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Erfahrungen

dem Tode nah…

…wird meine dritte Vorstart-Intuition wahr

Hier zur gesamten Radtour

Alles zusammen- und aufgepackt trete ich mit letzter Kraft, halb im Delirium die leichte Steigung die Stadt hinaus Richtung nächstem Pass.
Die Vororte und Mautstelle passiere ich wie benebelt im leichten Bergauf-Kriechtempo.
Nach 5 Kilometern an einem Truckstop merke ich, dass nichts mehr geht – totaler Schwächeanfall!!!
Geraume Zeit kauere ich wie ein Häuflein Elend im Truckstop-Restaurant und dann bietet mir der Angestellte sein Bett in der Nebenbaracke zum Ausruhen an – ist mehr Koma – bin so schwach dass ich nur schwankend etliche Male die 30 Meter zum Toiletten-Loch auf der anderen Seite des Restaurants komme!
Unter leichtem Schüttelfrost schlafe ich ein und als man mich zum Wegschicken weckt, glaube ich es wäre schon der nächste Morgen – aber es ist erst Abend.
Man weist mir zurück in Richtung Stadt und deutet dass in meiner Fahrtrichtung keine Schlafmöglichkeit mehr komme.
Trotzdem wähle ich nicht (zurück in) die Stadt und im einsetzenden Dunkel radle ich, halb im Delirium, weiter und hoffe, dass ich irgendwo und -wie noch das Zelt aufgestellt bekomme…
… zur großen Gnade fällt mir (in the middle of nowhere und auf 3100m Höhe) schon nach einem Kilometer wieder ein Truck-Stop mit „Motel“ zu, wo ich in einem kleinen 3-Bett-Zimmer ein Bett für mich neben meinem Bike bekomme.
Die nächsten Tage und Nächte pendle ich zwischen Koma-Bett und stehend über einem der 3 weitentfernten Klolöchern auf der anderen Seite des großen Truck-Hofes.
Dazwischen versuche vor meinem Zimmer so viel Sonnen-Energie wie möglich zu tanken – unendlich dankbar für „meine“ Intuition nicht in die Stadt zurückgeradelt zu sein.
Inzwischen bin ich nun schon 10 Tage mit Durchfall hier – zumeist im Bett oder über den Klolöchern.
Nachdem ich in den ersten Tagen sogar noch die 3 Schläuche geflickt (das Hinterrad hat in letzter Zeit auch immer bisle Luft verloren) und (Hand-)Wäsche gewaschen habe, kann ich seit einigen Tagen das rechte Bein nicht mehr richtig gebrauchen, da der Unterschenkel sehr stark schmerzt sobald er tiefer ist als der restliche Körper – was vor allem beim langen Weg zum und dem langen Stehen überm Toilettenloch besonders anstrengend ist.
Mittlerweile ist natürlich auch meine verbleibende China-Visum-Zeit auf 10 Tage geschrumpft, so dass an ein Erreichen der immernoch knapp 2000 (viel-und Hoch-Gebirgs-)km entfernten Vietnam-Grenze aus eigener Kraft nicht mehr zu denken ist.
Selbst die 800 km bis zum nächsten großen Flughafen in Chengdu (für Flug nach Vietnam, heim oder…) werden schwierig!
Da mich gestern der tibetische Restaurant-Angestellte, mein Zimmer-Nachbar und (wie alle hier nichtenglischsprechenden) Freund unter Schmerzen zum Geld abheben (um das „Motel“-Bett und -Essen bezahlen zu können) nach in Hezou gefahren hat und ich nach 5 Versuchen in der ganzen Stadt schlussendlich Geld ziehen konnte… und das heutige 2-km-Proberadeln zum anderen Truckstop unerwartet gut ging… und der Durchfall a bisle besser zu werden scheint… und der Lebensfreude-Funke mittlerweile auch auf die Truck-Stop-Besatzung übergesprungen ist (die sogar, mit Xiao`s Übersetzungshilfe, versucht für mich fettarmer zu frittieren und weniger (extrem)scharf zu würzen… gedenke ich morgen weiterzuradeln.
Nix ist`s mit weiterradeln!
Nach einer schmerzvollen Nacht ist am Morgen der Fuß dick geschwollen und zum manchmal auftretenden, leichten Seitenstechen auf der rechten Nieren-, Rücken und Brustseite ist nun ein rechter Lungen-Schmerz beim tieferen Atmen, Husten oder Aufstoßen dazugekommen!?
„Zu-fällig“ kontaktiert mich mein Freund und Arzt Manfred aus Deutschland via Whatsapp (gerade als ich wie bei meiner Bienenstichallergie 1988 angstfrei spüre, dass mein Zustand lebensbedrohlich ist)
Also fährt mich mein lieber Tibet-Freund gleich am Morgen vom Truckstop ins große Krankenhaus nach Hezuo wo mir die Ärzte (via Gesten und ein wenig englisch-sprechenden Passanten) mitteilen, dass es sehr gefährlich ist und ich schnellstmöglich in ein Großstadt-Krankenhaus müsste da man mir hier nicht helfen könne (ich habe das Gefühl das man(n) auch nicht wirklich will (wer nichts tut kann nichts falsch machen – wenn Angst lähmt und gefühllos macht!!!)
Mitten im Rummel der inzwischen vielen Schaulustigen Besuchern und Patienten legen sie mir einen Druck-Verband an und würdigen mich weiter keines Blickes.
Eine Krankenschwester scheint etwas Mitgefühl zu entwickeln/zuzulassen und bestellt mir den Fernbus ins 700km entfernte Chengdu für den übernächsten Tag, weil es anscheinend nur dort in einer Privatklinik Thrombosemedizin gibt?!
Der herzliche junge Mann (Bildmitte) der hier seinen, nach einem Unfall lange schon, schwerkranken Vater besucht hilft mir viel bei der Kommunikation.
Bevor wir zum Truckstop zurückfahren verspricht der junge Mann mir noch sich darum zu kümmern, dass der Fernbus mich übermorgen am Truckstop aufnimmt und der Busfahrer mir für den Weg zum richtigen Krankenhaus hilft.
Zurück im Truckstop meldet sich mein Arztfreund Manfred wieder und als ich ihm erkläre, dass es im Umkreis von mehr als 500 km keine Thrombosemedizin gibt und wie der Druckverband aussieht meint er das könnte wohl nicht sein und ob die wahnsinnig seien da der Druckverband ohne Fuß desolat und absolut lebensgefährlich sei.
Also lege ich ihn mir inkl. Fuß nochmals an und am nächsten Morgen fährt mich ein anderer Truckstop-Bekannter nochmals zum Krankenhaus nach Hezuo.
Dort treffe ich nochmals den herzlichen jungen Mann und nachdem wir im ganzen Krankenhaus vergeblich nach besserer/kompetenterer Hilfe suchen, darf ich mit ihm noch seinen schlafenden Vater besuchen und diesem energetisch und finanziell helfen. 
Danach organisiert mir mein wundervoller Fahrer in der Stadt noch einen Verpackungskarton fürs Bike und ausreichend Reiseproviant.
Zurück im Truckstop verpacke ich, mit vielen Pausen wegen erheblicher Bein- und Brust-Schmerzen mein Rad im großen Fernseh-Karton (nachdem ich stundenlang mit den total festsitzenden Pedalen zu kämpfen habe) und die gesamte Ausrüstung in meinen großen und kleinen Rucksack.

