kopfschüttelnd die „gesunden Röntgenbilder“ des Hospitals betrachtend: „Bungler“ (Pfuscher) und er zeigt mir, dass die Bruchenden eines der gebrochenen Knochen unschön übereinander liegen. Er meint, es wäre wahrscheinlich ein Nerv dazwischen eingeklemmt, weshalb ich so starke Schmerzen hätte. Er würde mir raten, das schnellstmöglich in Deutschland machen zu lassen, da es nicht ganz unkompliziert wäre.
Welches Mittel mir denn im Hospital gespritzt worden wäre wollte er wissen, da dort niemand mehr zu erreichen wäre und vom Pfuscher schriftlich nichts festgehalten worden sei – da ich es natürlich auch nicht weiß, könne er mir nur leichte Schmerzmittel geben und hoffen, dass ich die Nacht irgendwie zum wichtigen Schlaf finde.
Leider würde im total überfüllten Krankenhaus momentan wiedermal gestreikt, weshalb er sich schon jetzt entschuldigen möchte.
Ich werde um Mitternacht in meinem klapprigen Krankenbett irgendwo auf dem total schmutzigen Flur zwischen vielen anderen Betten und regem Verkehr, der laut helfenden und zumeist rauchenden Angehörigen, deponiert. Auf meinen Beistell-Tisch wird noch ein Plastikbecher mit Wasser platziert und als ich ihn irgendwann in der fast schlaflosen Nacht vollends ausdrinken möchte, sehe ich im allerletzten Moment, dass mehrere Zigarettenkippen drin schwimmen!
Als ich dann irgendwann gegen Morgen eingenickt bin, werde ich unsanft wachgerüttelt – von 2 Polizisten die in wildem griechisch auf mich einreden und mir einen griechischen Wisch zum unterschreiben unter die Nase halten. Hier und so unterschreibe ich (vielleicht mein Todesurteil) natürlich nicht, was sie erzürnt und fast handgreiflich macht.
Jetzt fange ich (wieder) an wie panisch extrem zu schreien – was ja gestern bei der Zigeunerfamilie und den herbeieilenden Schwestern auch Wunder bewirkt hat! Die jetzt herbeieilenden Ärzte schicken zuerst mal die Polizisten weg und erklären mir, dass mir nachher eine Gipsschiene angebracht würde und ich, wenn ich das Krankenhaus damit sofort verlassen würde, auch nicht bezahlen müsse?!?
Während mir der Gips angelegt wird, kommen Ralf und Kerstin und berichten, dass mein „Caribu“ hier in Patras zwar auf dem Gehweg, aber wenigstens vor einer Polizeiwache abgestellt worden wäre und wir so hoffen könnten, dass das Motorrad dort wenigsten nicht geklaut oder die Gepäckboxen-Schlösser nicht aufgebrochen würden.
Später kommen die Polizisten wieder – mit einem in Griechenland lebenden Franzosen der ein wenig Englisch kann!!!
Als er versucht mir den griechischen Polizeiwisch holprig zu übersetzen, schüttle ich den Kopf und beginne wieder wirkungsvoll zu schreien.
Meinen natürlich auch total erschrockenen Freunden Kerstin und Ralf erkläre ich, dass es keine Panik oder Schock-Zustand ist, sondern nur mein sehr hilfreiches Not-Werkzeug.
Da sie momentan nichts weiter für mich tun können und ich ihre Reise schon genug aufgehalten habe, möchte ich mich von ihnen ganz herzlich verabschieden – auf ihre Frage, wie ich das hier alleine schaffen wolle, meine ich nur, dass sie ja gerade erleben durften wie ich mich schon recht gut zurechtfinde in diesem Schlamassel – solange meine Stimme nicht bricht 😉
Mit meinem riesigen, vollen Müllsack unterm Arm humple ich krumm auf Krücken in Richtung ungewissem (Krankenhaus)Ausgang und „leihe“ mir kurzerhand einen Rollstuhl, der in einer Ecke auf mich zu warten scheint.
So komme ich etwas komfortabler zu einer Telefonzelle in der chaotischen Eingangshalle und rufe mit meinem Euroschutzbrief den ADAC Ausland-Notdienst in München an.
Nachdem ich dem Mann meine prekäre Situation erklärt habe, meint er: „sie scheinen sich ja zu helfen zu wissen – nehmen sie ein Taxi und verhandeln einen guten Preis für die Fahrt zur Privatklinik im gut 200 km entfernten Athen. Wenn sie dort angekommen sind, können sie entspannend richtige Hilfe erwarten.“
Nach geraumer Zeit hält an der Hauptstraße im Rollstuhl hinter meinem großen Müllsack hervorgestikulierend endlich ein Taxi dessen Fahrer sogar auf den vom fitten ADAC-Mann vorgeschlagenen Preis eingeht.
Wir sind direkt vor der Privatklinik mitten in Athen als ich gute 3 Stunden später von ihm geweckt werde! Er hätte mich auch in die Hölle fahren können, so fest habe ich geschlafen – war halt doch a bisle viel Action und a bisle wenig Schlaf für Klein-Frange die letzten 24 Stunden!!!
In der modernen Klinik komme ich zu einem alten Mann in ein 2-Bett-Zimmer, mit dem ich mich noch den restlichen Tag gut unterhalte – wenn ich nicht gerade in (m)einer Telefon-Konferenz(-Premiere) mit ADAC, deutschem Arzt und meiner Rückreise-Begleitung bin.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist der liebe alte Mann für immer „heim“gegangen – was ich, mich über nichts mehr wundernd, der Schwester melde.
Die Versorgung in der Privatklinik lässt keine Wünsche offen (vielleicht ist Frange auch extra genügsam nach all dem Erlebten) nur meine geplante Rückreise scheint dem ADAC größere Sorgen zu machen, da ich ohne mein im Reisepass eingetragenes Motorrad eigentlich das Land nicht verlassen, die Operation in Deutschland aber auf die bürokratischen Wochen nicht warten kann!
Glücklicherweise liegen zwischen Motorrad- und Frank-Eintrag im Reisepass viele Seiten und wir hoffen, dass es nicht bemerkt wird, da ich den Reisepass so präpariere, dass er automatisch bei meinem Eintrag aufspringt wenn man ihn ablegt.
Meine Reisebegleitung ist eine Stuttgarterin die in Athen lebt und so durch den Nebenjob beim ADAC immer mal wieder kostenlos ihrer alten Heimat einen Besuch abstatten kann.
Sie ist auf der Fahrt durch Athen (wo es vor ein paar Tagen geschneit hat – Anfang Mai wohlbemerkt!) immer an meiner Rollstuhl-Seite (der diesmal offiziell geliehen ist). Nur am Flughafen zwischen Einchecken und Betreten des Flugzeugs sind wir natürlich getrennt, da ich via Lastenaufzug ins Flugzeug gelangen soll.
Mein Reisepass öffnet sich wie geplant bei meinem Eintrag und obwohl man den Helm in der großen Mülltüte vor mir (nicht nur beim Röntgen) deutlich sieht, schöpft man(n) keinen Verdacht – die griechische Mentalität hilft mir diesmal.
Als mich ein Flughafenangestellter in meinem Rollstuhl (unter riesigen Flügeln durch) über das riesige Rollfeld in Richtung Flugzeug schiebt, bemerke ich plötzlich einige Meter vor uns die länglichen Öffnungen eines Regenrinnengitters genau in unserer Fahrtrichtung! Ich hoffe, dass die kleinen Vorderräder des Rollstuhls nicht gerade darin verschwinden – doch es passt – und schwungvoll werde ich aus dem Rollstuhl gekippt, kann mich aber durch einen schnellen Vorwärtssprung, den großen Müllsackauf fest umklammert, auf einem Bein landend vor den gekippten Rollstuhl retten.
Mein Schieber ist todesbleich – und oben auf der Aussichts-Terrasse und hinter den Aussichtsfenstern applaudieren begeisterte Menschen.
Ich drücke ihn kurz mit einem Zwinkern und dem Müllsack zwischen uns und genieße dann meine Panorama-Fahrt auf dem offenen Lasten-Aufzug hinauf ins Flugzeug!
Der Heimflug verläuft erschreckend reibungslos, ja fast schon langweilig 😉
Im Böblinger Krankenhaus werde ich, zu meiner freudigen Überraschung, von meiner ehemaligen Klassenkameradin Beate betreut, die hier als OP-Schwester arbeitet.
Von hier aus melde ich mich bei meinen Eltern, die mir auch erst jetzt helfen könnten – und denen dadurch viel sorgen erspart blieb.

Ohne diesen Unfall und damit Abbruch meiner Reise, hätte ich wahrscheinlich meinen gutbezahlten sicheren Job beim kalten Mercedes-Benz-Konzern nicht so einfach loslassen und mir etwas Neues nicht zufallen können.
Nämlich die herzliche Zweimann-Firma Stetzler in Aidlingen wo Udo, der Chef, mich seit mein „Caribu-Eigenbau“ zu seinem Erstaunen beim TÜV eingetragen wurde, gerne anstellen wollte und ich nun mit Gips zur Probe arbeitete und dann sieben Jahre mit viel Freude meine Arbeitskraft und Ideen einbringen durfte…
So hat am Ende alles seinen Sinn – Danke liebes „Leben…“ 😍

Ein paar Wochen später bringt mir der ADAC mein „CARIBU“ nach Hause. Anscheinend hatte es die ganze Zeit auf der Straße vor der griechischen Polizeiwache gestanden und das einzige was aus den nicht abgeschlossenen Alu-Boxen verschwand war ein Pornoheftchen, das ich mir in Rom gekauft hatte – ein wenig Sch(w)und ist immer und den Ordnungshütern sei ein wenig Freude im Dienst gegönnt 🙃

Das war im Sommer 1987.
1994 hat mich das Leben in meine seitherige Heimat Schwedisch-Lappland am Polarkreis geführt, wo ich 2016 plötzlich Zeichen bekomme für eine Radtour die mich ungeplant und ziellos WUNDERnvollst bis nach und durch China führt.
Das albtraumartige Ende dieser Tour ist mit lebensgefährlicher Krankheit, Kidnap-Versuch, Diebstahl, Sachbeschädigung, Morddrohung, Verleumdung, Kopfgeldjagd, Verschwörung, Verhaftung, Korruption, Gericht, Abschiebelager, Horror-Knast, Abschiebung… noch unglaublicher und führt schlussendlich zur Freiheit meiner Seelen-Begegnung (und seit 2017 Frau) Xiao.
ABER‼️
Durch die schwedische Mentalität und die Geschehnisse in der Welt,  war der vermeintliche Albtraum erst vier Jahre später ausgestanden – Leben weiß und kann – wenn man ihm total vertraut 😍

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Erfahrungen

Mein STIEFRA-Yamaha Eigen-Umbau

STIEFRA-Yamaha XT 600 Bj. 1985
Umbau 1986/87 – Eigenbau mit Zulassung

–  43-Liter-Tank aus 1,5 mm Stahlblech, Alu-flammgespritzt und Pulverbeschichtet
–  Sitzbank mit großem Werkzeugfach und aufklappbarem Soziusplatz als Lehne für Alu-Topbox

Alle Umbauten sind problemlos auf Originalzustand zu ändern.8

Reise-Eigenanfertigungen (ohne TÜV-Abnahme)

– Gepäckträgersystem mit Aufbocksystem, Öltank und Reservereifenhalter
-Alu-Boxen mit Innentaschen und Deckel als Tisch-Funktion

April 1987 – mit selbstgebautem Gepäcksystem fertig zur langgeplanten Mittelmeerumrundung.
Abschied von Freundin Christine, ihrer Freundin und Mama
Mai 1987 – Mittagspause am Ätna-Vulkan (nach mühsamer Lava-Gelände-Hochfahrt)
und dann nach 3 Wochen in Griechenland das plötzliche (Thriller-würdige) Ende der Tour
Juni 1988 – mit Freundin Christine und abgespecktem Gepäcksystem auf Tour zum Nordkap.
Eine Woche nachdem wir zurück sind habe ich ein kritisch-tierisches Erlebnis während der Fahrt
Januar 1991 – Elefantentreffen Thurmannsbang-Solla
Nach der mir zugefallenen Auswanderung an den schwedischen Polarkreis umgebaut für den Job als Lappland-Tourenguide
1998 – mit Freundin Sanne und Reisegästen am Svartisen-Gletscher

Erweiterung zur „Caribu“

– Verkleidung mit Cockpitscheibe um 15cm erhöht – Gepäckplatz unterm Scheinwerfer 
–  Einzel-Instrumentkonsolen aus V2A zur Instrumenttrennung wegen Tankrucksack 
– Seitendeckel aus geschmiedetem Alu-Blech und Handprotektoren aus Kunststoff
– Motorschutz-Verkleidungseinheit aus Stahl-V2A-Alu-Kombination
– V2A-Gepäckbrücke mit Packtaschenhalter und Gepäckfach
–  Soziusfussrasten-Vorverlegung aus V2A

Alle Umbauten sind problemlos auf Originalzustand zu ändern.

