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die Luft bleibt dünn…

auf der (Tor)Tour Richtung Dach der Welt – nun ständig zwischen 3000 bis 4000 m Höhe

Nach guter Nacht im Zeltlager bei den tibetischen Cowboy-Familien (bei der ich nicht wie geplant frühmorgens von meiner lieben, jungen Dolmetscherin geweckt wurde?!) und einem ebensolchen Frühstück, verabschiede ich mich von meinem herzlichen Gastgebern

Nach 10 km rasender, nebelkühler Abfahrt sehe ich sie plötzlich vor mir – die Cowboy-Mama ihre Herde treibend neben der Straße – und ihre Tochter auf dem Motorrad – nun kann ich mich auch bei ihnen gebührend bedanken und mit einer herzlichen Umarmung verabschieden.. Danke liebes Leben… dass ich sie nochmals treffen durfte.
Nach weiteren 8 km mit nur noch ganz leichtem Gefälle in der Hochebene auf 3100 m angekommen habe ich an einer Tankstelle endlich Mobil-Empfang und kann mit Xiao Kontakt aufnehmen, die sich die ganze Nacht große Sorgen gemacht hat!
Mit der Gluthitze sind auch die Autobahn und Paparazzi wieder da – wie schon hunderte Male seit ich in China bin. Zuerst fahren sie minutenlang zum Fotografieren und Filmen nebenher und dann bringen sie sich weiter vorne nochmal und manchmal sogar hintereinander in Stellung – und wenn sie meine Geschwindigkeit unterschätzt haben das Ganze noch einmal (in diesem Fall sogar noch 2 Mal!) – Außelchinesischel mit UFO (Unbekanntes Fahr Objekt)!!!
Der Chakayan-Salzsee („Himmelsspiegel des Ostens“) ist wie auch der Qinghai-Salzsee ein echter Touristenmagnet – wahrscheinlich kannte unter den im Gebiet Reisenden nur ich ihn nicht da ich ja komplett ohne Plan und Ziel – mit Leben… als Reiseführer unterwegs bin. Leider mache ich keinen Abstecher runter zu/auf ihn – was sich gelohnt hätte, wie man auf dem mittleren Bild vom Internet sehen kann.
Also radle ich statt runter zum Salzsee weiter auf der G109 nach Chakazhen, wo ich bei der Gluthitze vergeblich versuche in der ganzen Stadt einen funktionierenden Bankautomaten zu finden…werde aber dann (wie als Entschädigung) später vor dem „Restaurant des Schweinskopfborstenbrenners zum Essen eigeladen – und dann kauft mir jemand sogar Adidas Sportsocken, nur weil meine großen Zehen sich in den (vor ein paar tausend Kilometer in Sibirien gekauften) natürlich Luft verschafft haben.
Dann wollen sie vor Mitleid sogar noch das Bike und mich mit ihrer Busgruppe mitnehmen – aber es ist anscheinend nicht in Lebens…Plan für mich denn ihr Busfahrer erlaubt es nicht!
Als ich mich aufraffe vom Sonnenschirm des Restaurants wieder weiter durch die Hitze zu strampeln, habe ich auf der 10-km-Geraden das Gefühl als würde sich alle Hitze zwischen überquertem und kommenden Gebirge gegen mich vereinen.
Nach 20 km der einzig mögliche Schatten zur Erholungsrast zwischen G109 und Autobahn
Freudige Kamel-Begegnung auf der ewigen Geraden durch den Glutkessel. Sie fühlen sich natürlich wohl in dieser Hitze – haben ja auch nicht die nächsten 4000-er Pässe vor sich.

Und dann der Aufstieg von 3000 auf 3700 Meter – in dieser Hitze!
Selbst die Lastwagen schleppen sich hier so langsam hoch, dass ich mich an einen hängen kann – aber leider muss es dem Fahrer ein Überholer gefunkt haben, denn er hält an und verscheucht mich.
Geschafft – grandiose Panoramen als Entschädigung für die enormen Strapazen die 140 kg Gesamtgewicht von einer Hochgebirgskette zur anderen hochzutreten. Erst als es wieder leicht runter geht bekomme Beschattung von ganz oben – aber zum Glück geht es nicht weit runter… und nach 20 km 3500-er-Hochebene geht es nochmals hoch auf 3700 m – und der Himmel kündigt Entladung an!
Beim ersten Gebäude seit Chakazhen (65 km) halte ich an – nach gut 120 Tages-km, einem endlosen (Höllen)Tal“ und fast 1000 Höhenmetern, darf es genug sein, zumal es stark nach Gewitter aussieht. Den Carport der Verkehrspolizei in the Middle of (mountain-)nowhere darf ich für Liegematte, Schlafsack und Bike benutzen, nachdem ich es dem Wachhabenden mit Händen und Füßen irgendwie erklären konnte und den Betonboden notdürftig aufgeräumt und gefegt habe – und sogar Tee bekomme ich noch.
Da ich mein Bike noch nie abgeschlossen habe, werde ich diese Nacht (sooo gut bewacht) wohl auch nicht damit anfangen.
Als es dunkel wird gibt es schon starke Wetterleuchten und dann gewittert, stürmt und regnet es mitten in der Nacht wie aus Kübeln, so dass das Wasser das geringe Dachgefälle meines Polizei-Carports hinaufwandert und über die Blech-Überlappungen den Weg zu meinem Schlafplatz findet und mich weckt – 2 Mal muss ich mit meinem Schlafplatz aus einer Pfütze weichen – aber d`r Bub blieb trocken (GoreTex-Schlafsack von der Motorradtour 1987!!!)
So bin ich (nicht richtig ausgeschlafen) nach einem neuerlichen Tee vom Carport-Polizisten und kleinem Aufstieg wieder unterwegs auf der nächsten 40 km Hochebene auf 3800 m, wo sich die Wolken mehr und mehr lichten und einen tollen Himmel über mir und dem dreirädrigen Cabrio-Schulbus zaubern.
Jedesmal wenn sie wenig längeren Schatten in der Gluthitze versprechen, versuche ich ein wenig zu erholen – der dünnen Luft immernoch nicht bewusst.
Wieder unten auf 3200 m radle ich durch die riesige Hocheben vor Dulan an einer leuchtenden Mosche vorbei und endlich unter Schattenspendenden Bäumen.
Nachdem ich mich an dem mehrere Kilometer langen (bis durch die Stadt reichenden), zweireihigen LKW-Stau (wegen Kontrolle vor/für Tibet) im Zickzack durchgeschlungen habe, finde ich nun endlich auch (nach einigem Suchen und 3 Tagen ohne Geld) einen Bankautomaten der meine Maestro-Karte akzeptiert und gönne mir eine Nudel-Mahlzeit in einem Straßen-„Restaurant“.