Nach einer schmerzvollen Nacht und nachdem ich meine 60kg-Ausrüstung an den Straßenrand geschleppt habe, warte ich auf den Fernbus der mich hier um 8.30 Uhr (auf seiner Strecke ins 720 km entfernte Chengdu) aufnehmen soll.
Und er kommt tatsächlich, wenn auch erst eine knappe Stunde später.
Jetzt sitze ich (nach 12 Tagen Truckstop-Motelzimmer) im vollen Bus bei dem natürlich „zu-fällig“ die ganze hintere Sitzbank (für meine Fuß-Hochlage auf der 13 Stunden dauernden Fahrt) noch frei ist. Leben… weiß und sei Dank – es darf machen mit mir was es für mich geplant hat – bin für alles bereit – „Heimweg“ (Tod oder Deutschland) oder weiter mit der Tour – oder…
Es geht über mehrere 4000-er Pässe – gut dass Leben mich nicht weiterradeln lassen hat – hier mit Thrombose und Lungenentzündung wäre mehr als spannend geworden.
Während Hochgebirge und -ebenen, Siedlungen, Touristencamps und Yaklager an mir vorbeiziehen erfreue ich mich an meinem Reiseproviant (viele, viele Früchte und mehr…) mit großem Appetit – schwer vorzustellen dass (Frange-)man trotz dem Himmel so nah sterben kann. Fühle mich (trotz in Lebensgefahr) dem Himmelerstaunlich freudig und gut und sauge in seeligem Zustand bei der Mittagsrast in Zoige auf dem Boden vor dem Restaurant
sitzend die Sonnenergie auf.
Nach knapp 400 km und 3500 m Abfahrt kommen wir um 22 Uhr planmäßig am Bus-Terminal in der Millionenstadt Chengdu an. Wider allen Zusagen bei der Bus-Buchung lassen mich die 2 Busfahrer hilflos mit meinem schweren Gepäck stehen und verschwinden mit dem Bus im bewachten Hinterhof. Spätestens da wäre ich ohne mein Vertrauen ins Leben sicher zusammengeklappt!
Ein Mann sieht mich vor Schmerz und Müdigkeit zusammengekauert (`bin zu kaputt um die paar Meter bis zur Straße zu gehen) auf meinem Gepäck sitzen und ruft ein Taxi nachdem ich ihm den Zettel mit dem Namen der Privatklinik gezeigt habe.
Der junge Taxifahrer der wegen meinem riesigen Gepäck eigentlich nicht will, macht mir dann sogar einen guten Preis und als wir das Gepäck irgendwie doch in die kleine Limousine bekommen und durch die Stadt unterwegs sind, bemerke ich, dass mein Fotoapparat fehlt – muss noch im Bus sein!
Also zurück zum Busterminal – wir finden den Bus aber die Fahrer sind schon im Hotel und der Nachtwächter will/kann/darf sie nicht kontakten.
Nach einer halben Stunde mit gescheiterten Versuchen via Not-Öffnung in den Bus zu gelangen kommt einer der Busfahrer und ich finde meine Kamera – sie war in die Sitzritze gerutscht.
Es ist kurz vor Mitternacht als wir nach der Taxifahrt durch die halbe Stadt endlich vor dem verschlossenen Haupteingang der „Chuanshu Angiopathy Hospital“ Privatklinik stehen!?!

plötzliche Genesung…

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was ist nur los…

Glück und (Widerstands)Kraft scheinen für Bike und mich zu Ende

Hier zur gesamten Radtour

Total am Ende bekomme ich bei Einbruch der Dunkelheit in the middle of nowhere und zu Beginn des nächsten Gebirges vom jungen „Truck“stop-Besitzer und seiner lieben Frau ein Zimmer neben dem Restaurant und ihrem Zimmer.

Nach einer guten Nacht auf dem Boden meines Restaurant-Nebenzimmers (neben dem das Baby dem Betreiber-Paar keine so ruhige Nacht bescherte) radle ich nun durch das Tibet-(Autonomer-Bezirk)Tor hinein ins Hochgebirge.
Bin schon nach ein paar km wieder ziemlich kaputt – aber Vietnam ruft (meine ich)…
3 lange, enge, stockdunkle und deshalb (verständlicherweise auch) für Fahrräder gesperrte Tunnels darf ich auf den nächsten 20 km zu-fällig (Leben… sei Dank) ohne einen der zahlreichen Schwerverkehr-Begegnungen/-Überholungen durchqueren.
Witzig! Erst ein halbes Jahr später, zuhause, darf ich auf dem Foto erkennen, dass es einen Weg am Fluss entlang um den Berg herum gegeben hätte – TUNNELBLICK im Delirium!!!
50 km und 700 m höher („zu-fällig“ kurz vor dem schweren, mir unbewussten Passbeginn) zieht mich ein Mann mit seinem Mini-Cross-Motorrad 12 km und 500 Höhenmeter bis auf die 3200-er Passhöhe hinauf – es ist viel zu kalt für meine leichte, kurze Kleidung, aber ich bin so froh über diese Zieh-Gnade, dass ich mein Frieren im schnellen Fahrtwind ausblende.
Die kurze, knackige 3 km Abfahrt rase ich hinter meinem Crosser-Engel her und bei der Einfahrt in die Hochgebirgs-Tempelstadt Hezou reißt der gestern in Linxia gewechselte Schalt-Bowdenzug (China-Produkt und scheinbar leider auch -Qualität!).
Da mein Crosser-Engel kein Fahrradgeschäft in seiner Stadt zu kennen/finden scheint, darf ich glücklich und dankbar auf eine (zwar etwas unorthodoxe aber funktionierende) Lösung kommen – in der Stadtmitte auf über 3000 m Höhe, mit einem engen Kreis von mehr als einem dutzend Staunenden.
Nach kurzer (äußerlicher) Tempelbesichtigung gönne ich mir ein Abendessen im großen Nudelrestaurant.
Es ist stockdunkel als ich, beim nachtlagersuchenden Rausradeln aus der Stadt, vor dem letzten Gebäudekomplex einen überdachten Schlafplatz finde. Leider über“sehe“ ich 20 m vor dem Platz in der totalen Dunkelheit den größeren Absatz – und dem enormen Schlag auf das Vorderrad folgt ein verdächtiges Zischen vom Vorderrad – hat Zeit bis morgen – erst mal eine (Schlafsack-)Mütze Schlaf denke ich!!!
Es wird eine kurzen Nacht – wegen langem Chat mit Xiao und einem fast neben mir parkenden (Liebes)Paar.
Am frühen Morgen wechsle ich unter Durchfall-Attacken den Vorderrad-Schlauch und -Reifen.
Warum scheint das Leben mir und dem Bike alles an Glück und Widerstandskraft entzogen zu haben? Ich werde sehen und verstehen.

