…im allerletzten Moment
Auf meiner ungeplanten, wundernvollen Tramptour durch Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland bin ich dann, mit einem Trucker in (Lust-)Not, nach 3 Monaten in die Türkei gekommen und da hat mich das Leben dann, wiederum durch einen Trucker, zu Studenten nach Istanbul geführt.
Nachdem ich zur Lösung eines eskalierenden Konfliktes zwischen den Studenten und Pförtnern ihrer „Boğaziçi“ (Bosporus) Universität beitragen konnte, lädt mich Pförtner-Chef Ali jeden Abend zu Tee und freudigem Gespräch an der Uni-Pforte ein und durch ihn darf ich auch noch spät Abends mit meinen Uni-Freunden auf das Uni-Gelände um bei Bier und Rauch das hier berühmte Panorama über den Bosporus genießen zu können.
Mein Gefühl sagt mir, dass irgend etwas diesen lustigen, selbstbewussten Mann belastet, worauf ich ihn, nach 10 Tagen in Istanbul, an unserem letzten Abend anspreche.
Er meint, vielleicht weil sein Vater Krebs habe, aber es stünde eigentlich nicht so schlimm um ihn, als dass er Angst um ihn haben müsse – worauf aus mir sprudelt: „Könntest Du ihn loslassen, falls er sterben wollte…?“
Und sofort schäme ich mich (wieder einmal) für meine allzu naive, offene Art – da sie Ali, auch wenn er mir nicht böse ist, doch tiefer zu berühren scheint als es uns beiden lieb ist.
Nach tiefgründigem Gespräch und Austausch unserer Whatsapp-Nummern, verabschieden wir uns um Mitternacht herzlich umarmend.
10 Tage später, nachdem mich das Leben inzwischen in den kurdischen Teil der Türkei geführt hat, bekomme ich eine Whatsapp-Nachricht von Ali, in der er mir freudig-dankend mitteilt, dass ich sein Leben verändert hätte… und er durch meine Gedanken wie durch ein Wunder sogar mit dem Tod seines Vaters in Frieden sein könne – der in der Nacht zum 19. August starb.
Durch meine Digi-Bilder sehe ich, dass sein Vater also noch in der Nacht nach unserem Gespräch „heimkehrte“.
Wieder einmal durfte ich im allerletzten Moment einem Mitmenschen helfen, wie schon 2 Wochen zuvor in Griechenland als der des Lebens müde Sawas WUNDERnvoll zu mir geführt wurde – diesmal wurde ich zu dem Mitmenschen geführt, der sich seiner Not nicht einmal bewusst war.