Gestärkt und geruht sowie den LKW-Stau hinter mir gelassen, geht`s weiter durch die Hitze – dem nächsten Bergpass entgegen.
Dann darf ich mich ein paar km an einen jungen Motorradfahrer aus Tibet hängen aber leider biegt er noch vor dem Aufstieg ab und als es hinauf geht.gibt es zu der Hitze und Anstrengung auch noch den Ruß der vielen LKW´s. die mich jetzt überholen.
Langsam und stetig geht es wieder hinauf bis fast 4000 m und wenn es mal kurz leicht runtergeht, kann ich durch die leicht kühlende Fahrtluft die grandiose Landschaft in vollen Zügen genießen – aber es kommen hinter mir auch immer mehr der LKWs vom Kontroll-Stau.
Welch eine Gnade, wenn ich durch die Wolken den Sonnenhut mal eine Weile abnehmen kann und sobald Aussicht auf etwas längeren Schatten besteht, mache ich Erholungsdelirium-Rast – einmal sogar auf dem Meter zwischen G109 und Autobahn,  die auch über das Gebirge führt – was für ein Wahnsinn, dass sie fast nicht benutzt wird.
5000-er Berge rings um mich herum und so weit das Auge reicht – grandios-karge Hochebenen-Landschaft.
Nach geraumer Zeit auf 3500 bis 4000 m Höhe
und endlos vielen LKW´s die mich überholt haben, geht es dann wieder stetig bergab bis Xiangriezhen auf 3000 m. Nach der langen Abfahrt mit Tibet-Panorama, gönne ich mir dort 2 Fruchteis.
Durch die großflächige Landwirtschaft-Ebene des Xiangride-Flusses radle ich allmählich dem Sonnenuntergang entgegen und nach einem letzten kurzen, deftigen Anstieg und gut 140 Tages-km finde ich auf 3200 m und ein wenig abseits der G109 mein Nachtlager – mit grandiosem Blick über das hinter mir liegende Hochtal und auf die zuletzt überquerte Bergkette sowie guter, ausgewogener Energie – kein Wunder bei dem mir „zu-gefallenen“ Yin-Yang-Stein-Platz.
Lange noch genieße ich die grandiose Aussicht und dann bei Einbruch der Dunkelheit die starken Wetterleuchten rings um mich herum – erst als ich im Schlafsack liege beginnt es zu tropfen – danke liebes Leben…

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Erfahrungen

mit „200/2-Technik“…

…hinaufquälen auf 4000 m

Nach wiederrum guter (Regen-)Nacht im Camp-Hauszelt, entscheide ich mich, zur Enttäuschung meiner Freunde, zum Weiterradeln am Qinghai-See entlang Richtung dem noch 1200 km enfernten Tibet – in der Hoffnung, dass der über den Bergen bedrohliche Himmel dicht hält.