dem Tode nah…

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eigentlich unmöglich…

…in 22 Tagen 2200 km bis Vietnam – über 4000-er Pässe

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Nach einer weiteren guten Nacht im Hostel und dem Abschluss-Frühstück um die Ecke mit meinem Freund – bei dem es natürlich die chinaweit berühmten, deftigen Lanzhou-Beef-Nudeln gibt. Werde später noch wirklich jede Einzelne von ihnen brauchen!
Dann geht es (wie 2 Wochen zuvor) auf der G109 7 km den gelben Fluss entlang durch die Stadt – diesmal bei Nieselregen und dann biege ich ab auf die G212 Richtung südliches Stadtende und Gebirge.
Der wahnsinnige Smog- und Hup-Verkehr, die stetige Steigung und immer wieder stärkerer Regen verzehren nicht nur jede einzelne Nudel und nach dem Stadt-Ende beginnt der Aufstieg und der richtige Regen – nach 9 km mache ich Untersteh- und Vesperrast vor einem „Supermarkt“.
Als der Regen etwas nachlässt quäle ich mich weiter hoch aber schon bald bin ich wieder unter der kalten Dusche.
Nach 13 Schiebe-km durch den Regen hält auf knapp 2200 m (ich beginne gerade durch die Nässe und meine kurze Sommer-Kleidung richtig zu frieren) ein junger Pickup-Fahrer – wie wertvoll er ist verstehe ich erst nach den nächsten Kurven auf der Passhöhe durch den 3 km langen, stockdunklen und engen Naturstein-Tunnel mit total verhauener Schlagloch-Straße (Piste wäre richtiger).
Dankeschön Du Anhalter-Engel und natürlich Dir, liebes Leben.
Im nächsten Tal ist mein Anhalter am Ziel und ich radle mich trocken. Aber der Himmel bleibt nicht lange dicht – immer wieder halte ich für Regenschutz und Erholung am Dorfstraßenrand – zur Abwechslungsfreude vieler Einheimischer die mich mit Obst und Tee versorgen.
Komme durch immer mehr Ortschaften mit Moscheen.
Der Regen hält sich den ganzen Nachmittag und so bin ich nach gut 100 Tages-km total erschöpft und nass, sehr dankbar als mir bei Einbruch der Dunkelheit drei junge Muslime den ausgedienten PKW in der Ecke der offenen Halle ihres Mietwagenverleihs zum Schlafen anbieten (nachdem sie meine Schlafplatzfrage zuerst abgewiesen hatten.
Später laden sie mich noch zu (meinem besten) Nudelessen ins Restaurant ein und danach haben wir viel Spaß in ihrem Büro.
Nach einer einigermaßen erholsamen Nacht (die Rücksitzbank eines Honda Accord ist halt doch bisle kurz als Bett) radle ich bei trockenem Wetter durch mehrere Muslim-Städte – überall riesige Moscheen – und es werden (wie) verrückt weitere gebaut wo nebenan ums tägliche Überleben gekämpft wird – und wieder kommt mir Reinhard Mey`s Lied „Ich glaube nicht“ in den Sinn!!!
Überall sind viele Kinder unterwegs – sie haben (nach 10 Wochen Ferien) den ersten, kurzen Schultag – manche radeln mir hinterher und die zwei (Nochnichtmal-Teenager aus reichem Hause) folgen mir sogar längere Zeit auf einem größeren Motorroller.
Auf dem Pass vor Linxia (an dem ich mich bis es zu steil wurde an ein schwaches Dreirad hängen durfte)mache ich kaputt Mittagsrast.
Nach 20 km Topspeed-Abfahrt reißt am Stadtanfang der in der Mongolei-Hauptstadt erstandene (China-)Schalt-Bowdenzug – genau bei einer Dreirad-Werkstadt – und ich bin froh dass ich vor 2 Monaten, auf dem „Schwarzen Markt“ in der Mongolei-Hauptstadt, beide (einzig vorhandene) gekauft habe denn so brauche ich ihn hier, mit etwas Werkstatt-Schmierung im Schatten eines Baumes und am Rücken der Mechaniker, „nur“ zu wechseln.
Bei Dämmerung radle ich auf das nächste Gebirge zu – nach nur 80 Tages-km. Es sind immer noch gut 2000 km bis zur Vietnam-Grenze und mein China-Visum gilt nur noch 3 Wochen – das bedeutet einen Tages-Schnitt von 100 km – ohne Ruhetag und über mehrere 4000-er-Pässe – wie soll das eigentlich Unmögliche gehen?!?
Leben weiß… und kann – für den erschöpften Frange-Mann

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was jetzt?!…

…Tibet unmöglich und keine Zeit mehr mit dem Rad ein anderes Land zu erreichen!?

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Die Grenzpolizisten sind sauer und werden laut, da ich kein Tibet-Visum habe – aber ich muss sooo traurig/zerstört/erschöpft aussehen, dass ein junger, englisch-sprechender Passant unsere gegenseitigen Ansichten/Berichte übersetzt und laut seiner Aussage die jetzt herzlichen, schwarzen Grenzpolizisten so imponiert von meiner Tour wären, dass sie mich sogar durchlassen würden, aber da noch mehrere Vorgrenzen bis Tibet kämen, ich unmöglich eine Chance hätte und deshalb zurück nach Golmud müsse!?!?! Aber er meint die Grenzpolizisten würden mich sogar nach Golmud zurückfahren und nachdem ich eine Zeit lang im kleinen Polizeigebäude sitzen musste, hilft er mir das Bike im Polizeijeep zu verstauen.
Dann geht`s neben der Straße durchs Gelände-Wirrwarr.
Es herrscht Ausnahmezustand denn neben der auf inzwischen über 20 km totalverstopften Straße stecken inzwischen auch Trucks im Gelände fest und (nicht nur) auf der Straße ist die Armee in Richtung Tibet unterwegs?!
Endlich in Golmud angekommen bringen mich die Grenzpolizisten zum Hilton-Hotel aber auch dort weiß man keinen Rat, weil momentan alle Tibet-Reisegruppen hier festsitzen?!
Nachdem ich den Transportschaden am Bike notdürftig repariert habe, finde ich radelnd die Polizei-Station.
Die hilfsbereite (englischsprechende!!!) Polizeibeamtin erklärt jegliche Chance auf Tibet für absolut aussichtslos, denn momentan sei für alle Ausländer (auch mit Tibet-Visum) absolut kein Weiterkommen nach Tibet möglich!
Symbolisch schließt sie die Polizeistation hinter mir – (zur Mittagspause) – Rien ne va plus!!!
Noch ein symbolisches Bild (bei einem der vielen Hotels die mich abweisen – trotz der Sondergenehmigung für Hotel-Übernachtungen von der Polizistin): der Reisende mit seinem Elefant/Lasten(draht)esel muss Tibet (und damit auch Nepal und Indien) den Rücken kehren…
Heute ist nicht alle Tage… – Leben weiß warum, wann und kann 😉
Beim lieben Obsthändler repariere ich das Bike und in dessen Straße wird mir auch eine günstige Unterkunft empfohlen – aber es ist niemand da!
Was nun tun?!?
In gut 3 Wochen läuft mein China-Visum ab und mit dem Rad kann ich in dieser Zeit kein Land erreichen! Da bekomme ich die Idee mit dem Zug bis Lanzhou oder Chengdu und dann mit dem Rad nach Vietnam.

Am Bahnhof erklärt man mir gefühllos-trocken „Kein Transport für dieses komische Bike“!!!
Als ich also wegen zuviel Rad ratlos vor dem Bahnhof stehe, kommt zu-fällig eine Bahnhofs-Beamtin und fragt ob sie mir helfen könne – und wie!!!
Also buche ich mit der couragierten Hilfe dieses lieben Bahnhof-Engels für den nächsten Morgen den Zug (leider kein freier Sitzplatz mehr) für die gut 1000 km (zurück) nach Lanzhou…
Erst nach Mitternacht (als die Schalter geschlossen haben) komme ich auf 3 der unbequemen Sitze in der vollen Bahnhofshalle etwas zum Schlafen (Ruhen wäre wohl richtiger) bevor es sehr früh morgens schon mit dem Trubel weitergeht – jetzt verstehe ich auch warum so viele (ganze Familien) sich vor dem Bahnhofsgebäude Schlafplätze unterm Vordach eingerichtet haben – aber meine Schlafutensilien sind ja mit dem Bike aufgegeben 😉
Nach sehr wenig Schlaf gehts am nächsten Morgen los.
Die Wüste Gobi gleitet (außer dem Stehen diesmal ohne Anstrengung, Hitze und Gegenwind) wie ein Film an mir vorbei – oder umgekehrt.
Nach einer Stunde nette bietet mir ein netter China-Muslimnach nach etwas zögern seinen „Fußplatz-Sitz“ gegenüber an (hat für sich und seine Familie 2 Extraplätze gebucht) und dann werde ich von seiner ganzen Goßamilie mit Selbstgekochten versorgt. So lässt sich der Wüstenfilm natürlich noch mehr geniesen.
Dann gehts noch einmal am riesigen Qinghai-See entlang – diesmal am Nord-Ufer und dann hinunter nach Xining – der feucht-drekige Flut-Tag vor 10 Tagen und der einzig verregnete seit dem Tourstart vor fast 4 Monaten.
Das junge Paar versucht mir im Zug meine chinesische Telefonkarte zu laden und hilft mir nach der Ankunft in Lanzhou, dass ich mein Bike noch am Abend und nicht erst am nächsten Tag von der Gepäckausgabe freibekomme.
Nach einer wilden 5km-Rad-Nachtfahrt vom Bahnhof zum Xiyi-Hostel (im MotoCross-Stil und ohne Fahrrad-Licht durch das Millionenstadt-Chaos) werde ich dort von meinen Besitzer-Freunden sehr freudig empfangen (nur der durstige Chef ist leider nicht da) – obwohl wegen Konkurs eigentlich schon geschlossen ist, bekomme ich die 2-er-Suite für 2 Nächte – inkl. den restlichen 5 Flaschen Bier.
An meinen Ruhetag fühlt sich ein junger Chinese (Hostel-Kollege) zu mir (und meinem Vertrauen ins Leben…) sehr hingezogen und wir erleben den Tag zusammen kulinarisch die Altstadt ums Hostel herum.

eigentlich unmöglich…

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rien ne va plus…

…an der ersten Tibet-Vorgrenze heißt es Stopp und zurück!?!

