Kategorien
Erfahrungen über mich/uns

Luft raus – Zeitbombe verstopft Luftpumpe

Wie durch die, seit der China-Radtour 2016 versteckte (weil unbewusst nicht ausgeheilte), schwere Krankheit nach zweieinhalb Jahren ganz plötzlich der Tod (laut Ärzten) wieder sehr nahe war.

Genau an unserem 2. Hochzeitstag hat mich der Thrombose- und Lungenembolie-Albtraum meiner China-Radtour 2016 bewusst wieder eingeholt.
Nach 4 Tagen Schmerzen an thrombosemäsig verwirrenden Stellen, kam mit der kurzen, schweren Atemnot am Sonntag Nachmittag mein deutliches Zeichen für einen Arztbesuch.
Unser Freund Terje bringt mich und Xiao ins Gesundheitszentrum in Arjeplog, wo die Krankenschwester leichtes Fieber und, laut ihren labidaren Worten, einen „leicht hohen“ CRP-Wert (Infektionswert im Blut) feststellt.
Auf meine Frage wie hoch mein leicht hoher Wert ist, meint sie 108 – und auf meine Frage wieviel normal sei, meint sie unter 5!?
Obwohl ich ihr schon bei meiner Ankunft, sowie auch später dem dazukommenden Arzt, deutlich klargemacht habe, dass, wie schon in China, mein äußerlicher Zustand sicher nicht den gefährlichen inneren Zustand widerspiegelt, ist man sich denke ich, meiner lebensbedrohlichen Lage wahrscheinlich nicht wirklich bewusst.
Zum Glück brauche ich keine Angst zu haben, da Leben und Tod beide meine Freunde sind.
Mit dem Krankentaxi geht es beim sonntäglichen Wintereinbruch zum 220 km entfernten Krankenhaus nach Piteå, am Bottnischen Meer.
Um 21 Uhr in der Akut-Annahme im Krankenhaus in Piteå angekommen, kann/will man auch hier nicht so richtig glauben, dass man lebensgefährlich krank und gleichzeitig in so guter Verfassung sein kann.
Da die hohen Blutinfektionswerte sich auch hier bestätigen, ja sogar in den letzten Stunden noch auf 111 angestiegen sind und wegen meiner Beschreibung der Thrombose mit anschließender Lungenembolie 2016 in China, bekomme ich kurz vor Mitternacht vom herzlichen, jungen Nacht-Arzt eine Spritze zur Blutverdünnung – er meint, dass es für eine Lungen-CT jetzt schon zu spät sei aber ich könne ja morgen früh wiederkommen.
Nachdem ich meinen langen Anfahrtsweg klargemacht habe, bekomme ich ein Bett in der Akut-Station, mit der 99%igen Aussicht des Arztes auf Heimkommen nach der CT am nächsten Tag?!
13.5.2019
Nach einer guten Nacht, da ich die Schmerzen im Bein gedanklich unstörend machen durfte, ergibt die CT am Morgen endlich ein klares Bild, das meinem tiefen Gefühl entspricht – Lebensgefahr durch eine schwere Lungenembolie!
An ein Heimdürfen ist jetzt natürlich nicht mehr zu denken – was ich mir bisher, durch mein Körpergefühl, auch nicht richtig vorstellen konnte.
Es folgte ein ausführlicher Farbdoppler-Ultraschall des rechten Beines, wo einige Verstopfungen der Blutbahnen durch evtl. auch ältere Blutgerinsel festgestellt werden.
Man geht davon aus, dass die Thrombose und Lungenembolie von 2016, während meiner China-Radtour, nicht richtig ausbehandelt wurden.
Damit hätte ich nie gerechnet – dass die Krankheit noch in meinem Körper lauert.
Zum einen gab es ja für mich nach meiner damaligen Blitzgesundung keinerlei Anzeichen mehr (bis am Mittwoch – die ich aber bis Sonntag leider nicht als Thrombose deuten konnte)
und zum anderen war ich ja auch genug mit/in unserem Albtraum beschäftig um mich nach der Rückkehr nach Schweden nochmals mit der augenscheinlich geheilten Krankheit zu beschäftigen
Ich komme ins 3-Bett-Zimmer der Herz-Lungen-Station. Zum 83-jährigen, schwerhörigen Eigenbrödler Kurt und zum jämmrigen, 72-Jährigen Anders der außer seines ständigen Nörkelns und Fluchens, wegen seines breiten Piteå-Dialektes fast nicht zu verstehen ist
Die blutverdünnende Spritze von Mitternacht soll eigentlich 24 Stunden halten, aber um die Mittagszeit scheint die Wirkung bereits weg, denn ich bekomme jetzt stärkere Schmerzen im rechten Bein und fühle mich wieder kränker – aber die folgenden Tabletten zur Blutverdünnung soll ich geplant erst um 20 Uhr bekommen. Das würde ich natürlich gerne mit einem Arzt besprechen.