Smalltalk am Straßenrand mit den zuvor überholten Radfreunden aus Taiwan, die den Qinghai-See umrunden. So Leben… möchte, würde ich gerne auf die Einladung nach Taiwan zurückkommen – oder sie besuchen mich eines Tages in Lappland 熱烈歡迎.
Die Touri-Yak-Boys scheinen begeistert vom Langnasen und seinem UFO (Unbekanntes Fahr Objekt) – wäre schön wenn ich mal in ein Yak-Zelt hineinschauen könnte.
Das Yak hat vielleicht die Schnauze voll vom Touristen-Schauspiel für den Reibach!? Würde ihm wünschen, dass es einfach (weiter) davonlaufen kann – wenn ich an ihm vorbei bin.
Auch hier die billigen, zweibeinigen Kehrmaschinen – trotz der vielen Schilder („Schütze die Umgebung Bitte keinen Abfall wegwerfen“) – schlimm genug, dass sie sogar in unseren (heiligen) Urlaubsparadiesen dringend von Nöten sind.
Bitte liebe Mama-Erde, liebes Leben, vergib uns denn wir wissen (anscheinend) nicht (mehr) was wir tun!
„Zu-fällig“ werde ich von 4 jungen Frauen in ein Yak-Zelt zu Tee, Gebäck und Schaf-Schlacht“platte“.eingeladen. Das Schafsfleisch lehne ich dankend ab (es ist das erste Mal – nicht nur auf dieser Tour) – ob es die ungeschützte und ungekühlte Bodenlage oder das Starren des Schafskopfs ist – ich kann es wirklich nicht sagen aber so kann vielleicht eine weitere (durchfallsichere) Behinderung der Tour-Fortsetzung vermieden (aufgeschoben) werden. Leider bricht beim Spiel mit dem Jungen mein Frisbee an.
Nach 100 km entlang des Südufers schwenkt die G109 vom See weg Richtung Süden und Berge – die Passverbindung zwischen den Salzseen Qinghai und Chakayan. Erschöpft mache ich Rast vor dem langen Anstieg – wessen ich mir, wie auch der dünnen Luft, noch nicht bewusst bin.
Dass ich mich bereits mit der kleinen Steigung schwer tue wundert mich – erst als ich auch einen wesentlich leichter bepackten chinesischen Rad-Tourer schieben sehe, wird mir bewusst wie dünn die Luft auf dreieinhalbtausend Meter ist.
Es werden 6 Kilometer und 500 Höhenmeter im Schiebe-Modus.
Fast eine Stunde später ist knapp die Hälfte bis zur Passhöhe erreicht (was ich da natürlich noch nicht weiß) mit meiner 200/2-Technik – 200 Meter schieben und 2 Minuten verschnaufen.
Nach knapp 2 Stunden und insgesamt 90 Tages-km bin ich oben – auf 4000 Meter Höhe – während ich verschnaufe und mir etwas über meine leichte, kurze 40-Grad-Bekleidung ziehe, werde ich von vielen braungegerbten vermummten Menschen umringt, die anscheinend hier oben in Zelten leben.
Wenn ich nicht so viel Vertrauen ins Leben hätte, wäre es sicher beängstigend mit so vielen maskierten Männern die wie wild, fast brüllend und natürlich unverständlich auf mich einreden – aber plötzlich bin ich am Billardtisch zwischen den Zelten und nachdem ich mein drittes Match sangundklanlos verloren habe, kommt eine junge Frau (anscheinend die einzig englischsprechende) und bietet mir an bei ihnen hier oben im Zelt zu übernachten – ich nehme natürlich dankend an.
Man hat mir ein Bett im Gemeinschaftszelt (mit 2 Billard-Tischen) organisiert das direkt neben dem kleinen Haus-Zelt ist wo ich während Tee und typisch Frischgebackenem erfahre, dass sie „Zang“ (in China lebende Ursprungs-Tibeter) sind die während ihre Yaks im Sommer hier oben weiden, mit ihren Pferden Reittouren für die Touristen anbieten. Meine liebe, junge Dolmetscherin geht mit mir das kurze Stück zum Gipfel hoch wo wir uns im Gras sitzend, lange sehr herzlich und auch tiefgründig unterhalten.
Als es dunkel wird nimmt sie mich mit zum Essen bei ihrer Familie – sie bietet mir an sehr früh am nächsten Morgen mit ihr und ihrer Mutter den Kuhabtrieb mit meinem Bike zu begleiten, da sie die gleiche Richtung haben.
Nachdem ich nochmals (im Stockdunkeln) beim Gipfel war um Mobilempfang für Kontakt mit Xiao zu bekommen (da ich den ganzen Tag keinen Empfang hatte), was aber leider nicht funktioniert hat, sitze ich nun bei einem Bier mit meinen herzlichen Gastgeber auf meinem Bett und schaue (wie auch mein Bike) beim Billard zu.
Danke liebes Leben… für Deine unglaubliche Führung

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stetig hinauf…

…ins Hochgebirge Richtung Tibet

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Der durstige Hostel-Chef lädt mich zum tradirionellen Hotpot-Essen ein und ich darf sein geliebtes „Country Roads“ bis zum Abwinken zur Gitarre singen.
Dafür bekomme ich ihn für meine frühe Abreise am nächsten Morgen fast nicht geweckt.

30 km zieht sich Lanzhou und nach weiteren gut 20 km verlässt die G109 den Gelben Fluss dem ich seit 3 Wochen und 1200 km mehr oder weniger gefolgt bin.
Nun geht es die nächsten 250 km am Huangshui-Fluss entlang 1000 Höhenmeter hinauf.
Am Ende des Tages erreiche ich nach 13 Std., 700 Höhenmetern und 250 km (davon 70 km an einem Roller und Dreirädern hängend), Xining auf 2300 m Höhe.
Nachdem ich das Bike senkrecht im Aufzug zur Dach-Maissonette des Lete-Youthhostel in die 15. Etage befördert habe, werde ich zu tollem Nachtessen bei einer Familienfeier eingeladen.
Nach guter Nacht bei der ich meinem Zimmerkollegen im Stockbett gegenüber herzlich und gedanklich erreichen darf, warte ich darauf dass der Hostel-Chef wie versprochen mich heute zur Polizeistation begleitet, um evtl. eine (als alleinreisender Biker eigentlich aussichtslose) Genehmigung für Tibet zu bekommen – aber er vergisst es.
Also werde ich es eben ohne Genehmigung versuchen – so Leben möchte, wird es klappen – evtl. auf dem illegalen Weg (vielleicht soll ich ja auch die chinesische Gefängniswelt kennenlernen).
Wir werden sehen – bis zur Grenze nach Tibet sind es noch knapp 1600 km. Vielleicht ergibt sich ja auch unterwegs etwas mit einer der vielen Reise-/Expeditionsgruppen die von hier aus starten?!
Leben… weiß genau was/wie/wann/warum es (mit Frange) macht!