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Nach einer guten, Koma-ähnlichen Zelt-Nacht, bei der es außer den paar Tropfen vor Schlafbeginn keinen weiteren Niederschlag und auch kein Gewittersturm gab, bin ich schon vor 9 Uhr bei Sonnenschein wieder auf der G109 Richtung Golmud, dem „Tor nach Tibet“ – mit Abfahrt sollte jeder Radlertag beginnen.

In Balongxiang, nach 30 km, mache ich Einkaufs- und Akkulade-Pause im „Supermarkt“ sowie Vesper davor, bei den herumhängenden Einstraßen-Städtchen-Einwohnern die in dieser Tristesse natürlich für jede kleinste Abwechslung dankbar scheinen. Kurz danach bin ich auf einmal wieder in der Gobi – dem chinesischen Wüsten-Teil – auf der endlos scheinenden, glutheißen 3000-er-Hochebene.
Sonnen- und Wind-Schatten Mangelware – zum Glück hat es leichte Wolken und es bläst nur leicht.
Auch der höckerige Ureinwohner zwischen Autobahn und Bundesstrsaße scheint für jede Abwechslung dankbar.
Als die Hitze um 3 Uhr Nachmittags unerträglich ist, bin ich unendlich dankbar über den lonesome „Supermarkt“ in the middle of Gobi-nowhere. Gönne mir ein Eis, fasse Trinkwasser(flaschen) und teile meine wertvolle Schattenpause mit dem lethargischen Yeye (chin. Opa).
Wider unterwegs ist es so extrem und schattenlos heiß, dass der (wenige) Schatten den der Straßenschild-Pfosten spendet ein Geschenk ist.
Nach 140-Tages-km halte ich am Abend bei einem „Supermarkt“ und Restaurant an der G109 an, um im Straßenrestaurant etwas zu essen und nach einem Schlafplatz zu fragen, doch bevor ich dazu komme, muss ich total beschämt schnell wieder aufbrechen – habe meine Kippe versehentlich in die Wasser- anstatt der Feuerklappe des vollen Trinkwasseer-Kochers vorm Restaurant geworfen (weil ich sie nicht wegwerfen wollte) was den Restaurant-Mann verständlicherweise überhaupt nicht erfreut.
So radle ich nun (anstatt eines ordentlichen Abendessens und evtl. Schlafplatzes) plötzlich und ungewollt sowie hungrig, in großer Scham und Müdigkeit „on the (desert)road again“ weiter, dem Sonnenuntergang entgegen?! Na ja, Leben… weiß, (auch) wenn ich es nicht verstehe.
Zwei km weiter kommt total unerwartet nochmal ein Restaurant – und als ich drinnen vor dem jungen Mann stehe und mit Zeichen unterstützt sage „I`m on bike-tour and very very hungry and tired“ lächelt er und sagt „please sit down – we have eating and bed for you“. Ich bin den Tränen nah for Freude – Danke Dir, du lieber junger Emgel und liebes Leben…
Als die Besitzer mich dann bitten das Bike ins Restaurant zu holen und bald darauf ein furchtbarer Sandsturm um das Restaurant tobt, verstehe ich warum Leben mich und vor allem das Bike unbedingt (auf etwas unorthodoxe und mich sehr beschämende Weise) dort weg und hier bei diesen Engeln im (äußerlich) Trockenen und vor allem Sandstaubfreien haben wollte.
Die drei jungen Freunde, die dieses Straßenrestaurant vor ein paar Monaten übernommen haben sind total happy, dass ich (nach einem tollen warmen Gericht) mit ihnen ab Mitternacht den 21. Geburtstag meines Einladers (vorne rechts) feiere – unglaublich!!!
Wir schlafen zu dritt im Bett in der Vorratskammer zwischen Küche und Restaurant.
Mein Einlader bittet mich inständig doch noch länger bei ihnen zu bleiben und so bekomme ich von den Dreien auch am nächsten Tag alle möglichen Gerichte

