Alles beginnt damit, dass ich plötzlich „Rennmechaniker“ bin
1981 bietet mir mir mein Moped-Händler (den ich zuvor gefragt hatte ob ich mal mit ihrem Cross-Team zu einem Rennen folgen dürfe) plötzlich an, als Rennmechaniker den erfolgreichen Moto-Cross Fahrer Rainer Wünsche zu begleiten – ein nicht mal gewagter Traum wird wahr.

Eines Tages bei einem Rennen meint Rainer, ich solle doch mal zum nächsten Training meine Cross-Klamotten (die ich wegen meines 50-er Geländemopeds habe) mitbringen.
Eigentlich wollte er wegen mir an diesem Tag mit der 250-er zum Training auf dem Panzergelände kommen, aber da er es vergisst kommt er mit der 500-er und meint cool, ich solle halt etwas weniger Gas geben um die 52 (statt meinen gewohnten 2,5 PS) im Griff zu haben.

Nach 2 Runden muss ich aufhören, weil die Gashand beim großen Sprung verkrampft.
Rainer und andere Fahrer wollen nicht glauben, dass ich das erste Mal auf einer Crossmaschine fuhr – mir selbst ist nicht bewusst, dass ich so gut und schnell unterwegs war…
Also kaufe ich nach Saisonende von Rainer die 500-er und beantrage für 1982 die Lizenz – in der festen Meinung, dass ich Rainer natürlich weiterhin Sonntags als Rennmechaniker unterstützen könne, da ich sowieso nicht über die samstäglichen Rennen hinauskäme, wo sich in 4 Vorläufen 80 von 160 Fahrern für die 2 sonntäglichen Halbfinals qualifizieren und in diesen dann die jeweils bessere Hälfte für das Finalrennen.


Schon bald treten Schaltprobleme auf und so bezahlt Rainer die Reparatur der Schaltgabel im Getriebe – es sollte mein einziger technischer Defekt mit der Yamaha YZ 465 bleiben 🙂
Ein paar Starts übe ich auf dem Schotter- und Wiesenparkplatz neben dem Sportplatz wo mein Freund Ralf das Wheelie-Bild macht.

Da ich erst Ende Mai 18 Jahre werde, kann ich natürlich erst danach mit Auto und Anhänger zum Training auf der Clubstrecke in Holzgerlingen gelangen.
1982/83 – Rennen um den OMK-Pokal
Mein/e erstes/n Rennen – 1./2. Mai 1982 – Schefflenz













Papa flippt in der Helferbox aus als der Streckensprecher den Neuling Frank Stiefel auf der vierten Position ankündigt.

















So wird es schon nach meinem ersten Rennen nichts mit dem Vorhaben, weiterhin sonntags Rainers Rennmechaniker zu sein.
Auch am Sonntag starte ich wieder super und wenn ich nicht kurz vor Rennende (wieder konditionsbedingt) leicht gestürzt wäre, hätte ich sogar noch den Finallauf erreicht – als Neuling mit altem Motorrad!
(Während der Sommerpause gehe ich mit einem meiner an Motorrädern uninteressierten Freunde auf Tramptour gen England bis hoch in die schottischen Highlands sowie durch Nordirland und Irland)
21./22. August 1982 – Ingersheim



September 1982, Neunheim
Bei meinen letzten Rennen der Saison sind die besten 10 Fahrer wegen dem zeitgleichem Meisterschafts-Endlauf nicht dabei.
Vor der Abfahrt kommt Papa und gesteht mir, dass er wie immer so gerne mitgegangen wäre, wenn es geschäftlich nur irgendwie möglich gewesen wäre.
Aber Bruder Harald und Ausbildungsfreund Rainer begleiten mich.

Zum ersten Mal qualifiziere ich mich in diesem dann für das Finale.

Mit äußerstem Willen kann ich noch den Start-Ziel-Bereich erreichen, wo ich an der Helferbox vom Motorrad falle.
Am Crossstiefel sieht man nur einen Riss im Mittelfußbereich aber als er und der blutgeträngte Kniestrumpf endlich (unter irren Schmerzen) vom Fuß sind, sieht man die große, weit klaffende Wunde und eine wild sprirzende Schlagader.
Einem herbeigerufenen Sanitäter gelingt es dann endlich, diese zu fassen und sie zuzudrücken. Mit dem SanKa komme ich ins Aalener Krankenhaus, wo die Schlagader zusammengenäht und die gebrochenen Mittelfußknochen gerichtet werden.
Gut, dass Papa nicht dabei sein kann.
Da ich in Aidlingen der einzige Motocrosser bin verbringe ich über Winter die meiste Zeit mit meinen Freunden – im Jugendtreff und in Kneipen, statt mich körperlich für die kommende Saison vorzubereiten
9./10. April 1983 – Gaildorf



4./5. Juni 1983 – Odenheim
es sollte das letzte Mal auf einer MotoCross-Strecke sein – auf 2 Rädern

Danach schüttet mir mein Papa sein Herz aus: „Du weißt, dass ich eigentlich dagegen war, dass du Motocross anfängst aber nun wenn möglich immer gerne dabei bin und denke, dass du echt Talent hast es weit zu bringen – wenn du auch konditionell was tust, anstatt lieber mit deinen Freunden vom Jugendtreff rumzuziehen.
Ich denke du solltest dich entscheiden, denn es ist enttäuschend wenn du immer wieder kurz vor Rennende Fahrfehler machst weil dir die Kondition ausgeht und dir dadurch echte Chancen verbaust. Sei richtig dabei oder hör auf und kauf dir ein Straßenmotorrad, dann kannst du damit zu den Unternehmungen mit deinen Freund(inn)en fahren.“
Also gebe ich das MotoCross auf
und kaufe mir die Yamaha RD 350 LC eines Bergrennfahrers – für täglichen Fun mit vielen Wheelies und Stoppies

5 Jahre später
nach turbulenter Mittelmeerumrundungs-
und Nordkap-Motorradtour mit meiner „Caribu“,
eröffnet sich dann gänzlich unerwartet
Seitenwagen-Motocross — für mich ein großer Jugendtraum.
Die Motocross-Erfahrung kommt mir auch ab 1996 zugute – als Guide der Motorradtouren und Fahrtrainings in meiner Individual-Reisefirma
in der mir 1991 zugefallenen Wahlheimat
am Polarkreis in Schwedisch-Lappland.