…für eine zeit-/ziellose Radtour sowie die Intuitionen von Mongolei und einer wichtigen Seelenbegegnung aber auch von Gefängnis und Krankheit oder Tod!
Leben weiß… und darf mich führen – egal wie(lange) und wo(hin).
Zuerst wusste ich noch nicht einmal wo die Mongolei ist und dann wird mir klar, dass es nur über Russland geht und ich ja kein Visum habe.
Aber, falls das Leben mich in der Mongolei haben möchte, besteht ja durch ganz Finnland die Chance jemand aus dem angrenzenden Väterchen Russland für ein Visum kennenzulernen – und ansonsten radle ich weiter durch die baltischen Staaten gen Süden…
Am 8. Mai (nach 2 Tagen packen sowie der Intuition von Mongolei, einer wichtigen Seelenbegegnung, Gefängnis und Krankheit/Tod) geht es mit meinem (bisher) ungeliebten Sesselrad ohne Karte aber dafür mit total kaputten Knien (vom Moto-Cross) los von Mellanström Richtung Haparanda – am nördlichen Ende des Bottnischen Meeres und gleichzeitig Grenze zu Finnland.
Nach 3 Tagen und 400 km dort angekommen bekomme ich von einem Autofahrer eine Finnland-Straßenkarte geschenkt – danke für das Zeichen, liebes Leben.
Als nach den ersten paarhundert Kilometern in Nordfinnland mein linkes Knie plötzlich stechend zu schmerzen beginnt, denke ich sofort, dass es das Zeichen zur Umkehr ist sowie an das Schiff über das bottnische Meer und den Bus von Luleå zurück nach Arjeplog und Mellanström.
Doch dann lege ich (noch während der Fahrt) meine Hand auf das Knie und sende gedanklich ganz viel Liebe und Dankbarkeit in es – wenn es bei meinen Mitmenschen funktioniert, vielleicht auch bei mir selbst – auch wenn dies angeblich sogar vielen Heilern nicht gelingt.
In wenigen Sekunden ist der Schmerz komplett verschwunden – ok liebes Leben, dann eben weiter gen Süden.
Nach 12 Tagen und 1300 km, ohne russischen Kontakt, in Helsinki angekommen, organisiert mir mein lieber Gastgeber die Fähre nach Estland.
Frühmorgens in Tallinn angekommen lausche ich auf dem Marktplatz, gemütlich in meinem Radsessel, fasziniert einem Glasmusiker der mich dann fragt, wo ich herkomme und wo es hingehen soll. Ich erkläre ihm, dass letzteres ungewiss sei, nachdem das mit einem Russland-Kontakt und damit die Mongolei erledigt scheint.
Da sagt er lächelnd er heiße Ilya und sei aus Sibirien und wollte eigentlich schon zurück, aber er hätte noch nicht genug Geld eingespielt.
Als er mir sagt, dass die Zugfahrt für die 4500 km bis zu seiner Familie in Barnaul ca. 70 Euro koste meine ich lässig, wenn er mir zum Russland-Visum verhelfe, würde ich unsere Zugtickets sponsern.
In den nächsten Tagen feiere ich mit meinem mir zugefallenen Couch-Gastgeber und dessen Freundin vor „unserer“ Kellerwohnung meinen 52. Geburtstag und Ilya verhilft mir zu einem 4 Wochen-Blitz-Visum für Russland.
So sitzen wir 6 Tage später im Nachtzug auf den gut 1000 km nach Moskau, wo wir 10 Std. Aufenthalt haben in denen mich Ilya durch die Stadt guidet und sein Bruder uns mit Zugproviant versorgt für die weiteren 3500 km mit der Transsibirischen bis Barnaul.
Während der WUNDERnvollen 58 Stunden in der Transsibirischen werden wir im engen Wagom durch meine Lebensfreude zu einer Familie und sogar die resolute Schaffnerin, die mich in Moskau um ein Haar wegen meines sperrigen Übergepäcks nicht mitgelassen hätte, sitzt jeden Tag ein Weilchen ganz nahe bei mir.
In Barnaul angekommen ist die Schaffnerin traurig und Ilya verwundert über diese kurzweilige Fahrt – hatte er doch ein wenig Angst vor meiner Herzlichkeit mit seinen Landsleuten.
Nun hat Ilya Hoffnung, dass ich auch seine Mutter, die Profi-Violistin bei der ich wohne, herzlich erreichen kann trotz ihrer Probleme mit Fremden.
Es geht gleich 3 Tage in ihre Datscha wo sie mich traditionell bekocht während ich Treppe und Eingang repariere und mit den Nachbarn Grill- und Sauna-Freude erleben darf. Danach geht es mit Ilya zu Mutters Stadtorchester-Probe und zum Besuch seines Einsiedler Vaters. Dann gibt es ein Festessen-Abend mit Ilyas Frau und Freunden und zuletzt kulinarisches in der Datscha von Ilyas Schwiegermutter. Zum Abschied nach 10 unvergesslichen Tagen in und um Barnaul haben Ilyas Mutter und ich Tränen in den Augen.
Ilya besteht darauf mich nach Novosibirsk zur Transsibirischen zu bringen, mit der ich in 32 Std. Irkutsk erreiche.
Von hier aus radle ich um den südlchen Baikalsee bis Ulan-Ude, wo ich von Hostel-Gästen zum (mir ohne Reisevorbereitung natürlich unbekanten) berühmten Iwolginskij Datzan Kloster geführt werde und der Hostel-Chefin bei ihren langjährigen Lungen-Problemen energetisch helfen darf.
Nach 700 km komme ich mit einem Kleinbus-Fahrer als unfreiwilligem Schleußer durch die dreistündige, russisch-mongolische Grenzprozedur.
Damit erfüllt sich nach 7 Wochen die erste meiner Vorstart-Intuitionen.