In den nächsten 5 Stunden bitte ich deshalb 2 Mal Krankenschwestern, mit einer ausführlichen Erklärung, um ein dringendes Gespräch mit einem Arzt – leider ohne Erfolg, außer der wiederholten Frage, ob ich Schmerzmittel haben wolle, was ich grundsätlich mit der Erklärung ablehne, dass ich das Vorgehen in meinem Körper immer ungefälscht und deutlich spüren kann.
Mein lebensbedrohlicher Zustand und mein Gefühl für meinen Körper, scheint wegen meiner guten Werte und wegen meiner Freude auch hier unterschätzt zu werden.
Als ich um 20 Uhr die Tabletten zur Blutverdünnung bekomme, verschlechtert sich mein gefühlter Zustand nochmals und dann kommt auch noch Fieber-Gefühl mit schwitzen und frieren dazu.
Da unverständlicherweise seit Mittag auf mein Bitten kein ein Arzt kam und sogar die routinemäßigen Kontrollen meiner Werte ausgeblieben sind, gehe ich um 21.30 Uhr zum Aufenthaltsraum der Nachtschwestern und fordere aufgebracht und an ihre Verantwortung appelierend sofort einen Arzt.
Man blickt mich nur wie einen Idioten an.
Nachdem bis 23 Uhr weder eine Krankenschwester noch ein Arzt an meinem Bett aufgetaucht ist, gebe ich meine Einstellung und Gedanken auf und mache dafür gedanklich die Schmerzen und das Unwohlsein für den wichtigen Schlaf unstörend, was anscheinend zum baldigen Schlaf geführt hat denn
um 01.30 Uhr werde ich wach, weil Anders, mein Bettnachbar wieder mal die Nachtschwester alarmiert hat – als er sich beruhigt sieht die Schwester, dass ich wach bin, verlässt aber trotzdem unser Zimmer um eine halbe Stunde später wieder zu kommen und mich zu fragen ob ich nicht schlafen kann.
Jetzt platzt mir der Kragen und ich fordere laut sofort einen Arzt. Sie wird zornig und ruft beim Weggehen, dass sie auf meine Verantwortung nun einen Arzt aus dem Schlaf reiße.
Ein paar Minuten später ist sie mit dem Messwerte-Wagen wieder da und beginnt meine Werte zu checken. Ja, sage ich, zuerst müsst ihr mal euren Job richtig machen und dann könnt ihr immernoch einem Patienten in lebensbedrohlicher Krankheit Angst machen.
Sie meint ich hätte keine Ahnung wie viel sie zu tun hätten – jetzt verstehe ich, dass sie hier keinerlei Verständnis und Mitgefühl für mich haben, da meine Werte so gut sind, und ich keine Schmerzmittel brauche – dabei klingele ich bewusst nie nach einer Schwester, weil ich weiß und schätze wie viel sie zu tun haben.
Da sie jetzt für die heutigen Versäumnisse ihrer Abteilung mich verantwortlich macht, schone ich sie nicht mehr und knalle ihr alle Fakten und Versäumnisse um die Ohren, die hier an mir trotz meiner Hinweise und netten Zusammenarbeit bereits begangen wurden.
Jetzt bietet sie mir an mit dem Nachtarzt zu reden.
Kurz darauf treffe ich im Patienten-Aufenthaltsraum den herzlichen Nachtarzt der mir letzte Nacht zu 99% das Heimgehen versprochen hatte und dieser erklärt mir mitfühlend, dass die Krankenschwester weinend zu ihm kam und alle hier heute überfordert waren und ich mache ihm klar, dass durch dieses arrogante und ignorante Macho-Gehabe, anstelle von Gefühl für und Wissen über ihre Patienten, der Zeit- und Selbstbewusstsein-Mangel und damit die Probleme seiner Schwestern sicher nicht kleiner werden.
Er stimmt mir zu und und ich sage ihm, dass ich mich bei der Nachtschwester entschuldige, damit sie nicht, wie ein kleines Kind, weiter gleichzeitig zornig, gekränkt und beschämt sein müsse und er aus dem Schneider sei.
