…statt Aufklärung werden wir getrennt im Abschiebelager eingesperrt
Kurz vor Einbruch der Dämmerung kommen wir im Van der 3 Herren der Migrationsbehörde im 25 km entfernten Abschiebelager auf dem Polizeigelände in Mirihana an.
Eine alte Frau grinst mich verächtlich an als, wir an ihr vorbei in den abgesperrten Bereich geführt werden.
In einem kleinen Büro werden unsere Erklärungen schriftlich aufgenommen. Dabei habe ich das Gefühl, dass die 3 uns wirklich glauben und sie versprechen, dass Ihre Vorgesetzten morgen zu uns kommen würden um das Missverständnis zu klären.
Danach werden wir in Frauen- und Männer-Baracken getrennt weggesperrt.
Gleich kommt ein großer Afrikaner auf mich zu und bietet mir Schutz und Hilfe an die ich dankend ablehne. Lange halten wir durch die Gitterstäbe mit 10 m Abstand Blickkontakt.
Die arme Xiao durchlebt seit unserem Kennenlernen Ende Juli die Hölle.
Ein Iraker bietet mir das leere Bett neben ihm an – im Nebenbau wo es wenigstens keine Stockbetten sind.
Als ich am frühen nächsten Morgen unterm Mückennetz in meinem matratzlosen vom Ventilator angeblasenen Bett neben dem mir gegenüber positiv eingestellten Iraker Mahmoud aufwache und zur dreckigen Toilette gehe steht Xiao schon wieder am Gitter – als wenn sie die ganze Nacht da gestanden hätte – die Arme!!!
Den ganzen Vormittag warten wir sehnlichst darauf, dass ich endlich zu Xiao ins Frauengebäude hinüber gelassen werde – wie es uns versprochen wurde, weil es tagsüber unser Recht ist.
So sind wir erst an Mittag zusammen bei der spärlichen, in Zeitung eingewickelten, Essensration.
Als wir uns am späten Nachmittag wundern warum die versprochenen Vorgesetzten noch nicht aufgetaucht sind meinen die Mitinsassen, dass wir mit denen nicht zu rechnen bräuchten weil man ihnen auch schon viel versprochen hätte und sie einen hier nur gut behandeln, wenn man Geld für den korrupten Lager-Officer hätte! Also rufe ich die deutsche Botschaft an und erkläre unsere Situation und das offensichtliche Missverständnis oder den Komplott. Man verspricht mir, sich um den Richterbeschluss vom 7. November zu kümmern.
Und dann kommt plötzlich der Lagerofficer und meint sehr rüde und herablassend zu mir ich müsse jetzt zurück in meine Baracke. Als ich ihn frage warum jetzt schon und warum er uns hier wie Dreck behandle, meint er hämisch dass ich hier keine Rechte hätte!
Da erwidere ich verärgert: „Ja, Sir, hier haben anscheinend nur die Menschen Rechte, die sie bezahlen!“.
Jetzt wird er laut und meint dies sei eine böse Verleumdung und ich entgegne ihm laut „ich werde es melden und dann wird es sich ja rausstellen!“
Aus ein paar Afrikanern bricht jetzt aller Frust heraus und einer beschimpft den Officer sehr laut und böse.
Am nächsten Tag werde ich plötzlich zur benachbarten Polizeiwache abgeführt, wo der Polizeichef mir sagt, dass er mich natürlich einsperren müsse, da ich einen Officer angegriffen hätte.
Als ich ihm in Ruhe erkläre was vorgefallen war und welch enorme Spannungen durch die korrupte, ungerechte und entwürdigende Behandlung des Officers im Lager herrschen, sagt er plötzlich er werde mir helfen mich morgen mit dem Officer zu einigen, da dieser ihm schon länger auffällt!
Ganz nebenbei fragt er mich noch, ob ich auch Sex mit meiner jungen Freundin hätte?!
„Wir sind ein Paar und lieben uns“, ist das Einzige was mir perplex einfällt.
Auf der einen Seite zeigt es sein Vertrauen zu mir, auf der anderen Seite leider aber auch die tiefe Not, Naivität und Dreistigkeit in diesem „Pädophilen-Paradies“!