und von Xiao (in/aus ihrer Not und Sehnsucht, 2000 km nordöstlicher bei ihrer Familie in Baotou) Kunstwerke über und für uns – während ich an diesem not-wendigen Sonnensich-Erholungstag wieder Reise-Bildberichte gen Westen maile.
Nach einer erneut guten Nacht bei den Jungs im Bett, folgt ein deftiger Abschieds-Brunch von meinem Einlader und ein gaaanz herzlich-emotionaler Abschied. Beladen mit Verpflegung, Wasserflaschen und einem Brief von ihm (den ich erst bei meiner nächsten Zelt-Nacht aufmachen darf – die aber auf dieser Tour niemals kommen sollte!!!), mache ich mich an die restlichen 140 Wüsten-km bis zur Stadt Golmud („Tor nach Tibet“) die ich wohl heute nicht mehr erreiche, da es schon kurz vor Mittag ist.
Der Wind hat nach dem vorgestrigen Sandsturmgewitter nachgelassen, aber eine neue Wolkenfront kommt vom Gebirge – mal schauen wie es Leben… für mich denkt, wenn ich die schützende Stadt heute Abend nicht erreiche.
Nach einer guten Stunde auf der Wüstengerade halte ich bei zwei Schwertransportern. Wie sich herausstellt, sind sie wie ich nach Lhasa unterwegs. Also gebe ich den Fahrern via Zeichen zu verstehen, dass sie mein Bike wohl hintendrauf an die Rohrteile binden und mich bis Tibets Hauptstadt mitnehmen könnten – und sie stimmen begeistert zu nachdem sie mein China-Visa im Reisepass gesehen haben.
Der Haken ist, dass sie erst nächste Nacht weiterfahren dürfen!
Irgendwie bin ich mir unsicher – und entscheide mich (nach einer Stunde mit ihnen) nach Golmud weiterzuradeln anstatt hier gut 8 Stunden zu stehen – so Leben möchte werden sie mich in der Nacht am Straßenrand (wieder)erkennen und mitnehmen – oder wenigstens nicht überfahren.
War es richtig weiterzuradeln? Was würde mit mir und meinen Trucker-Anhaltern passieren an der Grenze, ohne Tibet-Visa? Würde ich sie wiedersehen und mitfahren?
Die endlose Wüstengerade lädt natürlich zum Grübeln und Zweifeln ein!
Nach gut 60 km, als ich gerade total erschöpft etwas zu mir nehme, halten zwei Pickups 200 m weiter – und als die Fahrer zum Pinkeln aussteigen, werfe ich meine Verpflegung hastig in die Packtasche und radle zu ihnen, um jetzt die verbleibenden gut 80 km bis Golmud gemütlich und schnell voranzukommen.
Die grandiose Landschaft lässt sich natürlich nicht weniger gut genießen im klimatisierten Auto und Wissen, dass man sich um die nächste (Wüstensturm-)Übernachtung keine Gedanken zu machen braucht.
In Golmud angekommen laden die zwei lieben Pickup-Fahrer mich und Bike an einem Nobelhotel am Stadteingang ab, da sie in andere Richtung weiterfahren (ich und Hotel – und dann auch noch nobel ;-)). Als sie weg sind, radle ich durch die ganze Stadt zum Stadtrand Richtung Tibet um zu schauen wo ich heute Nacht auf meine zwei Schwerlaster warten und/oder schlafen kann.
Beim geschäftstüchtigen Obstverkäufer erstehe ich eine Honigmelone und eine Glaubensversammlung im Vorort freut sich sehr über meinen Kurzbesuch… doch anstelle einer Übernachtungsmöglichkeit (nach der ich nicht gefragt habe) bekomme ich Umarmungen und den noblen Schal geschenkt – wie ich erst viel später erfahre, ist er zur Ehre und für Glück.
Nach gut 10 km bin ich am Stadtrand Richtung Tibet – einen Schlafplatz habe ich nicht gefunden aber die Mautstelle ist eine gute, beleuchtete Möglichkeit um heute Nacht auf die Trucker zu warten.
Da ich noch gut 5 Stunden Zeit habe bis meine zwei Fernlaster frühestens hier auftauchen können, radle ich wieder zurück zum Zentrum um die Stadt (und evtl. Schlafplatz) zu erkunden.
Während ich dort einen Volksauflauf verursache, versorgt mich ein lieber Obsthändler mit Früchten und Kinder bringen mir etwas zum Knabbern aus dem „Supermarkt“ an der Ecke. Als ich den Obsthändler nach einer Schlafmöglichkeit frage, bietet er mir an in seinem Transporter neben dem Geschäft zu schlafen.
Um 22 Uhr radle ich die 6 km vom Zentrum bis zur Mautstelle – aber außer einer menge Armee- und LKW-Verkehr nichts von meinen Schwertransportern zu sehen!?!
Kurz vor Mitternacht radle ich die 6 km zurück zum Obsthändler um ihn noch zu erwischen – aber dort ist alles dunkel und verschlossen – also suche ich total erschöpft beim wieder Herausradeln aus dem Zentrum nach einer Schlafgelegenheit…
Erst lange nach Mitternacht find ich einen Schlafplatz unter der Fußgängerbrücke über die G109 nach Tibet – einer der lautesten Plätze in meiner langenjährigen „Tour-Karriere“, denn hunderte Trucks, von und nach Lhasa, fahren mir quasi die ganze Rest-Nacht fast über den Schlafsack – doch ich bin sooo erschöpft, dass ich trotzdem erholsamen Schlaf finde.
Um 7.30, während so manch erstauntem Passanten, bin ich bereit für den Aufbruch gen Lhasa.
Auf dem (schmalen Tibet-)Highway ist die (Truck-)Hölle los und plötzlich nur noch Stau so weit das Auge reicht! Zuerst nur in meiner Richtung und dann stehen sie in beiden Richtungen – und wieder zahlt sich meine Moto-Cross-Erfahrung aus – (höchste Konzentration) beim zentimetergenauen, schnellen Durchfahren zwischen den Brummis (auf gut 15 km Länge!) – zum puren Erstaunen der Trucker und in meiner innigen Hoffnung, dass sich nicht plötzlich eine Führerhaustür öffnet.
Endlich am Stauanfang angekommen, knapp 30 Kilometer seit Golmud, ist Stopp für mich, an der ersten Vorgrenze – nach ca. 3000 km durch China und nur noch gut 500 km bis Tibet!!!
Die Grenzpolizisten sind sauer und werden laut, da ich kein Tibet-Visum habe – aber ich muss sooo traurig/zerstört/erschöpft aussehen, dass ein junger, englisch-sprechender Passant unsere gegenseitigen Ansichten/Berichte übersetzt und laut seiner Aussage die jetzt herzlichen, schwarzen Grenzpolizisten so imponiert von meiner Tour wären, dass sie mich sogar durchlassen würden, aber da noch mehrere Vorgrenzen bis Tibet kämen, ich unmöglich eine Chance hätte und deshalb zurück nach Golmud müsse!?!?!

was jetzt?!…

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die Luft bleibt dünn…

auf der (Tor)Tour Richtung Dach der Welt – nun ständig zwischen 3000 und 4000 m Höhe

Hier zur gesamten Radtour

Nach guter Nacht im Zeltlager bei den tibetischen Cowboy-Familien (bei der ich nicht wie geplant frühmorgens von meiner lieben, jungen Dolmetscherin geweckt wurde?!) und einem ebensolchen Frühstück, verabschiede ich mich von meinem herzlichen Gastgebern

Nach 10 km rasender, nebelkühler Abfahrt sehe ich sie plötzlich vor mir – die Cowboy-Mama ihre Herde treibend neben der Straße – und ihre Tochter auf dem Motorrad – nun kann ich mich auch bei ihnen gebührend bedanken und mit einer herzlichen Umarmung verabschieden.. Danke liebes Leben… dass ich sie nochmals treffen durfte.
Nach weiteren 8 km mit nur noch ganz leichtem Gefälle in der Hochebene auf 3100 m angekommen, habe ich an einer Tankstelle endlich Mobil-Empfang und kann mit Xiao Kontakt aufnehmen, die sich die ganze Nacht große Sorgen gemacht hat!
Mit der Gluthitze sind auch die Autobahn und Paparazzi wieder da – wie schon hunderte Male seit ich in China bin. Zuerst fahren sie minutenlang zum Fotografieren und Filmen nebenher und dann bringen sie sich weiter vorne nochmal und manchmal sogar hintereinander in Stellung – und wenn sie meine Geschwindigkeit unterschätzt haben das Ganze noch einmal (in diesem Fall sogar noch 2 Mal!) – Außelchinesischel mit UFO!!!
Der Chakayan-Salzsee („Himmelsspiegel des Ostens“) ist wie auch der Qinghai-Salzsee ein echter Touristenmagnet – wahrscheinlich kannte unter den im Gebiet Reisenden nur ich ihn nicht, da ich ja komplett ohne Plan und Ziel – mit Leben… als Reiseführer unterwegs bin. Leider mache ich keinen Abstecher runter zu/auf ihn – was sich gelohnt hätte, wie man auf dem mittleren Bild vom Internet sehen kann.
Also radle ich statt runter zum Salzsee weiter auf der G109 nach Chakazhen, wo ich bei der Gluthitze vergeblich versuche in der ganzen Stadt einen funktionierenden Bankautomaten zu finden…werde aber dann (wie als Entschädigung) später vor dem „Restaurant des Schweinskopfborstenbrenners zum Essen eigeladen – und dann kauft mir jemand sogar Adidas Sportsocken, nur weil meine großen Zehen sich in den, vor ein paar tausend Kilometer in Sibirien gekauften, natürlich Luft verschafft haben.
Dann wollen sie vor Mitleid sogar noch das Bike und mich mit ihrer Busgruppe mitnehmen – aber es ist anscheinend nicht in Lebens…Plan für mich, denn ihr Busfahrer erlaubt es nicht!
Als ich mich aufraffe vom Sonnenschirm des Restaurants wieder weiter durch die Hitze zu strampeln, habe ich auf der 10-km-Geraden das Gefühl als würde sich alle Hitze zwischen überquertem und kommenden Gebirge gegen mich vereinen.
Nach 20 km der einzig mögliche Schatten zur Erholungsrast zwischen G109 und Autobahn
Freudige Kamel-Begegnung auf der ewigen Geraden durch den Glutkessel. Sie fühlen sich natürlich wohl in dieser Hitze – haben ja auch nicht die nächsten 4000-er Pässe vor sich.