Herbstsommer 2002 – Lappland-Rundtour
Wegen fehlendem Anlasser fahre ich mit der „Caribu“ und Freundin Silvie auf der Anfang des Jahres fertig umgebauten STIEFRA-BMW
Seit 2007 total abgespeckt zum Trial-Motorrad für Fahrertrainings im Einsatz (natürlich als Ex-Crosser)
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Erfahrungen über mich/uns

Jugoslawien-Motorradtour 1986

Überladene Wetterflucht bis kurz vor Albanien

Aus meinem Fotoalbum
12.6.1986, Aidlingen
Mein Freund Rainer (ehemaliger Maschinenschlosser-Ausbildungskollege bei Daimler) hat bei mir geschlafen.
Um 5 Uhr sind wir aufgestanden, haben eine neue Kupplung eingebaut und die 1000 Sachen zusammen- und aufgepackt…
…und jetzt bekommen wir Bedenken am Restangebot der Sitzfläche!
Probesitzung!!!
(sogar Fotograf-Mama scheint die Luft anzuhalten)
A bisle eng ist ja toll – doch das hier ist zu toll.
Um 13 Uhr kamen wir dann endlich los.
Bei Nieselregen ging`s auf der Autobahn Richtung Salzburg.
Ab Augsburg wurde aus Niesel- Dauerregen und nun nach 5 Std. und zweitem Tankstopp vor der Österreich-Grenze werden aus zwei „heissen Typen“ langsam aber sicher Eiszapfen!
📌 Rastplatz Bad Reichenhall Süd
Auch in Richtung Spittal verspricht der Himmel keine Wetterbesserung.
Die total überladene Honda schwimmt nicht schlecht bei nasser Fahrbahn.
Bei den Stopps hat der gute Rainer jedesmal viel zu erledigen:
– pinkeln (zu viel eingedrungene Nässe?)
– Kartenlesen (um den warmen Süden schneller näherzubringen!?)
– Gymnastikübungen (gegen aufkommende Platzangst?)
📌 Rastplatz A10 Tauernautobahn
Kaum ist Rainer der Steuermann, lässt die Sonne uns merken, dass es sie noch gibt.
Wir flippen fast aus, obwohl sie schon bald untergehen wird.
📌 A10 Tauernautobahn
Wir fahren Villach entgegen…
…es wird Zeit, nach einer Schlafgelegenheit Ausschau zu halten!
📌 Spittal an der Drau
Durch ein Loch in der Wolkenwand erhellt die Sonne Spittal – wir nehmen es als Gute-Nacht-Gruß
13.6.1986
Am Fuße des Wurzenpasses haben wir am Vorabend von einem Bauer nach längerem Überlegen seine Heuhütte zum Schlafen bekommen.
Es nieselt wieder als wir um 9.30 Uhr Richtung Jugoslawien-Grenze aufbrechen.
Der Vršič-Pass hat 55 Serpentinenkehren und ist eine echt jugoslawische Enduro-Straße als Alternative zur Hauptverbindung nach Rijeka
Der Pass ist ein Genuss für die Augen und für`s Motorradler-Herz.
Auf der Passhöhe (1611 m) angekommen ist niemand da um uns zusammen auf`s Bild zu bringen – und Selbstauslöser hat die Pocketkamera nicht. Also macht jeder von uns ein Bild vom Anderen ☺️
Bei der Abfahrt werden wir ca. 10 km auf einen sehr steilen Feldweg umgeleitet.
Eine Tortour mit einem 350 kg schweren Lastenesel durchs Gelände, dessen Vorderteil wenn immer möglich störrisch gen Himmel will 🙃
Endlich unten und Sonnenschein!
Alle Regenklamotten schnellstens vom Leib.
Der gute Rainer kämpft zum Glück nur mit dem (Regen-)Stiefel 😜
Im Tal entlang der italienischen Grenze Richtung Rijeka.
Viele deutsche Motorradfahrer sind unterwegs zum Straßenmotorrad-WM-Lauf dort.
📌 Tolmin
Rijeka haben wir schnellstens hinter uns gelassen – einen Sturm (Bora-Fallwind) haben wir noch vor uns – was wir leider oder zum Glück noch nicht ahnen.
📌 Bakar
Über der Insel Krk ist noch strahlender Himmel – sonst macht es, wie gehabt, leider wieder überall dicht.
Wird wieder Zeit nach einem trockenen Schlafplatz zu suchen
14.6.1986
Nach 400 Tages-km, einsetzendem Regen und Dunkel haben wir uns (ganz gegen mein Reise-Prinzip) müde und kalt für diese Pension entschieden.
📌 Starigrad-Paklenica
Heute Morgen regnet es zwar nimmer aber es ziehen schon wieder dicke Wolken vom Gebirge auf uns zu – also weiter südwärts.
Wie nun mit diesen Honda-Tourern habe ich hier schon 2 Jahre zuvor (bei der Motorradtour alleine auf meiner Yamaha RD350LC) mit Harry und seiner Freundin aus Korbach (auf der tollen Honda CB1100R) Smalltalk gehalten. Leider sind sie ein paar Tage zuvor gestürzt und konnten wegen der Aufschürfungen nicht mehr baden.
Sie habe ich 1985 während meiner Marinezeit in Kiel und 1988 auf der Rückfahrt der Nordkap-Motorradtour besucht und werde ihn erst 2023 auf dem Rückweg mit dem Motorroller von Deutschland in meine mir 1991 zugefallene Wahlheimat Lappland überglücklich wiedersehen.
Die 2 Honda-Freunde können sich nicht vorstellen dass wir auf unserem Schwertransporter noch Platz haben und er überhaupt noch fahrbar ist – nicht ganz unbegründet 😎
Zuversichtlich weiter gen Süden und zunehmender Hitze. Rainer wird natürlich immer nervös wenn ich die Fuhre fürs Foto einhändig auf Kurs halte – aber schließlich ist meine Motocross-Erfahrung nicht umsonst 😘
Rainer traut dem Wetter trotz der großen Wärme noch nicht so ganz…
…und während ich auf Knipstour gehe…
…tankt er Sonne voll 😊
Brücke übers Meer bei Šibenik
Nachdem wir an den Vortagen 1000 km gefroren haben, sind wir jetzt beim Rasten froh über Schatten.
📌 Omiš
Seine Nerven schonend macht Rainer mit meiner Pocket-Kamera den selbigen Mann
Traumhafte Panoramen…
…der tollen Steilküste entlang…
und als das Vorderrad in voller Fahrt wiedermal durch den Bora-Fallwind und die rücklastige Überladung abhebt, gibt mir Rainer einen schlagkräftigen Grund etwas gemächlicher zu fahren…
Ich schau dir in die kleinen Augen 🙃
Idyllische Städtchen zwischen Bergen und Meer
Und sie funktionierte doch/noch – Leben sei Dank für Rainer und Frank bei dem kleinen Tank 😘
Und weiter mit vollem Tank – wobei die 10 Liter nichts ausmachen gegen den Fallwind
Kurze Pause…
…kurz vor Dubrovnik
Kurze Fähre von Kamenari…
…nach Lepetane
Nach gut 500 Tages-km der Küste entlang beziehen wir 60 km vor der albanischen Grenze diesen Campingplatz bei Budva am Strand „Plaza Jaz“…
…uns wundernd über so viel Platz direkt am Meer
Aber wo ist die Sonne geblieben?
Hier „kocht“ der Chef – auf kleinstem weil einzigem Gasfeld
Nach unserer ersten gemeinsamen Zeltnacht dürfen wir schon früh am nächsten Morgen verstehen warum die Camper den Schatten im Wäldchen der Strandnähe vorziehen 😎
Also ziehen wir freiwillig um, ein paar Meter landeinwärts zu den anderen Campern in den Schatten
Herz was willst du mehr Meehr
Sonnen-Anbeter
Die Zelt-Nachbarn Franz und seine junge Familie aus Schongau werden unsere Freunde
Tagsüber…
…verbringen wir mit unseren Freunden am Strand…
…iin der Nacht in unserem Lichtgewichts-Hotel…
…und Frühstück gibts wieder am gemütlichen Tisch bei den Freunden 🙏
An eimem Abend nehmen uns die Freunde sogar in ihrem 123er Mercedes mit..
zum Essen in ihrem Lieblingsrestaurant im knapp 20 km Richtung Albanien entfernten Küstenort Petrovac na moru.
Beachlife – na, Franz…
…so wird’s nix mit Sandburg 😘
Es war (unbewusst) meine letzte Nacht in diesem Zelt…
…aber bewusst unser letzter Tag an diesem Strand…
Ein Prost auf die schöne Zeit hier und vor allem auf unsere liebe Familie aus Schongau 😍
20.6.1986
Nachdem wir im Hauszelt bei unseren Freunden übernachten durften damit wir nicht am frühen Morgen Zusammen- und Aufpacken müssen, sind wir um 5 Uhr morgens nach herzlicher Verabschiedung abfahrbereit.
Ein letzter frühmorgendlicher Blick über die Campingplatz-Bucht…
bevor es gen Norden heimwärts geht
Nach dden ersten knapp 30 km wieder auf der Fähre diesmal natürlich von Lepetane…
…nach Kamenari
Blick auf das morgendliche Dubrovnik – danach entscheiden wir uns dann für die Fahrt durchs Landesinnere
Im Gegensatz zur Küstenstraße ist jetzt natürlich die Straßenkarte nötig – aber dafür kein nervender Fallwind mehr. Tolle Landschaft…
…und Pässe – aber…
die kleinen Straßen und vielen Ortschaften benötigen sehr viel Zeit und Konzentration 😴
Erst in der Nacht erreichen wir nach gut 900 Landstraßen-km entkräftet die Grenze und kommen vor Mitternacht auf der A10 zwischen Spital und Salzburg dann auch noch in ein furchteregendes Gewitter-Unwetter das zeitweise sogar die Autos wegen Wischerproblemen zum Stoppen zwingt.
Wir kämpfen uns wie verrückt unter den Blitzen weiter durch die Fluten – in der Hoffnung dass der Motor nicht absäuft und wir im Dunkeln mitten in den Fluten auf der Autobahn stehenbleiben.
Leben sei Dank kurze Erholung vom extremen Gewitterregen im jeweils 6 km langen Katschberg- und Tauerntunnel 🙏
Auf der A8 vor München sehe ich dann weiße Tierchen über die Autobahn rennen – höchste Zeit für eine Rast!
Selbst die breite, gerade Ausfahrt in den Rasthof Holzkirchen wird durch meine Müdigkeit schmal wie ein Trampelpfad 😴
Um wach zu bleiben ziehe ich die München-Durchfahrung dem Autobahn-Ring vor, so habe ich die restlichen gut 2 Stunden bis zuhause kein Problem mehr mit der Müdigkeit – zumal es auf halber Strecke schon hell wird 😎
Um 8 Uhr Morgens, nach 27 Std. Fahrt, sind wir wohlbehalten am AWO-Waldheim in Böblingen, wo der gute Rainer seinen Zivildienst macht. wird Im Spätsommer werden wir eine große Frankreich-Motorrad-Rundfahrt machen – er auf der ihm dann gehörenden Honda und ich auf meiner gebraucht erstandenen, fast neuwertigen Yamaha XT600, die ich dann im Winter 86/87 für meine geplante 3-monatige Mittelmeer-Umrundung zur STIEFRA-Yamaha umbaue (u.a. mit eigenem 43- statt 11-Liter-Tank) .
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Ein- und Aussichten Ent-TÄUSCHUNG Erfahrungen

und was für eine WEHR…

…wider Herz/Mitgefühl/Intuition sowie Selbst-Verantwortung und -Wert
aber LebenseiDank auch unerwartet 💜liche Momente

Na, könnt ihr den Matrosen Stiefel finden?

Am 1. April 1985, kurz vor Mitternacht, beginnt mein GrundWEHRdienst bei der Marine in Kappeln an der Schlei. Und so kam ich dazu: Ein paar Monate zuvor, bei der BundesWEHR-Musterung in Stuttgart, hieß es vor dem schriftlichen Eignungstest, dass die vier Besten der gut 200 jungen Männer bei einem anschließenden Einzelgespräch ihren Wunsch des GrundWEHRdienstes kundtun dürfen. Da ich gerne reise und mit der Marine somit das Notwendige wenigstens mit etwas Freude hinter mich bringen wollte (Verweigerung kam für mich wegen der idiotischen Gewissensprüfung nicht in Frage), strengte ich mich an und „durfte“ so mit drei anderen Jungs zwei Stunden länger für ein recht kurzes persönliches Gespräch bleiben und dafür den GrundWEHRdienst bei der Marine auswählen.

Das Gelände der Marinewaffenschule in Kappeln an der Schlei

Da wir von Süddeutschland, nach über 10 Stunden Zugfahrt, nun natürlich als letzte in der Kaserne hier oben (unweit der dänischen Grenze) angekommen sind, sind alle Bordstellen schon vergeben – also bleibt nur noch Landdienst für uns und nix mit zur See fahren!?!
Als wir dann am nächsten Morgen auch noch den großmaulig-coolen Maat S, (Unteroffizier – links auf dem Gruppenbild) vorgesetzt bekommen, sieht sich mein sowieso sehr gespaltenes Bild von Bund und WEHRen bereits innerhalb der ersten zwölf Stunden zur Genüge bestätigt – idiotischer wäre die Gewissensprüfung sicher auch nicht gewesen 🙃

Während uns dieser nicht ganz unwahrscheinliche Zivilversager am nächsten Tag genüsslich Runde für Runde vom Rand aus über die Tartanbahn scheucht (was mir im Gegensatz zu vielen meiner Kameraden als ehemaliger Läufer, Weitspringer und Kugelstoßer bei „Jugend trainiert für Olympia“ nichts ausmacht), kommt unser aller Vorgesetzter (Dienstgrad natürlich vergessen) im Trainingsanzug (wie) zufällig dazu und meint mit einem verschmitzten Lächeln: „Und morgen laufen die Schwächeren ZUSAMMEN mit mir und die Anderen ZUSAMMEN mit Matrose Stiefel und Maat S.!“ Schlagartig verschwindet alles Coole im Maat und der Kompaniechef zwinkert mir heimlich zu.

„Unser“ cooler Maat hat mich von nun an natürlich auf dem Kieker, aber er kann mich nicht mal kaputtkriegen als er mich mit Gasmaske unzählige Male um das Gebäude scheucht weil ich mir das untersagte Grinzen nach jeder Runde nicht verkneifen kann und meine Kammeraden mitleidend schlussendlich vorsichtig andeuten Meldung zu machen.

