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Erfahrungen

das unerwartete Wiedersehen…

…mit meiner Seelenschwester Xiao in ihrer Uni-Stadt Tianjin – ABER

Hier zur gesamten Radtour

Nach der zweiten guten Zug-Nacht laufen wir vor Sonnenaufgang in Tianjin ein.
Ein herzlicher junger Mann, den ich am Vorabend im Zug kennenlernen durfte, hilft mir beim Gepäck-Schleppen vom Bahnsteig zum Taxi.

Kurz nach Sonnenaufgang ist der Verkehr der 15-Millionen-Stadt noch passabel.
Da es viel zu lange dauern würde den Weg durch das Zentrum zu nehmen umrunden wir es – so kann ich die Mega-Stadt auf dem Ring von Norden, Osten und Süden aus dem Taxi bestaunen.
Als der Fahrer mich vorm Eingang abgesetzt hat und ich eingecheckt habe, geht es hinauf in den 18. Etage. Vor dem Auspacken und häuslich Einrichten (mit ein paar vor dem Hotel gefundenen, abgeknickten Blumen) erst mal das Panorama vom Bett aus über die Skyline und zur Olympiahalle bestaunen, bevor ich in 2 Std. wie ausgemacht Xiao zu Fuß (um den Wasserpark herum) vor ihrer ca. 4 km entfernten Uni abholen werde.
Auf der anderen Seite des Wasserparks angekommen genieße ich den Blick zurück zu „unseren“ Hochhäusern.
Lange warte ich in Sichtabstand vor dem Uni-Eingang bei der Straße die zum See führt – wie ausgemacht.
Zuerst verzögert es sich bei Xiao so dass ich sogar aufs Uni-Gelände gehe und dort im kleinen Studenten-Supermarkt esse.
Danach finde ich in der Nähe ein Hotel um das w-LAN für den Kontakt mit Xiao zu nutzen. ‚Als sie dann endlich fertig ist, müssten wir uns nach unseren gegenseitigen Beschreibungen eigentlich sehen und schon getroffen haben?!
Erst als ich die Straße entlang vom Uni-Eingang entferne sehe ich Xiao endlich – sie wartet aufgelöst und mit ihrem Vater am Telefon sprechend vor dem Haupteingang – auch wenn dort keine Straße zum See führt.
Nach Xiaos anfänglich sehr schüchterner Wiedersehens-Freude wegen der Angst jemand könnte unser Treffen vermuten, gehen wir mit ihrem prallgefüllten Koffer dem Wasserparks entlang zu unserem Hotel.
Wir genießen uns in und die Aussicht aus unserem Appartement
So sind wir total unerwartet auf unglaubliche Weise nach 2 Monaten wieder vereint – Leben weiß und kann!!!
Wir erkunden die Umgebung, essen an unserem Lieblingsstand, besuchen das Olympiazentrum und genießen das Leben und/mit einander.
In den letzten 3 Tagen haben wir via Internet Visum für Sri Lanka (wo Xiao zuvor im Sommer als Volontär schon war, die erste Auslandsreise ihres Lebens, die ihre Mutter ihr nicht mal gönnte – wie auch zuvor ihren ersten Freund)!) und Flüge dorthin für den 7. Oktober gebucht, weil Xiao sich entschieden hat nach der Semesterwoche nicht mehr in die Uni zurückzugehen.
Wie es dann weitergehen soll?! Leben weiß und kann!
Am Abend des 4. Oktober meint Xiao, dass irgendetwas mit ihren Eltern nicht stimme und sie hoffe, dass sie nicht schon auf dem Weg hier her seien!?
Und dann tauchen am nächsten Abend plötzlich Xiaos Eltern (samt Onkel und Tante – alle 800 km via Zug von Baotou angereist) mit Polizisten sowie Xiaos Uni-Freundin Zara und deren Dozentin in unserem Hotelzimmer auf.
Man behandelt mich wie einen Verbrecher und ihre Mutter greift mich sogar tätlich an. Als die Polizisten jedoch sehen/spüren, dass alles zwischen uns in Ordnung/Liebe ist, machen sie den Eltern klar, dass sie Xiaos Entscheidung zu akzeptieren hätten, da sie schon lange volljährig sei! Auch Xiaos Freundin und Dozentin scheinen mein Herz und unsere Liebe nun zu spüren, nur die Eltern beruhigen sich erst am späten Abend etwas, nach mehreren Stunden Gespräch mit viel Misstrauen und Beschuldigung.
Sehr früh am nächsten Morgen stehen sie allerdings schon wieder in unserem Hotelzimmer. Beim folgenden Gespräch bin ich ganz herzlich aber auch schonungslos offen und lasse sie (durch Xiaos Übersetzung) wissen, dass ich ihre Angst und Not sehr gut verstehen kann (da mich das Leben seit vielen Jahren darin ausbildet und zu solchen Menschen führt – meine Berufung) und traurig bin weil ich spüre, dass diese Angst und Not schon sehr viele Jahre auf ihnen lastet und sie beide (sowie mehr und mehr auch ihre 3 Töchter) langsam aber sicher körperlich und seelisch krank daran werden. Xiaos Vater umarmt mich daraufhin herzlich. Als ich auch ihre Mutter umarmen möchte, weicht sie zurück und blickt aus trüben angstvollen Augen, voller Hass auf mich. Sie scheint große psychische Probleme zu haben und ihr Herz schon sehr lange verschlossen zu sein. Ein tiefer Hass auf Gott und die Welt, auf das Leben, auf die Familie und vor allem auf sich selbst. Letztendlich akzeptieren beide Eltern unseren gebuchten Flug für morgen früh nach Sri Lanka und versprechen, unsere Beziehung nicht weiter zu stören und wir versprechen, in ständigem Kontakt zu bleiben sowie Bilder zu senden.
Nach einem Mittagessen mit Xiaos Familie (ohne ihren Vater) hilft uns Zara mit dem Taxi zum Flughafen-Bus der nur uns 2 die 150 km nach Peking bringt.
Am späten Abend im Pekinger Flughafen angekommen, essen wir etwas aus unserem Gepäck. 
Xiao hat Angst, dass ihre Eltern sich es anders überlegen und sie doch noch hier abfangen. Unser Flug geht morgen früh um 6 Uhr – zuerst nach Malaysia und dann weiter nach Sri Lanka.
Xiao kontaktiert Arosha, die Leiterin der Montessori-Schule, wo sie im Sommer Volontär war. Sie möchte zuerst ein Bild von mir sehen und lädt uns dann ein in ihrer Schule zu wohnen, da momentan keine anderen Volontärs da sind. Sie wird uns morgen Nacht bei der Ankunft in Colombo sogar am Flughafen abholen und zur 40 km entfernten Schule bringen.
Wir finden einen Schlafplatz an einer Steckdose und bald darauf schon schläft Xiao auf dem Fahrrad-Karton.
Ich organisiere noch das Extra-Ticket für das Bike und packe unser Gepäck etwas um, bevor ich mich eine Weile neben Xiao auf den Bike-Karton zwänge.
Nach unserer Übernachtung auf dem Bike-Karton (Übernächtigung wäre zutreffender) checken wir um 4 Uhr verschlafen für den Flug nach Kuala Lumpur ein.
Bye bye – nach 72 Tagen und knapp 7500 km durch China.
(Erst) Über den Wolken ist die (gedankliche) Freiheit (von der Kontrolle durch Xiaos Familie) grenzenlos.
Sechseinhalb Stunden später sind wir im Landeanflug auf Kuala Lumpur. Direkt hinterm Flughafen beginnen die Rodungen für das Palmöl.
Etwas verschlafen aber glücklich gehen wir in den modernen Flughafenkomplex.
Nach einem teuren (aber dafür nicht leckerem) Nudelgericht lernen wir beim Handy-Laden die herzliche Kiran von Indien kennen die tief für uns empfindet.
Nach gut 7 Stunden gehen wir zum Gate für den dreieinhalbstündigen Flug nach Colombo, Sri Lankas Hauptstadt.


Unsere Zuflucht in Sri Lanka bei Arosha…

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kurzweiliges Warten…

…auf die Visum-Verlängerung im Hostel in Chengdu durch zugefallenes Sightseeing

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Jetzt heißt es im Hostel auf das verlängerte Visum zu warten – vom jungen Arzt kommt die Nachricht, dass ich gerne weiterhin kostenlos bei ihnen im Krankenhaus wohnen dürfte bis zu meiner Weiterreise – wenn Herzen und Mitgefühl darauf wartet geöffnet zu werden.

Zuerst mal Erkundung ums Hostel – natürlich ohne Stützstrümpfe. Bis zum Fluss sind es nur 100 m unter den Palmen der Supermarkt ist rechts, ein guter Imbiss links neben dem Hostel und mein Restaurant direkt gegenüber.
Nach den ersten drei Nächten zieht Debi aus Holland ins Stockbett neben mir ein und ihr darf ich am nächsten Tag zu Fuß zum nahegelegenen „Wenshu Yuan“ sowie ins Zentrum der 16-Millionenstadt folgen.
Nach der Rückfahrt mit der Metro heißt es im Hostel allgemeines Dumplings machen.
Obwohl meine Dumplings auf Größe statt Ästhetik ausgelegt sind, werde ich nicht wirklich satt – hab ja auch einiges aufzuholen – und so gehe ich noch zu meinem Restaurant gegenüber wo ich nach meiner Mahlzeit auch noch von 3 lieben Chinesen an ihren Tisch zu Spezialitäten eingeladen werde.


Am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang geht`s mit meinen inzwischen 2 Zimmerkolleginnen (eine junge Chinesin ist dazugekommen) im Fernbus zum Grand Buddha im 160 km entfernten Leshan.
Leider kann die junge Chinesin nur am heutigen Sonntag und so ist zur Mittagszeit nach unserer Besichtigung der Tempel und -Schüler die Schlange hinunter zu den Füßen des Grand-Buddha so lang, dass ich entscheide mich nicht anzustellen. Also bestaune ich den 71 m hohen, saurenregengeschädigten Giant Buddha auf Augenhöhe und von weiter oben.
Nach 8 Hostel-Tagen kann ich via Taxi den Ausgabe-Schein für meinen Pass mit dem verlängerten Visum bei der deutschen Botschaft (im 23. Stock) abholen und von dort mit einem plötzlich vor mir haltenden Motorroller-Taxi zur Visum-Ausgabestelle um ihn dort hoffentlich endlich zu bekommen.
Ich genieße die wilde Zickzack-Fahrt ohne Helm – schade, dass der Rollerfahrer mir einen unverschämten Preis macht, den ich mit Hilfe von umstehenden Einheimischen bis auf einen fairen Rest verweigere.
Mit dem verlängerten-Visum im Pass geht’s via Linienbus (der kostenlos ist, weil ich keine Karte und der Fahrer kein Wechselgeld mehr hat) vom Lenin-Denkmal aus zurück zum Hostel.
Nachdem ich im Hostel an meinem Netbook den Zug zu Xiao nach Tianjin gebucht habe, gehe ich ein letztes Mal in meinem Gegenüber-Restaurant essen. Im Hostel checke ich schon für morgen aus und am Abend gehen die Holländerin und der seit 2 Tagen neue, chinesische Zimmerkollege lecker mit mir Hot-Pot-Essen.
Nach herzlicher Verabschiedung von meinen Hostel-Bekannten geht es mit dem Taxi die 2 km bis zum Bahnhof – leider sind gerade Bauarbeiten, so dass der Fahrer mich mit meinem riesigen Gepäck nicht bis an den Eingang fahren kann.
Das Gepäck platziere ich unbeaufsichtigt mitten in der Menge vorm Eingang um das gebuchte Ticket an einem Schalter im Nebengebäude mit Hilfe einer Passantin zu erhalten.
Irgendwie schaffe ich es trotz meines überdimensionalen Gepäcks durch und über das Drehkreuz bei den Kontrolleuren zu kommen – sie müssen so imponiert von meinem Auftritt sein, dass sie mich passieren lassen – sogar mit meinem Messer im Rucksack.
Das mehrstündige Warten in der sich schnell füllenden Bahnhofshalle (wusste ja nicht, dass alles so reibungslos gehen würde) ist freudig-entspannt-interessant da ich ja jetzt weiß, dass ich schon so gut wie im Zug bin.
Das mit dem Langnasen und seinem enormen Gepäck scheint sich rumgesprochen zu haben, denn ich werde aufgefordert mein Gepäck ganz vorne am noch geschlossenen Tor zu den Bahngleisen zu platzieren bevor die Passagiere für meinen Zug via Anzeigetafel grünes Licht bekommen.
Der lange Weg und die endlos lange Treppe zum Bahnsteig ist eine Qual – doch ich schaffe es irgendwie bis zur Schaffnerin, die mich und das Mega-Gepäck Leben sei Dank anstandslos in den Zug lässt.
Als ich den Radkarton oben im Gepäckfach unterbringen möchte, wird mir der Platz vor einer verschlossenen Wagontüre zugewiesen – auch gut!
Goodbye Chengdu – auch wenn ich deine berühmten Pandas nicht besucht und die berühmte Brücke nur von weitem gesehen habe.
Und so geht es los auf die 2400 km und 40 Std. in Richtung Nordost und Peking und vor allem zur Seelenschwester Xiao.
Durch wildromantische Flusstäler und vereinzelte Bahnhof-Stopps geht es langsam hinein in die Nacht. Mein Bett ist in der 3 Etage – wieder eine Premiere.
Die junge Schaffnerin wirbt ständig für irgendwelche Waren – wahrscheinlich um ihren Lohn aufzubessern – ich schenke ihr jedes Mal gaaanz viel von meiner Lebensfreude die bei einem längeren Bahnhofs-Aufenthalt nach der ersten Nacht auch einige manchen Mitreisende anzustecken scheint – so werden wir, wie schon in der „Transsibirischen“ wieder zu einer Waggon-Familie während draußen die Landschaft zunehmend flacher und landwirtschaftlicher vorbeizieht.

das unerwartete Wiedersehen…

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plötzliche Genesung…

…nachdem die Visumverlängerung durch und damit ein Treffen mit Xiao in Aussicht ist

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Der nette junge Taxifahrer der mir, nach meinen Schilderungen während der Fahrt, versprochen hat zu helfen macht irgendwie den Nachtwächter der Privatklinik ausfindig der uns rein lässt – und ich sacke auf den Wartesesseln im Foyer zusammen.

Nach einer Ewigkeit und 2 Docs scheint endlich eine Ärztin meinen desolaten Zustand zu erkennen, denn plötzlich werden hektisch umfangreiche, moderne Untersuchungen durchgeführt und beim Farb-Duplex-Ultraschall dürfen sie und ich dann meine fortgeschrittene Thrombose mehr als deutlich erkennen.
Es ist schon nach 2 Uhr morgens als ich in meinem leeren 3-Bett-Zimmer an Geräten, Schläuchen und Infusionen angeschlossen „tot“müde in einen komaähnlichen Schlaf falle.
Zum Glück kann sich hier niemand vorstellen was ich in meiner gefährlichen Lage, die letzten Tage noch durchgemacht und geschuftet habe.
Nach guter komaähnlicher Nacht und fleißiger, netter Krankenschwestern am Morgen, kommt am Mittag ein junger englisch-sprechender Arzt (von einer anderen Klinik) der sofort auf das englische Whatsapp-Schreiben meines (Arzt-)Freundes Manfred reagiert und Thrombose-Spritzen sowie Thrombose-Strümpfe veranlasst!?! Er rädt mir zu seinem Krankenhaus zu wechseln, da diese Privatklinik nicht das Richtige für meine Situation sei – aber ich fühle nicht dafür! Auf meine Frage wann ich wieder raus dürfe, da mein China-Visum in einer Woche ablaufe meinen die Ärzte mit einem erschrockenen Lächeln, ich müsse auf jeden Fall noch 2 bis 3 Wochen hierbleiben, bei meinem lebensgefährlichen Zustand!
Nachdem ich der deutschen Botschaft meine schwierige Situation geschildert habe, kommt am nächsten Tag eine nette Chinesin von dort um wegen Visum-Verlängerung meine Daten aufzunehmen und meinen Pass mitzunehmen. Beim Vorauszahlungs-Versuch ans Krankenhaus muss ich dann feststellen, dass meine Maestro-Bankkarte nicht auffindbar ist, und die Visa-Karte an ihrem mobilen Gerät nicht gelesen wird – und dass die Zahlungsschwierigkeiten viel mehr Krankenhaus-Einsatz-Kräfte freimacht als mein bedrohlicher Gesundheitszustand es beim Eintreffen hier tat. Plötzlich kommt eine junge Patientin rein und sagt sehr schüchtern sie wolle mich gerne besuchen, da ich ja immer alleine sei (sie weiß ja nicht, dass ich in permanentem Whatsapp-Kontakt mit Xiao bin). Lange sitzt sie in den nächsten Tagen an meinem Bett und ich spüre, dass ihr mein Vertrauen ins Leben und mein Mitgefühl unendlich gut tut – die Tragweite des harten Schicksals dieses Engels (Langzeit-Patientin die durch einen Spendenaufruf der Klinik mit der „unheilbaren“ Krankheit und ihrer Mutter im Nebenzimmer leben darf) wird mir erst bewusst als mir Xiao mein Foto der Info-Tafel (im Klinikflur) über sie übersetzt – Danke lieber Engel, dass du den Mut hattest, deinem Herzen zu folgen um den Langnasen im Zimmer nebenan zu besuchen – und danke liebes Leben – auch dass ich den jungen Arzt und die Schwestern so herzlich erreichen darf.
Als ich nach 3 Tagen wieder ein wenig herumlaufen darf, wird mir auf der Waage klar wie knapp es war – muss fast 20 kg Gewicht verloren gehabt haben als ich hier ankam!
Bei meinem ersten Aus-Gang wird klar, dass meine Visa-Karte leider auch an sämtlichen Visa-Bankomaten die ich im Klinik-Stadtviertel finden kann nicht funktioniert. Wie soll ich die Klinik sowie weitere Unterkunft und Verpflegung geschweige denn ggf. einen Rückflug bezahlen mit meinen restlichen (umgerechnet) 15 Euro?!?
Zurück von meinen erfolglosen Geldabheb-Versuchen wartet schon die Chinesin von der deutschen Botschaft mit 2 Männern ganz aufgeregt im Foyer auf mich und stressen mit mir auf die nächste Polizeiwache um erstmal die fehlende polizeiliche Anmeldung zu organisieren – damit sie dann endlich den Visum-Verlängerungsantrag für mich einreichen können – da ich sonst bei Besserung und Reisefähigkeit nicht mal aus China rauskomm!
Nachdem meine Gesundung so Wunder-bar schnell vonstatten geht (seit feststeht, dass die Botschaft nun in letzter Sekunde meine Visum-Verlängerung beantragen konnte…
die Visa-Karte durch meine deutsche Bank im Not-Eil-Verfahren endsperrt wurde und ich „zu-fällig“ mit der maximalen Abhebesumme exakt das Krankenhaus bezahlen kann…
der junge, liebe Arzt nach der Wunder-Genesung und unserem langen, herzlich-tiefgründig Gespräch an meinem Bett auch mehr dem Leben vertrauen möchte…
es für Xiao und mich nun klar ist, dass wir uns (wenn die Visum-Verlängerung klar ist) in ihrer 2400km entfernten Uni-Stadt Tianjin treffen wollen und sie mir ein Bett im Mixed-Hostel in Nähe des Bahnhofs reservieren lassen hat…
– die lieben Krankenschwestern (nach strickten Hinweisen die Thrombosestrümpfe und empfohlene Medizin noch mindestens 3 Monate zu verwenden) mir beim herzlichen Abschied für einen Spott-Preis das Krankenhaus-Taxi für die 12 km zum Hostel bestellt haben… – alles gepackt und ausgecheckt ist und nach dem hochemotionalen Abschied vom Engel aus dem Nebenzimmer…
… geht es nun (nach 6 erlebnis-, gefühl- und heilvollen Tagen) in Thrombose-Strümpfen mit (Ruck)Sack und (Bike)Pack(Karton) im Krankenhaus-Taxi durch die halbe 15-Millionenstadt zum idyllischen Mix-Hostel.
Dort angekommen lässt man mich leider wegen meines (durch die Visumverlängerung natürlich) fehlenden Passes und der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Botschaft und Hostel erst spät in der Nacht einchecken und mein Bett im kleinen, leeren 4-Bett-Zimmer beziehen.

kurzweiliges Warten…

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dem Tode nah…

…wird meine dritte Vorstart-Intuition wahr

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Alles zusammen- und aufgepackt trete ich mit letzter Kraft, halb im Delirium die leichte Steigung aus der 3000 Meter hochgelegenen, tibetnahen Stadt hinaus Richtung nächstem Pass.
Die Vororte und Mautstelle passiere ich wie benebelt im leichten Bergauf-Kriechtempo.
Nach 5 Kilometern an einem Truckstop merke ich, dass nichts mehr geht – totaler Schwächeanfall!!!
Geraume Zeit kauere ich wie ein Häuflein Elend im Truckstop-Restaurant und dann bietet mir der Angestellte sein Bett in der Nebenbaracke zum Ausruhen an – ist mehr Koma – bin so schwach dass ich nur schwankend etliche Male die 30 Meter zum Toiletten-Loch auf der anderen Seite des Restaurants komme!
Unter leichtem Schüttelfrost schlafe ich ein und als man mich zum Wegschicken weckt, glaube ich es wäre schon der nächste Morgen – aber es ist erst Abend.
Man weist mir zurück in Richtung Stadt und deutet dass in meiner Fahrtrichtung keine Schlafmöglichkeit mehr komme.
Trotzdem wähle ich nicht (zurück in) die Stadt und im einsetzenden Dunkel radle ich, halb im Delirium, weiter und hoffe, dass ich irgendwo und -wie noch das Zelt aufgestellt bekomme…
… zur großen Gnade fällt mir (in the middle of nowhere und auf 3100m Höhe) schon nach einem Kilometer wieder ein Truck-Stop mit „Motel“ zu, wo ich in einem kleinen 3-Bett-Zimmer ein Bett für mich neben meinem Bike bekomme.
Die nächsten Tage und Nächte pendle ich zwischen Koma-Bett und stehend über einem der 3 weitentfernten Klolöchern auf der anderen Seite des großen Truck-Hofes.
Dazwischen versuche vor meinem Zimmer so viel Sonnen-Energie wie möglich zu tanken – unendlich dankbar für „meine“ Intuition nicht in die Stadt zurückgeradelt zu sein.
Inzwischen bin ich nun schon 10 Tage mit Durchfall hier – zumeist im Bett oder über den Klolöchern.
Nachdem ich in den ersten Tagen sogar noch die 3 Schläuche geflickt (das Hinterrad hat in letzter Zeit auch immer bisle Luft verloren) und (Hand-)Wäsche gewaschen habe, kann ich seit einigen Tagen das rechte Bein nicht mehr richtig gebrauchen, da der Unterschenkel sehr stark schmerzt sobald er tiefer ist als der restliche Körper – was vor allem beim langen Weg zum und dem langen Stehen überm Toilettenloch besonders anstrengend ist.
Mittlerweile ist natürlich auch meine verbleibende China-Visum-Zeit auf 10 Tage geschrumpft, so dass an ein Erreichen der immernoch knapp 2000 (viel-und Hoch-Gebirgs-)km entfernten Vietnam-Grenze aus eigener Kraft nicht mehr zu denken ist.
Selbst die 800 km bis zum nächsten großen Flughafen in Chengdu (für Flug nach Vietnam, heim oder…) werden schwierig!
Da mich gestern der tibetische Restaurant-Angestellte, mein Zimmer-Nachbar und (wie alle hier nichtenglischsprechenden) Freund unter Schmerzen zum Geld abheben (um das „Motel“-Bett und -Essen bezahlen zu können) nach in Hezou gefahren hat und ich nach 5 Versuchen in der ganzen Stadt schlussendlich Geld ziehen konnte… und das heutige 2-km-Proberadeln zum anderen Truckstop unerwartet gut ging… und der Durchfall a bisle besser zu werden scheint… und der Lebensfreude-Funke mittlerweile auch auf die Truck-Stop-Besatzung übergesprungen ist (die sogar, mit Xiao`s Übersetzungshilfe, versucht für mich fettarmer zu frittieren und weniger (extrem)scharf zu würzen… gedenke ich morgen weiterzuradeln.
Nix ist`s mit weiterradeln!
Nach einer schmerzvollen Nacht ist am Morgen der Fuß dick geschwollen und zum manchmal auftretenden, leichten Seitenstechen auf der rechten Nieren-, Rücken und Brustseite ist nun ein rechter Lungen-Schmerz beim tieferen Atmen, Husten oder Aufstoßen dazugekommen!?
„Zu-fällig“ kontaktiert mich mein Freund und Arzt Manfred aus Deutschland via Whatsapp (gerade als ich wie bei meiner Bienenstichallergie 1988 wieder angstfrei spüre, dass mein Zustand lebensbedrohlich ist)
Also fährt mich mein lieber Tibet-Freund gleich am Morgen vom Truckstop ins große Krankenhaus nach Hezuo wo mir die Ärzte (via Gesten und ein wenig englisch-sprechenden Passanten) mitteilen, dass es sehr gefährlich ist und ich schnellstmöglich in ein Großstadt-Krankenhaus müsste da man mir hier nicht helfen könne (ich habe das Gefühl das man(n) auch nicht wirklich will (wer nichts tut kann nichts falsch machen – wenn Angst lähmt und gefühllos macht!!!)
Mitten im Rummel der inzwischen vielen Schaulustigen Besuchern und Patienten legen sie mir einen Druck-Verband an und würdigen mich weiter keines Blickes.
Eine Krankenschwester scheint etwas Mitgefühl zu entwickeln/zuzulassen und bestellt mir den Fernbus ins 700km entfernte Chengdu für den übernächsten Tag, weil es anscheinend nur dort in einer Privatklinik Thrombosemedizin gibt?!
Der herzliche junge Mann (Bildmitte) der hier seinen, nach einem Unfall lange schon, schwerkranken Vater besucht hilft mir viel bei der Kommunikation.
Bevor wir zum Truckstop zurückfahren verspricht der junge Mann mir noch sich darum zu kümmern, dass der Fernbus mich übermorgen am Truckstop aufnimmt und der Busfahrer mir für den Weg zum richtigen Krankenhaus hilft.
Zurück im Truckstop meldet sich mein Arztfreund Manfred wieder und als ich ihm erkläre, dass es im Umkreis von mehr als 500 km keine Thrombosemedizin gibt und wie der Druckverband aussieht meint er das könnte wohl nicht sein und ob die wahnsinnig seien da der Druckverband ohne Fuß desolat und absolut lebensgefährlich sei.
Also lege ich ihn mir inkl. Fuß nochmals an und am nächsten Morgen fährt mich ein anderer Truckstop-Bekannter nochmals zum Krankenhaus nach Hezuo.
Dort treffe ich nochmals den herzlichen jungen Mann und nachdem wir im ganzen Krankenhaus vergeblich nach besserer/kompetenterer Hilfe suchen, darf ich mit ihm noch seinen schlafenden Vater besuchen und diesem energetisch und finanziell helfen. 
Danach organisiert mir mein wundervoller Fahrer in der Stadt noch einen Verpackungskarton fürs Bike und ausreichend Reiseproviant.
Zurück im Truckstop verpacke ich, mit vielen Pausen wegen erheblicher Bein- und Brust-Schmerzen mein Rad im großen Fernseh-Karton (nachdem ich stundenlang mit den total festsitzenden Pedalen zu kämpfen habe) und die gesamte Ausrüstung in meinen großen und kleinen Rucksack.

Nach einer schmerzvollen Nacht und nachdem ich meine 60kg-Ausrüstung an den Straßenrand geschleppt habe, warte ich auf den Fernbus der mich hier um 8.30 Uhr (auf seiner Strecke ins 720 km entfernte Chengdu) aufnehmen soll.
Und er kommt tatsächlich, wenn auch erst eine knappe Stunde später.
Jetzt sitze ich (nach 12 Tagen Truckstop-Motelzimmer) im vollen Bus bei dem natürlich „zu-fällig“ die ganze hintere Sitzbank (für meine Fuß-Hochlage auf der 13 Stunden dauernden Fahrt) noch frei ist. Leben… weiß und sei Dank – es darf machen mit mir was es für mich geplant hat – bin für alles bereit – „Heimweg“ (Tod oder Deutschland) oder weiter mit der Tour – oder…
Es geht über mehrere 4000-er Pässe – gut dass Leben mich nicht weiterradeln lassen hat – hier mit Thrombose und Lungenentzündung wäre mehr als spannend geworden.
Während Hochgebirge und -ebenen, Siedlungen, Touristencamps und Yaklager an mir vorbeiziehen erfreue ich mich an meinem Reiseproviant (viele, viele Früchte und mehr…) mit großem Appetit – schwer vorzustellen dass (Frange-)man trotz dem Himmel so nah sterben kann. Fühle mich (trotz in Lebensgefahr) dem Himmelerstaunlich freudig und gut und sauge in seeligem Zustand bei der Mittagsrast in Zoige auf dem Boden vor dem Restaurant
sitzend die Sonnenergie auf.
Nach knapp 400 km und 3500 m Abfahrt kommen wir um 22 Uhr planmäßig am Bus-Terminal in der Millionenstadt Chengdu an. Wider allen Zusagen bei der Bus-Buchung lassen mich die 2 Busfahrer hilflos mit meinem schweren Gepäck stehen und verschwinden mit dem Bus im bewachten Hinterhof. Spätestens da wäre ich ohne mein Vertrauen ins Leben sicher zusammengeklappt!
Ein Mann sieht mich vor Schmerz und Müdigkeit zusammengekauert (`bin zu kaputt um die paar Meter bis zur Straße zu gehen) auf meinem Gepäck sitzen und ruft ein Taxi nachdem ich ihm den Zettel mit dem Namen der Privatklinik gezeigt habe.
Der junge Taxifahrer der wegen meinem riesigen Gepäck eigentlich nicht will, macht mir dann sogar einen guten Preis und als wir das Gepäck irgendwie doch in die kleine Limousine bekommen und durch die Stadt unterwegs sind, bemerke ich, dass mein Fotoapparat fehlt – muss noch im Bus sein!
Also zurück zum Busterminal – wir finden den Bus aber die Fahrer sind schon im Hotel und der Nachtwächter will/kann/darf sie nicht kontakten.
Nach einer halben Stunde mit gescheiterten Versuchen via Not-Öffnung in den Bus zu gelangen kommt einer der Busfahrer und ich finde meine Kamera – sie war in die Sitzritze gerutscht.
Es ist kurz vor Mitternacht als wir nach der Taxifahrt durch die halbe Stadt endlich vor dem verschlossenen Haupteingang der „Chuanshu Angiopathy Hospital“ Privatklinik stehen!?!

plötzliche Genesung…

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was ist nur los…

Glück und (Widerstands)Kraft scheinen für Bike und mich zu Ende

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Total am Ende bekomme ich bei Einbruch der Dunkelheit in the middle of nowhere und zu Beginn des nächsten Gebirges vom jungen „Truck“stop-Besitzer und seiner lieben Frau ein Zimmer neben dem Restaurant und ihrem Zimmer.

Nach einer guten Nacht auf dem Boden meines Restaurant-Nebenzimmers (neben dem das Baby dem Betreiber-Paar keine so ruhige Nacht bescherte) radle ich nun durch das Tibet-(Autonomer-Bezirk)Tor hinein ins Hochgebirge.
Bin schon nach ein paar km wieder ziemlich kaputt – aber Vietnam ruft (meine ich)…
3 lange, enge, stockdunkle und deshalb (verständlicherweise auch) für Fahrräder gesperrte Tunnels darf ich auf den nächsten 20 km zu-fällig (Leben… sei Dank) ohne einen der zahlreichen Schwerverkehr-Begegnungen/-Überholungen durchqueren.
Witzig! Erst ein halbes Jahr später, zuhause, darf ich auf dem Foto erkennen, dass es einen Weg am Fluss entlang um den Berg herum gegeben hätte – TUNNELBLICK im Delirium!!!
50 km und 700 m höher („zu-fällig“ kurz vor dem schweren, mir unbewussten Passbeginn) zieht mich ein Mann mit seinem Mini-Cross-Motorrad 12 km und 500 Höhenmeter bis auf die 3200-er Passhöhe hinauf – es ist viel zu kalt für meine leichte, kurze Kleidung, aber ich bin so froh über diese Zieh-Gnade, dass ich mein Frieren im schnellen Fahrtwind ausblende.
Die kurze, knackige 3 km Abfahrt rase ich hinter meinem Crosser-Engel her und bei der Einfahrt in die Hochgebirgs-Tempelstadt Hezou reißt der gestern in Linxia gewechselte Schalt-Bowdenzug (China-Produkt und scheinbar leider auch -Qualität!).
Da mein Crosser-Engel kein Fahrradgeschäft in seiner Stadt zu kennen/finden scheint, darf ich glücklich und dankbar auf eine (zwar etwas unorthodoxe aber funktionierende) Lösung kommen – in der Stadtmitte auf über 3000 m Höhe, mit einem engen Kreis von mehr als einem dutzend Staunenden.
Nach kurzer (äußerlicher) Tempelbesichtigung gönne ich mir ein Abendessen im großen Nudelrestaurant.
Es ist stockdunkel als ich, beim nachtlagersuchenden Rausradeln aus der Stadt, vor dem letzten Gebäudekomplex einen überdachten Schlafplatz finde. Leider über“sehe“ ich 20 m vor dem Platz in der totalen Dunkelheit den größeren Absatz – und dem enormen Schlag auf das Vorderrad folgt ein verdächtiges Zischen vom Vorderrad – hat Zeit bis morgen – erst mal eine (Schlafsack-)Mütze Schlaf denke ich!!!
Es wird eine kurzen Nacht – wegen langem Chat mit Xiao und einem fast neben mir parkenden (Liebes)Paar.
Am frühen Morgen wechsle ich unter Durchfall-Attacken den Vorderrad-Schlauch und -Reifen.
Warum scheint das Leben mir und dem Bike alles an Glück und Widerstandskraft entzogen zu haben? Ich werde sehen und verstehen.

dem Tode nah…

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eigentlich unmöglich…

…in 22 Tagen 2200 km bis Vietnam – über 4000-er Pässe

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Nach einer weiteren guten Nacht im Hostel und dem Abschluss-Frühstück um die Ecke mit meinem Freund – bei dem es natürlich die chinaweit berühmten, deftigen Lanzhou-Beef-Nudeln gibt. Werde später noch wirklich jede Einzelne von ihnen brauchen!
Dann geht es (wie 2 Wochen zuvor) auf der G109 7 km den gelben Fluss entlang durch die Stadt – diesmal bei Nieselregen und dann biege ich ab auf die G212 Richtung südliches Stadtende und Gebirge.
Der wahnsinnige Smog- und Hup-Verkehr, die stetige Steigung und immer wieder stärkerer Regen verzehren nicht nur jede einzelne Nudel und nach dem Stadt-Ende beginnt der Aufstieg und der richtige Regen – nach 9 km mache ich Untersteh- und Vesperrast vor einem „Supermarkt“.
Als der Regen etwas nachlässt quäle ich mich weiter hoch aber schon bald bin ich wieder unter der kalten Dusche.
Nach 13 Schiebe-km durch den Regen hält auf knapp 2200 m (ich beginne gerade durch die Nässe und meine kurze Sommer-Kleidung richtig zu frieren) ein junger Pickup-Fahrer – wie wertvoll er ist verstehe ich erst nach den nächsten Kurven auf der Passhöhe durch den 3 km langen, stockdunklen und engen Naturstein-Tunnel mit total verhauener Schlagloch-Straße (Piste wäre richtiger).
Dankeschön Du Anhalter-Engel und natürlich Dir, liebes Leben.
Im nächsten Tal ist mein Anhalter am Ziel und ich radle mich trocken. Aber der Himmel bleibt nicht lange dicht – immer wieder halte ich für Regenschutz und Erholung am Dorfstraßenrand – zur Abwechslungsfreude vieler Einheimischer die mich mit Obst und Tee versorgen.
Komme durch immer mehr Ortschaften mit Moscheen.
Der Regen hält sich den ganzen Nachmittag und so bin ich nach gut 100 Tages-km total erschöpft und nass, sehr dankbar als mir bei Einbruch der Dunkelheit drei junge Muslime den ausgedienten PKW in der Ecke der offenen Halle ihres Mietwagenverleihs zum Schlafen anbieten (nachdem sie meine Schlafplatzfrage zuerst abgewiesen hatten.
Später laden sie mich noch zu (meinem besten) Nudelessen ins Restaurant ein und danach haben wir viel Spaß in ihrem Büro.
Nach einer einigermaßen erholsamen Nacht (die Rücksitzbank eines Honda Accord ist halt doch bisle kurz als Bett) radle ich bei trockenem Wetter durch mehrere Muslim-Städte – überall riesige Moscheen – und es werden (wie) verrückt weitere gebaut wo nebenan ums tägliche Überleben gekämpft wird – und wieder kommt mir Reinhard Mey`s Lied „Ich glaube nicht“ in den Sinn!!!
Überall sind viele Kinder unterwegs – sie haben (nach 10 Wochen Ferien) den ersten, kurzen Schultag – manche radeln mir hinterher und die zwei (Nochnichtmal-Teenager aus reichem Hause) folgen mir sogar längere Zeit auf einem größeren Motorroller.
Auf dem Pass vor Linxia (an dem ich mich bis es zu steil wurde an ein schwaches Dreirad hängen durfte)mache ich kaputt Mittagsrast.
Nach 20 km Topspeed-Abfahrt reißt am Stadtanfang der in der Mongolei-Hauptstadt erstandene (China-)Schalt-Bowdenzug – genau bei einer Dreirad-Werkstadt – und ich bin froh dass ich vor 2 Monaten, auf dem „Schwarzen Markt“ in der Mongolei-Hauptstadt, beide (einzig vorhandene) gekauft habe denn so brauche ich ihn hier, mit etwas Werkstatt-Schmierung im Schatten eines Baumes und am Rücken der Mechaniker, „nur“ zu wechseln.
Bei Dämmerung radle ich auf das nächste Gebirge zu – nach nur 80 Tages-km. Es sind immer noch gut 2000 km bis zur Vietnam-Grenze und mein China-Visum gilt nur noch 3 Wochen – das bedeutet einen Tages-Schnitt von 100 km – ohne Ruhetag und über mehrere 4000-er-Pässe – wie soll das eigentlich Unmögliche gehen?!?
Leben weiß… und kann – für den erschöpften Frange-Mann

was ist nur los…

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was jetzt?!…

…Tibet unmöglich und keine Zeit mehr mit dem Rad ein anderes Land zu erreichen!?

Hier zur gesamten Radtour

Die Grenzpolizisten sind sauer und werden laut, da ich kein Tibet-Visum habe – aber ich muss sooo traurig/zerstört/erschöpft aussehen, dass ein junger, englisch-sprechender Passant unsere gegenseitigen Ansichten/Berichte übersetzt und laut seiner Aussage die jetzt herzlichen, schwarzen Grenzpolizisten so imponiert von meiner Tour wären, dass sie mich sogar durchlassen würden, aber da noch mehrere Vorgrenzen bis Tibet kämen, ich unmöglich eine Chance hätte und deshalb zurück nach Golmud müsse!?!?! Aber er meint die Grenzpolizisten würden mich sogar nach Golmud zurückfahren und nachdem ich eine Zeit lang im kleinen Polizeigebäude sitzen musste, hilft er mir das Bike im Polizeijeep zu verstauen.
Dann geht`s neben der Straße durchs Gelände-Wirrwarr.
Es herrscht Ausnahmezustand denn neben der auf inzwischen über 20 km totalverstopften Straße stecken inzwischen auch Trucks im Gelände fest und (nicht nur) auf der Straße ist die Armee in Richtung Tibet unterwegs?!
Endlich in Golmud angekommen bringen mich die Grenzpolizisten zum Hilton-Hotel aber auch dort weiß man keinen Rat, weil momentan alle Tibet-Reisegruppen hier festsitzen?!
Nachdem ich den Transportschaden am Bike notdürftig repariert habe, finde ich radelnd die Polizei-Station.
Die hilfsbereite (englischsprechende!!!) Polizeibeamtin erklärt jegliche Chance auf Tibet für absolut aussichtslos, denn momentan sei für alle Ausländer (auch mit Tibet-Visum) absolut kein Weiterkommen nach Tibet möglich!
Symbolisch schließt sie die Polizeistation hinter mir – (zur Mittagspause) – Rien ne va plus!!!
Noch ein symbolisches Bild (bei einem der vielen Hotels die mich abweisen – trotz der Sondergenehmigung für Hotel-Übernachtungen von der Polizistin): der Reisende mit seinem Elefant/Lasten(draht)esel muss Tibet (und damit auch Nepal und Indien) den Rücken kehren…
Heute ist nicht alle Tage… – Leben weiß warum, wann und kann 😉
Beim lieben Obsthändler repariere ich das Bike und in dessen Straße wird mir auch eine günstige Unterkunft empfohlen – aber es ist niemand da!
Was nun tun?!?
In gut 3 Wochen läuft mein China-Visum ab und mit dem Rad kann ich in dieser Zeit kein Land erreichen! Da bekomme ich die Idee mit dem Zug bis Lanzhou oder Chengdu und dann mit dem Rad nach Vietnam.

Am Bahnhof erklärt man mir gefühllos-trocken „Kein Transport für dieses komische Bike“!!!
Als ich also wegen zuviel Rad ratlos vor dem Bahnhof stehe, kommt zu-fällig eine Bahnhofs-Beamtin und fragt ob sie mir helfen könne – und wie!!!
Also buche ich mit der couragierten Hilfe dieses lieben Bahnhof-Engels für den nächsten Morgen den Zug (leider kein freier Sitzplatz mehr) für die gut 1000 km (zurück) nach Lanzhou…
Erst nach Mitternacht (als die Schalter geschlossen haben) komme ich auf 3 der unbequemen Sitze in der vollen Bahnhofshalle etwas zum Schlafen (Ruhen wäre wohl richtiger) bevor es sehr früh morgens schon mit dem Trubel weitergeht – jetzt verstehe ich auch warum so viele (ganze Familien) sich vor dem Bahnhofsgebäude Schlafplätze unterm Vordach eingerichtet haben – aber meine Schlafutensilien sind ja mit dem Bike aufgegeben 😉
Nach sehr wenig Schlaf gehts am nächsten Morgen los.
Die Wüste Gobi gleitet (außer dem Stehen diesmal ohne Anstrengung, Hitze und Gegenwind) wie ein Film an mir vorbei – oder umgekehrt.
Nach einer Stunde nette bietet mir ein netter China-Muslimnach nach etwas zögern seinen „Fußplatz-Sitz“ gegenüber an (hat für sich und seine Familie 2 Extraplätze gebucht) und dann werde ich von seiner ganzen Goßamilie mit Selbstgekochten versorgt. So lässt sich der Wüstenfilm natürlich noch mehr geniesen.
Dann gehts noch einmal am riesigen Qinghai-See entlang – diesmal am Nord-Ufer und dann hinunter nach Xining – der feucht-drekige Flut-Tag vor 10 Tagen und der einzig verregnete seit dem Tourstart vor fast 4 Monaten.
Das junge Paar versucht mir im Zug meine chinesische Telefonkarte zu laden und hilft mir nach der Ankunft in Lanzhou, dass ich mein Bike noch am Abend und nicht erst am nächsten Tag von der Gepäckausgabe freibekomme.
Nach einer wilden 5km-Rad-Nachtfahrt vom Bahnhof zum Xiyi-Hostel (im MotoCross-Stil und ohne Fahrrad-Licht durch das Millionenstadt-Chaos) werde ich dort von meinen Besitzer-Freunden sehr freudig empfangen (nur der durstige Chef ist leider nicht da) – obwohl wegen Konkurs eigentlich schon geschlossen ist, bekomme ich die 2-er-Suite für 2 Nächte – inkl. den restlichen 5 Flaschen Bier.
An meinen Ruhetag fühlt sich ein junger Chinese (Hostel-Kollege) zu mir (und meinem Vertrauen ins Leben…) sehr hingezogen und wir erleben den Tag zusammen kulinarisch die Altstadt ums Hostel herum.

eigentlich unmöglich…

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Erfahrungen

rien ne va plus…

…an der ersten Tibet-Vorgrenze heißt es Stopp und zurück!?!

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Nach einer guten, Koma-ähnlichen Zelt-Nacht, bei der es außer den paar Tropfen vor Schlafbeginn keinen weiteren Niederschlag und auch kein Gewittersturm gab, bin ich schon vor 9 Uhr bei Sonnenschein wieder auf der G109 Richtung Golmud, dem „Tor nach Tibet“ – mit Abfahrt sollte jeder Radlertag beginnen.

In Balongxiang, nach 30 km, mache ich Einkaufs- und Akkulade-Pause im „Supermarkt“ sowie Vesper davor, bei den herumhängenden Einstraßen-Städtchen-Einwohnern die in dieser Tristesse natürlich für jede kleinste Abwechslung dankbar scheinen. Kurz danach bin ich auf einmal wieder in der Gobi – dem chinesischen Wüsten-Teil – auf der endlos scheinenden, glutheißen 3000-er-Hochebene.
Sonnen- und Wind-Schatten Mangelware – zum Glück hat es leichte Wolken und es bläst nur leicht.
Auch der höckerige Ureinwohner zwischen Autobahn und Bundesstrsaße scheint für jede Abwechslung dankbar.
Als die Hitze um 3 Uhr Nachmittags unerträglich ist, bin ich unendlich dankbar über den lonesome „Supermarkt“ in the middle of Gobi-nowhere. Gönne mir ein Eis, fasse Trinkwasser(flaschen) und teile meine wertvolle Schattenpause mit dem lethargischen Yeye (chin. Opa).
Wider unterwegs ist es so extrem und schattenlos heiß, dass der (wenige) Schatten den der Straßenschild-Pfosten spendet ein Geschenk ist.
Nach 140-Tages-km halte ich am Abend bei einem „Supermarkt“ und Restaurant an der G109 an, um im Straßenrestaurant etwas zu essen und nach einem Schlafplatz zu fragen, doch bevor ich dazu komme, muss ich total beschämt schnell wieder aufbrechen – habe meine Kippe versehentlich in die Wasser- anstatt der Feuerklappe des vollen Trinkwasseer-Kochers vorm Restaurant geworfen (weil ich sie nicht wegwerfen wollte) was den Restaurant-Mann verständlicherweise überhaupt nicht erfreut.
So radle ich nun (anstatt eines ordentlichen Abendessens und evtl. Schlafplatzes) plötzlich und ungewollt sowie hungrig, in großer Scham und Müdigkeit „on the (desert)road again“ weiter, dem Sonnenuntergang entgegen?! Na ja, Leben… weiß, (auch) wenn ich es nicht verstehe.
Zwei km weiter kommt total unerwartet nochmal ein Restaurant – und als ich drinnen vor dem jungen Mann stehe und mit Zeichen unterstützt sage „I`m on bike-tour and very very hungry and tired“ lächelt er und sagt „please sit down – we have eating and bed for you“. Ich bin den Tränen nah for Freude – Danke Dir, du lieber junger Emgel und liebes Leben…
Als die Besitzer mich dann bitten das Bike ins Restaurant zu holen und bald darauf ein furchtbarer Sandsturm um das Restaurant tobt, verstehe ich warum Leben mich und vor allem das Bike unbedingt (auf etwas unorthodoxe und mich sehr beschämende Weise) dort weg und hier bei diesen Engeln im (äußerlich) Trockenen und vor allem Sandstaubfreien haben wollte.
Die drei jungen Freunde, die dieses Straßenrestaurant vor ein paar Monaten übernommen haben sind total happy, dass ich (nach einem tollen warmen Gericht) mit ihnen ab Mitternacht den 21. Geburtstag meines Einladers (vorne rechts) feiere – unglaublich!!!
Wir schlafen zu dritt im Bett in der Vorratskammer zwischen Küche und Restaurant.
Mein Einlader bittet mich inständig doch noch länger bei ihnen zu bleiben und so bekomme ich von den Dreien auch am nächsten Tag alle möglichen Gerichte

und von Xiao (in/aus ihrer Not und Sehnsucht, 2000 km nordöstlicher bei ihrer Familie in Baotou) Kunstwerke über und für uns – während ich an diesem not-wendigen Sonnensich-Erholungstag wieder Reise-Bildberichte gen Westen maile.
Nach einer erneut guten Nacht bei den Jungs im Bett, folgt ein deftiger Abschieds-Brunch von meinem Einlader und ein gaaanz herzlich-emotionaler Abschied. Beladen mit Verpflegung, Wasserflaschen und einem Brief von ihm (den ich erst bei meiner nächsten Zelt-Nacht aufmachen darf – die aber auf dieser Tour niemals kommen sollte!!!), mache ich mich an die restlichen 140 Wüsten-km bis zur Stadt Golmud („Tor nach Tibet“) die ich wohl heute nicht mehr erreiche, da es schon kurz vor Mittag ist.
Der Wind hat nach dem vorgestrigen Sandsturmgewitter nachgelassen, aber eine neue Wolkenfront kommt vom Gebirge – mal schauen wie es Leben… für mich denkt, wenn ich die schützende Stadt heute Abend nicht erreiche.
Nach einer guten Stunde auf der Wüstengerade halte ich bei zwei Schwertransportern. Wie sich herausstellt, sind sie wie ich nach Lhasa unterwegs. Also gebe ich den Fahrern via Zeichen zu verstehen, dass sie mein Bike wohl hintendrauf an die Rohrteile binden und mich bis Tibets Hauptstadt mitnehmen könnten – und sie stimmen begeistert zu nachdem sie mein China-Visa im Reisepass gesehen haben.
Der Haken ist, dass sie erst nächste Nacht weiterfahren dürfen!
Irgendwie bin ich mir unsicher – und entscheide mich (nach einer Stunde mit ihnen) nach Golmud weiterzuradeln anstatt hier gut 8 Stunden zu stehen – so Leben möchte werden sie mich in der Nacht am Straßenrand (wieder)erkennen und mitnehmen – oder wenigstens nicht überfahren.
War es richtig weiterzuradeln? Was würde mit mir und meinen Trucker-Anhaltern passieren an der Grenze, ohne Tibet-Visa? Würde ich sie wiedersehen und mitfahren?
Die endlose Wüstengerade lädt natürlich zum Grübeln und Zweifeln ein!
Nach gut 60 km, als ich gerade total erschöpft etwas zu mir nehme, halten zwei Pickups 200 m weiter – und als die Fahrer zum Pinkeln aussteigen, werfe ich meine Verpflegung hastig in die Packtasche und radle zu ihnen, um jetzt die verbleibenden gut 80 km bis Golmud gemütlich und schnell voranzukommen.
Die grandiose Landschaft lässt sich natürlich nicht weniger gut genießen im klimatisierten Auto und Wissen, dass man sich um die nächste (Wüstensturm-)Übernachtung keine Gedanken zu machen braucht.
In Golmud angekommen laden die zwei lieben Pickup-Fahrer mich und Bike an einem Nobelhotel am Stadteingang ab, da sie in andere Richtung weiterfahren (ich und Hotel – und dann auch noch nobel ;-)). Als sie weg sind, radle ich durch die ganze Stadt zum Stadtrand Richtung Tibet um zu schauen wo ich heute Nacht auf meine zwei Schwerlaster warten und/oder schlafen kann.
Beim geschäftstüchtigen Obstverkäufer erstehe ich eine Honigmelone und eine Glaubensversammlung im Vorort freut sich sehr über meinen Kurzbesuch… doch anstelle einer Übernachtungsmöglichkeit (nach der ich nicht gefragt habe) bekomme ich Umarmungen und den noblen Schal geschenkt – wie ich erst viel später erfahre, ist er zur Ehre und für Glück.
Nach gut 10 km bin ich am Stadtrand Richtung Tibet – einen Schlafplatz habe ich nicht gefunden aber die Mautstelle ist eine gute, beleuchtete Möglichkeit um heute Nacht auf die Trucker zu warten.
Da ich noch gut 5 Stunden Zeit habe bis meine zwei Fernlaster frühestens hier auftauchen können, radle ich wieder zurück zum Zentrum um die Stadt (und evtl. Schlafplatz) zu erkunden.
Während ich dort einen Volksauflauf verursache, versorgt mich ein lieber Obsthändler mit Früchten und Kinder bringen mir etwas zum Knabbern aus dem „Supermarkt“ an der Ecke. Als ich den Obsthändler nach einer Schlafmöglichkeit frage, bietet er mir an in seinem Transporter neben dem Geschäft zu schlafen.
Um 22 Uhr radle ich die 6 km vom Zentrum bis zur Mautstelle – aber außer einer menge Armee- und LKW-Verkehr nichts von meinen Schwertransportern zu sehen!?!
Kurz vor Mitternacht radle ich die 6 km zurück zum Obsthändler um ihn noch zu erwischen – aber dort ist alles dunkel und verschlossen – also suche ich total erschöpft beim wieder Herausradeln aus dem Zentrum nach einer Schlafgelegenheit…
Erst lange nach Mitternacht find ich einen Schlafplatz unter der Fußgängerbrücke über die G109 nach Tibet – einer der lautesten Plätze in meiner langenjährigen „Tour-Karriere“, denn hunderte Trucks, von und nach Lhasa, fahren mir quasi die ganze Rest-Nacht fast über den Schlafsack – doch ich bin sooo erschöpft, dass ich trotzdem erholsamen Schlaf finde.
Um 7.30, während so manch erstauntem Passanten, bin ich bereit für den Aufbruch gen Lhasa.
Auf dem (schmalen Tibet-)Highway ist die (Truck-)Hölle los und plötzlich nur noch Stau so weit das Auge reicht! Zuerst nur in meiner Richtung und dann stehen sie in beiden Richtungen – und wieder zahlt sich meine Moto-Cross-Erfahrung aus – (höchste Konzentration) beim zentimetergenauen, schnellen Durchfahren zwischen den Brummis (auf gut 15 km Länge!) – zum puren Erstaunen der Trucker und in meiner innigen Hoffnung, dass sich nicht plötzlich eine Führerhaustür öffnet.
Endlich am Stauanfang angekommen, knapp 30 Kilometer seit Golmud, ist Stopp für mich, an der ersten Vorgrenze – nach ca. 3000 km durch China und nur noch gut 500 km bis Tibet!!!
Die Grenzpolizisten sind sauer und werden laut, da ich kein Tibet-Visum habe – aber ich muss sooo traurig/zerstört/erschöpft aussehen, dass ein junger, englisch-sprechender Passant unsere gegenseitigen Ansichten/Berichte übersetzt und laut seiner Aussage die jetzt herzlichen, schwarzen Grenzpolizisten so imponiert von meiner Tour wären, dass sie mich sogar durchlassen würden, aber da noch mehrere Vorgrenzen bis Tibet kämen, ich unmöglich eine Chance hätte und deshalb zurück nach Golmud müsse!?!?!

was jetzt?!…

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Erfahrungen

die Luft bleibt dünn…

auf der (Tor)Tour Richtung Dach der Welt – nun ständig zwischen 3000 und 4000 m Höhe

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Nach guter Nacht im Zeltlager bei den tibetischen Cowboy-Familien (bei der ich nicht wie geplant frühmorgens von meiner lieben, jungen Dolmetscherin geweckt wurde?!) und einem ebensolchen Frühstück, verabschiede ich mich von meinem herzlichen Gastgebern

Nach 10 km rasender, nebelkühler Abfahrt sehe ich sie plötzlich vor mir – die Cowboy-Mama ihre Herde treibend neben der Straße – und ihre Tochter auf dem Motorrad – nun kann ich mich auch bei ihnen gebührend bedanken und mit einer herzlichen Umarmung verabschieden.. Danke liebes Leben… dass ich sie nochmals treffen durfte.
Nach weiteren 8 km mit nur noch ganz leichtem Gefälle in der Hochebene auf 3100 m angekommen, habe ich an einer Tankstelle endlich Mobil-Empfang und kann mit Xiao Kontakt aufnehmen, die sich die ganze Nacht große Sorgen gemacht hat!
Mit der Gluthitze sind auch die Autobahn und Paparazzi wieder da – wie schon hunderte Male seit ich in China bin. Zuerst fahren sie minutenlang zum Fotografieren und Filmen nebenher und dann bringen sie sich weiter vorne nochmal und manchmal sogar hintereinander in Stellung – und wenn sie meine Geschwindigkeit unterschätzt haben das Ganze noch einmal (in diesem Fall sogar noch 2 Mal!) – Außelchinesischel mit UFO!!!
Der Chakayan-Salzsee („Himmelsspiegel des Ostens“) ist wie auch der Qinghai-Salzsee ein echter Touristenmagnet – wahrscheinlich kannte unter den im Gebiet Reisenden nur ich ihn nicht, da ich ja komplett ohne Plan und Ziel – mit Leben… als Reiseführer unterwegs bin. Leider mache ich keinen Abstecher runter zu/auf ihn – was sich gelohnt hätte, wie man auf dem mittleren Bild vom Internet sehen kann.
Also radle ich statt runter zum Salzsee weiter auf der G109 nach Chakazhen, wo ich bei der Gluthitze vergeblich versuche in der ganzen Stadt einen funktionierenden Bankautomaten zu finden…werde aber dann (wie als Entschädigung) später vor dem „Restaurant des Schweinskopfborstenbrenners zum Essen eigeladen – und dann kauft mir jemand sogar Adidas Sportsocken, nur weil meine großen Zehen sich in den, vor ein paar tausend Kilometer in Sibirien gekauften, natürlich Luft verschafft haben.
Dann wollen sie vor Mitleid sogar noch das Bike und mich mit ihrer Busgruppe mitnehmen – aber es ist anscheinend nicht in Lebens…Plan für mich, denn ihr Busfahrer erlaubt es nicht!
Als ich mich aufraffe vom Sonnenschirm des Restaurants wieder weiter durch die Hitze zu strampeln, habe ich auf der 10-km-Geraden das Gefühl als würde sich alle Hitze zwischen überquertem und kommenden Gebirge gegen mich vereinen.
Nach 20 km der einzig mögliche Schatten zur Erholungsrast zwischen G109 und Autobahn
Freudige Kamel-Begegnung auf der ewigen Geraden durch den Glutkessel. Sie fühlen sich natürlich wohl in dieser Hitze – haben ja auch nicht die nächsten 4000-er Pässe vor sich.

Und dann der Aufstieg von 3000 auf 3700 Meter – in dieser Hitze!
Selbst die Lastwagen schleppen sich hier so langsam hoch, dass ich mich an einen hängen kann – aber leider muss es dem Fahrer ein Überholer gefunkt haben, denn er hält an und verscheucht mich.
Geschafft – grandiose Panoramen als Entschädigung für die enormen Strapazen die 140 kg Gesamtgewicht von einer Hochgebirgskette zur anderen hochzutreten. Erst als es wieder leicht runter geht, bekomme ich Beschattung von ganz oben – aber zum Glück geht es nicht weit runter… denn nach 20 km 3500-er-Hochebene geht es nochmals hoch auf 3700 m – und der Himmel kündigt Entladung an!
Beim ersten Gebäude seit Chakazhen (65 km) halte ich an – nach gut 120 Tages-km, einem endlosen (Höllen)Tal“ und fast 1000 Höhenmetern, darf es genug sein, zumal es stark nach Gewitter aussieht. Den Carport der Verkehrspolizei in the Middle of (mountain-)nowhere darf ich für Liegematte, Schlafsack und Bike benutzen, nachdem ich es dem Wachhabenden mit Händen und Füßen irgendwie erklären konnte und den Betonboden notdürftig aufgeräumt und gefegt habe – und sogar Tee bekomme ich noch.
Da ich mein Bike noch nie abgeschlossen habe, werde ich diese Nacht (sooo gut bewacht) wohl auch nicht damit anfangen.
Als es dunkel wird, gibt es schon starke Wetterleuchten und dann gewittert, stürmt und regnet es mitten in der Nacht wie aus Kübeln, so dass das Wasser das geringe Dachgefälle meines Polizei-Carports hinaufwandert und über die Blech-Überlappungen den Weg zu meinem Schlafplatz findet und mich weckt – zwei Mal muss ich mit meinem Schlafplatz aus einer Pfütze weichen – aber d’r Bub blieb trocken (GoreTex-Schlafsack von der (geplanten) Mittelmeerumrundungs-Motorradtour 1987!!!)
So bin ich (nicht richtig ausgeschlafen) nach einem neuerlichen Tee vom Carport-Polizisten und kleinem Aufstieg wieder unterwegs auf der nächsten 40 km Hochebene auf 3800 m, wo sich die Wolken mehr und mehr lichten und einen tollen Himmel über mir und dem entgegenkommenden dreirädrigen Cabrio-Schulbus zaubern.
Jedesmal wenn sie ein wenig längeren Schatten in der Gluthitze versprechen, versuche ich mich ein wenig zu erholen – der dünnen Luft anscheinend immernoch nicht richtig bewusst.
Wieder unten auf 3200 m radle ich durch die riesige Hochebene vor Dulan an einer leuchtenden Mosche vorbei und dann endlich unter Schattenspendenden Bäumen.
Nachdem ich mich an dem mehrere Kilometer langen (bis durch die Stadt reichenden), zweireihigen LKW-Stau (wegen Kontrolle vor/für Tibet) im Zickzack durchgeschlungen habe, finde ich nun endlich auch (nach einigem Suchen und drei Tagen ohne Geld) einen Bankautomaten der meine Maestro-Karte akzeptiert – und gönne mir eine Nudel-Mahlzeit in einem Straßen-„Restaurant“.

Gestärkt und geruht sowie den LKW-Stau hinter mir gelassen, geht`s weiter durch die Hitze – dem nächsten Bergpass entgegen.
Dann darf ich mich ein paar Kilometer an einen jungen Motorradfahrer aus Tibet hängen, der aber leider noch vor dem Aufstieg zu seiner Arbeitsstelle abbiegt. Als es hinauf geht, gibt es zu der Hitze und Anstrengung auch noch den Ruß der vielen LKWs. die mich jetzt überholen.
Langsam und stetig geht es wieder hinauf bis fast 4000 m. Wenn es mal kurz leicht runtergeht, kann ich durch die leicht kühlende Fahrtluft die grandiose Landschaft in vollen Zügen genießen – aber es kommen hinter mir auch immer mehr der LKWs vom Kontroll-Stau.
Welch eine Gnade, wenn ich durch die Wolken den Sonnenhut mal eine Weile abnehmen kann. Sobald Aussicht auf etwas längeren Schatten besteht, mache ich Erholungsdelirium-Rast – einmal sogar auf dem Meter zwischen G109 und Autobahn,  die auch über das Gebirge führt – was für ein Wahnsinn, dass sie fast nicht benutzt wird.
5000-er Berge rings um mich herum und so weit das Auge reicht – eine grandios-karge Hochebenen-Landschaft.
Nach geraumer Zeit auf 3500 bis 4000 m Höhe und endlos vielen LKWs die mich überholt haben, geht es dann stetig bergab bis Xiangriezhen auf 3000 m. Nach der langen Abfahrt mit fantastischem Tibet-Panorama, gönne ich mir dort zwei Fruchteis.
Durch die großflächige, oasenartige Landwirtschafts-Ebene des Xiangride-Flusses radle ich allmählich dem Sonnenuntergang entgegen. Nach einem letzten kurzen, deftigen Anstieg und gut 140 Tages-km finde ich auf 3200 m und ein wenig abseits der G109 mein Nachtlager – mit grandiosem Blick über das hinter mir liegende Hochtal und auf die zuletzt überquerte 5000er-Bergkette sowie guter, ausgewogener Energie – kein Wunder bei dem mir „zu-gefallenen“ Yin-Yang-Stein-Platz.
Lange noch genieße ich die unvergessliche Aussicht und dann bei Einbruch der Dunkelheit die starken Wetterleuchten rings um mich herum. Und wieder einmal – erst als ich im Schlafsack liege beginnt es zu tropfen – danke liebes Leben…

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Erfahrungen

mit „200/2-Technik“…

…hinaufquälen auf 4000 m

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Nach wiederrum guter (Regen-)Nacht im Camp-Hauszelt, entscheide ich mich, zur Enttäuschung meiner Freunde, zum Weiterradeln am Qinghai-See entlang Richtung dem noch 1200 km enfernten Tibet – in der Hoffnung, dass der über den Bergen bedrohliche Himmel dicht hält.

Smalltalk am Straßenrand mit den zuvor überholten Radfreunden aus Taiwan, die den Qinghai-See umrunden. So Leben… möchte, würde ich gerne auf die Einladung nach Taiwan zurückkommen – oder sie besuchen mich eines Tages in Lappland 熱烈歡迎.
Die Touri-Yak-Boys scheinen begeistert vom Langnasen und seinem UFO (Unbekanntes Fahrrad Objekt) – wäre schön wenn ich mal in ein Yak-Zelt hineinschauen könnte.
Das ausgebüchste Yak das auf mich zukommt hat vielleicht die Schnauze voll vom Touristen-Schauspiel für den Reibach!? Würde ihm wünschen, dass es einfach (weiter) davonlaufen kann – wenn ich an ihm vorbei bin!
Auch hier wie überall die billigen, zweibeinigen Kehrmaschinen – trotz der vielen Schilder („Schütze die Umgebung Bitte keinen Abfall wegwerfen“) – schlimm genug, dass sie sogar in unseren (heiligen) Urlaubsparadiesen dringend von Nöten sind.
Bitte liebe Mama-Erde, liebes Leben, vergib uns denn wir wissen (anscheinend) nicht (mehr) was wir tun!
„Zu-fällig“ werde ich von 4 jungen Frauen in ein Yak-Zelt zu Tee, Gebäck und Schaf-Schlacht“platte“.eingeladen. Das Schafsfleisch lehne ich dankend ab (das erste Mal – nicht nur auf dieser Tour) – es ist mehr die ungeschützte und ungekühlte Bodenlage als das Starren des Schafskopfs – so kann vielleicht eine weitere (durchfallsichere) Behinderung der Tour-Fortsetzung vermieden (aufgeschoben) werden. Leider bricht beim Spiel mit dem Jungen mein Frisbee an.
Nach 100 km entlang des Südufers schwenkt die G109 vom See weg Richtung Süden und Berge – die Passverbindung zwischen den Salzseen Qinghai und Chakayan. Erschöpft mache ich Rast vor dem langen Anstieg – wessen ich mir, wie auch der dünnen Luft, noch nicht bewusst bin.
Dass ich mich bereits mit der kleinen Steigung schwer tue wundert mich – erst als ich auch einen wesentlich leichter bepackten chinesischen Rad-Tourer schieben sehe, wird mir bewusst wie dünn die Luft auf dreieinhalbtausend Meter ist.
Es werden 6 Kilometer und 500 Höhenmeter im Schiebe-Modus.
Fast eine Stunde später ist knapp die Hälfte bis zur Passhöhe erreicht (was ich da natürlich noch nicht weiß) mit meiner 200/2-Technik – 200 Meter schieben und 2 Minuten verschnaufen.
Nach knapp 2 Stunden und insgesamt 90 Tages-km bin ich oben – auf 4000 Meter Höhe – während ich verschnaufe und mir etwas über meine leichte, kurze 40-Grad-Bekleidung ziehe, werde ich von vielen braungegerbten vermummten Menschen (teilweise auf Pferden) umringt, die anscheinend hier oben in Zelten leben.
Wenn ich nicht so viel Vertrauen ins Leben hätte, wäre es sicher beängstigend mit so vielen maskierten Männern die wie wild, fast brüllend und natürlich unverständlich auf mich einreden – aber plötzlich bin ich am Billardtisch zwischen den Zelten und nachdem ich mein drittes Match sangundklanlos verloren habe, kommt eine junge Frau (anscheinend die einzig Englischsprechende) und bietet mir an bei ihnen hier oben im Zelt zu übernachten – ich nehme natürlich dankend an.
Man hat mir ein Bett im Gemeinschaftszelt (mit 2 Billard-Tischen) organisiert das direkt neben dem kleinen Haus-Zelt ist wo ich während Tee und typisch Frischgebackenem erfahre, dass sie „Zang“ (in China lebende Ursprungs-Tibeter) sind die während ihre Yaks im Sommer hier oben weiden, mit ihren Pferden Reittouren für die Touristen anbieten. Meine liebe, junge Dolmetscherin geht mit mir das kurze Stück zum Gipfel hoch wo wir uns im Gras sitzend, lange sehr herzlich und auch tiefgründig unterhalten.
Als es dunkel wird nimmt sie mich mit zum Essen bei ihrer Familie – sie bietet mir an sehr früh am nächsten Morgen mit ihr und ihrer Mutter den Kuhabtrieb mit meinem Bike zu begleiten, da sie die gleiche Richtung haben.
Nachdem ich nochmals (im Stockdunkeln) beim Gipfel war um Mobilempfang für Kontakt mit Xiao zu bekommen (da ich den ganzen Tag keinen Empfang hatte), was aber leider nicht funktioniert hat, sitze ich nun bei einem Bier mit meinem herzlichen Gastgeber auf meinem Bett und schaue (wie auch mein Bike) beim Billard zu.
Danke liebes Leben… für Deine unglaubliche Führung.

die Luft bleibt dünn…