Dunkle Wolken ziehen von Norden auf die Stadt zu, als ich früh morgens vom Hostel aufbreche.
Nachdem ich mich in die Unterstadt verradle und endlich wieder auf der Stadtauswärtsstraße oben bin, geht ein enormer Gewitterregen nieder und ich kann mich gerade noch am Stadtende unter ein Hotelvordach retten.
In der noblen Foyerhalle des „Neue Seidenstraße“ Hotels wärme ich mich bei Chai auf.
Als die Überflutung vorm Hotel ein paar Stunden später endlich abgelaufen ist, radle ich weiter aber darf noch mehrere Überflutungen, bis zu nassem Hintern, durch- und erfahren bevor es bei Nieselregen weiter hinauf geht.
Die letzte Überflutung inkl. Verkehrschaos im Matsch mit anschließendem Staubsturm kommt 3 Std., 60 Nieselregen-km und 400 Höhenmeter weiter oben in Huangyuan.
Hier verlässt die G109 den nun tiefbraunen, reissenden Huangshui-Fluss – mein Begleiter die letzten 250 km und 1000 Höhenmeter
„Zu-fällig“ vor dem nächsten Sturzregen und dem (mir unbewussten) 3600 m hohen Pass, nimmt mich der junge Pickupfahrer Herold (sein gewählter engl. Name) mit.
Auf der anderen Seite des Passes ist schönes, windiges Wetter und im Pickup geht es auf der 3300-er Hochebene am berühmten, heiligen Qinghai-See (mir ohne Reiseplanung natürlich unbewusst) entlang.
Zu meiner Höhen-Premiere über 3000 m kommt auch noch die Yak-Premiere.
Gemütlich im Auto ziehen links die Berge mit unzähligen Touri-Camps an der Straße vorbei und rechts der riesige See mit Touri-Yaks und -Pferden.
Herold nimmt mich mit zum Camp wo er arbeitet. Dort bekomme ich Essen im Küchenzelt sowie Schlafplatz im Stockbett über ihm, in einem der vielen Hauszelte.
Dann geht es im Pickup mit seinen Freunden auf den Berg hinterm Camp – und ich „soll“ fahren.
Auf der 4000-er Passhöhe genießen wir an einem Gebetsplatz zwischen schafen bei Sonnenuntergang das grandiose Rundpanorama über See und Yaklager – bis das nächste Gewitter da ist.
Bei der Abfahrt verstehe ich, warum die Jungs bei meiner Fahrweise so Angst hatten – man fährt hier statt am Rand des engen Serpentinensträßchens in der Mitte und hupt dafür vor jeder Kurve – zum Glück kam kein Gegenverkehr!
Nach guter Regen-Nacht und Frühstück geht ein Freund von Herold mit mir die 2 km runter bis zum See. Wie ich von meinem netten, jungen Guide erfahre, ist es für die Buddhisten ein heiliger See!? Heilig schützt (leider auch hier) vor Geldmachen nicht! Ob Souvenirs, Yak-Probesitz-Bild (auf den natürlich lethargisch-traurigen Schöpfungen) oder Pferderitt an der Leine… da gerät sogar der Löwe auf dem Qinghai-See-Monument aus der Fassung – will und kann es vielleicht (auch) nicht mehr mit ansehen!
„Not swim“ meint er, als ich mich am Ufer bis auf die Unterhose entkleide. Auf mein „why?!“ meint er „nobody do!“ – mit einem lauten Lacher stürze ich mich in die Fluten! Einer der größten Salzwasser-Seen der Erde ist hier auf 3200m Höhe erstaunlich warm, so dass ich geraume Zeit bade – zum freudigen Erstaunen einiger Einheimischer die mir vom Rand aus die Daumen hochstrecken.
Solange die Touris mit Motorboot und Jet-Ski den See und das Ufer mit Abfall und -gasen verschmutzen, schäme ich mich dem Fröhnen meiner natürlichen (Bade)Freude in dieser wunderbaren Schöpfung des Lebens überhauptgarniemalsnienicht.
„Ich glaube (wie du lieber Reinhard Mey) nicht“

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3 Tage Fun-Gespann…

…mit dem Motorrad-Tourenfahrer Binge

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Als ich im Schatten einer Autobahn-Unterführung gerade Rast mache hält ein junger Motorrad-Tourer mit seinem vollbepackten 150-er Chopper. Da er die gleiche Richtung hat und gemütlich unterwegs ist, frage ich ihn ob ich mich wohl an seinem Gepäckträger haltend von ihm ziehen lassen könnte – ein wenig skeptisch stimmt er zu.

Schon bald fühlt Binge sich so sicher, dass er sogar fotografiert. So geht es (bis auf meinen linken Arm) als Fun-Gespann bequem hinauf ins Mellonengebirge wo wir (nach 80 km) einen tollen Panorama-Platz zum Zelten finden – auf über 1600 m Höhe.
Am nächsten Tag macht das Fun-Gespann 200 km und überwindet sogar Spreng-Barrieren. Binges Freund empfängt uns in Baiyin und Binge gönnt uns ein Sterne-Hotel.
Und dann gibts im Zentrum bis nach Mitternacht viel Bier, Gegrilltes und noch mehr herzliche Freude – und für Binge Nachwehen am nächsten Morgen.

Bald nach dem Start kommt eine mehrere km lange Baustelle wo ich selbst radle während Binge Fotorast macht – zum Glück, denn so muss er nicht meine Sturz-Flucht in den Graben durch rücksichtslose Überholer miterleben – Leben weiß…
Außer kleinen Schürfungen nichts passiert – und sogar das Gepäck saß noch – undenkbar bei Binges Packkunst 😉
Wie ich später von ihm erfahre ist er Motorradneuling und deshalb sehr dankbar über meine Tipps während der Fahrt in schwierigen Situationen.
Nach 90 Tages-km erreichen wir bei 40 Grad Lanzhou, am Gelben Fluss auf 1600 m Höhe.
Binge findet in einer engen Gasse das gemütliche Xiyi-Hostel – nach 3 Tagen und knapp 400 km das Ende unseres Fun-Gespanns.
Er lädt mich in der Altstadt zu den berühmten Lanzhou-Nudeln ein – sehl schaaaf – muss viel Bier!!!
Nach einem Ruhetag „packt“ Binge wieder auf und wir verabschieden uns sehr herzlich.
Während er in eine andere Richtung weiterfährt guidet mich eine Hostel-Bekannte durch die Stadt zum impossanten Baitashan-Tempel-Park mit Panorama über Stadt und Fluss.