Unsere ehemaligen Unterkünfte während der Grundausbildung

Da ich mit unserem Kompaniechef irgendwie herzlich verbunden bin, kann ich ihn sogar dazu bewegen, für uns Süddeutsche doch noch Bordstellen zu organisieren – wenn auch nur auf Mehrzweck-Landungsbooten.

Wie groß sein Vertrauen in mich ist, verdeutlicht folgendes Erlebnis: Bei einer großen Stubenkontrolle in unserem Gebäude durch ihn selbst, öffnet er auch mein Privatfach im Spint, da es (wie immer) unverschlossen ist. Zu meiner Verwunderrung sagt er nichts – aber eine Stunde später muss ich in seinem Büro antanzen.
Anstelle einer Rüge meint er: „Wie sie wissen hab ich in ihr Privatfach geschaut – was ich darf wenn es nicht verschlossen ist – und was ich da gesehen habe, hat mir gefallen. Haben sie noch mehr solcher Literatur, denn meine Frau mag die? Er meint eines der Pornoheftchen das meine Kameraden und ich an einem Wochenende bei unserer Butterfahrt nach Dänemark dort mit großer Belustigung aus Automaten rausgelassen hatten. Das erzähle ich ihm und meine ich könne sicher ein paar leihweise bei meinen Kameraden für IHN organisieren…

Irgendwie darf dann nicht mal das Abschlussfest unserer 4. Inspektion gelingen, denn als es losgehen soll, fehlt Matrose K., den ich (mit etwas Kontakt zu diesem Einzelgänger) wieder mal zum Training in der Schwimmhalle vermute, da er unbedingt Kampfschwimmer werden möchte. Als ich nach ihm schaue liegt er auf dem Beckengrund 😥 Das Fest fällt somit natürlich aus. Dafür herrscht viel besserwisserisches Gerede um ihn, für den sich bisher niemand wirklich interessierte. WEHRet unserem mangelnden Mitgefühl – nicht nur in der BundesWEHR.

Am 1. Juli 1985, nach der dreimonatigen Grundausbildung als Überwasserwaffentechniker, beginnt nun für meine Süddeutschen Kameraden und mich der einjährige WEHRdienst auf den Mehrzweck-Landungsbooten

Links die Schleuse in den Nord-Ostsee-Kanal und in der Bildmitte das ‚Marinefliegergeschwader 5‘ mit den zwei Landunterkünften unterhalb der Landebahn – die zwei Brücken am Kai darunter sind nicht auf dem Bild, da die Landungsbootgruppe 1993 aufgelöst wurde

Die 17 Boote der Landungsbootgruppe sind im ‚Marinefliegergeschwader 5‘ am Ende des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel-Holtenau stationiert.

Ich werde dem ‚MZL Rochen‚ zugewiesen, das mit 8 der 17 Boote an der Komoran-Brücke liegt…

…und bin für das Bug-Geschütz zuständig – ausgerechnet ich, der noch nicht mal die Pistole wirklich vorschriftsgemäß weder blind hantieren kann noch will.

Unter Deck ist es ubootmäßig eng – nicht auf dem Bild ist der enge Mannschaftsschlafraum mit 5 extrem schmalen Stockbetten/kisten der links an die „Offiziersmesse“ anschließt

Hier darf ich nun ubootmäßig (18 Mann auf engstem Raum unter der Ladefläche) erleben wie es ist, wenn von oben herunter ausschließlich unzufriedener Druck statt Herz weitergegeben wird.

Unser Bootsmann ist ein hinterlistig schleimiger Sohlenlecker des „Alten“.

„Unser“ Kommandant (Oberbootsmann) ist autoritär und verschlagen und uns Mannschaftsdienstgraden gegenüber nur gut gelaunt, wenn er Freitags vor dem „Ausscheiden vom Dienst“ von der Offiziersmesse aus seine Ramsch-Waren wie z. B. Werbe-Tshirts an uns verkaufen kann… wenn es ‚Das Narrenschiff‘ von Reinhard Mey schon gegeben hätte, wäre es mir bestimmt nicht selten in den Sinn gekommen.

Zum Glück hat die gesamte Besatzung der 17 Landungsboote Landunterkünfte in zwei Gebäuden (Bildmitte), die wir, wenn wir nicht unterwegs sind oder Wache an der Brücke gehen müssen, anstelle der engen Bordkisten zur Übernachtung nutzen.

Die meiste Zeit an Bord verbringen wir, an der Kormoranbrücke festgemacht, mit trainieren von Manöverhandgriffen (wie hier z.B. die Heckklappe manuell runterzulassen), endlosem „Rostklopfen“ (mit dem Hammer Farbe abschlagen) und dann neue Grundierung und Farbe aufstreichen oder mit Feuer- und Wassereinbruchs-Übungen.

„Mein“ MZL Rochen

Auf Fahrt in der Kieler Förde, auf dem Kanal oder der Küste entlang bei null Wellen, sind die schuhkartonähnlichen Landungsboote kein Problem. Aber wehe wenn Seegang herrscht, dann kotzen nicht selten sogar die höheren Dienstgrade – Franges Chance die ansonsten kleinen Fleisch- oder Fischrationen in unbegrenzter Menge zu genießen 😘

Am 1. Oktober kommt ein „Bübchen“ aus dem Schwarzwald zu uns aufs Boot, der noch nie vom elterlichen Hof weg war. Die Mannschaft scheint auf diesen „naiven Schwächling“ regelrecht gewartet zu haben, um endlich den Druck und die Unzufriedenheit nach ganz unten weitergeben zu können. Fühle tief mit ihm und stelle mich deshalb so gut wie möglich hinter ihn, da ich das in abgeschwächter Form als Dorfler während meiner Realschulzeit in Sindelfingen selbst erfahren durfte (LebenseiDank habe ich seit meiner MotoCross-„Karriere“ mehr Selbstvertrauen). Und dann passiert das, was ich schon seit meiner Kindheit mit Gemobbten denen ich helfen durfte erlebt habe: er traut sich endlich nach Dienstende an den Video- und Saufabenden unter Deck teilzunehmen und wettert/witzelt jetzt lauthals gegen mich (den „Schwachen“ an seiner Seite), um die anderen, „starken“ Kameraden zu beeindrucken. Kein Problem, Hauptsache er muss nicht mehr so leiden. Da mich diese Abende eh nie interessiert haben, bin ich zwar akzeptiert aber dadurch irgendwie eine Art Einzelgänger, der die Abende mit Leuten von anderen Booten in der Stadt im Rockmusikschuppen und gelegentlich in der Disco verbringt.

Vor Beginn des Winters geht es mit unserem Boot in die Werft im nur 5 km entfernten Friedrichsdorf. Dort lerne ich den herzlich-coolen Jörg aus Kiel kennen, der an unserem Boot schweißt und mir sogar sofort seinen großen BMW für meine Freizeit anbietet – in der wir dann auch öfters gemeinsam etwas unternehmen. Nur seine Motorradgang interessiert mich herzlich wenig, da ich auf unserem Boot das Starksein in der Gruppe zur genüge „genießen darf“.

Eines Abends machen wir dann doch mit ein paar Leuten der Gang einen Besuch in der Rock-Disco ‚Dampferhof‘, die ich noch nicht kenne. Während ich total zufrieden neben der Tanzfläche an einem Pfosten der Empore lehne, regnet es plötzlich Asche auf mich.?! Da ich so zufrieden die Musik genieße, mache ich mir nicht viel draus – aber als es sich kurz drauf wiederholt, bin ich über die breite Treppe so schnell oben, dass ein Kerl am Tisch über meinem Stehplatz sogar noch den Aschenbecher in der Hand hat. Während ich ihn frage warum er das tut, bekomme ich von seinem Nebenmann mehrmals die Faust brutal ins Gesicht. Jetzt bin ich außer mir und ringe den Typ auf den Boden. Trotz dass seine Freunde mich versuchen von ihm wegzureiẞen (während einer sogar ruft „passt auf das ist Rambo“), gelingt es mir noch ihm auch eins auf die Nase zu geben – dadurch dass ich meinen Arm seinen Freunden entreißen kann, natürlich mit unkontrollierter Härte. Als ich mich befreit habe, kommt mir auf auf dem Weg nach unten Jörg hektisch entgegen und meint warum ich ihn und seine Gang nicht alarmiert hätte und dass wir nun schnell von hier verschwinden müssten. Ein paar Tage später lässt mich ein Bekannter wissen, dass er leider am Wochenende keine Zeit hätte, da er arbeiten müsse weil ein Kollege wegen einer Schlägerei im Dampferhof mit gebrochener Nase krankgeschrieben wäre – oh, erwidere ich nur… Es war die erste und einzige Schlägerei in meinen nun fast 60 Jahren – Leben weiß wofür und ich, dass (Frange)man sich auch ohne eines Bundes WEHRen kann.

Später, als Jörg wieder als Fernfahrer arbeitet, begleite ich ihn ein paarmal im Sattelzug nach Schweden und darf ihn sogar beim Fahren ablösen, damit er ein wenig ausruhen kann – meine Premiere als LKW-Fahrer.

Eines frühen Morgens geht es mit der ganzen Flotte des Geschwaders auf Manöver. Für mich ist Übungsschießen mit der Bordkanone angesagt. Es gilt einen Luftsack zu treffen, den ein Flugzeug an einem sehr langen Stahlseil hoch über dem Meer und den vielen, weitverbreiteten Booten hinter sich her zieht. ABER! Es dauert nicht lange und das gesamte Manöver ist beendet, weil etwas angeblich noch nie dagewesenes geschah – der Luftsack ist abgestürzt weil ich das Seil an seiner Befestigung getroffen habe!?! WEHRdienstverweigerung ganz praktisch – Leben weiß und kann 😘

Unser Kommandant ist alles andere als stolz auf mich – was unserer gegenseitigen Achtung natürlich nicht fördert – aber das belastet mich genausowenig wie von nun an die Kanone nur noch mit den Augen „würdigen“ zu dürfen 🙏

Auch wenn ich keinen Dienst am Wochenende habe, fahre ich nicht allzu oft nach Hause, da man, wenn Freitags um 12 Uhr nach erfolgreich abgenommener Gebäudereinigung endlich Ausscheiden vom Dienst angesagt ist und man nach viel Hektik den Zug bis Hamburg und weiter nach Stuttgart erreicht, trotzdem erst nach Mitternacht zuhause ist – um am Sonntagmittag schon wieder in Stuttgart starten zu müssen.

Einmal dürfen wir alle erst um 13 Uhr die Kaserne verlassen, weil die Kameraden des anderen Gebäudes nicht gut geputzt haben, was natürlich für uns aus Süddeutschland bedeutet, dass wir erst viel Stunden später zuhause sein werden, da in Stuttgart dann keine S-Bahnen mehr fahren. Verärgert über die ungerechte Kollektivbestrafung erwähne ich, dass ich dann eben am Montag krank wäre. Zufällig verletzte ich mich wirklich zuhause und komme so erst nach mehreren Wochen mit Krankmeldung zurück an Bord! Von da an hasst mich mein Kommandant natürlich.

Leben sei Dank habe ich seit den Marinemeisterschaften im Stadion in Kiel beim Geschwaderchef einen echten Stein im Brett, nachden ich laut seinen Worten beim freudigen Händedruck und Schulterklopfen „die Ehre des gesamten ‚Marinefliegergeschwader 5‘ gerettet habe“, da ich trotz der extrem trainierten Kampfschwimmer den 100- und 1000-Meter-Lauf gewinnen und beim Kugelstoßen gegen diese Schränke sogar Zweiter werden konnte – worauf dann als „unser Zehnkämpfer im Geschwader“ auch noch mein Einsatz als einer der vier Paddler im Schlauchboot dran war und wir dieses Rennen „durch ihren unglaublichen Krafteinsatz“ gewinnen durften.

Als dann für die Landungsboote Nachtfahrt durch den Nordostsee-Kanal ansteht, kommandiert mich „mein“ Kommandant natürlich gerne an ein anderes Landungsboot an der ‚Seeadlerbrücke‘ ab, das zu wenig Personal hat.

Bei meiner Nachtwache von zwei bis vier Uhr (die Ungeliebteste natürlich für den Gast), werde ich auf die Kommandobrücke gerufen und der verschlafene Kapitän in seinen Hochsitz weist mich mit der kurzen Anweisung „Mitte und Fahrt nach Sicht halten“ (oder so ungefähr) ans Ruder. Etwas unsicher aber sehr (an)gespannt versuche ich den 40-Meter-Kahn möglichst gerade in der Mitte des nun in der Dunkelheit und von hier oben nicht mehr allzu breiten Kanals zu halten – was mir nach kurzer Eingewöhnung auch ganz gut zu gelingen scheint, da der Alte im Hochsitz neben mir die Augen geschlossen hat und sehr gleichmäßig sowie manchmal mit Geräuschen schnauft. Bei meiner Ablösung um 4 Uhr meint er jedoch verschlafen, meine Fahrkunst wäre noch ausbaufähig, wie oft ich schon Ruder gegangen wäre. Als ich ihm antworte noch nie, kippt er fast aus seinem Hochsitz und schreit mich an ob ich wahnsinnig wäre und er mich einsperren lasse – worauf es ungewohnt cool aus mir kommt, dass man mir beigebracht hätte Befehle schweigend zu befolgen. Nun scheinen es schon zwei Kommandanten die mich hassen…

Zurück am Stützpunkt und auf MZL Rochen heisst es für mich dann schon bald ausscheiden mit Borddienst.

Dass ich dadurch in den letzten Monaten meines WEHRdienstes nicht auf die große Reise den Rhein hinunter bis Karlsruhe mitmachen darf, mag Genugtuung für „meinen“ (oder gar beide) Kommandanten sein – für mich ist es mehr als verschmerzlich nicht mehrere Wochen auf engstem Raum mit ihm und seinen Stiefelleckern das Radfahrerprinzip durchexorzieren zu müssen. Der Geschwaderchef hat mir herzlich klar gemacht, dass er nicht mehr für mich tun könne als mich zu ihm ins Vorzimmer zum Landdienst zu versetzen – Leben weiß.