Er erklärt mir, dass ich mir trotz meines größeren Unwohlseins keine Sorgen zu machen brauche und morgen mit dem Stationsarzt alles besprechen könne – zwingernd sage ich ihm, wie schon in der Vornacht, noch einmal, dass ich mit meinem Tod sicher besser umgehen könne als sie.
Wir verabschieden uns wie in der vorigen Nacht umarmend und als ich später noch die Schwester herzlich errreichen darf, kann ich noch 2 Stunden schlafen bis der gute Anders nebenan wieder quängelt
Nachdem ich am Morgen (Dienstag, 14.5.) frage, ob es ok ist mit den Blutverdünnungstabletten zu warten bis nach dem Gespräch mit einem Arzt, stellt sich zur Mittagszeit eine Ärztin bei mir vor, mit der ich lange rede und bei der ich Mitgefühl Verständnis und Kompetenz spüre.
Sie scheint mich und meine Krankheit wirklich zu verstehen und meint es wäre ein Wunder, dass ich diese schwere Lungenembolie überlebt hätte – ob sie wirklich versteht was meine unglaublich guten Werte mit meiner inneren Eistellung und meinen Gedanken so wie meinem Vertrauen in Leben und Tod zu tun haben, weiß ich nicht, aber wir haben einen herzlichen Respekt füreinander – und das ist eine gute Basis.
Sie veranlasst sofort ein Herz-Ultaschall um zu sehen, wie stark das Herz durch die schwere Embolie geschädigt wurde – aber auch hier ist, zur allgemeinen Verwunderung, alles bestens.
Sie meint wir würden jetzt nochmals 2 Wochen auf Spritzen umstellen und sie würde noch eine Krebsuntersuchung des Magens vorschlagen, um dies als mögliche Ursache der Thrombose auszuschließen.
Leider wäre aber erst in 2 Tagen, am Donnerstagabend, ein Termin zur Herz-CT frei – aber ich bleibe gerne noch hier, um mich unter Kontrolle austesten zu können, da sie meint, dass ich ruhig bis zur Schmerzgrenze auf den Beinen sein dürfe.
So gehe ich immer wieder eine zeitlang unter Beinschmerzen auf den Gängen umher und erhole mich dann wieder im Bett oder sogar in der kräftigen Frühlingssonne auf dem Stations-Balkon, der extra für mich geöffnet wird.
Da auch bei der Magen-CT am Donnerstag um 19 Uhr alles ok ist, darf ich mich am Freitag (17.5.), nach einem letzten deftigen Frühstück und Mittagessen sowie einem offenen Abschlußgespräch mit der Ärztin und einer herzlichen Verabschiedung von meinem Bettnachbarn und Freund Anders, auf den Heimweg machen.
Die Stationsschwestern haben meine Heimreise organisiert, bei der es mit dem Bus die 130 km bis Arvidsjaur gehen soll wo dann bereits ein Taxi bis Mellanström auf mich warten würde.
Als ich die verschriebenen Blutverdünnungsspritzen in der Krankenhausapotheke geholt habe (leider haben sie nur 12 der 24 da und diese kosten mich 65 Euro – und reichen nur für 6 Tage!?) sehe ich, dass der wartende Bus sogar bis Arjeplog fährt und verstehe deshalb nicht warum das Taxi nicht in Arjeplog wartet. Aber da ich keine Kontaktdaten, weder von meiner Krankenstation noch vom Taxi habe, lasse ich gedanklich einfach los, muss aber nochmals ins Krankenhaus spurten, da ich nicht auf der Busliste stehe – wieder ein Versäumnis. Um 14.10 Uhr startet die Heimreise planmäsig und aus dem Bus sehe ich sogar noch einmal zu meinem Zimmer und Stationsbalkon.
Vorbei gehts am Bottnischen Meer – genau da wo ich 2017 auf der Rollertour gebadet habe.
Am Busbahnhof steigt dann sogar noch die ehemalige Mellanströmerin Eva mit ihrem Lebensgefährten zu, bevor es ein Stück am Piteälven-Fluss entlang Richtung Arvidsjaur geht.
Um 16 Uhr in Arvidsjaur am Busbahnhof ausgestiegen ist mein Taxi nicht da!?
Nach einer halben Stunde warten mache ich mich mit meinem Gepäck trampend zu Fuß in Richtung Stadtende und nach eineinhalb Kilometern werde ich gut 50 km bis Slagnäs mitgenommen.
Nachdem ich da auch wieder mit zusammengebíssenen Zähnen 1 km bis zum Ortsende gehe, werde ich 10 Minuten später bis 1 km vor Mellanström mitgenommen.