Und dann der Aufstieg von 3000 auf 3700 Meter – in dieser Hitze!
Selbst die Lastwagen schleppen sich hier so langsam hoch, dass ich mich an einen hängen kann – aber leider muss es dem Fahrer ein Überholer gefunkt haben, denn er hält an und verscheucht mich.
Geschafft – grandiose Panoramen als Entschädigung für die enormen Strapazen die 140 kg Gesamtgewicht von einer Hochgebirgskette zur anderen hochzutreten. Erst als es wieder leicht runter geht, bekomme ich Beschattung von ganz oben – aber zum Glück geht es nicht weit runter… denn nach 20 km 3500-er-Hochebene geht es nochmals hoch auf 3700 m – und der Himmel kündigt Entladung an!
Beim ersten Gebäude seit Chakazhen (65 km) halte ich an – nach gut 120 Tages-km, einem endlosen (Höllen)Tal“ und fast 1000 Höhenmetern, darf es genug sein, zumal es stark nach Gewitter aussieht. Den Carport der Verkehrspolizei in the Middle of (mountain-)nowhere darf ich für Liegematte, Schlafsack und Bike benutzen, nachdem ich es dem Wachhabenden mit Händen und Füßen irgendwie erklären konnte und den Betonboden notdürftig aufgeräumt und gefegt habe – und sogar Tee bekomme ich noch.
Da ich mein Bike noch nie abgeschlossen habe, werde ich diese Nacht (sooo gut bewacht) wohl auch nicht damit anfangen.
Als es dunkel wird, gibt es schon starke Wetterleuchten und dann gewittert, stürmt und regnet es mitten in der Nacht wie aus Kübeln, so dass das Wasser das geringe Dachgefälle meines Polizei-Carports hinaufwandert und über die Blech-Überlappungen den Weg zu meinem Schlafplatz findet und mich weckt – zwei Mal muss ich mit meinem Schlafplatz aus einer Pfütze weichen – aber d’r Bub blieb trocken (GoreTex-Schlafsack von der (geplanten) Mittelmeerumrundungs-Motorradtour 1987!!!)
So bin ich (nicht richtig ausgeschlafen) nach einem neuerlichen Tee vom Carport-Polizisten und kleinem Aufstieg wieder unterwegs auf der nächsten 40 km Hochebene auf 3800 m, wo sich die Wolken mehr und mehr lichten und einen tollen Himmel über mir und dem entgegenkommenden dreirädrigen Cabrio-Schulbus zaubern.
Jedesmal wenn sie ein wenig längeren Schatten in der Gluthitze versprechen, versuche ich mich ein wenig zu erholen – der dünnen Luft anscheinend immernoch nicht richtig bewusst.
Wieder unten auf 3200 m radle ich durch die riesige Hochebene vor Dulan an einer leuchtenden Mosche vorbei und dann endlich unter Schattenspendenden Bäumen.
Nachdem ich mich an dem mehrere Kilometer langen (bis durch die Stadt reichenden), zweireihigen LKW-Stau (wegen Kontrolle vor/für Tibet) im Zickzack durchgeschlungen habe, finde ich nun endlich auch (nach einigem Suchen und drei Tagen ohne Geld) einen Bankautomaten der meine Maestro-Karte akzeptiert – und gönne mir eine Nudel-Mahlzeit in einem Straßen-„Restaurant“.

Gestärkt und geruht sowie den LKW-Stau hinter mir gelassen, geht`s weiter durch die Hitze – dem nächsten Bergpass entgegen.
Dann darf ich mich ein paar Kilometer an einen jungen Motorradfahrer aus Tibet hängen, der aber leider noch vor dem Aufstieg zu seiner Arbeitsstelle abbiegt. Als es hinauf geht, gibt es zu der Hitze und Anstrengung auch noch den Ruß der vielen LKWs. die mich jetzt überholen.
Langsam und stetig geht es wieder hinauf bis fast 4000 m. Wenn es mal kurz leicht runtergeht, kann ich durch die leicht kühlende Fahrtluft die grandiose Landschaft in vollen Zügen genießen – aber es kommen hinter mir auch immer mehr der LKWs vom Kontroll-Stau.
Welch eine Gnade, wenn ich durch die Wolken den Sonnenhut mal eine Weile abnehmen kann. Sobald Aussicht auf etwas längeren Schatten besteht, mache ich Erholungsdelirium-Rast – einmal sogar auf dem Meter zwischen G109 und Autobahn,  die auch über das Gebirge führt – was für ein Wahnsinn, dass sie fast nicht benutzt wird.
5000-er Berge rings um mich herum und so weit das Auge reicht – eine grandios-karge Hochebenen-Landschaft.
Nach geraumer Zeit auf 3500 bis 4000 m Höhe und endlos vielen LKWs die mich überholt haben, geht es dann stetig bergab bis Xiangriezhen auf 3000 m. Nach der langen Abfahrt mit fantastischem Tibet-Panorama, gönne ich mir dort zwei Fruchteis.
Durch die großflächige, oasenartige Landwirtschafts-Ebene des Xiangride-Flusses radle ich allmählich dem Sonnenuntergang entgegen. Nach einem letzten kurzen, deftigen Anstieg und gut 140 Tages-km finde ich auf 3200 m und ein wenig abseits der G109 mein Nachtlager – mit grandiosem Blick über das hinter mir liegende Hochtal und auf die zuletzt überquerte 5000er-Bergkette sowie guter, ausgewogener Energie – kein Wunder bei dem mir „zu-gefallenen“ Yin-Yang-Stein-Platz.
Lange noch genieße ich die unvergessliche Aussicht und dann bei Einbruch der Dunkelheit die starken Wetterleuchten rings um mich herum. Und wieder einmal – erst als ich im Schlafsack liege beginnt es zu tropfen – danke liebes Leben…

rien ne va plus…

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Erfahrungen

mit „200/2-Technik“…

…hinaufquälen auf 4000 m

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Nach wiederrum guter (Regen-)Nacht im Camp-Hauszelt, entscheide ich mich, zur Enttäuschung meiner Freunde, zum Weiterradeln am Qinghai-See entlang Richtung dem noch 1200 km enfernten Tibet – in der Hoffnung, dass der über den Bergen bedrohliche Himmel dicht hält.

