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Erfahrungen

In China wird die nächste Vorstart-Intuition wahr…

… WUNDERnvoll werde ich im Reich der Mitte zur Seelenbegegnung geführt

Hier zur gesamten Radtour


Nach 2 Tagen mit Agi und seinen Freunden in der chinesischen Grenzstadt Erenhot radle ich weiter Richtung Süden auf dem Gobi-Highway der nun, bei Null Verkehr, sogar in 4-spuriger Topqualität ist.
Der heiße Wind sowie die Wildpferde und Höckertiere scheinen ohne Visum rübergemacht.

Es tröpfelt schon als ich das Zelt im halbdunkeln in der Wüste aufstelle aber der starke Regen kommt (wieder) erst als ich im Zelt bin und „zu-fällig) ohne Sandsturm – Leben weiß und kann!
Genau als der vierspurige Highway endet zieht mich ein Schafhirte 20 km mit seinem Motorrad und als ich am Nachmittag durch die Gluthitze total am Ende bin, darf ich mich 3 Stunden an den Fensterholm des Autos eines jungen Paares hängen das mich dann in ihrer 160 km entfernten Stadt zum Essen einlädt und bei dem ich, nach Umtrunk am Marktplatz mit Freunden und Verwandtschaft, sogar im eigenen Futon-Zimmer übernachten darf.

Und dann ist`s plötzlich farbig-blühend-duftend, mit vielen Imkern am Straßenrand – schön – nach fast 1000 km Wüste – nur die Hitze bleibt!
Kurz nachdem ich ein paar Kilometer an einem Dreirad-Laster hing, hält mich ein Polizist an – aber statt Bestrafung möchte er ein Selfie.
Mittags- und Erholrast im Schatten – und schwupp sind die Dorfältesten herzlichst dabei.
Wieder auf der glutheißen Straße, hält ein Sattelzug der mich überholt hatte (gerade als ich vor Erschöpfung fast vom Bike kippe) und nimmt mich mit den Pass hinauf, der (unbewusst) vor mir lag.
Leider ist er auf halber Höhe bereits am Ziel , so dass ich schiebend den Rest bewältigen darf.

Dann geht es autobahnmäßig 20 km hinunter Richtung Hohhot und dabei werde ich so schnell, dass ich einen Reisebus mit begeisterten Gästen überhole – ich und mein mir (noch) unbewusster Sonnenstich genießen einfach Wahn-sinnig den kühlenden Fahrtwind jenseits der 70 km/h.
Ein erhabendes Gefühl in meine erste Millionenstadt einzurollen – das aber sogleich durch totale Erschöpfung mit Schwindel und Kopfweh gedämpft wird – und was nun?
Als ich apatisch am Randstein sitze, scheint ein Mann meine Not zu erkennen denn er leitet mich zum „Rote Sonne Gästehaus“ wo sich der Besitzer so über seinen UFO(Unbekanntes Fahrrad Objekt) -Gast freut, dass er mir das Zimmer für umgerechnet 4 statt 5 Euro vermietet und gleich noch ein Eis spendiert – alle außer mir scheinen sich meines Sonnenstichs bewusst zu sein.
Als ich total erschöpft aber glücklich in meinem fensterlosen 3 qm „Zimmer“ vor dem Ventilator liege ertönen dann wunderbare Lautenklänge – bin nicht im Himmel, es ist der Vermieter im Treppenhaus – danke liebes Leben!
Nach einem Ruhetag im Bett und am Abend herzlichem Kontakt zu vielen Nachbarn vorm Haus, bin ich zu Frühstück im Motorradladen meines Zimmerorganisators und seinem Sohn eingeladen bevor ich aus der fast endlosen Stadt radle um westwärts dem Gelben Fluss (noch ohne Sicht und Bewusstsein) zu folgen. Nach 50 km Gluthitze werde ich zur Erholungsrast im Schatten vor einem Spielerpub köstlich versorgt.

Halbwegs erholt radle ich, nun auch noch in großer Schwüle, weiter und bin froh als ich mich an den Fensterholm eines (chinesischen) VW-Jetta hängen darf dessen junger Fahrer nach 10 km mich und das Bike einlädt.
Schon bald fragt er mich in seinem spärlichen Englisch, ob ich mit ihm zu seinem Freund, Lehrer in einem Kunstinternat, im noch knapp 100 km entfernten Baotou folgen wolle, was ich natürlich gerne mache.
Dort angekommen bekomme ich nach herzlicher Begrüßung ein 6-Bett-Zimmer für mich alleine und werde dann von seinem Freund (mit einer Schülerin als Dolmetscherin) zu tollem Essen vor dem Restaurant nebenan eingeladen.
Wie selbstverständlich nehme ich nach guter Nacht auch am Frühstück teil und folge am Nachmittag zu Basketball und Fun mit meinem Frisbee im Park.