In der Disco in Kiel lerne ich die herzliche, hübsche Anja kennen, die mich zu einer Party bei ihr zuhause an der Schleuse unweit der Geschwaderpforte einlädt. Ohne Wache gehen zu müssen hab ich ja jetzt immer pünktlich Schluss und keinen Wochenenddienst mehr.

Dort lerne ich dann auch ihren netten Bruder kennen, mit dem ich dann irgendwann sogar in der ‚Bergklause‘ das berühmt-berüchtigte „Scheiterhaufen“-Gericht gänzlich vertilgt bekomme – zur Überraschung aller. Für die Nacht darf ich im elterlichen Doppelbett neben Anja schlafen – die mir später sehr dankbar ist, dass ich mich dank (m)einer Intuition nicht verführen lasse, da sie später wieder mit ihrem Ex-Freund zusammenkommt.

Bereits Mitte Juni 1986, nach herzlicher Verabschiedung von meinen Freunden im Stützpunkt, auf den Booten, in Holtenau und Kiel, darf ich dann wegen Resturlaub die BundesWEHR auf Nimmerwiedersehen verlassen und schon eine Woche später starte ich mit Freund Rainer von Aidlingen aus auf Motorradreise auf meiner Honda Enduro gen Süden.

Doch bereits zwei Jahre danach bin ich wieder in der Nähe der Landungsboote, als ich, (nach der misslungenen Mittelmeeeumrundungs-Motorradreise 1987) 1988 auf der Rückfahrt der Nordkap-Motorradtour mit meiner Freundin Christine bei Anja und ihren Eltern übernachten darf.

Da Jörg inzwischen zu einer Frau nach Göteborg gezogen ist und immer wieder nachfragt wann ich ihn denn endlich dort mal besuchen komme, mache ich das mit meiner Lebensgefährtin Hilka über Weihnachten 1991 mit unserem Audi 100 – mit der Idee, danach, zwischen den Tagen, einfach weiter nordwärts gen Polarkreis zu fahren – wo uns dann am 30. Dezember ein Holzhaus im Inseldorf Mellanström zufällt.

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Erfahrungen

Tramptour 1982

Während die MotoCross-Meisterschaft Sommerpause hat
machen mein Freund „Soni“ und ich uns mit Rucksack per Anhalter auf via Frankreich nach England, Wales, Schottland, Nordirland und Irland

Nach der Fähre Calais-Dover 6 Stunden warten auf einen Anhalter an der Fähre – und dann nimmt uns am späten Abend ein Trucker mit
Übernachtung an einem Kirch-Eingang – wir wachen erst auf als der Gottesdienst vorbei ist und bekommen dann Kaffee vom Pfarrer
Loch Ness und kein Ungeheuer

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Erfahrungen

Mokicktour nach Frankreich 1980

Nachdem seit dem 2. August auch mein Freund Günther „Gagli“ den Mokickführerschein hat, geht es mit unseren 2 Betas
(nach der Süddeutschland-Radtour ein Jahr zuvor)
auf unsere erste Auslands-Tour

Noch im Winter 1979/80 habe ich die Beta MX6 auf der Ausstellung in Böblingen vom Motorrad-Händler Zuber gekauft (durch den ich ein Jahr später total unerwartet und überglücklich als Rennmechaniker zum MotoCross kommen sollte)
Da ich erst an meinem 16. Geburtstag am 25. Mai den Führerschein bekomme fahre ich die Beta immer mal wieder ins Gelände aus.
Wie diese Handschrift so sind die folgenden fettgedruckten Kommentare zwischen den Anführungszeichen von mir aus dem Fotoalbum von 1982
> Sonntag,17.8.
Nach dem Zusammenstellen des Gepäcks wird das „Prachtsthck“ probebepackt. <

Auf der Terrasse vor meinem Zimmer
> Montag,18.8., 7 Uhr
Die Checkliste wird nochmals durchgeschaut – Das „Prachtstück“ wird
gewogen; 12O kg (220 Pfund oder so !!) also ca. 40 Kg Gepäck pro Gefährt ! <
Nach Verabscheidung von Günthers Oma und meiner Mama sind wir startklar – aber zuerst noch…
einen kurzen Abstecher (500 m) zu meiner Ahne Maria,
die schon in jungen Jahren nach Schlesien ausgewandert und mit ihren 4 kleinen Buben von dort auf unglaubliche Weise durch den Krieg nach Aidlingen zurückgeflüchtet war
> Der große Absçhied !!!
Eine gerade aufgestandene Ahne
die zur ABSOLUTEN VORSICHT ermahnt !!!!!!!!!!!!!!!!!!
– und uns viel Spaß wünscht – <
> In  Straßbourg angekommen fahren wir sofort zum Münster <
Gagli nicht erfreut über den Fotografen der mit dem Sofortbild Geld machen möchte.
> Zuerst wird alles gesichert (wie immer und überall viele Neugierige) und danach wird das Bauwerk bestiegen <

Als wir später weiter westwärts durch die Rheinebene Richtung Vogesen fahren und durch ein Dorf kommen wo ein älterer Mann auf einer Bank im Garten vor dem Einfamilienhaus sitzt, halten wir an und gehen zu dem Mann um auf englisch nach Wasser zu fragen.
Er lässt uns in recht gutem Englisch wissen dass wir ihm durch den Hof folgen sollen und dann schreit er laut: Erna do sind zwoi die wolla Wasser haba!
Er ist genauso überrascht wie Gagli und ich, als wir in unserem schwäbisch verdutzt im Einklang ausrufen: „Sie sprecha jo deutsch!?“
Wer reist der weiß… ständig mehr
> Es geht weiter: in den Vogesen – eine herrliche Landschaft und Straßen wie für uns gemacht !!! (rassig)
Typisch französische Straßenschilder (Beton, rießig und Straßennummer) <
> DER ERSTE SCHLAFPLATZ
– abgelegen – romantisch – Feuerstelle – 1000 m ü. N.N. – kein Wasser – keine Zeitorientierung
Häuptling “Gagli“ beim testen des ewiglangen Weißbrotes vor dem Abendessen <.
> Nach einer kalten Nacht ein bißchen noch kälteres Wasser (vom Wassersack) zum Zähneputzen und waschen – aber dafur einen heißen Kaba ! <
> lm nachsten Ort werden die leeren Flaschen abgegeben und neue Vorräte eingekauft.
Typisch französisches Straßenbild ! <
> „Gagli“ in voller Aktion <
> Mit voller Fahrt in die nächste Ortschaft <
> Mittagessen am Straßenrand

– Bratwürste – Paprika (nicht Gewürz) – Karotten (vom Feld) – Brot <
> ZWEITER SCHLAFPLATZ
Nach einer angenehmen Nacht braucht man ein kräftíges Frühstück, bevor es diesem herrlichen Tag entgegengeht! <
> Auf langen Gereden wird, durch das Gepäck als Rückenpolster, im „Easy Rider“ Stil gefahren <
> Kurze Pause auf einer Brücke über „LA SAONE“ <
Müsste in Chalon-sur-Saône sein
> Hier genießt „Gagli“ die sagenhafte Aussicht auf diesen Stausee <
> DRITTER SCHLAFPLATZ
Gagli“macht Feuer fürs Abendessen.
Kurz vor es dunkel wird,werden wir von diesem Platz vertrieben. Wir dürfen auf die Wiese des Bürgermeisters,der auch unser Gepäck mit seinem Auto zum neuen Platz fährt !! <
> Das „Prachtstück“ steht wegen „Kolbenklemmer“ auf der Hebebühne eines Motorradhändlers, ca. 100 km vor Lyon. Durch das Abschleppen mit einem Expanter ging das Vorderlicht auch noch zu Bruch! Der Händler arbeitete sauber,schnell und billig und so lief nach ca. 3 Std. schrauben, feilen, schmirgeln, polieren, die Beta wieder.
Preis: 80 Fr.
Aber nun war es besser direkt Heímwärts zu fahren, denn wie lange hält dieser Motor??? <
> Der Motor hat die ersten 30 km nach der Reperatur gut überstanden ! – Eine kleine Pause vor dem langen steilen Anstieg… <
> Ein sehr schönes Landschaftsbild < > …und eine während dem Anstieg, um den Motor abkühlen zu lassen und die gute Aussicht zu genießen <
VIERTER SCHLAFPLATZ
(es müsste zwischen Lyon und Genf sein, so weit ich mich erinnern kann nach nunmehr 42 Jahren – da nach dem vorigen Bild leider meine Kommentare im Fotoalbum enden)
Kurze Rast auf dem Weg zum Neuenburger-See
FÜNFTER SCHLAFPLATZ am Neuenburger-See
Mittagsrast vor Bern
Marktplatz in der Innenstadt von Bern
Auf der Nydeggbrücke mit Blick zurück in Bern`s romantische Altstadt
Altstadt-Panorama in der Nähe des Bärengrabens
SECHSTE ÜBERNACHTUNG
Verabschiedung von unseren Übernachtungsülatz-Gastgebern
Könnte bei Waldshut-Tingen sein
Mittagsrast bei Rottweil
SIEBTE ÜBERNACHTUNG zwischen Schwarzwald und schwäbischer Alb
Frange in Action
Fast zuhause – Blick zur Wurmlinger Kapelle bei Tübingen
Gagli`s Oma schimpft vor Freude, dass wir gesund zurück sind – nach 8 Tagen und knapp 1500 km.

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Erfahrungen

Süddeutschland-Radtour 1979

Schwarzwald – Bodensee – Allgäu

Eigentlich wollten mein Freund Günther „Gagli“ und ich nach Frankreich radeln aber mein Papa meinte er möchte, dass wir mit 15 Jahren noch nicht alleine ins Ausland gehen und versprach uns freie Reisewahl für`s nächste Jahr.
Also entschieden wir uns für eine ca. 3-wöchige 1000 km Süddeutschland-Tour, um dann zum Abschluss meine Eltern auf einem Campingplatz am Forggensee zu besuchen.

Unser erstes Ziel ist der Beta-Generalimporteur im ca 100 km entfernten Baden Baden.
Erste kurze Rast nach 20 km im Nagoldtal vor Bad Teinach
Nach dem langem Anstieg vom Nagoldtal bis hinter Neuweiler bricht an meinem Rad eine Lagerschale und während wir zur Reparatur abladen beginnt es leicht zu regnen. Linseneintopf zu (Nach)Mittag am Straßenrand
Nachdem wir am ersten Tag noch bis Enzklösterle kamen und auf dem Campingplatz gezeltet haben, geht es nun leicht abwärts Richtung Bad Wildbad – aber nach 5 km…
…geht es in den nächsten, 7 km langen Anstieg, hinauf nach Kaltenbronn – wohlverdiente Erfrischungsrast auf halber Strecke am idyllischen Kegelbach
Kurz vor Kaltenbronn und Passhöhe machen wir erschöpft vom langen Anstieg Rast an dieser schönen Grillhütte – wo Günther bemerkt, dass er seinen Brustbeutel mit Geld und Ausweiß am Baum bei der Erfrischungsrast am Bach hängenlassen hat. Um den Aufstieg nicht noch einmal machen zu müssen trampe ich kurzerhand hinunter.
In Baden Baden hat der Generalimporteur zwar offen aber leider keines der Gelände-Mokicks da, für das wir uns so brennend interessieren. Also radeln wir ein wenig enttäuscht mit Prospekt (vom Vorjahr) und Aufklebern im Geüäck weiter. Nun geht es durch das Rheintal Richtung Freiburg bis zum Zelten auf dem Campingplatz am Achernsee, wo ein Motorradfahrer auf einer schwerbeladenen Enduro meine Sehnsucht nach einer Beta-Mokicktour im nächsten Sommer fast unerträglich macht.
Nach gut 100 km durch die Rheintalebene geht es nun hinter Freiburg endlos lange auf der vielbefahrenen Bundesstraße das Höllental hinauf
Gagli ist ziemlich angefressen von der nicht enden wollenden Schieberei
Nach 14 km schieben fast oben würdigt er nicht einmal den grandiosen Fern-Rückblick hinunter über das Rheintal
Auf dem Terrassencamping am Titisee erwischen uns 2 Regentage bei denen wir das durchnässte uralte Qualitätszelt meines Patenonkels so sehr gespannt halten, dass es beim Trocknen am 3. Tag reißt – früh übt sich was ein guter Tourenfahrer und Backpacker werden will.
Was sind wir froh, dass am Ende des 3. Abends endlich wieder etwas anderes als dunkles Grau am Himmel zu sehen ist
Vom Hochschwarzwald geht es hinunter Richtung knapp 100 km entferntem Bodensee
Unser erstes Wild-Camping irgendwo in der Ebene zwischen Schwarzwald und Bodensee
Erfrischungsbad im Bodensee bei Ludwigshafen
Idyllischer Sonnenuntergang beim Zelten hinter Meersburg
Gagli bereitet hingebungsvoll seine Artgenossen zu 😉
Durchs Allgäu Richtung Forggensee

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„wahnsinn wie die Zeit vergeht“…

…oder ist es nur unser FURCHT-barer Wahn-Sinn, durch den für uns die Zeit „ver-geht“, „ent-eilt“ oder gar „fort-schreitet“ – ja – ganz ent- oder ver-rückt gesehen, vielleicht sogar nur durch diesen existiert und aus uns, den UR-sprünglich EIN-heitlich Vertrauen l(i)ebenden, somit in Angst, Mangel, Not und Trennung Lebende (oder gar Vegetierende) und Sterbende macht?
Wäre es für uns nicht viel beruhigender/zuFRIEDENer, sie als weitergehend/ent-wickelnd (im wahrsten Sinne des Wortes) sehen/vorstellen zu können?
Oder wären wir dann ver-rückt – und in dem Fall vielleicht sogar von unserer Angst (vorm Leben und dadurch vorm Tod) und unserem deshalb permanenten, destruktiven anHAFTen/festhalten/besitzen Wollen/Müssen/K(r)ampf (schluss)endlich erlöst?!