Smalltalk am Straßenrand mit den zuvor überholten Radfreunden aus Taiwan, die den Qinghai-See umrunden. So Leben… möchte, würde ich gerne auf die Einladung nach Taiwan zurückkommen – oder sie besuchen mich eines Tages in Lappland 熱烈歡迎.
Die Touri-Yak-Boys scheinen begeistert vom Langnasen und seinem UFO (Unbekanntes Fahrrad Objekt) – wäre schön wenn ich mal in ein Yak-Zelt hineinschauen könnte.
Das ausgebüchste Yak das auf mich zukommt hat vielleicht die Schnauze voll vom Touristen-Schauspiel für den Reibach!? Würde ihm wünschen, dass es einfach (weiter) davonlaufen kann – wenn ich an ihm vorbei bin!
Auch hier wie überall die billigen, zweibeinigen Kehrmaschinen – trotz der vielen Schilder („Schütze die Umgebung Bitte keinen Abfall wegwerfen“) – schlimm genug, dass sie sogar in unseren (heiligen) Urlaubsparadiesen dringend von Nöten sind.
Bitte liebe Mama-Erde, liebes Leben, vergib uns denn wir wissen (anscheinend) nicht (mehr) was wir tun!
„Zu-fällig“ werde ich von 4 jungen Frauen in ein Yak-Zelt zu Tee, Gebäck und Schaf-Schlacht“platte“.eingeladen. Das Schafsfleisch lehne ich dankend ab (das erste Mal – nicht nur auf dieser Tour) – es ist mehr die ungeschützte und ungekühlte Bodenlage als das Starren des Schafskopfs – so kann vielleicht eine weitere (durchfallsichere) Behinderung der Tour-Fortsetzung vermieden (aufgeschoben) werden. Leider bricht beim Spiel mit dem Jungen mein Frisbee an.
Nach 100 km entlang des Südufers schwenkt die G109 vom See weg Richtung Süden und Berge – die Passverbindung zwischen den Salzseen Qinghai und Chakayan. Erschöpft mache ich Rast vor dem langen Anstieg – wessen ich mir, wie auch der dünnen Luft, noch nicht bewusst bin.
Dass ich mich bereits mit der kleinen Steigung schwer tue wundert mich – erst als ich auch einen wesentlich leichter bepackten chinesischen Rad-Tourer schieben sehe, wird mir bewusst wie dünn die Luft auf dreieinhalbtausend Meter ist.
Es werden 6 Kilometer und 500 Höhenmeter im Schiebe-Modus.
Fast eine Stunde später ist knapp die Hälfte bis zur Passhöhe erreicht (was ich da natürlich noch nicht weiß) mit meiner 200/2-Technik – 200 Meter schieben und 2 Minuten verschnaufen.
Nach knapp 2 Stunden und insgesamt 90 Tages-km bin ich oben – auf 4000 Meter Höhe – während ich verschnaufe und mir etwas über meine leichte, kurze 40-Grad-Bekleidung ziehe, werde ich von vielen braungegerbten vermummten Menschen (teilweise auf Pferden) umringt, die anscheinend hier oben in Zelten leben.
Wenn ich nicht so viel Vertrauen ins Leben hätte, wäre es sicher beängstigend mit so vielen maskierten Männern die wie wild, fast brüllend und natürlich unverständlich auf mich einreden – aber plötzlich bin ich am Billardtisch zwischen den Zelten und nachdem ich mein drittes Match sangundklanlos verloren habe, kommt eine junge Frau (anscheinend die einzig Englischsprechende) und bietet mir an bei ihnen hier oben im Zelt zu übernachten – ich nehme natürlich dankend an.
Man hat mir ein Bett im Gemeinschaftszelt (mit 2 Billard-Tischen) organisiert das direkt neben dem kleinen Haus-Zelt ist wo ich während Tee und typisch Frischgebackenem erfahre, dass sie „Zang“ (in China lebende Ursprungs-Tibeter) sind die während ihre Yaks im Sommer hier oben weiden, mit ihren Pferden Reittouren für die Touristen anbieten. Meine liebe, junge Dolmetscherin geht mit mir das kurze Stück zum Gipfel hoch wo wir uns im Gras sitzend, lange sehr herzlich und auch tiefgründig unterhalten.
Als es dunkel wird nimmt sie mich mit zum Essen bei ihrer Familie – sie bietet mir an sehr früh am nächsten Morgen mit ihr und ihrer Mutter den Kuhabtrieb mit meinem Bike zu begleiten, da sie die gleiche Richtung haben.
Nachdem ich nochmals (im Stockdunkeln) beim Gipfel war um Mobilempfang für Kontakt mit Xiao zu bekommen (da ich den ganzen Tag keinen Empfang hatte), was aber leider nicht funktioniert hat, sitze ich nun bei einem Bier mit meinem herzlichen Gastgeber auf meinem Bett und schaue (wie auch mein Bike) beim Billard zu.
Danke liebes Leben… für Deine unglaubliche Führung.

die Luft bleibt dünn…

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Erfahrungen

stetig hinauf…

…ins Hochgebirge Richtung Tibet

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Am Abend lädt mich Der durstige Hostel-Chef zum tradirionellen Hotpot-Essen ein und ich darf sein geliebtes „Country Roads“ bis zum Abwinken mit Gitarre zum Besten geben.
Dafür bekomme ich ihn für meine frühe Abreise am nächsten Morgen fast nicht geweckt.

30 km zieht sich die Viermillionensradt und nach weiteren gut 20 km verlässt die G109 den Gelben Fluss dem ich seit 3 Wochen und 1200 km mehr oder weniger gefolgt bin.
Nun geht es die nächsten 250 km am Huangshui-Fluss entlang 1000 Höhenmeter hinauf.
Am Ende des Tages erreiche ich nach 13 Stunden, 700 Höhenmetern und 250 km (davon 70 km an einem Roller und verschiedenen Dreirädern hängend), Xining auf 2300 m Höhe.
Nachdem ich das Bike senkrecht im Aufzug zur Dach-Maissonette des Lete-Youthhostel in die 15. Etage befördert habe, werde ich zu tollem Nachtessen bei einer Familienfeier eingeladen.
Nach guter Nacht, bei der ich meinem Zimmerkollegen im Stockbett gegenüber herzlich und gedanklich erreichen darf, warte ich darauf dass der Hostel-Chef wie versprochen mich zur Polizeistation begleitet, um evtl. eine (als alleinreisender Biker eigentlich aussichtslose) Genehmigung für Tibet zu bekommen – aber er vergisst es.
Also werde ich es eben ohne Genehmigung versuchen – so Leben möchte, wird es klappen – evtl. auf dem illegalen Weg (vielleicht soll ich ja auch die chinesische Gefängniswelt kennenlernen – und sich damit die dritte Vorstart-Intuition erfüllen).
Wir werden sehen – bis zur Grenze nach Tibet sind es noch knapp 1600 km. Vielleicht ergibt sich ja auch unterwegs etwas mit einer der vielen Reise-/Expeditionsgruppen die von hier aus starten?!
Leben… weiß genau was/wie/wann/warum es (mit Frange) macht!

Dunkle Wolken ziehen von Norden auf die Stadt zu, als ich am folgenden frühen Morgen vom Hostel aufbreche.
Nachdem ich mich in die Unterstadt verradle und endlich wieder auf der Stadtauswärtsstraße oben bin, geht ein enormer Gewitterregen nieder und ich kann mich gerade noch am Stadtende unter ein Hotelvordach retten.
In der noblen Foyerhalle des „Neue Seidenstraße“ Hotels wärme ich mich bei Chai auf.
Als die Überflutung vorm Hotel ein paar Stunden später endlich abgelaufen ist, radle ich weiter – aber darf noch mehrere Überflutungen, bis zu nassem Hintern, durch- und erfahren bevor es bei Nieselregen weiter hinauf geht.
Die letzte Überflutung inkl. Verkehrschaos im Matsch mit anschließendem Staubsturm kommt drei Stunden, 60 Nieselregen-km und 400 Höhenmeter weiter oben in Huangyuan.
Hier verlässt die G109 den nun tiefbraunen, reissenden Huangshui-Fluss – mein Begleiter die letzten 250 km und 1000 Höhenmeter
„Zu-fällig“ vorm nächsten Sturzregen und dem (mir unbewussten) 3600 m hohen Pass, nimmt mich der junge Pickupfahrer Herold (sein gewählter engl. Name) mit.
Auf der anderen Seite des Passes ist schönes, windiges Wetter und im Pickup geht es auf der 3300-er Hochebene am berühmten, heiligen Qinghai-See entlang – von dem ich ohne Reiseplanung natürlich nichts wusste.
Zu meiner Höhen-Premiere über 3000 m kommt auch noch die Yak-Premiere.
Gemütlich im Auto ziehen links die Berge mit unzähligen Touri-Camps an der Straße vorbei und rechts der riesige See mit Touri-Yaks und -Pferden.
Herold nimmt mich mit zum Camp wo er arbeitet. Dort bekomme ich Essen im Küchenzelt sowie Schlafplatz im Stockbett über ihm, in einem der vielen Hauszelte.
Dann geht es im Pickup mit seinen Freunden auf den Berg hinterm Camp – und ich „soll“ fahren.
Auf der 4000-er Passhöhe genießen wir an einem Gebetsplatz zwischen Schafen bei Sonnenuntergang das grandiose Rundpanorama über See und Yaklager – bis das nächste Gewitter da ist.
Bei der Abfahrt verstehe ich, warum die Jungs bei meiner Fahrweise so Angst hatten – man fährt hier statt am Rand des engen Serpentinensträßchens in der Mitte und hupt in rasanter Fahrt dafür vor jeder Kurve – LebenSeiDank kam kein Gegenverkehr!
Nach guter Regen-Nacht und Frühstück geht ein Freund von Herold mit mir die 2 km runter bis zum See. Wie ich von meinem netten, jungen Guide erfahre, ist es für die Buddhisten ein heiliger See!? Heilig schützt (leider auch hier) vor Geldmachen nicht! Ob Souvenirs, Yak-Probesitz-Bild (auf den natürlich lethargisch-traurigen Schöpfungen) oder Pferderitt an der Leine… da gerät sogar der Löwe auf dem Qinghai-See-Monument aus der Fassung – will und kann es vielleicht (auch) nicht mehr mit ansehen!
„Not swim“ meint er, als ich mich am Ufer bis auf die Unterhose entkleide. Auf mein „why?!“ meint er „nobody do!“ – mit einem lauten Lacher stürze ich mich in die Fluten! Einer der größten Salzwasser-Seen der Erde ist hier auf 3200m Höhe erstaunlich warm, so dass ich geraume Zeit bade – zum freudigen Erstaunen einiger Einheimischer die mir vom Rand aus die Daumen hochstrecken.
Solange die Touris mit Motorboot und Jet-Ski den See und das Ufer mit Abfall und -gasen verschmutzen, schäme ich mich dem Fröhnen meiner natürlichen (Bade)Freude in dieser wunderbaren Schöpfung des Lebens überhauptgarniemalsnienicht.
(„Ich glaube (wie du lieber Reinhard Mey) nicht“)

