…mit brutalem Kidnappversuch statt Visumverlängerung
Nach dem 100 km Abstecher ins Gebirge kommen wir am frühen Abend an Aroshas Montessorischule in Piliyandala an.
Lakshita holt unerwartet das Motorrad vor dem Schulgebäude ab obwohl wir ausgemacht hatten, dass ich es zu ihm nach Hause bringe. Wir haben mit ihm noch eine hitzige Diskussion wegen den 10000 Rupie die wir seinem Freund geliehen haben, aber verabschieden uns als Freunde.
Dann gehen wir zum Supermarkt einkaufen und als wir zurück sind bemerkt Xiao, dass ihr Pass im Rucksack verschwunden ist!?!
Sie ist sich 100% sicher, ihn vor unserer Abreise, im Gästehaus in Panadura, am gewohnten Platz im Rucksack verstaut zu haben. Deshalb ist sie überzeugt, dass ihn Arosha entwendet hat da sie auch meint in ihr große Nervosität zu spüren.
Ich kann und will es nicht richtig glauben und nachvollziehen noch dazu wo wir nachdem wir es Arosha berichten sogar zusammen mit ihr zu meinem Gitarrenspiel (das Xiao total begeistert) singen bevor wir in unserem ehemaligen Zimmer zu Bett gehen.
Mitten in der Nacht glauben wir die schleifende Schultüre zu hören?!
Nach der unruhigen Nacht lässt Armand am Morgen ausrichten, dass er nicht kommen könne!?
Wir frühstücken gerade vor dem Schuleingang, als plötzlich mehrere Chinesen schnellen Schrittes über den Schulhof auf uns zukommen.
Als ich begreife, dass es Xiaos Vater ist, haben eine junge Frau und er Xiao schon wortlos gepackt und zerren sie weg. Gleichzeitig werde ich von 2 Männern und Xiaos Mutter gewaltvoll festgehalten. So kann ich nur total schockiert zusehen wie Xiao sich (wie um ihr Leben kämpfend) panisch wehrt, während man versucht sie brutal in Richtung des Schulhoftores zu zerren, das von einem Kleinbus mit wartendem Fahrer und geöffneter Seitentüre versperrt ist – geplante Entführung!!!
Erfolglos flehe ich total verzweifelt Arosha, ihre Tochter und ihren Bruder an (die nur dastehen und hilflos zusehen) doch die Polizei anzurufen während ich versuche, mich möglichst gewaltlos zu befreien! Langsam aber sicher bekommen sie Xiao (die sich nun halbnackt und blutend wie wahnsinnig wehrt) auf dem rauen Steinboden kämpfend, zerrend, rollend… immer näher Richtung Kleinbus.
Als sie schon fast am Kleinbus sind halte ich es nicht mehr länger aus und schlage mich kurzerhand frei – meine Not/Angst ist so groß, dass ich sogar meine Hemmschwelle überwinden kann und diesen Mitmenschen Schmerzen zufüge! Indem ich ihre Peiniger kämpfend beschäftige, kann Xiao kurz durchatmen!
Doch dann sind auch schon wieder Xiaos Mutter (die mich, glücklicherweise ohne Wirkung, mit voller Wucht in die Genitalien tritt) und die anderen zur Stelle und überwältigen mich.
Der Kleinbus wird hereingefahren, ich aus dem Schulhof gedrängt und das Tor geschlossen!
Durch einen Torspalt sehe ich, dass der Kampf weitergeht – welch panische Angst muss Xiao haben um sich so lange wie ein Löwe gegen ihre brutalen, übermächtigen Entführer wehren zu können? Arosha bewacht das Tor von innen und während ich sie wieder und wieder anflehe, doch endlich die Polizei zu rufen, meint sie nur höhnisch, das solle ich doch selbst tun – es sei ja schließlich alles meine Schuld! Sie scheint zu wissen, dass mein Phone immer noch auf unserem Frühstückstisch liegt!
Obwohl es nur 300 m zur Polizeiwache sind, möchte ich mich nicht vom Tor entfernen, damit sie nicht mit Xiao im Kleinbus davonfahren können. So versuche ich verzweifelt Passanten auf der belebten Hauptstraße anzuhalten um sie zu bitten, doch die Polizei zu verständigen – doch jedes Mal öffnet sich sofort das Tor ein wenig und Arosha schreit etwas aus dem Schulhof, worauf die Passanten mich hasserfüllt ansehen und schnell verschwinden! Viele Nachbarn sind inzwischen auf den Kampf aufmerksam geworden – um Hilfe gestikulierend wende ich mich an sie – aber sie gaffen nur und scheinen mich auszulachen!
Endlich gelingt es mir einem Motorradfahrer kurz das Drama zu schildern und ihn zur Polizeiwache zu bitten, ohne dass Arosha es merkt. Dieser kommt nach langen 10 Minuten zurück und meint, dass er bei der Polizei war und sie versprochen hätten sofort zu kommen. Durch den Torspalt kann ich kurz erkennen, dass Xiao regungslos vor dem Kleinbus liegt, ihre Peiniger über sie gebeugt – bevor Arosha mir (mit ihrem massigen Körper) wieder den Einblick versperrt!
Erst nach unverständlich langer Zeit kommen 2 Polizisten und gehen mit mir in den Schulhof – wo inzwischen außer Arosha niemand (nicht mal mein Smartphone) mehr ist! Die Polizisten gehen ins Schulgebäude und ich muss davor warten bis Xiao nach geraumer Zeit, total ramponiert und verängstigt, an der Seite der Polizisten zu mir herauskommt.
Während wir alle zur Polizeiwache folgen müssen erklärt mir Xiao, dass die junge Frau, die an der Seite ihres Vaters brutal versuchte sie in den Kleinbus zu bekommen, ihre älteste Schwester ist, über die sie mir schon so viele unschöne Dinge berichtet hatte. Na klar – der gleiche, trübe und verzweifelt-hasserfüllte Blick wie ihn auch die Mutter hat! Was für ein Elend – solch geschundene Menschen – statt Hass empfinde ich tiefes Mitleid.
Zuerst war die Polizei, trotz des Notrufs, unverständlich lange nicht gekommen und nun auf der Polizeiwache schenkt man den Tätern eigenartigerweise mehr Gehör als der schlimm zugerichteten Xiao!?
Auch der plötzlich auftauchende (angeblich) chinesische Botschaftsbeamte unterhält sich sofort innig und lange nur mit der Familie um am Ende Xiao kurz und anklagend zu fragen, ob sie wirklich aus freien Stücken handle und warum sie denn so einen Blödsinn mache?!
Leide ich wegen des Schocks unter Verschwörungswahn?! Als ein Polizist endlich die mich dauernd wüst beschimpfende Schwester zurechtweist, erklärt mir Xiao ganz verzweifelt, dass ihre Mutter gerade gedroht hätte, wenn sie nicht mit ihr mitginge sie zuerst mein und dann ihr eigenes Leben beenden würde!
Gleich darauf beobachte ich, wie ein Polizist seine Pistole unbeaufsichtigt für kurze Zeit neben der Mutter ablegt – die es aber, Leben sei Dank, nicht sieht!
Alles ist so irreal – wir scheinen in einem Albtraum oder schlechten Film zu sein!?!
Wir alle werden zur Internationalen Polizei („Touristpolice“) nach Colombo geschickt.