…in 22 Tagen 2200 km bis Vietnam – über 4000-er Pässe
Nach einer weiteren guten Nacht im Hostel und dem Abschluss-Frühstück um die Ecke mit meinem Freund – bei dem es natürlich die chinaweit berühmten, deftigen Lanzhou-Beef-Nudeln gibt. Werde später noch wirklich jede Einzelne von ihnen brauchen!
Dann geht es (wie 2 Wochen zuvor) auf der G109 7 km den gelben Fluss entlang durch die Stadt – diesmal bei Nieselregen und dann biege ich ab auf die G212 Richtung südliches Stadtende und Gebirge.
Der wahnsinnige Smog- und Hup-Verkehr, die stetige Steigung und immer wieder stärkerer Regen verzehren nicht nur jede einzelne Nudel und nach dem Stadt-Ende beginnt der Aufstieg und der richtige Regen – nach 9 km mache ich Untersteh- und Vesperrast vor einem „Supermarkt“.
Als der Regen etwas nachlässt quäle ich mich weiter hoch aber schon bald bin ich wieder unter der kalten Dusche.
Nach 13 Schiebe-km durch den Regen hält auf knapp 2200 m (ich beginne gerade durch die Nässe und meine kurze Sommer-Kleidung richtig zu frieren) ein junger Pickup-Fahrer – wie wertvoll er ist verstehe ich erst nach den nächsten Kurven auf der Passhöhe durch den 3 km langen, stockdunklen und engen Naturstein-Tunnel mit total verhauener Schlagloch-Straße (Piste wäre richtiger).
Dankeschön Du Anhalter-Engel und natürlich Dir, liebes Leben.
Im nächsten Tal ist mein Anhalter am Ziel und ich radle mich trocken. Aber der Himmel bleibt nicht lange dicht – immer wieder halte ich für Regenschutz und Erholung am Dorfstraßenrand – zur Abwechslungsfreude vieler Einheimischer die mich mit Obst und Tee versorgen.
Komme durch immer mehr Ortschaften mit Moscheen.
Der Regen hält sich den ganzen Nachmittag und so bin ich nach gut 100 Tages-km total erschöpft und nass, sehr dankbar als mir bei Einbruch der Dunkelheit drei junge Muslime den ausgedienten PKW in der Ecke der offenen Halle ihres Mietwagenverleihs zum Schlafen anbieten (nachdem sie meine Schlafplatzfrage zuerst abgewiesen hatten.
Später laden sie mich noch zu (meinem besten) Nudelessen ins Restaurant ein und danach haben wir viel Spaß in ihrem Büro.
Nach einer einigermaßen erholsamen Nacht (die Rücksitzbank eines Honda Accord ist halt doch bisle kurz als Bett) radle ich bei trockenem Wetter durch mehrere Muslim-Städte – überall riesige Moscheen – und es werden (wie) verrückt weitere gebaut wo nebenan ums tägliche Überleben gekämpft wird – und wieder kommt mir Reinhard Mey`s Lied „Ich glaube nicht“ in den Sinn!!!
Überall sind viele Kinder unterwegs – sie haben (nach 10 Wochen Ferien) den ersten, kurzen Schultag – manche radeln mir hinterher und die zwei (Nochnichtmal-Teenager aus reichem Hause) folgen mir sogar längere Zeit auf einem größeren Motorroller.
Auf dem Pass vor Linxia (an dem ich mich bis es zu steil wurde an ein schwaches Dreirad hängen durfte)mache ich kaputt Mittagsrast.
Nach 20 km Topspeed-Abfahrt reißt am Stadtanfang der in der Mongolei-Hauptstadt erstandene (China-)Schalt-Bowdenzug – genau bei einer Dreirad-Werkstadt – und ich bin froh dass ich vor 2 Monaten, auf dem „Schwarzen Markt“ in der Mongolei-Hauptstadt, beide (einzig vorhandene) gekauft habe denn so brauche ich ihn hier, mit etwas Werkstatt-Schmierung im Schatten eines Baumes und am Rücken der Mechaniker, „nur“ zu wechseln.
Bei Dämmerung radle ich auf das nächste Gebirge zu – nach nur 80 Tages-km. Es sind immer noch gut 2000 km bis zur Vietnam-Grenze und mein China-Visum gilt nur noch 3 Wochen – das bedeutet einen Tages-Schnitt von 100 km – ohne Ruhetag und über mehrere 4000-er-Pässe – wie soll das eigentlich Unmögliche gehen?!?
Leben weiß… und kann – für den erschöpften Frange-Mann