mit „200/2-Technik“…

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3 Tage Fun-Gespann…

…mit dem Motorrad-Tourenfahrer Binge

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Als ich im Schatten einer Autobahn-Unterführung gerade Rast mache hält ein junger Motorrad-Tourer mit seinem vollbepackten 150-er Chopper. Da er die gleiche Richtung zu haben und gemütlich unterwegs zu sein scheint, frage ich ihn ob ich mich wohl an seinem Gepäckträger haltend von ihm ziehen lassen könnte – ein wenig skeptisch stimmt er zu.

Schon bald fühlt Binge sich so sicher, dass er sogar während der Fahrt fotografiert. So geht es als Fun-Gespann bequem (bis auf meinen linken Arm) hinauf ins Mellonengebirge, wo ich in einem kleinen Melonenverlade-Ort einen Menschenauflauf verursache und wir danach außerhalb, bei einbrechender Dunkelheit (nach 80 Grspann-km) einen tollen Panorama-Platz zum Zelten finden – auf über 1600 Meter Höhe.
Am nächsten Tag machen wir als Fun-Gespann 200 km und überwinden sogar Sprengungs-Barrieren. Binges Freund empfängt uns in der Millionenstadt Baiyin wo Binge uns ein Sterne-Hotel gönnt.
Und dann gibts im Zentrum bis nach Mitternacht viel Bier, Gegrilltes und noch mehr herzliche Freude – und für Binge Nachwehen am nächsten Morgen.

Bald nach dem Start kommt eine mehrere Kilometer lange Baustelle wo ich selbst radle, während Binge Fotorast macht – zum Glück, denn so muss er nicht meine Sturz-Flucht in den Graben wegen rücksichtslos überholendem Gegenverkehr miterleben – Leben weiß…
Außer kleinen Schürfungen nichts passiert – und sogar das Gepäck saß noch – undenkbar bei Binges Packkunst 😉
Wie ich später von ihm erfahre ist er Motorradneuling und deshalb sehr dankbar über meine Tipps während der Fahrt in schwierigen Situationen.
Nach 90 Tages-km erreichen wir bei 40 Grad die Millionenstadt Lanzhou, am Gelben Fluss auf 1600 m Höhe.
Binge findet in einer engen Altstadt-Gasse das gemütliche Xiyi-Hostel – nach 3 Tagen und knapp 400 km das Ende unseres Fun-Gespanns.
Er lädt mich zwei Straßen weiter zu den berühmten Lanzhou-Nudeln ein – sehl schaaaf – muss viel Bier!!!
Nach einem Ruhetag „packt“ Binge wieder auf und wir verabschieden uns sehr herzlich.
Während er in eine andere Richtung weiterfährt guidet mich eine Hostel-Bekannte durch die Stadt zum impossanten Baitashan-Tempel-Park mit Panorama über Stadt und Fluss.

stetig hinauf…

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muss leider weiter…

…nur noch gut 5 Wochen Visum für die 3500 km durch China bis Nepal – davon 3000 km Hochgebirge

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Nach 3 unvergesslichen Tagen auf dem Lehmhof radle ich weiter dem Gelben Fluss entlang Richtung Südwesten – und nun auch noch gegen den heißen Wind und mit Durchfall – die Kehrseite meiner (Essens-)Offenheit!

Als ich sehr früh am nächsten Morgen, nach durchfallfreier Zeltnacht, aufgepackt habe, entdecke ich den Plattfuß hinten – der Erste nach dem Tourstart mit den rissigen Mountainbikereifen vor fast 5000 km.
Beim Montieren des Hinterrades nach dem Schlauchwechsel geht der Kettenspanner kaputt und bei der zeitaufwendigen Reparatur verliere ich eine winzige Hülse im Sand – was nun? – (wie) durch ein Wunder finde ich sie nach einer Stunde wühlen – Daaanke liebes Leben… als ich endlich loskomme brennt die liebe Sonne schon wieder gnadenlos.
Wannimmer möglich hänge ich mich an langsame Fahrzeuge und mache oft Schattenrast zur Erholung und zum Wasserkauf.
Durch die 30 km lange Millionenstadt Yinchuan muss ich mir auf dem Nebenweg schreieend Platz verschaffen – neben der fast leeren, 4-spurigen Straße.

Am Stadtende darf ich mich gut 40 km an den 125-er Renner eines jungen Mannes hängen der mich dann noch zu Nachtessen in seinem Stamm-Grillrestaurant einlädt, wo ich um Mitternacht totmüde neben dem Eingang mein Zelt aufstelle und am Morgen mit Durchfall erwache.
On the (hot) road again ist einmal am Horizont die Chinesische Mauer zu erkennen.
Zu Mittag raste ich bei zwei Obstverkäuferinnen vor einem Restaurant die mir getrocknete Chinesische Datteln schenken.
Zwei junge Frauen bitten mich ins Restaurant wo sie mit ihre Onkel zum Essen sind. Dieser bringt mir stolz deutsches Bier von zuhause (das ich ihm nicht wegtrinken möchte) und besteht darauf mir nach dem bezahlten Essen auch noch 300 Yuan (40 Euro) zu schenken. Vielleicht übersetzen sie ihm ja, dass ich das Geld Bedüftigen zukommen lassen werde. Vom Restaurant-Chef bekomme ich außer einer herzlichen Umarmung noch ein paar Wasserflaschen mit auf den Weg.
In der Mittagshitze wähle ich den Randstreifen des Gegenverkehrs um wenigstens immer wieder im Schatten der Büsche zu radeln – als ich allerdings den älteren Mann mit seiner enorm beladenen Handkarre aus dem Feldweg kommen sehe, schäme ich mich meines Stöhnens.
Ein paar Kilometer weiter geht vor mir ein langsames altes Paar (er humpelnd) mit einem Stock zwischen ihren Schultern an dem zwei große Eimer prallvoll mit Äpfeln hängen. Wortlos halte ich neben ihnen, stelle die Eimer auf meinen Rad-Sessel und gehe einen knappen Kilometer bis zu einem Lehmhof neben der alten Frau her – wo ich ihr Geld vom „Restaurant-Onkel“ zuschiebe – Leben weiß… Sie scheint fast ohnmächtig zu werden und zeigt betend zum Himmel. Als der Mann dann auch kommt, bittet sie mich in den Innenhof. Im Haus wäscht sie meine Kleidung. Während ich ihm, in seinen Klamotten, viel Energie für seine Beinprobleme und wahrscheinlich Alzheimer sende, sitzt er apathisch auf dem typischen Ofenbett. Dann kocht sie für uns – dass ich schon mehr als satt bin kann sie natürlich nicht verstehen – also esse ich den leckeren Gemüse-Eintopf eben dankbar-schwitzend – diesmal gänzlich ohne Hunger. Nach ein paar Stunden und einer herzlichen Umarmung gehts mit noch mehr getrockneten Chinesischen Datteln, in frischer Wäsche und Übervölle-Gefühl wieder aufs Rad und durch die Gluthitze.

3 Tage Fun-Gespann…