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muss leider weiter…

…nur noch gut 5 Wochen Visum für die 3500 km durch China bis Nepal – davon 3000 km Hochgebirge

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Nach 3 unvergesslichen Tagen auf dem Lehmhof radle ich weiter dem Gelben Fluss entlang Richtung Südwesten – und nun auch noch gegen den heißen Wind und mit Durchfall – die Kehrseite meiner (Essens-)Offenheit!

Als ich sehr früh am nächsten Morgen, nach durchfallfreier Zeltnacht, aufgepackt habe, entdecke ich den Plattfuß hinten – der Erste nach dem Tourstart mit den rissigen Mountainbikereifen vor fast 5000 km.
Beim Montieren des Hinterrades nach dem Schlauchwechsel geht der Kettenspanner kaputt und bei der zeitaufwendigen Reparatur verliere ich eine winzige Hülse im Sand – was nun? – (wie) durch ein Wunder finde ich sie nach einer Stunde wühlen – Daaanke liebes Leben… als ich endlich loskomme brennt die liebe Sonne schon wieder gnadenlos.
Wannimmer möglich hänge ich mich an langsame Fahrzeuge und mache oft Schattenrast zur Erholung und zum Wasserkauf.
Durch die 30 km lange Millionenstadt Yinchuan muss ich mir schreieend Platz verschaffen – neben der fast leeren, 4-spurigen Straße.

Gut 40 km darf ich mich an den 125-er Renner eines jungen Mannes hängen der mich dann noch zu Nachtessen in seinem Stamm-Grillrestaurant einlädt wo ich neben dem Eingang mein Zelt aufstelle und am Morgen mit Durchfall erwache.
On the (hot) road again ist einmal am Horizont die Chinesische Mauer zu erkennen.
Zu Mittag raste ich bei 2 Obstverkäuferinnen vor einem Restaurant die mir getrocknete Chinesische Datteln schenken.
2 junge Frauen bitten mich ins Restaurant wo sie mit ihre Onkel zum Essen sind. Dieser bringt mir deutsches Bier von zuhause (das ich ihm nicht wegtrinken möchte) und besteht darauf mir nach dem bezahlten Essen auch noch 300 Yuan (40 Euro) zu schenken. Vielleicht übersetzen sie ihm ja, dass ich das Geld Bedüftigen zukommen lassen werde. Vom Restaurant-Chef bekomme ich außer einer herzlichen Umarmung noch ein paar Wasserflaschen mit auf den Weg.
In der Mittagshitze wähle ich den Randstreifen des Gegenverkehrs um wenigstens immer wieder im Schatten der Büsche zu radeln – als ich allerdings den älteren Mann mit seiner enorm beladenen Handkarre aus dem Feldweg kommen sehe, schäme ich mich meines Stöhnens.
Als vor mir ein langsames altes Paar geht (er humpelnd) mit einem Stock zwischen ihren Schultern an dem 2 große Eimer prallvoll mit Äpfeln hängen, lade ich wortlos die Eimer auf meinen Rad-Sessel und gehe einen knappen Kilometer bis zu einem Lehmhof neben der alten Frau her – wo ich ihr Geld vom „Restaurant-Onkel“ zuschiebe – Leben weiß… Sie scheint fast ohnmächtig zu werden und zeigt betend zum Himmel. Als der Mann auch da ist, bittet sie mich in den Innenhof. Im Haus wäscht sie meine Kleidung, während ich ihm, in seinen Klamotten, viel Energie für seine Beinprobleme und wahrscheinlich Alzheimer sende, sitzt er apathisch auf dem typischen Ofenbett. Dann kocht sie für uns, dass ich schon mehr als satt bin kann oder will sie nicht verstehen – also esse ich den leckeren Gemüse-Eintopf eben dankbar-schwitzend – diesmal gänzlich ohne Hunger. Nach ein paar Stunden und einer herzlichen Umarmung gehts mit noch mehr getrockneten Chinesischen Datteln und Übervölle-Gefühl wieder aufs Rad und durch die in die Gluthitze.

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Stern(oder)schnuppe…

…nachdem Xiao mich bat weiterzuradeln,
wegen des starken Drucks ihrer Familie

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Als ich meinen Gastgebern (den Lehrern des Kunst-Internats) mitteile dass ich weiterradle, herrscht große Enttäuschung und sie meinen sie hätten gehofft ich möge noch lange bleiben, da ich die Freude hierher zurückgebracht hätte und man mich mit einem großes Barbecue am nächsten Abend überraschen wollte. Also bleibe ich natürlich noch einen weiteren Tag.
Bei der tollen Barbecue-Nacht an der Straße vor der Kunstschule darf ich sogar Bier vom benachbarten Laden spendieren (eigentlich unmöglich als Gast) und gegen Mitternacht schüttet mir eine Schülerin ihr Herz wegen ihrer mentalen Not aus (eigentlich unmöglich als Fremder).
Gerade als ich am nächsten Morgen losradeln möchte, meldet sich Xiao panisch via Whatsapp und meint sie wäre auf dem Weg zu mir und hätte sich verlaufen – also spurtet ich aus dem Gebäude und entscheide mich intuitiv für links um den Häuserblock.
Nach 150 Meter, als ich in die große Straße einbiege, renne ich fast an ihr vorbei, da ich sie erst im letzten Moment erkenne, so ängstlich entstellt ist sie.
Wir gehen in einen Innenhof und setzen uns auf ein altes Sofa wo sie mir händchenhaltend total aufgelöst ihre Not durch den Druck ihrer Familie wegen mir berichtet. Als wir uns gegenseitig unsere Gefühle füreinander gestehen, beruhigt sie sich allmählich und wir gehen zur Schule wo ihr Vater ausgerechnet in dem Moment auftaucht, als ich ihr ein Küssen auf die Wange gebe. Er ist natürlich total außer sich und Xiao übersetzt ich solle Baotou sofort verlassen. Danach nimmt er Xiao mit sich nach Hause.

So starte ich am frühen nächsten Morgen aus der Millionenstadt weiter Richtung Westen und Tibet, zwischen Gebirge (über das die Gobi-Hitze herunterströmt) und Gelbem Fluss (von dem ich nichts sehe).
Der heiße Gegenwind und der ständig hupende, teilweise dichte Schwerverkehr schafft mich.
Bei jeder Rast gibt es kleine bis große Volksaaufmärsche wegen und Melonen oder warmes Essen für den Außerchinesischen mit seinem UFO (unbekantes Fahr Objekt) und Whatsapp-chat mit Xiao.
Leider schwankt ihre Stimmung sehr zwischen einem sehnlichen Wiedersehen und garantiert Nimmerwiedersehen wollen?!
Nach 3 Tagen und gut 300 km überquere ich den Gelben Fluss nachdem ich mir ein dünnes weißes Hemd gekauft habe um nicht total zu verbrennen.

Ein paar km nachdem ich die sehnliche Intuition für einen Pausentag am Gelben Fluss habe, biege ich auf einen Sandweg Richtung Fluss ab, passiere dann einen Lehmhof und lande auf einem Trampelpfad.
An einem Maisfeld mit Blick über den Fluss und Sichtschutz zum Hof schlage ich mein Zelt auf und esse bei Sonnenuntergang überm Fluss zu Abend.
Plötzlich kommt ein kleiner roter Mann vom Hof her auf mich zu (er muss meiner Radspur im Sand gefolgt sein) und als ich ihn aufstehend anlächle und mit einem fragenden Schlafen-Geste auf mein Zelt weiße, lächelt er Daumen hoch sehr erfreut zurück und bittet mich nach einer herzlichen Umarmung zu seinem Hof, wo wir mit seiner Mutter und einem Bekannten bis in die Nacht herzlich und via Zeichensprache kommunizieren.
Die Mutter kocht extra viel Schafsfleisch für mich um mich lange hier zu halten und nach dem Essen „muss“ ich bei meinem kleinen roten Freund auf dem Bett ruhen.
Das einzige, dass die WUNDERnvolle Zeit bei meiner Lehmhoffamilie stört, ist Xiaos stark wechselnde, zeitweise sogar aggressive Stimmung.
Am dritten Abend verabschiede ich mich entgültig von den Zweien – denn wenn mein roter Bruder auch Tränen in den Augen hat, ich muss morgen früh weiter, um China via Tibet innerhalb meiner Visumfrist verlassen zu können.
In der sternenklaren Nacht sitze ich noch lange mit Flussblick auf meinem bequemen Sesselrad vor dem Maisfeld und Zelt und mache mir Gedanken ob es (noch) sinnvoll ist meinem Herz-Gefühl für Xiao weiter nachzugeben, wenn uns der intensive Whatsapp Kontakt in einem unreellen Zukunftstraum/Frust hält, anstatt im JETZT zu SEIN.
Denn eigentlich brauche ich meine ganze, schwindende Kraft für die weitere wüste(n)Hitze und die anstehenden Hochgebirge auf der (Tor)Tour nach und durch Tibet…
Wie extrem Xiao durch ihre Verwandten und Freundinnen (denen sie sich anvertraut hat) unter Druck sowie Schuld- und Angstgefühle gesetzt wird, kann ich mir nicht vorstellen, da sie mir das erst viel später (während unseres nicht enden wollenden Albtraums) anvertrauen wird!
„Bitte liebes LEBEN, gib mir irgendwie deutliche Zeichen – ich möchte gerne an Xiao festhalten wenn du es für uns möchtest – aber ich bin auch bereit sie loszulassen wenn es keine gemeinsame Zukunft geben kann/soll/darf?!“
Als ich „zu-fällig“ in den Sternenhimmel blicke, sehe ich seit langer Zeit mal wieder eine Sternschnuppe!
„Liebes LEBEN, wenn ich zufällig noch zwei weitere Sternschnuppen sehen darf, ohne danach extra Ausschau zu halten, dann nehme ich es als Zeichen, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben“… und es kommen noch Zwei!!! Beide Male als ich gerade kurz hochschaue – und alle drei in unterschiedlichen Richtungen!
Danach sehe ich keine mehr, obwohl ich den ganzen Himmel noch länger danach absuche!!!

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die nächste Intuition wird wahr…

…im Reich der Mitte werde ich WUNDERnvoll
zur Seelenbegegnung geführt

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Nach 2 Tagen mit Agi und seinen Freunden in der chinesischen Grenzstadt Erenhot radle ich weiter Richtung Süden auf dem Gobi-Highway der nun, bei Null Verkehr, sogar in 4-spuriger Topqualität ist.
Der heiße Wind sowie die Wildpferde und Höckertiere scheinen ohne Visum rübergemacht.

Es tröpfelt schon als ich das Zelt im halbdunkeln in der Wüste aufstelle aber der starke Regen kommt (wieder) erst als ich im Zelt bin und „zu-fällig) ohne Sandsturm – Leben weiß und kann!
Genau als der vierspurige Highway endet zieht mich ein Schafhirte 20 km mit seinem Motorrad und als ich am Nachmittag durch die Gluthitze total am Ende bin, darf ich mich 3 Stunden an den Fensterholm des Autos eines jungen Paares hängen das mich dann in ihrer 160 km entfernten Stadt zum Essen einlädt und bei dem ich, nach Umtrunk am Marktplatz mit Freunden und Verwandtschaft, sogar im eigenen Futon-Zimmer übernachten darf.

Und dann ist`s plötzlich farbig-blühend-duftend, mit vielen Imkern am Straßenrand – schön – nach fast 1000 km Wüste – nur die Hitze bleibt!
Kurz nachdem ich ein paar Kilometer an einem Dreirad-Laster hing, hält mich ein Polizist an – aber statt Bestrafung möchte er ein Selfie.
Mittags- und Erholrast im Schatten – und schwupp sind die Dorfältesten herzlichst dabei.
Wieder auf der glutheißen Straße, hält ein Sattelzug der mich überholt hatte (gerade als ich vor Erschöpfung fast vom Bike kippe) und nimmt mich mit den Pass hinauf, der (unbewusst) vor mir lag.
Leider ist er am Ziel auf halber Höhe, so dass ich zu Fuß den Rest bewältigen darf.

Dann geht es autobahnmäßig 20 km hinunter Richtung Hohhot und dabei werde ich so schnell, dass ich einen Reisebus mit begeisterten Gästen überhole – ich und mein mir (noch) unbewusster Sonnenstich genießen einfach Wahn-sinnig den kühlenden Fahrtwind jenseits der 70 km/h.
Ein erhabendes Gefühl in meine erste Millionenstadt einzurollen – das aber sogleich durch totale Erschöpfung mit Schwindel und Kopfweh gedämpft wird – und was nun?
Als ich apatisch am Randstein sitze, scheint ein Mann meine Not zu erkennen denn er leitet mich zum „Rote Sonne Gästehaus“ wo sich der Besitzer so über seinen UFO-Gast freut dass er mir das Zimmer für umgerechnet 4 statt 5 Euro vermietet und gleich noch ein Eis spendiert – alle außer mir scheinen sich meines Sonnenstichs bewusst zu sein.
Als ich total erschöpft aber glücklich in meinem fensterlosen 3 qm „Zimmer“ vor dem Ventilator liege ertönen dann wunderbare Lautenklänge – bin nicht im Himmel, es ist der Vermieter im Treppenhaus – danke liebes Leben!
Nach einem Ruhetag im Bett und am Abend herzlichem Kontakt zu vielen Nachbarn vorm Haus, bin ich zu Frühstück im Motorradladen meines Zimmerorganisators und seinem Sohn eingeladen bevor ich aus der fast endlosen Stadt radle um westwärts dem Gelben Fluss (außer Sichtweite) zu folgen. Nach 50 km Gluthitze werde ich zur Erholungsrast im Schatten vor einem Spielerpub köstlich versorgt werde.

Halbwegs erholt radle ich, nun auch noch in großer Schwüle, weiter und bin froh als ich mich vom Fensterholm eines (chinesischen) VW-Jetta hängen darf dessen junger Fahrer nach 10 km mich und das Bike einlädt.
Schon bald fragt er mich in seinem spärlichen Englisch, ob ich mit ihm zu seinem Freund, Lehrer in einem Kunstinternat, im noch knapp 100 km entfernten Baotou folgen wolle, was ich natürlich gerne mache.
Dort angekommen bekomme ich nach herzlicher Begrüßung ein 6-Bett-Zimmer für mich alleine und werde dann von seinem Freund (mit einer Schülerin als Dolmetscherin) zu tollem Essen vor dem Restaurant nebenan eingeladen.
Wie selbstverständlich nehme ich nach guter Nacht auch am Frühstück teil und folge am Nachmittag zu Basketball und Fun mit meinem Frisbee im Park. Zurück in der Kunstschule improvisiere ich um 22 Uhr, als die Schüler mit dem Unterricht fertig sind, eine spontane Möchtegern-Disco bei der ich wegen der Scham meiner entzückten Freunde leider der einzige Tänzer bin.

