…der Albtraum hört nicht auf
Nach etlichen Versuchen (trotz Richterbeschluss) in der Knast-Ambulanz wegen meiner zunehmenden Infektionen am rechten Unterbein Überweisung für die Krankenstation zu erreichen, eröffnet mir am 26. November endlich eine mitfühlende, kompetente Ärztin endlich dorthin – 200 m weiter im riesigen Werlikada-Gefängniskomplex.
Leider sind auch hier die Bedingungen trotz eines eigenen Bettes nicht wesentlich besser – der stinkenden Uralt-Matratze würde ich den Steinboden vorziehen, wenn ich nicht so Schmerzen hätte – einzig Platz ist etwas mehr vorhanden – für die Kranken und die Ratten.
Im Abschiebelager hat Xiao erfahren, dass ihre Eltern und Schwester immer noch in Sri Lanka sind und hat deshalb den Verdacht, dass sie abgeschoben werden soll um von ihnen am Flughafen abgefangen zu werden. Sie kontaktiert einen vertrauenswürdigen Angestellten der Migrationsbehörde und bittet panisch um Hilfe.
Auf der Gefängnis-Krankenstation setzt ein Gefangener Hilfs-Pfleger meinem Leiden die Krönung auf, der mir den Eiter aus der 1 cm großen, schwarzen Wunde mit seinem dreckigen Daumen-Fingernagel auszudrücken versucht – als ich ihn aus Schock und Schmerz fast erschlage, verzieht er sich wundernd.
Zum Glück kommt später auch hier eine herzliche und endlich kompetente Ärztin, die sich hinter meinen Infektionen auch für meine/unsere unglaubliche und recht aussichtslose Situation interessiert und sie verspricht mir sich darum zu kümmern, dass ich morgen zu meinem Gerichtstermin komme.
So geht`s nach 2 Nächten in der Knast-Krankenstationam am Morgen des 28. November im Gefängnisbus zum Colombo-Gericht-1.
Zu meiner Enttäuschung/Verwunderung, ist keine Xiao da!?!
Der ehemals herzliche Richter wirkt mitleidig bis kühl und redet nur mit dem Anwalt!
Dieser erklärt mir auf dem Weg zurück zur Gerichtszelle, dass der Richter mit seiner Zustimmung diesen Fall (vom abgelaufenen Visum) beendet habe – ohne jegliche Abstimmung mit mir!!!
So einfach hat sich der Richter aus seinem Versprechen gewunden – und sich meine letzte Hoffnung in Luft aufgelöst – ich bin außer mir und breche gleichzeitig fast zusammen!
Als ich dem (fühle ihn nicht als meinen) Anwalt durch die Gitterstäbe der übervollen, stinkig-engen Gerichtszelle für Xiao noch einen kleinen Herz-Stein und eine kleine Wildrose gebe (die ich im Knast finden durfte und wie durch ein Wunder durch die Leibesvisitation schleusen konnte) scheint er mich innerlich auszulachen!
Was ist mit uns Menschen nur passiert? Warum, wo und wann haben wir unser Mitgefühl verloren, denke ich als ich versuche nicht verbittert zu sein – die vielen sri-lankischen Kinder kommen mir in den Sinn, von ihren Eltern zusammen mit dem Zimmer an pädophile Gäste vermietet – die von den Chinesen drangsalierten Tibeter – die von uns Nachbarn an die Nazis verratenen Juden – und und und…