Nur mal so 🙃

Diese Worte wollten nach dem tragischen Heimgang eines lieben Bekannten plötzlich aus mir und durften schon viele Trauernde herzlich erreichen/erleichtern 🙏
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Ahnes unglaubliche Flucht…

…mit ihren vier kleinen Buben durch den Krieg – ca. 1500 km von Schlesien bis in die alte Heimat

Der folgende Text und die Bilder sind aus diesem Buch (ab Seite 32), das ich 2022 aus dem Aufschrieb meiner Ahne erstellte und für meine Familie sowie Verwandtschaft drucken lies.

Durch den Aufschrieb meiner Ahne Maria (1911-1992) wurde mir bewusst, wie wichtig Herz, Intuition und Vertrauen auch in ihrem turbulenten Leben war.
Sie war 1936 mit ihrem Mann wegen der Landwirtschaft von Aidlingen nach Schlesien ausgewandert und musste 1945 mit ihren 4 kleinen Buben den geliebten Mann und Hof verlassen.
Hier über ihre lebensfeindliche, 9-monatige Flucht – ca. 1500 km zuerst im Pferdewagen, dann zu Fuß mit Handwagen und zuletzt Koffer und Rucksack sowie den Kleinsten tragend.

>>Am Sonntagabend den 14. Januar 1945 kam der Ortsgruppenleiter und sagte:
„Stiefel, nun hat Deine Stunde auch geschlagen.“
„Ich bin bereit!“ So hatte er sich Montag früh um 8 Uhr auf dem Wehrbezirks- kommando in Namslau zu melden.
Wir hatten die Aufforderung erhalten übrige Bettstücke und Federn abzugeben. Ich brachte meine Federsäcke zur Nachbarin Seitz, die Ortsbäuerin war.
Als ich zurückkam stand mein Christi in der Wohnküche.
„Ja Vater wo kommst denn Du her“ fragte ich.
„Mich wollen sie nicht.“ „Auch recht“, meinte ich.
Er sagte dann, dass er vorläufig daheim sein könne und an der Grenze Beobach- tungen machen müsse und zwei Mal täglich, früh und abends, auf dem Befehlsstand Meldung machen müsse.

Operationen der Roten Armee („Weichsel-Oder“ 12.1.-3.2.1945)

Da der Russe am 12.1.45 mit 90 Divisionen aufge- brochen war, war mit al- lem zu rechnen.
So tat er bis Donnerstag wie ihm befohlen wurde.
Ich hatte große Wäsche. Vater sagte, ich müsse pa- cken, denn wir müssten das Gebiet räumen.
Er wurde aber vereidigt, dass er keinem Menschen davon sagte.

„Dann packe ich auch nicht, stell Dir vor, wenn alle andern unvorbereitet gehen müssten.“ Darauf ging er in alle Häuser und sagte ihnen was er wusste.
Ich hing die Wäsche draußen auf, in der Hoffnung, dass sie trocknete.
Es ging ein arger Wind, dann kam nachts ein Schneesturm wie wir nie zuvor einen erlebt hatten. Ein großer Teil der Bettwäsche war zerrissen, am Kachelofen wurde vollends getrocknet.
Ich hatte die halbe Nacht gepackt. Unser Vater und Stanislaus machten Obst- kisten dicht. So konnten wir Wäsche und Lebensmittel verpacken.
Über den Kastenwagen machten sie eine Stange und hängten die Rapsplane darüber, auch verlängerten sie das Wagenbrett. Von 4 Familien sollten Menschen und Habe auf dem Wagen Platz nehmen.
Seitz‘ ihr Fuhrwerk sollte samt den Fohlen nach Namslau und Städter weg- bringen. Die Bahn war nur für die Wehrmacht reserviert.
Um ½ 5 Uhr abends holten wir die Pferde aus dem Stall. Das Vieh fing an zu schreien, denn es war ja Futterzeit. Unsere Muttersau machte das Nest zum Ferkeln.
Vater musste bleiben, er hatte den Befehl die Brücke zwischen Haugendorf und Reichtal zu sprengen – er war ja nun Volkssturmmann.
Unter der Türe nahmen wir Abschied. Ich hörte mich sagen, Vater, wir sehen uns nie mehr. Ich hoffte auf eine beruhigende Antwort, denn mein Mann war immer der Optimist, doch schwieg er.
Im Osten brannten die Nachbarsdörfer und war der Himmel rot.
An unserem schönen Kreuzkirchle an der Kreuzstraße nach Haugen- dorf, Buchelsdorf, Belmsdorf und Lorzendorf sah ich noch einmal zurück, aber mir fiel sofort Lots Weib ein.
Von allen Seiten kamen nun die Wagen gefahren. Pferde- und Och- sengespanne, Schlitten und Hand- wagen.
Ich lief hinter unserem Wagen her, denn ich hatte keinen Platz mehr.

Internet-Foto: „Flucht aus Schlesien nach Westen“

Da kam ein Radfahrer und ließ anhalten. Es war mein Mann der für mich Platz machte. Er selbst fuhr nach Namslau um Ausrüstung zu holen.
Eine große Erleichterung war es für mich, dass unser Stanislaus ganz selbst- verständlich mitging. Die Straßen waren voll Schnee.
In Giesdorf verließen wir die Straße und fuhren querfeldein in Richtung Langkau, denn in Nams- lau waren schon die russischen Panzerspitzen.
Es war eine ganz klare Nacht und klirrende Kälte, -21 Grad.

Internet-Foto: “Januar 1945: Flucht bei minus 20 Grad“

So fuhren wir bis zum Abend und kamen dann in Ohlau an.
Wir fanden Quartier bei zwei ledigen Schwestern, bekamen Abendbrot und die Buben durften in die Betten der Beiden.
Nach kurzer Zeit ging ein Geschrei los, „unsere Füße“, sie waren schwarzblau geschwollen, was sie aber erst in der Wärme spürten.
Unser Brot war steinhart gefroren und konnten wir`s über Nacht auftauen. Ich durfte in der Stube auf einer Bank mich hinlegen.
Schlafen konnte ich nicht, denn es waren einige junge Männer anwesend und es war so eine leichtfertige Unterhaltung und mein Herz war so krank in der Sorge um unseren Vater.
Am Sonntagfrüh kamen Mädchen und Frauen an unseren Wagen und brachten uns Kaffee und Kuchen. Hier trafen wir auch Tante Trudl Heck, ihre Mutter, Ulli und Hartmut.
Ich war so froh, nun waren wir 8 Haugendorfer Wagen und gemeinsam fuhren wir weiter.
Auf den Straßen war nun ein kilometerlanger Treck.
Schlimm war es, wenn eine Kreuzstraße kam, da dauerte es stundenlang weil jedes Dorf genaue Anweisung einzuhal-
ten hatte.

Internet-Foto: “Hunderttausende fliehen vor der Roten Armee“

Überhaupt ging es ordentlich zu und war gut organisiert.
Trotzdem sah man viel Elend – wie sich Fußgänger, die kein Gespann hatten, mit ihrer Habe abplagen mussten.
Am schlimmsten war es für Säuglinge und alte, gebrechliche Menschen.

Am Sonntagabend hielten wir an einem Schloss in Sybillental.
Es hatte einen Raureif und der Park war schön wie im Märchen. Wir wurden mit heißer Kartoffelsuppe gespeist. Die Besitzer hatten noch geschlachtet und die Suppe war so fett, dass sich Ernst gleich erbrechen musste.
Wir hatten auch ein 4 Monate altes Kind auf unseren Wagen, so durften die Mütter die Windeln am Ofen trocknen.
Ein Zimmer war mit Matratzen ausgelegt, worauf wir übernachten konnten. Die Schlossbewohner waren auch aufbruchbereit.
Von da ab waren wir meist in leeren Ställen, denn das Vieh war schon überall abtransportiert und meist auch schon die Bewohner auf der Flucht.
Wir kamen nun in die Berge, die Straßen waren überall vereist und wir hatten keine Bremse am Wagen. So musste ich bergab immer eine Stange in das linke Rad stecken und aus Leibeskräften anhalten.
Wer in den Graben kam blieb liegen, denn für jeden gab es nur Vorwärts.
Es kam vor, dass das Rad bis man unten war rauchte und die Buben mussten ihr Wässerle drüber machen.
Nach 8 Tagen kamen wir in Wittgendorf/Kreis Landeshut an, im Schlesischen Gebirge.
Wir wurden einem Bauern Namens Englert zugeteilt, zusammen mit Frau Seitz, ihren beiden Buben, ihrem Polen und Kascha der Polin.
Nach einigen Tagen kamen noch 10 Verwandte aus Breslau.
So war es für die Leute einfach zu viel und wir kamen ins Nachbar-Bauernhaus. Der Mann war bei der Wehrmacht und die Frau nicht begeistert von uns.

Ohlau, den 22.1.45
Meine Lieben!
Will Euch kurz mitteilen, dass wir von Haugendorf weg mussten. Maria fuhr am Freitag den 19.1.45 abends mit den Fuhrwerk und den Kindern ab.
Sie sollen nach Reichenbach kommen. Ich habe Maria gesagt wann es nicht geht soll sie alles zurücklassen und mit dem Zug nach Trauzenbach fahren.
Ich habe einen besonderen Auftrag und habe mich dann einer Kompanie von Brieg angeschlossen, die den Panzergraben besetzt hatten.
Bis jetzt hatte ich Glück gehabt und so denke ich, dass ich auch weiterhin Glück habe. Hoffentlich kommt Maria gut mit den Kindern an.
Eine Adresse habe ich noch nicht, wo ich noch zugeteilt werde weiß ich auch noch nicht.
Ich hoffe, dass es Euch gut geht und dass wir uns wiedersehen. Solltet Ihr von Maria Post bekommen so schreibt viele Grüße von mir und sie braucht keine Angst zu haben.
Nun grüsst Euch recht herzlich Euer Christian

Mutter schreibt dazu: Gestempelt war Christians Umschlag mit 3.2. Bunslau.
Ich denke, dass wir nun bald wieder einen Brief von ihm bekommen, dieser kam am 12.2. an.
Wir haben auch so an den Buben ihre Geburtstage gedacht.

Unsere Lieben! Wittgendorf, den 5.2.45 Schon seit den Weihnachtstagen sind wir ohne Nachricht von Euch‚ auch wissen wir nicht ob von uns ein Brief in Eure Hände gelangte. Hoffentlich seid Ihr Lieben gesund und wohlbehalten ins Neue Jahr gerutscht und habt Ihr Glück gehabt vor den Fliegern, denn kürzlich hörten wir wieder von einem Angriff auf Stuttgart und Berlin. Ihr werdet Euch auch um uns gesorgt haben als der Russe am 18. und 19. Januar die deutsche Grenze durchbrach. Gottlob sind wir unversehrt geblieben. Ich hatte gerade Donnerstags große Wäsche als es hieß, der Kreis Kreuzburg werde geräumt. Zum Glück ging nachts ein scharfer Wind, dass die Wäsche halb trocknete. Früh hing ich dann die Stube voll und brachte so das Meiste das zu packen war noch trocken. Obwohl ich Tagelang ganz spät ins Bett ging, gab es noch unendlich viel zu tun ehe das Nötigste an Essen und Wäsche verpackt war.
Unser Vater wurde am 15. Jan. als Pionier eingezogen und bekam den Auftrag die Brücke zwischen Reichtal und Haugendorf zu sprengen falls der nötige Moment eintrete. Dies gab mir die Gewissheit, dass das Packen nötig sei. Es gab noch ganz ahnungslose Leute die kaum an Gefahr dachten obwohl es hieß, dass der Russe mit 90 Divisionen bei Warschau angetreten sei. Die Partei sorgte für Ruhe und die Leute hatten sie auch, was ich nicht recht begreifen konnte. Unser Vater war dann am Mittwoch und Donnerstag noch bei uns und konnte helfen. Am Freitagmittag musste er Bunk ablösen, der hatte den Befehl bekommen Bescheid zu sagen, wann die Wagen losfahren sollten und fuhr an der Kreuzstraße beim Kirchle auf ein Auto.
Abends um 5 Uhr verließen wir dann unsere geliebte Heimat. Ich hatte zwei so schwere Tage vorher, so dass ich den ganzen Schmerz und Trennung von Allem bereits überwunden hatte, als wir aufsaßen und Luise später sagte ich hätte ihr so ein Halt sein können in dieser Stunde.
Aber mein Herz hat geblutet als wir unseren lieben, guten Vater unausgebildet zurücklassen mussten und die Russen schon in Reichtal und Glausche waren. In Kaulıwitz hatten die Partisanen schon Häuser angezündet und Menschen getötet. Das Vieh blieb an der Kette und wird wohl umgekommen sein, denn Samstags waren die Panzerspitzen schon in Namslau.
Alle Männer außer Christl sind mit ihren Familien geflüchtet, obwohl sie zum Volkssturm verpflichtet waren, aber es fehlten die Gewehre.
Von unserem Vater haben wir noch nichts gehört. Es ist ja auch nicht so leicht weil er keine Adresse von uns hat. Hoffentlich ist er nicht den Russen in die Hände gekommen. Es wäre viel besser, wenn er schon eingegliedert gewesen wäre, wie als einzelner Mann da zu stehen. Doch wollen wir hoffen, dass der Herrgott mit ihm war. Falls ihr Nachricht von ihm kriegt schreibt mir bitte gleich seine Adresse, wir haben es so ausgemacht.
Die erste Nacht fuhren wir ganz durch um Abstand vom Russen zu kriegen. Wir hatten von unserer Rapsplane ein Dächle über den Kastenwagen gemacht, so war es zum Aushalten mit der Kälte. Sieben Tage waren wir unterwegs, jeden Abend irgendwo anders ein Nachtlager. Meist nur im Stroh, aber wir waren guten Muts. Jeden Abend gab es warme Kartoffelsuppe, worauf man die Kinder den ganzen Tag vertröstete.
Viel, viel Jammer hat man auf den Straßen gesehen und Brücken und Kreuz- straßen waren so überfüllt, dass es oft Stunden dauerte bis man durchkam. Doch fürchteten wir Fliegerangriffe, die aber nicht eintrafen und wir so froh waren. Nun haben wir hier in Wittgendorf mit Frau Seitz und ihren Kindern zusammen eine große Stube, 5 x 8 Meter und geht es uns gut. Es stehen 4 Betten drin und ein Kachelofen in dem wir kochen.
Es ist eine schöne aber arme Gegend hier, so wie im Schwarzwald. Das Getreide langt den Bauern kaum selber. Sogar Kartoffeln sind knapp. Gemüse gibt es gar nicht zu kaufen, die Laute leben von Kartoffeln. Vieh haben sie sehr schönes, meist Herdbuchkühe und viel Weide an den Hängen. Die Gegend ist katholisch. Wir Flüchtlinge werden als Last empfunden, aus Angst wir essen sie mit auf.
Aber unser Führer ist ja immer noch zuversichtlich und so wollen auch wir nicht verzagt sein und den Glauben an unser geliebtes Vaterland nicht verlieren.
Unsere Polen möchten um jeden Preis wieder nach Haugendorf zurück, obwohl sie hier fast nichts arbeiten brauchen. Unsere Buben finden sich nicht recht zurecht hier und weinen wegen jeder Kleinigkeit. Die Geburtstage haben wir still erlebt und dankbar, dass wir alles gut überstanden haben.
Schreibt mir bitte Kurts Adresse. Was schreibt der liebe Erwin, im Westen kommt der Feind ja auch wieder näher. Bisher waren Privatbriefe gesperrt.
Liebe gute Mutter, sei nun mit allen Geschwistern herzlich gegrüßt und geküsst von
Deiner Maria mit Kindern.