Erschöpft (nach fast 4 km mit Gepäck heute – zum Glück habe ich im Krankenhaus schon bis zur Schmerzgrenze umhergehen dürfen) komme ich um 18 Uhr zuhause an, wo die tapfere Xiao bereits seit einer Stunde wartet.
Nachdem ich den Brief der entgültigen Ablehnung von Xiaos Asylgesuch gelesen habe der heute gekommen ist, können wir sogar im Wintergarten zu abend essen.
Das Problem mit Xiaos anscheinend unmittelbar bevorstehender Abschiebung, zurück in den Albtraum, muss bis Montag warten – auch wenn die schwedische Gerichtbarkeit natürlich nicht vertrauenswürdiger arbeitet als z.B. das Gesundheitssystem, die Asylbehörde oder …, weil natürlich auch da, trots der eklatanten Fehler, aus Angst eine ungeheuerliche Arroganz/Dummdreistigkeit herrscht, um die schwedische Unfähigkeit Fehler zu begehen (und damit daraus zu lernen) zu kaschieren – denn bei einem sind die lieben Schweden absolut zuverlässig und schamlos – beim Kaffeepause und Feierabend machen 😉
Leben sei Dank darf ich Vertrauen, sonst wäre mein Magen sicher schon lange nicht mehr in Ordnung.
Traumwetter als Willkommensgruß.
Während Xiao am Samstag (18.5.) mit Linda auf einem Yoga-Malkurs in Arvidsjaur ist, genieße ich die 22 Grad auf der Terrasse und lasse mir alles noch mal durch den Kopf gehen:
so einfach wie in China ist der Sinn der Krankheit (noch) nicht zu erkennen – damals wurde ich schlagartig „gesund“ nachdem die Visumverlängerung genehmigt war um Xiao wieder treffen zu können – der Rest ist bekannt.
Vorteil der jetzt wieder ausgebrochenen Krankheit:
zum Einen kann sie sich nicht länger verstecken und hat damit nicht nur ihre große Gefahr verloren sondern gibt mir endlich die Chance sie bei der Heilung zu unterstützen
und zum Anderen wurde mein ganzer Körper mal ordentlich durchgecheckt wobei sich rausstellte dass:
– das Herz sehr stark ist und erstaunlicherweise nicht einmal durch die schwere Lungenembolie angegriffen wurde!
– die Lunge sehr stark ist und trotz der schweren Embolie noch eine Sauerstoffsättigung zwischen 93% und bei der Entlassung sogar schon wieder 99% hatte.
Auch durfte ich wieder viel über (meinen) Körper und Geist dazulernen und sogar zum ersten Mal ganz bewusst Schmerz gedanklich umwandeln, damit er mich für den wichtigen Schlaf nicht zu stören brauchte (was 9 Jahre zuvor nach meinem wundernvollen Motorradunfall unbewusst/intuitiv geschah)
Nachteil:
– muss jetzt, nach dem zweiten Mal, eigentlich lebenslang blutverdünnende Medizin zu mir nehmen – auf die unerlässlichen 6 Monate gehe ich auf jeden Fall ein – aber dann darf es für mich, der sonst nie Medizin braucht, auch genug sein – falls ich nicht vom Leben klare Zeichen zum Weitermachen bekomme.
– muss laut der Ärztin evtl. noch ein paar Wochen die Schmerzen der Blutpfropfen im rechten Bein und der linken Seite unterhalb des Brustkorbes aushalten – da ich bekanntlichermaßen grundsätzlich keine schmerzstillende Medizin nehme, um die Vorgänge im Körper immer zu spüren – aber auch hier scheint alles sehr schnell zu gehen denn schon heute, nach einer Woche, treten fast keine Schmerzen mehr auf.
Epilog 😉
Die Ärztin meinte es wäre ein Wunder, dass ich diese schwere Embolie überlebt habe – das freut mich für sie, da sie damit (zumindest unbewusst) an Wunder glauben können – ich darf Wunder(n) leben und im Gegensatz zu Ihnen liebe/schätze ich das Leben nicht mehr als den Tod 😊
Sogar am Sonntag gibt es nochmals 22 Grad – perfekt zum Eisbrecher-Finale sowie zur Kanu- und Badepremiere
Wir haben sehr viel Spaß beim crashen des letzten Eises
und die Super-Energie des noch recht kühlen Wassers hat meinen Körper nach der schweren Thrombose und Lungenembolie wieder komplett aufgeladen – ganz zur Xiaos Freude über den kümmerlichen kleinen Frange 😜

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert