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Erfahrungen

plötzliche Genesung…

…nachdem die Visumverlängerung durch und damit ein Treffen mit Xiao in Aussicht ist

Hier zur gesamten Radtour

Der nette junge Taxifahrer der mir, nach meinen Schilderungen während der Fahrt, versprochen hat zu helfen macht irgendwie den Nachtwächter der Privatklinik ausfindig der uns rein lässt – und ich sacke auf den Wartesesseln im Foyer zusammen.

Nach einer Ewigkeit und 2 Docs scheint endlich eine Ärztin meinen desolaten Zustand zu erkennen, denn plötzlich werden hektisch umfangreiche, moderne Untersuchungen durchgeführt und beim Farb-Duplex-Ultraschall dürfen sie und ich dann meine fortgeschrittene Thrombose mehr als deutlich erkennen.
Es ist schon nach 2 Uhr morgens als ich in meinem leeren 3-Bett-Zimmer an Geräten, Schläuchen und Infusionen angeschlossen „tot“müde in einen komaähnlichen Schlaf falle.
Zum Glück kann sich hier niemand vorstellen was ich in meiner gefährlichen Lage, die letzten Tage noch durchgemacht und geschuftet habe.
Nach guter komaähnlicher Nacht und fleißiger, netter Krankenschwestern am Morgen, kommt am Mittag ein junger englisch-sprechender Arzt (von einer anderen Klinik) der sofort auf das englische Whatsapp-Schreiben meines (Arzt-)Freundes Manfred reagiert und Thrombose-Spritzen sowie Thrombose-Strümpfe veranlasst!?! Er rädt mir zu seinem Krankenhaus zu wechseln, da diese Privatklinik nicht das Richtige für meine Situation sei – aber ich fühle nicht dafür! Auf meine Frage wann ich wieder raus dürfe, da mein China-Visum in einer Woche ablaufe meinen die Ärzte mit einem erschrockenen Lächeln, ich müsse auf jeden Fall noch 2 bis 3 Wochen hierbleiben, bei meinem lebensgefährlichen Zustand!
Nachdem ich der deutschen Botschaft meine schwierige Situation geschildert habe, kommt am nächsten Tag eine nette Chinesin von dort um wegen Visum-Verlängerung meine Daten aufzunehmen und meinen Pass mitzunehmen. Beim Vorauszahlungs-Versuch ans Krankenhaus muss ich dann feststellen, dass meine Maestro-Bankkarte nicht auffindbar ist, und die Visa-Karte an ihrem mobilen Gerät nicht gelesen wird – und dass die Zahlungsschwierigkeiten viel mehr Krankenhaus-Einsatz-Kräfte freimacht als mein bedrohlicher Gesundheitszustand es beim Eintreffen hier tat. Plötzlich kommt eine junge Patientin rein und sagt sehr schüchtern sie wolle mich gerne besuchen, da ich ja immer alleine sei (sie weiß ja nicht, dass ich in permanentem Whatsapp-Kontakt mit Xiao bin). Lange sitzt sie in den nächsten Tagen an meinem Bett und ich spüre, dass ihr mein Vertrauen ins Leben und mein Mitgefühl unendlich gut tut – die Tragweite des harten Schicksals dieses Engels (Langzeit-Patientin die durch einen Spendenaufruf der Klinik mit der „unheilbaren“ Krankheit und ihrer Mutter im Nebenzimmer leben darf) wird mir erst bewusst als mir Xiao mein Foto der Info-Tafel (im Klinikflur) über sie übersetzt – Danke lieber Engel, dass du den Mut hattest, deinem Herzen zu folgen um den Langnasen im Zimmer nebenan zu besuchen – und danke liebes Leben – auch dass ich den jungen Arzt und die Schwestern so herzlich erreichen darf.
Als ich nach 3 Tagen wieder ein wenig herumlaufen darf, wird mir auf der Waage klar wie knapp es war – muss fast 20 kg Gewicht verloren gehabt haben als ich hier ankam!
Bei meinem ersten Aus-Gang wird klar, dass meine Visa-Karte leider auch an sämtlichen Visa-Bankomaten die ich im Klinik-Stadtviertel finden kann nicht funktioniert. Wie soll ich die Klinik sowie weitere Unterkunft und Verpflegung geschweige denn ggf. einen Rückflug bezahlen mit meinen restlichen (umgerechnet) 15 Euro?!?
Zurück von meinen erfolglosen Geldabheb-Versuchen wartet schon die Chinesin von der deutschen Botschaft mit 2 Männern ganz aufgeregt im Foyer auf mich und stressen mit mir auf die nächste Polizeiwache um erstmal die fehlende polizeiliche Anmeldung zu organisieren – damit sie dann endlich den Visum-Verlängerungsantrag für mich einreichen können – da ich sonst bei Besserung und Reisefähigkeit nicht mal aus China rauskomm!
Nachdem meine Gesundung so Wunder-bar schnell vonstatten geht (seit feststeht, dass die Botschaft nun in letzter Sekunde meine Visum-Verlängerung beantragen konnte…
die Visa-Karte durch meine deutsche Bank im Not-Eil-Verfahren endsperrt wurde und ich „zu-fällig“ mit der maximalen Abhebesumme exakt das Krankenhaus bezahlen kann…
der junge, liebe Arzt nach der Wunder-Genesung und unserem langen, herzlich-tiefgründig Gespräch an meinem Bett auch mehr dem Leben vertrauen möchte…
es für Xiao und mich nun klar ist, dass wir uns (wenn die Visum-Verlängerung klar ist) in ihrer 2400km entfernten Uni-Stadt Tianjin treffen wollen und sie mir ein Bett im Mixed-Hostel in Nähe des Bahnhofs reservieren lassen hat…
– die lieben Krankenschwestern (nach strickten Hinweisen die Thrombosestrümpfe und empfohlene Medizin noch mindestens 3 Monate zu verwenden) mir beim herzlichen Abschied für einen Spott-Preis das Krankenhaus-Taxi für die 12 km zum Hostel bestellt haben… – alles gepackt und ausgecheckt ist und nach dem hochemotionalen Abschied vom Engel aus dem Nebenzimmer…
… geht es nun (nach 6 erlebnis-, gefühl- und heilvollen Tagen) in Thrombose-Strümpfen mit (Ruck)Sack und (Bike)Pack(Karton) im Krankenhaus-Taxi durch die halbe 15-Millionenstadt zum idyllischen Mix-Hostel.
Dort angekommen lässt man mich leider wegen meines (durch die Visumverlängerung natürlich) fehlenden Passes und der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Botschaft und Hostel erst spät in der Nacht einchecken und mein Bett im kleinen, leeren 4-Bett-Zimmer beziehen.

kurzweiliges Warten…

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