Nach 8 Tagen kam der Donner des Krieges so in die Nähe, dass wir wieder an- spannen mussten. Von unserer Stube aus konnten wir unendlich lange Sani- tätszüge vorbeifahren sehen, von der Front mit Verwundeten.
Nun fuhren wir viele Tage durch die Tschechei in den Sudetengau.
Der Hunger und das Heimweh tat arg weh und das Geheule der Kinder, die das einfach nicht verstehen konnten.
In Saaz gab es Massenquartier in der Schule – das war ein Elend.
Die Leute lagen im einstma- ligen Stroh wie die Heringe, konnten einander nicht mehr leiden, lausten sich und es gab nur eine dünne Wasser- suppe.
Die Klosetts waren verstopft und überall ein wüster Dreck und Geschimpfe.

Internet-Foto: Postkarte vom Hitler-Platz in Saaz

In Brüx mussten wir Frau Albert zurücklassen, denn ihre Stunde war gekommen.
In den Dörfern stießen wir mit Kosaken zusammen, die auf kleinen Pferdchen umhergaloppierten. Man erzählte sich, dass sie einmal auf russischer und dann wieder auf deutscher Seite wären und die Frauen sehr belästigten.
In Leitmeritz bekamen wir nach langer Zeit ein Bett und von einer Metzgersfrau Brot und 1 Rote Wurst – das war ein Festtag. Das Enkelkind hatte uns vom Markt- platz mitgenommen.

An einem kalten Wintertag machten wir in Passnau/Kreis Ludnitz bei Karlsbad halt. Hier sollten wir für ungewisse Zeit bleiben.

Internet-Foto: Postkarte von Passnau

Auf dem Dorfplatz wurden die Leute ihren Quartiergebern zu- gewiesen. Der Bürgermeister sa- gte: „Anton Wagner, Du nim- mst die Frau mit den 4 Buben.“ Er weigerte sich und wurde dann dazu gezwungen. Bald wurde ich inne, dass er ein Gegner des Hitlerregimes war und nun sei- nen Trotz ausübte.
Wir bekamen eine Küche und Kammer zugewiesen. Ich bat ihn ob er mir Holz zum Feuern ver- kaufen wolle. „Im Wald hat es genug Leseholz.“ Dabei blieb er.

Nun musste ich mich an den Bürgermeister wenden, der seine Haltung voraussah und mir Kohlen zukommen ließ.
Für den Anfang bekam ich Anzündholz, als der Schnee weg war holten wir Lese- holz auf dem Rücken im Wald.
Milch und Eier kaufte Trudls Mutter bei Frau Wagner und händigte es mir un- bemerkt aus.
Die Polen schliefen im Stall bei den Pferden auf einem Maierhof. Zum Essen kam Stanilslaus zu uns.
Kartoffeln bekamen wir beim Ortsbauernführer zugeteilt, auch erhielten wir Lebensmittelmarken. So konnten wir uns über Wasser halten, wenn auch nie satt essen.
Die Russen nahmen das Dorf ein, zuvor wurde die tschechische Fahne gehisst. Es geschah nichts Schlimmes.
Mit den Russen hielten sich Wagners gut und so kam es, dass ich für die Russen waschen musste. Als Belohnung bekam ich eine Fleischdose. So tat ich es gern. Stanislaus musste einmal aus einer Gärtnerei Gelberüben in ein Krankenhaus fahren, er bat mich um einen Sack und brachte ihn gefüllt mit solchen.
Da wir nie gestohlen hatten, nahm ich es als ein Geschenk vom Himmel, denn Gemüse gab es überhaupt keines zu kaufen. Wir teilten sie dann mit den anderen. Auch Fleisch und Brot mussten in Luditz geholt werden.
Es waren nur ganz spärliche Zuteilungen und die Frauen wollten den Weg, etwa eine Stunde, nicht mehr machen wegen der Angst vor den Russen. So übernahm ich die Besorgung.
Der Frühling war schon bald gekommen, die Sonne schien warm. Überall wurde es grün und die zahlreichen Kirschbäume standen in prächtiger Blüte.
Die Gegend war überhaupt dem Schwabenland und meiner Heimat, im Hecken- gäu, eng verwandt.
So holten wir wilde Kirschblüte und sangen Oma Roth (Trudls Mutter) am 20. April zu ihren Geburtstag „ALLE VÖGEL SIND SCHON DA“.
Sie hat sich so sehr über dieses Ständchen der Buben und mir gefreut, dass sie Jahre danach immer noch davon sprach.

Sehr hatte man bis zum Kriegs-Schluss unter den amerikanischen Tieffliegern zu leiden. So lagen in der Kapelle 9 verstümmelte Tote die in dem, aus Lock und zwei Wagen bestehenden Zügle das von Luditz bis Buchau fuhr, beschossen wurden.
Die Einwohner hatten große Angst und wollten nur ungern die Felder bestellen. Deshalb half ich gern beim Kartoffelstecken und bekam dann einen Laib Brot dafür.
Anton Wagner hatte einen Bienenstand und einige qm großes Gärtle drum herum. Ich bat, ob ich nicht etwas einsäen dürfte und bekam die Erlaubnis.
Wie freute ich mich, als Salat und Rettiche, Kohl und Gelberüben keimten und aufgingen. Allerdings kam Haufenweise auch Unkraut, denn Wagner hatte beim Dreschen den ganzen Unkrautsamen dort hingeleert und war darüber schaden- froh. Meine Freude am Bestellen konnte er damit nicht verderben.
Eines Tages kamen wieder Flüchtlinge und wollten nach Buchau.
Eine hochschwangere Frau brach zusammen. Niemand wollte ihr helfen. So bat ich Stanislaus die Leute mit unseren Wagen dorthin zu fahren, er willigte ungern ein, „fahre aber nur bei Nacht!“
In der Frühe zeitig kam er zurück und hatte ein fremdes Pferd neben unserem Hans am Wagen. Den 3 ½ jährigen Max, einen wertvollen Belgier, hatten ihm die Russen abgespannt.

Am 8. Mai war der Krieg zu Ende.

Internet-Foto: Zeitungsausschnitt

Kurz darauf durften die Polen heimfahren. Beim Abschied sagte ich: „Stanislaus, wer hätte das gedacht, dass es so käme“, er weinte, „warum ihr Krieg anfangen?“
Ich musste mich aufrichtig für sein Verhal- ten und zu uns stehen bis zuletzt bedanken und konnte ihm nur alles Gute wünschen. Hoffentlich durfte er auch in seine Heimat zurück.
Auch Wagners hatten ein polnisches Mäd- chen, die ebenfalls heim durfte.
So war auf einem Mal meine Hilfe im Stall
angebracht.
Die Tschechen wurden sich nun ihres Sieges bewusst und verwiesen mancherorts die deutschen Flüchtlinge.
So kamen zwei Haugendorfer Familien, Frau Falke kinderlos und Frau Beine mit 5 Kindern bei mir an. Wagner erlaubte, dass ich sie aufnehmen durfte.
So brachten wir Stroh in die Küche und alle kamen unter. In der Kammer war ja sowieso nur eine eiserne Bettstelle an der der Rost durchgerostet war. Ein Soldat, die öfters auch bei uns übernachteten, hatte mir 3 Bretter als Ersatz hineinge- macht.
Etwa 14 Tage hausten wir nun, drei Frauen und 9 Kinder, so.
Ordnung zu halten war fast nicht möglich, denn Frau Beine war nervlich so fertig, dass sie ihren Mutterpflichten nicht mehr nachkam.
So kochte ich für alle, schlecht und recht, von dem was mir zustand. Frau Falke aß nie mit, sondern kaufte sich 1 Liter Milch und aß ihr Brot dazu
und so kam es, dass ich, als wir am 31. Mai nach Schlesien aufbrachen, keine Lebensmittel mehr hatte.

Nun waren wir Vogelfrei.
Der russische Kommandant hatte uns zwar Papiere gegeben, mit der Erlaubnis nach Schlesien zurückzudürfen; aber wir lernten nun die Tschechen kennen.
In manchen Dörfern mussten wir Spießruten laufen und wurden von den Ein- wohnern angespuckt.
Niemand hatte den Mut um Essen zu fragen.
Nur misstrauisch konnte man eine Scheune als Nachtquartier benutzen.
Aus den Roggenfeldern oder Wäldern kamen uniformierte Tschechen mit gezo- genem Revolver und verlangten, dass wir unsere ganze Habe abluden und sie nahmen sich was sie brauchen konnten.

Internet-Foto: Flüchtlinge in Böhmen

Frau Seitz wurden beide Pferde abge- spannt und ihr Wagen blieb stehen.
Frau Falke hat sie auf ihren Wagen genommen.
Später nahmen mir die Russen das neue Pferd weg, also musste Hans den schweren Wagen allein ziehen.
Er tat sich sehr weh, weil die Deichsel ihn an den Hüften aufscheuerte.
Ein 15 jähriger Junge aus Haugen- dorf übernahm nun die Zügel und ich hielt die Deichsel von Hans weg.

Wir hatten große Not über die Sudeten zu kommen.
Einmal hingen die Russen den Wagen an ihren Lastwagen und ich führte Hans hintennach. Auch Brot und Speck gaben sie 2x an die weinenden Kinder ab.
Nun waren auch die deutsch-stämmigen Familien vom Sudetenland ausgewiesen und auf den Straßen.
Wir erreichten nun Kamenz und die tschechisch-deutsche Grenze.
Dort mussten wir wieder alles Abladen.
Tante Luis hatte viel Geld dabei, dass sie alles wegnahmen. Als sie fragte wie sie weiterkommen soll, schlugen sie ihr so ins Gesicht, dass es ganz anschwoll.
Einen Jungen misshandelten sie so, dass er blutüberströmt war, weil sie im Heu auf dem Wagen noch ein kleines leeres Kofferle fanden, das ins Heu gerutscht war.

Internet-Foto

Endlich waren wir zwischen Chemnitz und Dresden ins Alt- reich gekommen.

An einem herrlichen Morgen machten wir im westlichen Vorort von Dresden eine Ruhepause. Hier gab es noch heile Häuser, Kinder kamen und besahen unsere Wagen, verschwanden und brachten dann den Buben eine Mundharmonika.
So erlebten sie nach langer Zeit eine erste Freude. Auch ich war ermutigt durch diese Anteilnahme.
Es ging weiter und wir fuhren durch die zerstörte Stadt. Die Straßen waren durchlöchert, überall Schutt und Trümmer.

Wir kamen durch den Kreis Bautzen. Die Stadt hatte sich sehr verteidigt gegen die Russen und bekamen daher, der ganze Kreis, keine Lebensmittelkarten.
Wieder verlor ein Siedler seine Pferde durch die Russen. Sein Wagen blieb stehen und ich wurde aufgefordert meinen schweren Wagen mit dem leichteren einzu- tauschen, ich gehorchte nicht.
So ließen sie mich an einem Berg zurück aus Trotz für meinen Eigensinn. Russen waren mir behilflich den Berg hinaufzukommen.
Es wurde Abend und unser Treck war nicht mehr in Sicht.
Als wir in ein Dorf kamen war am Eingang eine Tafel angebracht, dass das Übernachten von Flüchtlingen streng verboten sei, wegen heimkehrenden rus- sischen Truppen.
Wir kamen an ein Arbeitsdienstlager außer Orts. Die Gebäude waren im Versatz gebaut.
Wir stellten unsern Wagen so auf, dass er von der Straße aus nicht zu sehen war, spannten Hans aus und ließen ihn auf dem Rasen weiden.
Tante Paula Prizibyla mit zwei Kindern und wir schliefen auf dem Wagen. Betrunkene Russen jodelten auf ihren Panjewagen vorbei.
Wir baten den Vater in Himmel um Seinen Schutz und konnten ruhig schlafen. Auch unser Hans, dem wir am Wagen festbanden, ruhte aus.
Am nächsten Morgen fanden wir bei unserer Weiterfahrt unsere Haugendorfer auf dem Schäferhof bei Mangelsdorf an der Landes- krone. Allesamt froh, dass wir sie fanden.

Internet-Foto: Flüchtlinge vor Scheune

In der Scheune hatten sie Quartier gemacht. Zum Hof gehörte ein Kindergarten mit einer Tagesküche für Gutsarbeiterkinder. 20 Bres- lauer Frauen waren hier untergebracht.
Wir hatten unterwegs 3 Kopf Kohlrabi und ein paar Gelberüben erstehen können.
Da wir schon lange an einem schrecklichen Durchfall litten, konnten wir diese roh nicht
essen.
In der Küche war reger Betrieb, alle wollten eine Mehlsuppe oder Kartoffeln kochen, bei dieser erstmaligen Gelegenheit.
So musste ich warten, weil mein in Passnau erstandener Topf arg groß war.
Die anderen waren schon in die Scheune gegangen, als ich daran war das Gemüse in die Teller zu leeren.
In der Türe erschien ein junger Russe und bat mich um etwas, ich verneinte sein Begehren. Er war anständig und ging.
Wieder ging die Tür auf und wieder stand ein Russe vor mir, die gleichen Worte sprechend, aber mit bösem Blick und einer Forderung.
Ich nahm den Kleinsten auf den Arm, sagte „kommt schnell“ und rannte über den Hof zur Scheune. Die Buben hinter mir her.
Mit einer Kette hatten die Haugendorfer das Tor versperrt.
Auf mein Schreien wurde geöffnet und dann ging ein schreckliches Geschimpfe los, über meinen Leichtsinn. Die Buben weinten über ihr stehengebliebenes Essen und sagten „was bist Du für eine Mutter“.

Mitten im Hof stand ein Brunnen, aber die Breslauer Frauen wuschen und käm- mten sich nicht, vor lauter Angst vor den Russen.
Der Herd rauchte und qualmte und es wollte die Platte nicht heiß werden, denn unter dem Rohr war im Kamin ein riesiges Loch.
Ich suchte ein paar Backsteine und holte im Feld Lehm und machte das Loch zu. Dann war es ganz anders mit dem Kochen. Nur die Mittel fehlten fast gänzlich. Als es länger nicht regnete, versiegte der Brunnen und ich holte das Wasser im Dorf.
Hier lagen wir 14 Tage und ernährten uns von Leinsamen, denn in der Scheune lagerte unausgedroschener Flachs.
Unsere alten Männer baten wir täglich, nach Görlitz zu gehen mit unseren Papieren. Denn dort war die Grenze zwischen dem russisch und polnisch be- setzten Gebiet.
Aber diese meinten, sie wollten lieber in der Scheune verhungern als in Sibirien landen.
So entschlossen Frau Prisibilla und ich uns dorthin zu gehen. Vor der Kommandantur stand ein deutscher Soldat Posten.
Als wir um Einlass baten sagte er gar nichts, auf weiteres Drängen meinte er:
„Hier kommt nicht einmal eine deutsche Maus hinein, viel weniger zwei Frauen“.
Dann gingen wir zur Neißebrücke.

Internet-Foto: Flüchtlinge an Neiße-Brücke

Dort standen hunderte von Menschen und wollten hinüber.
Eine weinende Frau fragten wir, was ihr fehle. Sie erzählte dann‚ dass die Stadt geteilt sei, ihre Tochter wohne im polnisch besetzten Teil und habe einen Schrebergarten, diese gab ihr einen Kopfsalat und einige Stängel Rhabarber, als sie diese herüber- bringen wollte, wurde es ihr abgenom- men und sie wurde noch geschlagen.

Müde kamen wir am Abend zurück und bekamen ein Riebel schimmeliges Brot. Wir Südwestdeutschen entschlossen uns an jenem Abend, unsere Richtung nach Westen einzuschlagen.
So nahmen wir von den übrigen Haugendorfern Abschied, allerdings hofften wir immer noch auf ein Wiedersehen in Schlesien.
Familie Heck und Seitz verstauten ihre Habe bei Frau Falke und Frau Beine, die von Westfalen waren.
In Dresden mussten sie in Richtung Meißen fahren und glaubten, dass auch ich mitkäme; aber ich fuhr in Richtung Stuttgart – konnte auch ihr Fahrttempo nicht mehr mithalten.
So verabschiedeten wir uns schweren Herzens.
Es war ein Samstagabend, schon fing es zu dämmern an, als wir in den Dres- dener Vorort Tharandt fuhren.
An einem Fabrikgebäude, in Felsengärten gelegen, stand ein Mann unter dem Eingangstor und fragte, wo wir hinwollten. „Nach Stuttgart“. „Aber heute nicht mehr“. „Nein, heute brauchen wir ein Nachtquartier“. „Fahren Sie herein“.

So durften wir in der Waschanlage duschen und bekamen Brot und Tee und unser Hans konnte weiden und wir durften in einem Fabrikraum schlafen. Meterhoch waren Aluminiumgegenstände aufgestapelt.

Internet-Foto: V2-Rakete im Bau

Ich fragte den freundlichen Mann, was das für komische Dinge seien? Er sagte: „Vor einem halben Jahr wäre ich um den Kopf gekommen, wenn ich`s ihnen gesagt hätte, das ist die „V2“, nur der Sprit hat gefehlt, deshalb kam sie nicht in den Einsatz“.

Dankbar für die Menschlichkeit die wir erleben durften, spannten wir in der Sonntagsfrühe an.
Sogar ein halbes Brot bekamen wir mit und alle guten Wünsche auf unseren weiten Weg.
Nun war ich auf der Suche nach einem leichten Wagen, denn Haugendorf war ja nun nicht mehr der Grund, weshalb ich den Wagen nicht umtauschte.
Ich hatte aber kein Glück und so fuhren wir unsere Straße weiter.
Abends kamen wir nach Naundorf.
Ich fragte um eine Bleibe für die Nacht, da hieß es „Höchstens bei Familie Bernhard“. Dort wurden wir freundlich aufgenommen und durften am Abend- brot mithalten. Der Bauer wollte wissen woher und wohin und sagte mir dann, dass er Heu machen wolle und kein Gespann habe, die Russen hätten seine Pferde mitgenommen, ob ich nicht bei ihm bleiben wolle. Ich sagte zu, bis das Heu drinnen sei. Wir bekamen eine saubere Stube zugewiesen und durften am Tisch mitessen. Ich half beim Melken und Heumachen, dann wollte ich weiter.
Die Leute wollten unbedingt, dass ich bleiben soll.
Doch ich sagte, ich wüsste seit dem 19. Januar weder von meinem Mann noch von der Mutter und Geschwistern etwas und wolle unbedingt weiter.

Wir kamen in den Kreis Freiberg und in ein so starkes Gewitter – ein Kugelblitz rollte vor dem Wagen über die Straße.
Dann kamen wir an einen steilen Berg und Hans kam nur stückchenweise vorwärts, dann mussten wir einen Stein unter das Wagenrad legen bis es wieder weiterging.
Ein Mann war mit einem Ochsengespann auf dem Feld und beobachtete uns. Er kam zur Straße und fragte wohin des Weges. Darauf meinte er „Das ist un- möglich, sie kommen doch nicht über die Grenze, kommen sie mit aufs Gut Oberschöna, ich bin dort Verwalter“. Er war auch Flüchtling aus Grünberg in Schlesien. So wollte auch er uns halten wegen dem Pferd. Das Gut sei 1000 Morgen groß und auch er hatte nur 2 Ochsengespanne.
Das starke Gewitter hatte Regenwetter zur Folge.
So blieben wir einige Tage und er überredete mich, den Hans ihm zu überlassen bis die Grenzen geregelt und geöffnet seien – daran glaubte er fest.

So besorgte er mir einen Handwagen und ich zog dann mit dem Allernotwendigsten weiter.

Internet-Foto

Der Abschied von Hans fiel uns allen schwer; aber ich war auch erleichtert, weil er nun bessere Tage bekam, denn er tat mir oft so leid.

Internet-Foto

Wir erreichten Chemnitz.
Die Straße war wieder durchlöchert.
Vor uns fuhr ein Mann mit einen Pritschenwagen, er gab uns einen Strick und wir durften unser Wägele anhängen.
Da kam ein Bombentrichter, das Wägele fiel um und die Bettstücke und alle Habe wurden mitgeschleift und ganz dreckig.
Bei einem alten Ehepaar in einer Ruine, denn auch Chemnitz war arg zerstört, durften wir übernachten und konnten unsere Sachen trocknen. Wir hatten noch ein wenig Malzkaffee, den uns jemand schenkte. Als ich ihn kochen wollte mit zwei Backsteinen und Reisig, hatte ihn das Ehepaar weggenommen.

Nun kam eine unbeschädigte Bahnstrecke und wir durften, samt dem Wägele, auf einen Güterwagen 27 km fahren.

An einen Samstagabend kamen wir in Glauchau an.
Auf dem Bahnhof erkundigte ich mich nach einem Flüchtlings- lager. „In Rötenbach, 2 Stunden von hier, gibt es eines“.

Internet-Foto: Bahnhof in Glauchau 1945

So fragten wir nach der Richtung und wanderten die Bahnhofstra- ße entlang.
Auf der andern Gehwegseite ging eine ältere Frau mit einem Kin- derwägele spazieren.

Auffällig musterte sie uns und ich ärgerte mich.
Mit einem Mal kam sie über die Straße und sprach mich an, woher und wohin ich wolle. Sie meinte dann, „aber nach Rötenbach kommen Sie heute nicht mehr, bei dem Tempo mit den Jungs“.
„Ich muss aber, schließlich kann ich nicht auf der Straße bleiben bei Nacht“. Dann meinte sie, „wir wohnen zwar auch nur in Miete, aber ich will den Haus- herrn fragen, ob Sie nicht bei uns bleiben könnten“.
Nun betete ich innbrünstig, dass der Mann doch ja sagen möge. Und er sagte ja.

Dann nahm uns die Frau in ihre Wohnung, ich durfte die Buben waschen doch der Gatte war noch unterwegs. So fürchtete ich, es könnte ihm nicht recht sein. Als er dann kam erklärte ihm seine Frau wie sie mich am Bahnhof getroffen habe und es doch ein Unding wäre, mich laufen zu lassen.
Wir begrüßten uns und Herr Martin meinte, „was hör ich da für vertraute Laute, Sie sind doch Schwäbin? Meine Eltern kamen in ihren jungen Jahren von Stuttgart nach Glauchau und mein Vater war Weber und Glauchau ist eine Weberstadt“.
So waren wir freundlich aufgenommen.
Mir wurde gesagt, dass der Russe die Grenze Sonntags nicht öffne und wir erst Montags welterziehen sollten.
Im Nebenbau war eine Dachkammer mit zwei Betten, dort durften wir schlafen. Sonntags hat uns Frau Martin, die die Liebe selber war, mitversorgt.
Am Montagfrüh um ½ 6 Uhr standen wir mit unzähligen Menschen an der Muldebrücke, der russisch-amerikanischen Grenze.
Abends um 7 Uhr kam Frau Martin mit den Rad angefahren und meinte, „so hob i mir`s docht, hat der Russe nicht aufgemacht?“ Wir zogen mit ihr zurück in die Marienstraße.
Dienstag und Mittwoch standen wir wieder von früh bis spät draußen.
Am Donnerstag wollte ich aufstehen und uns fertig machen, aber meine Füße trugen mich nicht mehr.
Ich wollte dass Ernst, der Älteste, Frau Martin Bescheid sage, aber er sagte „Mut- ter, mit mir fährt es Karussell“. So blieben wir im Bett.
Über Mittag erschien Frau Martin, die berufstätig war und unser Wägele noch stehen sah und fragte, warum wir nicht zur Grenze seien.
Ich erklärte meinen Zustand – „dann muss der Arzt her“ – und sie holte ihn. Er sagte, „da besteht Typhus-Gefahr“.
So wurden Ernst und ich auf ein Wägele gelegt und Herr Martin brachte uns ins Krankenhaus.

Internet-Foto: Die Baracken des Klinikums von Glauchau

Wir wurden in den Baracken un- tergebracht und dann lag ich fast 3 Wochen in hohem Fieber und brachte nichts mehr zusam- men im Kopf.
Ernst hatte einen Wasserbauch und bemühten sich die Ärzte am meisten um ihn im ganzen Saal.
Um die 3 Brüder machte ich mir keine Sorge, denn die Wirklichkeit existierte für mich nicht mehr.
Aber böse Fieberträume plagten
mich und ich wollte immer heim.
Nach 3 Wochen brachte die Schwester die 3 Kleinen herein und meinte, „ihr habt ja alle Typhus“.
Nun ging der Kampf um Eckhard, denn er war todkrank und alle hatten das Büble, das eigentlich nur noch aus dunklen Augen in seinem blassen Gesichtle bestand, so arg lieb.

Frau Martin und Frau Haller hatten die Drei die ganze Zeit versorgt.
Sonntag kamen Herr und Frau Martin an unser Fenster und fragten nach unserem Ergehen. Sie scheuten nicht den weiten Weg durch die Stadt.
Nach 7 Wochen wurden Fritz und ich entlassen. Fritz war am wenigsten krank. Wir durften wieder in unserem alten Quartier wohnen.
Einen Monat später wurden die Drei entlassen.
Es war Anfang Oktober, Eckhard war noch so schwach auf den Füßen, dass vor- läufig an kein Weiterreisen gedacht werden konnte.
So machte ich mich in Haus und Garten und Altwarengeschäft von Herrn Gehrt, dem Hausbesitzer, nützlich.
Wir erhielten zum Glück Lebensmittelkarten und Frau Martin kochte für uns mit.
Inzwischen war es Mitte Oktober geworden.
Manchmal war ich recht mutlos und so fand mich Frl. Martin, die ledige Schwester von Herrn Martin, bei einem Besüchle an.
Sie ließ mich ein Los ziehen und ich zog den Spruch: „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat“.
In der Zeitung suchte eine Frau, deren Schwiegereltern in Stuttgart wohnten, Anschluss für einen Grenzübergang.
Wir besprachen uns und wollten am 17.10. reisen.
Vorher holte ich per Bahn meine zurückgelassenen Sachen von Freiberg nach Glauchau. Hans hatte sich prächtig erholt, ihn musste ich dort lassen.
Vorsichtshalber nähte ich an einen langen Sack Träger für den Fall, dass ich nicht mit dem Wägele über die Grenze käme. Sie war inzwischen in Thüringen bei Meiningen.
Herr Martin begleitete uns früh um ½ 6 Uhr auf die Bahn.
Schon an der Sperre wurde das Wägele zurückgewiesen. Wie gut, dass Herr Martin mitkam und es wieder nach Haus nahm.
Wir trafen dann die Grenzgängerin.

Internet-Foto: Der Bahnhof in Mellrichstadt

Als wir da in Mellrichstadt auf dem Bahnhof ankamen, verschwand mit einem Mal die Frau, kam dann nach einer Weile zurück und erklärte mir: „ich habe mich mit Landsern unterhalten – die meinen es sei ganz unmöglich, dass Sie mit 4 Kindern durchkämen, fahren Sie am besten zurück nach Glauchau, ich schließ mich den Landsern an“. Da stand ich nun.

So übernachteten wir im Bahnhofswartesaal und unternahmen dann den Weg im Niemandsland bis zur Grenze.
Dort angekommen rief uns ein pflügender Bauer an, wo wir hinwollten? Ich stellte mich taub, doch er wusste ja selbst was wir vorhatten.
„Denken Sie nur nicht, dass Sie hinüberkommen – aber hier bleiben Sie auch nicht, ich bin der Bürgermeister vom Ort und habe Pack genug.“

Wir versuchten dann allerlei Hilfe – und erlangten nichts.
So nahm uns ein russischer Lastwagen wieder zurück zum Bahnhof, wo wir die Nacht verbrachten.
In der Früh ging ich ins Flücht- lingslager und bekam dort eine Nummer.
Die Buben waren schon im Hof und spielten mit Kindern.
Ich war so unglücklich und wusste nicht was werden sollte.
Dann gab ich die Nummer zurück und holte die Buben, die gar nicht mitkommen wollten.
So machten wir den weiten Weg
nochmals. Internet-Foto: Kinder im Flüchtlingslager
Abends hockten wir uns an die Friedhofsmauer. Das Nachbargebäude war die Schule in der das benannte Pack untergebracht war.
Zwei Frauen verließen das Haus. Eine bemerkte uns und sagte, „dort ist doch etwas“.
Sie kamen näher und fragten, was ich hier mache.
„Warten.“ „Auf was?“ „Bis es vollends ganz dunkel ist.“
„So, so. Sie wollen über die Grenze, kommen Sie nur mit, das ist unmöglich, die Russen schließen. Wir möchten ja alle hinüber.“
So nahmen sie die Kinder bei der Hand und ich musste mit Rucksack und Koffer folgen. Oben angekommen lagen die Menschen wie die Heringe.
Kein Platz mehr. Ja, unter dem Tisch, auf dem eine Kerze brannte, war es noch leer. So verkrochen wir uns dort.
Die Buben legten ihren Kopf auf unser Gepäck und ich hatte einen Tischfuß als Stütze im Rücken. Müde von dem weiten Weg und dem Schleppen schliefen wir bald ein.
Gegen Morgen, es mochte etwa 4 Uhr sein, erwachte ich.
Ich bekam den Befehl, jetzt zu gehen. Es war mir, wie in der Geschichte von Maria und Josef.
Ich weckte die Kinder, eine Frau neben mir wurde auch munter und erkannte meine Absicht, zündete die Kerze an und begleitete uns zur Haustür.
Sie wünschte mir Glück und meinte, wenn Sie nicht zurückkommen, dann haben auch wir wieder Mut. In 3 Wochen hat es keiner mehr gewagt.
So zogen wir auf der Straße entlang Richtung Westen.
Ich war so gelassen und den Buben sagte ich, „nun komme was will, dass mir keiner schreit, dort drüben wohnt die Ahne, dort geht es uns gut.“
Von Martins bekamen wir eine Tüte Bonbons beim Abschied. Jeder bekam eines und sie versprachen mir zu folgen (gehorchen).
Wir waren ein Stück Wegs gegangen als wir mit Halt angerufen wurden und zwei Gestalten erhoben sich aus dem Straßengraben.

Internet-Foto: russischer Soldat

Die Buben standen still wie die Soldaten.
Dann fragten die Russen, „Was wollen?“
„Zur Mutter, nix zurück. Kommen von Schlesien, kein Zuhause mehr, Vater Krieg. Nix, zurück. Wir krank, verstehen Typhus?“
„Ja, verstehen.“
„Mutter wohnen drüben, wir viel Hunger, kein Zu- hause.“
„Zurück!“
„Ich nix zurück.“
„Wir schneiden Hals ab“– Zeichensprache.
„Winter kommen. Nix Zuhause.“
Die beiden unterhielten sich und sagten: „Frau Du versprechen, Kinder ganz still, nix flennen.“„Ja, ich verspreche ganz still.“ So ging einer voraus, wir hinterher und der zweite hinter uns.
Dann sahen wir ein Licht, „dort schlafen russischer Kommandant. Er hören Dich, dann wir Hals ab“.
Wir kamen unbemerkt vorbei. Nach einer Weile war wieder ein Licht, ein zweiter Bunker.
„Frau kommen herein“, ich zauderte. „Nix Angst, durchsuchen Dokumente.“
Sie leerten meinen Sack und Koffer auf den Boden, nahmen mir den Geldbeutel ab, forderten mich auf, die Sachen wieder einzupacken, „schnell, schnell, jetzt kommen Ablösung“.
Als der Deckel des Koffers nicht mehr zuging weil die Sachen unordentlich drin waren, setzte sich der Dicke mit seinem Hinterteil drauf und das Schloss sprang zu.
Nun gingen sie mit bis zum Schlagbaum, ich bedankte mich und wir waren drüben. Im nahen Dorf krähten die Hähne und verkündeten einen neuen Tag.
Zum Glück hatte ich nur gut 100 Mark im Geldbeutel – ein kleines Erlebnis in Glauchau belehrte mich:
Da ich nach unserer Rückkehr mit Fritz vom Krankenhaus immer zeitig auf- stand und Frau Martin half, durfte Fritz immer ausschlafen.
Der Schlüssel hatte seinen Platz in der Handtasche.
Als ich drüben etwas holen wollte, war der Schlüssel nicht da.
Ich schimpfte Fritz aus, doch behauptete er, den Schlüssel in die Tasche getan zu haben. Er suchte selber, fand ihn nicht, dann schüttelte er die Tasche und man hörte ihn. Das Futter war aufgetrennt und der Schlüssel dazwischen gefallen.
So nähte ich unser Geld an diesem Platz vor unserer Abreise ein.
Nun fanden wir im Laub unter den Obstbäumen noch Äpfel und waren glücklich darüber etwas im Magen zu haben.
Wir mussten nun Stunden laufen, wie an den Vortagen.
Ich trug das Gepäck etwa 100 m vor, stellte es ab und einer musste dabei bleiben. Dann ging ich zurück und trug Eckhard bis dorthin.
So kamen wir nur langsam vorwärts.
Gegen Mittag waren wir in Meiningen. Dort bekamen wir in einer Bäckerei etwas ohne Marken.

Von da ab kamen wir per Anhalter auf Lastwagen weiter über Schweinfurt, Würz- burg, Höchst. Dort bekamen wir auf dem Bahnhof von der Bahnhofsmission einen großen Topf Spinat. Die Frau meinte, so habe sie noch kaum einmal Kinder essen sehen, so gut hat es ihnen geschmeckt.
Über Wertheim kamen wir nach Neckarelz, dort waren wir in einer Gaststube über Nacht, kamen erst spät am Abend nach Heilbronn, dort schliefen wir in einem Bunker zum letzten Mal…
Dann nahm uns Einer mit über Marbach nach Ludwigsburg.
Von dort fuhren wir mit der Stra- ßenbahn bis Vaihingen.
An der Haltestelle durften wir mit Internet-Foto: Heilbronn 1945 nach Kriegsende
einem Personenwagen mitfahren bis Sindelfingen, dann mit der Bahn nach Böblingen.
Bei Wilhelm Schlecht wurde Onkel Gottlob in Deufringen angerufen, ob er uns mit dem Pferdegespann abholen könnte. Leider hatte er kein Pferd.
So holte unser früherer Nachbar, Herr Friedrich Roller, uns in Böblingen mit dem Auto ab.

Als wir die „Kehle“, dem Tor nach Aidlingen, hinunter fuhren, fasste ich den Mut und fragte ob mein Mann zurückgekommen sei.

Aidlingen – ungefähr so, wie Maria und ihre 4 Buben es wohl von der “Kehle“ sahen

Nur ganz zögernd antwortete er mit nein.

Vor Ahnes [Marias Mutter] Häusle standen schon alle, alle bereit und ich sagte „Alle Vögel sind schon da“. Am Ofen waren die Betten über Stühle gehängt, wie es Mutter schon tat seitdem es etwas kälter wurde. In der Küche stand Schwager Gottlob und bratete für jeden ein Schnitzel.
Wir waren daheim!!!
Mutters innige Gebete wurden erhört – war der 24. Okt. 1945.
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Die gesamte Flucht von Haugendorf bis Aidlingen: 279 Tage und ca. 1500 km
“DEN GEFALLENEN UND VERMISSTEN“ auf dem Aidlinger Friedhof. Knapp 634000 der aus Schlesien Flüchtenden kamen ums Leben oder gelten als vermisst. Ehemann/Vater/Ehne Christian ist nie vom Krieg zurückkommen
Bis 1954 wohnt Maria mit den Buben bei Ahne in der Oberen Straße und beginnt nun hier mit Landwirtschaft
Maria mit ihren “Stiefelsbuben“ Ernst, Klaus, Eckhard und Fritz
1954 kauft Maria mit Hilfe von Ernsts Lehrlohn diesen Bauernhof, wo sie bis zum Zwangsabriss 1976 lebt.
Als Entschädigung bekommt sie ein Holzhaus, 150 m weiter, in dem sie 1992 friedlich einschläft.
Das alte Aidlinger Wappen passt zu Marias Verbundenheit mit Schöpfer und Landwirtschaft

Eines Tages als Maria gerade auf ihr altes Herrenrad stieg, über das sie wegen der vielen Arbeit sehr dankbar war, meinte eine strenggläubige Diakonie-Schwester entrüstet:
„Aber Maria, das sieht unser Herrgott nicht gerne!“ Worauf Maria freundlich aber bestimmt sagte:
„Wenn das meinem Herrgott missfällt, lässt er mir ein Damenrad zukommen.“
So tief war ihr Vertrauen


© Frank Maria Stiefel – Schwedisch-Lappland, Nov. 2022
(den Zusatz Maria wählte ich 2007 aus Verbundenheit zu ihr)

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Erfahrungen

Sternschnuppe oder schnuppe

Nach Abendessen und herzlichen Stunden (in Zeichensprache) mit meiner mir 2 Tage zuvor zugefallenen Lehmhof-Famile, sitze ich nun in der sternenklaren Nacht noch lange am Gelben Fluss vorm Zelt am Rande ihres Maisfeldes auf meinem bequemen Sesselrad.
Ich mache mir Gedanken ob es (noch) sinnvoll ist meinem Herz-Gefühl für Xiao weiter nachzugeben, wenn uns der intensive Whatsapp Kontakt in einem unreellen Zukunftstraum hält anstatt im JETZT zu SEIN (seit sie mich nach unserer Seelenbegegnung vor einer guten Woche wegen dem Druck ihrer Famile verzweifelt weggeschickt hat).
Denn eigentlich brauche ich meine ganze, schwindende Kraft für die wüste(n)Hitze und Hochgebirge auf der (Tor)Tour Richtung Tibet…
Wir hatten heute keinen Kontakt, da Xiao wieder stark an ihren Gefühlen für mich/uns zweifelt.
Wie extrem sie durch ihre Verwandten und Freundinnen (denen sie sich anvertraut hat) unter Druck sowie Schuld- und Angstgefühle gesetzt wird, kann ich mir nicht vorstellen, da sie mir das erst viel später (während unseres nicht enden wollenden Albtraums) anvertrauen wird!
„Bitte liebes LEBEN, gib mir irgendwie deutliche Zeichen – ich möchte gerne an Xiao festhalten wenn du es für uns möchtest – aber ich bin auch bereit sie loszulassen wenn es keine gemeinsame Zukunft geben kann/soll/darf?!“
Als ich „zu-fällig“ in den Sternenhimmel blicke, sehe ich seit langer Zeit mal wieder eine Sternschnuppe!
„Liebes LEBEN, wenn ich zufällig noch zwei weitere Sternschnuppen sehen darf, ohne danach extra Ausschau zu halten, dann nehme ich es als Zeichen, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben“… und es kommen noch Zwei!!! Beide Male als ich gerade kurz hochschaue – und alle drei waren in unterschiedlichen Richtungen!
Danach sehe ich keine mehr, obwohl ich den ganzen Himmel noch länger danach absuche!!!

LEBEN weiß und kann… 🙏😍

Hier zur gesamten, WUNDERnvollen Rad(tor)tour und dem albtraumartigen (noch immer offenen) Ende:
https://facebook.com/frankstiefel.deutscheseite/albums/3527514027337521/
und hier als PDF (33 MB):
liebevoll-wie.se/Unser_unglaublicher_Weg.pdf