Am nächsten Tag, erfüllt sich nach der Mongolei meine nächste Vor-Tourstart-Intuition die nach gut 10000 km durch Nordschweden, Finnland, Estland, Russland, Sibirien, Mongolei und Nordchina nicht nur meine ungeplante Radtour verändert.
Während die Kunststudenten sich nach dem gemeinsamen Frühstück ihrem praktischen Studium zuwenden, sitze ich auf dem Parkett-Fußboden und arbeite an meinem Reise-Bilder-Bericht.
Eine junge, schwarzgekleidete Frau steht mir gegenüber und beobachtet einen der jungen Künstler – glaube ich.
Einige Zeit später stellt sich die introvertierte, junge Frau plötzlich neben mich, beugt sich zu meinem Netbook runter und interessiert sich für mein Tun. Als ich ihr meine Tour(&)Bilder erkläre, setzt sie sich auf den Fußboden neben mich (was man eigentlich nicht tut)und während unseres immer offeneren und tiefgründiger werdenden Gesprächs, fühle ich eine tiefe Verbundenheit zwischen uns – aber ich spüre auch tiefe Belastung/Trauer bei der herzlichen Xiao Liu…
Auf meine Frage ob sie glücklich wäre antwortet sie „happy-sad“.
Als wir über mein Gespür sprechen, meint sie gedankenversunken-ernst, dass ich sie so sehr fühle und verstehe wie noch niemand vorher – sogar mehr als sie selbst!!!…
Beim anschließenden, gemeinsamen Spaziergang um den Häuserblock, haben Xiao und ich viel lustig und weiter tiefgründig miteinander.
Xiao spendiert uns Eis-Wasser zur äußerlichen und innerlichen Kühlung.
`hab das Gefühl, dass sie schon länger nicht mehr so freudig/leicht war – trotz der permanenten, tiefliegenden Angst/Unsicherheit?!?
Zurück in der Kunstschule, erzählt mir Xiao, dass ihr Vater (der eine Etage über uns Chemie-Studenten unterrichtet) sie zu dem deutschen Biker, der seit 2 Tagen in der Kunstschule gastiert, geschickt hätte „weil dieser nett und interressant sei und vor allem englisch spreche, so dass sie für ihr Englisch-Studium üben könne“ und sie deshalb heute Morgen mir so lange cool gegenüber gestanden habe bis sie endlich genügend Mut und die richtige Gelegenheit zum Kontakten hatte. Sie meint sie würde morgen gerne einen ganzen Tag mit mir verbringen, da ihr unsere Nähe gut täte.
Also planen wir den Stadtpark für nächsten Tag – als sie ihren Vater fragt (mit 21 Jahren!?!) möchte er gerne als Guide folgen, was natürlich total ok ist, da auch wir beide uns gleich bei unserer gestrigen, kurzen Begegnung sympathisch waren – aber – mein Gefühl über Xiaos Situation gibt ein (hoffentlich falsches) Bild.
Zeit zum verabschieden, weil der Vater mit seinen Studenten fertig ist und Xiao nun, natürlich ungefragt, mit ihm den einstündigen Stadtbus nach Hause nehmen „darf“.
Seit er neben uns steht, hat sich all ihre Freude in kindlich-ängstliche Untergebenheit und Schuld-Scham gewandelt – liebes Leben… willst Du wirklich, dass ich mich hier einmische?
Wie ausgemacht besuchen wir am nächsten Tag an der Seite von Xiaos Vaters den blühenden Stadtpark – die junge Frau wirkt (nicht nur an seiner Hand) unsicher, unglücklich und verschlossen – mehr wie ein naives, kleines Kind als eine hübsche, herzlich-weise junge Frau – wie ein gehorsames, angst-dressiertes Hündchen das seinem Herren einen süßen Grund für seinen bitter-angstvoll ver-laufenden Lebensk(r)ampf gibt…
Und wieder: bitte liebes Leben – mach, dass ich mich da nicht (noch) mehr einmische, falls ich mich täusche oder es mich nichts angeht da es nicht mein/unser Weg ist – bitte!!!
Xiao freut sich über die Blume von mir, die abgeknickt am Wegrand auf mich für sie wartete… und ihr Vater schaut ängstlich-misstrauisch drein.
Den freudigen Wunsch auf ihrem T-shirt scheint er leider nicht verstehen zu können/wollen – egal ob sein Englisch dafür genügt oder nicht!
Unser gemeinsames Frisbee-Spielen und das auf den Steinen am kleine See Sitzen, scheint Xiaos Vater zu beschämen – nach den für ihn wichtigen 3 Runden um den buddhstischen Gebetsplatz ist unser geplanter, ganzer (herzlicher) Tag nach zwei (sterilen) Stunden zu Ende und Xiao bittet mich traurig aber entschieden doch morgen weiterzuradeln!
Das scheint schon mein erbetenes Zeichen vom Leben… zu sein!?
Ich spüre den enormen Druck des Vaters auf Xiao, der verständlicherweise Angst vor unserer Freundschaft hat – wie extrem jedoch Angst, Druck, Kontrolle, Aggression, Lügen, Schuldigmachung… durch die Not der Mutter und älteren Schwester (schon ihr ganzes Leben) auf sie sind, kann ich mir zu diesem Zeitpunkt, Leben… sei Dank, (noch) nicht mal im Traum vorstellen!!!
Zu-fällig darf ich noch ein symbolträchtiges Bild von dem kleinen Mädchen vor dem Gebetsplatz machen – als würde auch sie schon sagen, dass sie natürlich ihre Lebensfreude und blindes Vertrauen ins Leben für den Weg der Eltern (der Weg des blinden Glaubens und Kampfes – aus Angst) aufgibt, wenn sie nur dafür geliebt wird! Zurück in der Kunstschule improvisiere ich um 22 Uhr, als die Schüler mit dem Unterricht fertig sind, eine spontane Möchtegern-Disco bei der ich wegen der Scham meiner entzückten Freunde leider der einzige Tänzer bin.

Kamen diese Worte in der Nacht nach unserer ersten Begegnung (in diesem Leben) nur für diese kurze (Wieder-)Begegnung aus mir – oder gibt es (in diesem Leben) eine Zukunft für uns?

Stern(oder)schnuppe…

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