…nach unserer Anzeige begleitet uns die Tourist-Police nicht wie erhofft zur Visumverlängerung sondern bringt uns vor den Richter
Am frühen Montagmorgen können wir sogar im Van unserer jungen Resthouse-Betreiber bis Colombo mitfahren aber das anschließende Finden der Internationalen Polizei (Touristpolice) wird durch einen unfähigen TukTuk-Taxifahrer zum langen Suchspiel das an einer anderen Polizeidienststelle endet – und erst nach der Hilfe eines Officers bringt uns ein weiteres TukTuk-Taxi in der gegengesetzten Richtung zur Touristpolice.
Nachdem dort der ehemalige höhere Officer (wieder) wenig hilfsbereit ist (er scheint mir wieder/immernoch mit Xiaos Familie unter einer Decke zu stecken), wird eine Etage höher während mehrerer Stunden aufwendig alles aufgenommen, übersetzt und niedergeschrieben – aber – danach, am Nachmittag, sollen wir anstatt unter Polizeibewachung zur Visumstelle vors Gericht wegen unserer abgelaufenen Visa!?
Eine gute halbe Stunde dauert die Fahrt unter Polizeibewachung im Van bis wir im dichten Großstadtverkehr am Gericht-1 ankommen – wir wissen nicht mehr wo uns der Kopf steht! Leben weiß – sage ich mir und vor allem der total verzweifelten Xiao immer wieder in unserer nun aussichtslosen Situation – und dass das Leben mir, seit ich ihm so total vertraue, immer Hilfe/Engel schickt – spätestens im allerletzten Moment!
Als die total verzweifelt-verängstigte und ramponierte Xiao und ich vor dem Richter stehen, spüre ich plötzlich sein Mitgefühl – und dann fragt er Xiao, ob sie mich wirklich liebe – was sie natürlich ängstlich aber deutlich bejaht. Darauf meint er, er könne bei allem was er hier sehe, uns ja wohl schlecht durch Abschiebung in unsere jeweiligen Heimatländer voneinander trennen und so Xiao wieder in die Hände ihrer gewalttätigen Familie treiben. Falls wir uns vorstellen könnten noch länger in seinem Land zu bleiben, würde er uns eine 3 Wochen Frist gewähren, damit wir für Xiao einen Ersatzpass und dann beide die Visumverlängerung beantragen könnten. Bei der Touristpolice würde uns nachher ein Schreiben seines Beschlusses ausgestellt, zu unserer rechtlichen Sicherheit. Wir sollen aber weiter untergetaucht bleiben, und dann am 28. November mit Pass und Visum wieder hier bei ihm vor Gericht erscheinen – und wehe nicht! Natürlich willigen wir erleichtert ein. Wieder ein „Engel in allerletzter Sekunde“!
Als der Richter seine Entscheidung unseren Wach-Touristpolice-Officers mitteilt, scheinen mir diese schockiert und aufgebracht!? Warum wollen oder dürfen sie kein Mitgefühl für uns haben – sich nicht für uns freuen?!? Wieder/immernoch mein Verschwörungswahn-Schock?
Zurück in der Touristpolice-Station müssen wir geraume Zeit auf das Schreiben warten!? Als wir es dann endlich bekommen, bin ich total überrascht und schockiert – es steht nur drin, dass Xiao ihren Pass verloren hat. Mehr als eine Stunde für dieses einfache Schreiben!? Auf meinen energischen Einwand, dass dies uns doch wohl nicht, wie vom Richter versprochen, rechtlich absichern würde, werde ich nur höhnisch ausgelacht! Ich solle nicht so arrogant sein, sie wüssten was sie täten – Arroganter Verschwörungswahn!?!
Eilig fahren wir mit einem TuTuk-Taxi zur chinesischen Botschaft um gleich den Ersatzpass zu beantragen. Als Xiao dort ihren Namen sagt meint die Dame, es würde schon ein Mann auf sie warten! Ich packe Xiao am Arm, renne mit ihr hinaus auf die andere Straßenseite und bitte sie, sich hinter einer Hausecke versteckt zu halten! Allein zurück in der Botschaft wird mir erklärt, dass es nicht Xiaos Vater wäre und auch sonst niemand der sie einfangen wolle.
Also hole ich Xiao zurück und sie verschwindet mit der Frau im gesicherten Botschaftsbüro. Erst nach geraumer Zeit (die Öffnungszeit ist inzwischen schon um) holt man mich wider aller Vorschrift auch herein, da Xiao nicht weiß, wie sie das vorher mit ihr Gesprochene deuten und darauf entscheiden soll. Der Mann erklärt jetzt auch mir, dass er sicher sei Xiao könne den Pass von ihren Eltern zurückbekommen, wenn er vermitteln würde. Obwohl ich mir sicher bin, dass dies nicht funktionieren wird und es ihm auch deutlich sage, lässt er nicht locker. So akzeptierten wir letztendlich seinen Vorschlag. Es fühlt sich für mich wieder nach einem Trick an!? Auf meine Frage nach dem Botschaftsbeamten der plötzlich auf der Polizeiwache in Piliyandala aufgetaucht war und der nur der Familie zu helfen schien, meint er nur, dass dieser nicht zur Botschaft gehöre sondern nur ein zeitweiliger Helfer sei!?! Spätestens da hätten wir unserem Gefühl vertrauen, die Botschaft meiden und zum Richter zurückgehen sollen ( aber – in der Ausweglosigkeit des Ertrinkens ergreift man natürlich auch den Strohhalm an den man selbst nicht richtig glauben kann – oder – bei dem man sogar deutlich fühlt, dass er das Problem nur verschlimmern wird!)! So geben wir ihm, damit er sich gleich morgen bei uns melden kann, mit ungutem Gefühl sogar noch unsere neue Handynummer!?!
Es ist schon dunkel als wir ein TukTuk-Taxi zum nächsten Bahnhof nehmen.
Dort treffen wir nun, zur Rushhour, auf total überfüllte Züge – natürlich alles andere als optimal für die barfüßige Xiao die wegen der Wunden keine Schuhe tragen kann.
Wenigstens der Zug-Musiker erhellt unsere gedämpfte Stimmung ein wenig.
Am Bahnhof in Panadura angekommen nehme ich Xiao huckepack damit sie nicht barfuß auf dem Schotter bis zum Bahnübergang gehen muss.
Total geschafft erreichen wir am späten Abend unser Zimmer im Resthouse.