…auf die Visum-Verlängerung im Hostel in Chengdu durch zugefallenes Sightseeing
Jetzt heißt es im Hostel auf das verlängerte Visum zu warten – vom jungen Arzt kommt die Nachricht, dass ich gerne weiterhin kostenlos bei ihnen im Krankenhaus wohnen dürfte bis zu meiner Weiterreise – wenn Herzen und Mitgefühl darauf wartet geöffnet zu werden.
Zuerst mal Erkundung ums Hostel – natürlich ohne Stützstrümpfe. Bis zum Fluss sind es nur 100 m unter den Palmen der Supermarkt ist rechts, ein guter Imbiss links neben dem Hostel und mein Restaurant direkt gegenüber.
Nach den ersten drei Nächten zieht Debi aus Holland ins Stockbett neben mir ein und ihr darf ich am nächsten Tag zu Fuß zum nahegelegenen „Wenshu Yuan“ sowie ins Zentrum der 16-Millionenstadt folgen.
Nach der Rückfahrt mit der Metro heißt es im Hostel allgemeines Dumplings machen.
Obwohl meine Dumplings auf Größe statt Ästhetik ausgelegt sind, werde ich nicht wirklich satt – hab ja auch einiges aufzuholen – und so gehe ich noch zu meinem Restaurant gegenüber wo ich nach meiner Mahlzeit auch noch von 3 lieben Chinesen an ihren Tisch zu Spezialitäten eingeladen werde.
Am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang geht`s mit meinen inzwischen 2 Zimmerkolleginnen (eine junge Chinesin ist dazugekommen) im Fernbus zum Grand Buddha im 160 km entfernten Leshan.
Leider kann die junge Chinesin nur am heutigen Sonntag und so ist zur Mittagszeit nach unserer Besichtigung der Tempel und -Schüler die Schlange hinunter zu den Füßen des Grand-Buddha so lang, dass ich entscheide mich nicht anzustellen. Also bestaune ich den 71 m hohen, saurenregengeschädigten Giant Buddha auf Augenhöhe und von weiter oben.
Nach 8 Hostel-Tagen kann ich via Taxi den Ausgabe-Schein für meinen Pass mit dem verlängerten Visum bei der deutschen Botschaft (im 23. Stock) abholen und von dort mit einem plötzlich vor mir haltenden Motorroller-Taxi zur Visum-Ausgabestelle um ihn dort hoffentlich endlich zu bekommen.
Ich genieße die wilde Zickzack-Fahrt ohne Helm – schade, dass der Rollerfahrer mir einen unverschämten Preis macht, den ich mit Hilfe von umstehenden Einheimischen bis auf einen fairen Rest verweigere.
Mit dem verlängerten-Visum im Pass geht’s via Linienbus (der kostenlos ist, weil ich keine Karte und der Fahrer kein Wechselgeld mehr hat) vom Lenin-Denkmal aus zurück zum Hostel.
Nachdem ich im Hostel an meinem Netbook den Zug zu Xiao nach Tianjin gebucht habe, gehe ich ein letztes Mal in meinem Gegenüber-Restaurant essen. Im Hostel checke ich schon für morgen aus und am Abend gehen die Holländerin und der seit 2 Tagen neue, chinesische Zimmerkollege lecker mit mir Hot-Pot-Essen.
Nach herzlicher Verabschiedung von meinen Hostel-Bekannten geht es mit dem Taxi die 2 km bis zum Bahnhof – leider sind gerade Bauarbeiten, so dass der Fahrer mich mit meinem riesigen Gepäck nicht bis an den Eingang fahren kann.
Das Gepäck platziere ich unbeaufsichtigt mitten in der Menge vorm Eingang um das gebuchte Ticket an einem Schalter im Nebengebäude mit Hilfe einer Passantin zu erhalten.
Irgendwie schaffe ich es trotz meines überdimensionalen Gepäcks durch und über das Drehkreuz bei den Kontrolleuren zu kommen – sie müssen so imponiert von meinem Auftritt sein, dass sie mich passieren lassen – sogar mit meinem Messer im Rucksack.
Das mehrstündige Warten in der sich schnell füllenden Bahnhofshalle (wusste ja nicht, dass alles so reibungslos gehen würde) ist freudig-entspannt-interessant da ich ja jetzt weiß, dass ich schon so gut wie im Zug bin.
Das mit dem Langnasen und seinem enormen Gepäck scheint sich rumgesprochen zu haben, denn ich werde aufgefordert mein Gepäck ganz vorne am noch geschlossenen Tor zu den Bahngleisen zu platzieren bevor die Passagiere für meinen Zug via Anzeigetafel grünes Licht bekommen.
Der lange Weg und die endlos lange Treppe zum Bahnsteig ist eine Qual – doch ich schaffe es irgendwie bis zur Schaffnerin, die mich und das Mega-Gepäck Leben sei Dank anstandslos in den Zug lässt.
Als ich den Radkarton oben im Gepäckfach unterbringen möchte, wird mir der Platz vor einer verschlossenen Wagontüre zugewiesen – auch gut!
Goodbye Chengdu – auch wenn ich deine berühmten Pandas nicht besucht und die berühmte Brücke nur von weitem gesehen habe.
Und so geht es los auf die 2400 km und 40 Std. in Richtung Nordost und Peking und vor allem zur Seelenschwester Xiao.
Durch wildromantische Flusstäler und vereinzelte Bahnhof-Stopps geht es langsam hinein in die Nacht. Mein Bett ist in der 3 Etage – wieder eine Premiere.
Die junge Schaffnerin wirbt ständig für irgendwelche Waren – wahrscheinlich um ihren Lohn aufzubessern – ich schenke ihr jedes Mal gaaanz viel von meiner Lebensfreude die bei einem längeren Bahnhofs-Aufenthalt nach der ersten Nacht auch einige manchen Mitreisende anzustecken scheint – so werden wir, wie schon in der „Transsibirischen“ wieder zu einer Waggon-Familie während draußen die Landschaft zunehmend flacher und landwirtschaftlicher vorbeizieht.