Am nächsten Tag, erfüllt sich nach der Mongolei meine nächste Vor-Tourstart-Intuition die nach gut 10000 km durch Nordschweden, Finnland, Estland, Russland, Sibirien, Mongolei und Nordchina nicht nur meine ungeplante Radtour verändert.
Während die Kunststudenten sich nach dem gemeinsamen Frühstück ihrem praktischen Studium zuwenden, sitze ich auf dem Parkett-Fußboden und arbeite an meinem Reise-Bilder-Bericht.
Eine junge, schwarzgekleidete Frau steht mir gegenüber und beobachtet einen der jungen Künstler – glaube ich.
Einige Zeit später stellt sich die introvertierte, junge Frau plötzlich neben mich, beugt sich zu meinem Netbook runter und interessiert sich für mein Tun. Als ich ihr meine Tour(&)Bilder erkläre, setzt sie sich auf den Fußboden neben mich (was man eigentlich nicht tut)und während unseres immer offeneren und tiefgründiger werdenden Gesprächs, fühle ich eine tiefe Verbundenheit zwischen uns – aber ich spüre auch tiefe Belastung/Trauer bei der herzlichen Xiao Liu…
Auf meine Frage ob sie glücklich wäre antwortet sie „happy-sad“.
Als wir über mein Gespür sprechen, meint sie gedankenversunken-ernst, dass ich sie so sehr fühle und verstehe wie noch niemand vorher – sogar mehr als sie selbst!!!…
Beim anschließenden, gemeinsamen Spaziergang um den Häuserblock, haben Xiao und ich viel lustig und weiter tiefgründig miteinander.
Xiao spendiert uns Eis-Wasser zur äußerlichen und innerlichen Kühlung.
`hab das Gefühl, dass sie schon länger nicht mehr so freudig/leicht war – trotz der permanenten, tiefliegenden Angst/Unsicherheit?!?
Zurück in der Kunstschule, erzählt mir Xiao, dass ihr Vater (der eine Etage über uns Chemie-Studenten unterrichtet) sie zu dem deutschen Biker, der seit 2 Tagen in der Kunstschule gastiert, geschickt hätte „weil dieser nett und interressant sei und vor allem englisch spreche, so dass sie für ihr Englisch-Studium üben könne“ und sie deshalb heute Morgen mir so lange cool gegenüber gestanden habe bis sie endlich genügend Mut und die richtige Gelegenheit zum Kontakten hatte. Sie meint sie würde morgen gerne einen ganzen Tag mit mir verbringen, da ihr unsere Nähe gut täte.
Also planen wir den Stadtpark für nächsten Tag – als sie ihren Vater fragt (mit 21 Jahren!?!) möchte er gerne als Guide folgen, was natürlich total ok ist, da auch wir beide uns gleich bei unserer gestrigen, kurzen Begegnung sympathisch waren – aber – mein Gefühl über Xiaos Situation gibt ein (hoffentlich falsches) Bild.
Zeit zum verabschieden, weil der Vater mit seinen Studenten fertig ist und Xiao nun, natürlich ungefragt, mit ihm den einstündigen Stadtbus nach Hause nehmen „darf“.
Seit er neben uns steht, hat sich all ihre Freude in kindlich-ängstliche Untergebenheit und Schuld-Scham gewandelt – liebes Leben… willst Du wirklich, dass ich mich hier einmische?
Wie ausgemacht besuchen wir an der Seite von Xiaos Vaters den blühenden Stadtpark – die junge Frau wirkt (nicht nur an seiner Hand) unsicher, unglücklich und verschlossen – mehr wie ein naives, kleines Kind als eine hübsche, herzlich-weise junge Frau – wie ein gehorsames, angst-dressiertes Hündchen das seinem Herren einen süßen Grund für seinen bitter-angstvoll ver-laufenden Lebensk(r)ampf gibt…
Und wieder: bitte liebes Leben – mach, dass ich mich da nicht (noch) mehr einmische, falls ich mich täusche oder es mich nichts angeht da es nicht mein/unser Weg ist – bitte!!!
Xiao freut sich über die Blume von mir, die abgeknickt am Wegrand auf mich für sie wartete… und ihr Vater schaut ängstlich-misstrauisch drein.
Den freudigen Wunsch auf ihrem T-shirt scheint er leider nicht verstehen zu können/wollen – egal ob sein Englisch dafür genügt oder nicht!
Unser gemeinsames Frisbee-Spielen und das auf den Steinen am kleine See Sitzen, scheint Xiaos Vater zu beschämen – nach den für ihn wichtigen 3 Runden um den buddhstischen Gebetsplatz ist unser geplanter, ganzer (herzlicher) Tag nach zwei (sterilen) Stunden zu Ende und Xiao bittet mich traurig aber entschieden doch morgen weiterzuradeln!
Das scheint schon mein erbetenes Zeichen vom Leben… zu sein!?
Ich spüre den enormen Druck des Vaters auf Xiao, der verständlicherweise Angst vor unserer Freundschaft hat – wie extrem jedoch Angst, Druck, Kontrolle, Aggression, Lügen, Schuldigmachung… durch die Not der Mutter und älteren Schwester (schon ihr ganzes Leben) auf sie sind, kann ich mir zu diesem Zeitpunkt, Leben… sei Dank, (noch) nicht mal im Traum vorstellen!!!
Zu-fällig darf ich noch dieses symbolträchtige Bild von dem kleinen Mädchen vor dem Gebetsplatz machen – als würde auch sie schon sagen, dass sie natürlich ihre Lebensfreude und blindes Vertrauen ins Leben für den Weg der Eltern (der Weg des blinden Glaubens und Kampfes – aus Angst) aufgibt, wenn sie nur dafür geliebt wird!

Kamen diese Worte in der Nacht nach unserer ersten Begegnung (in diesem Leben) nur für diese kurze (Wieder-)Begegnung aus mir – oder gibt es (in diesem Leben) eine Zukunft für uns?

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Erfahrungen

durch die Mongolei nach?

7 Wochen nach dem Start auf meine ungeplante Radtour, hat sich also mit der Mongolei tatsächlich die erste meiner Vorstart-Intuitionen erfüllt – und erst jetzt wird mir bewusst, dass es mit dem Rad außer zurück nach Russland nur noch über China weitergeht – zum Glück weiß Leben und kann…

Hier zur gesamten Radtour


Am zweiten Tag in der Mongolei Richtung Süden und Hauptstadt verspüre ich plötzlich einen starken Wunsch, das Leben der Schafnomaden zu erfahren und 3 km später fällt mir eine Nomadenfamile beim Schafscheren zu mit der ich freudig arbeitend und essend 2 Tage um und in ihrer Ger verbringen darf.
In Darzan lädt mich ein Hauptmann kurz vor einem unvorhersehbaren Überschwemmungsregen zu unbefristeter Unterkunft in einer Armeewohnung ein inkl. Verpflegung von seiner Frau und Tochter.

Nach 2 Nächten radle ich weiter über mehrere Gebirge bei denen die mir folgenden, nächsten Wolkenbrüche „zufällig“ nur und genau in der Zeltnacht auf (m)einem Berg und am nächsten Tag in einem abgelegenen Rasthof auf einem Pass niedergehen.
Als der überlange Schaltzug kurz vorm Durchreißen ist und ich auch wegen schwindender Kraft schon an einer geringen Steigung schiebe, hält ein Auto. Es sind Agi und seine Frau die mich samt Bike im Geländewagen die restlichen 60 km bis zur Hauptstadt mitnehmen…

In Ulaanbaatar verhilft mir Agi zum Taiga-Hostel neben seiner Samsung-Generalvertretung und bringt mich mehrmals wegen Visum zur chinesischen Botschaft. Dort muss das Leben wiederum WUNDERn denn eigentlich ist ein Visum alleine und mit Rad nach China laut Botschaftsbeamtin „abslut unmöglich“ – aber nach wiederholtem, ungläubigen Fragen ob ich wirklich von Schweden gestartet und alleine sei genehmigt sie mir sogar ein 60-Tage Visum.
Auf dem Schwarzen Markt finden ich mit Agi zu-fällig (die einzigen) 2 Schaltzüge die exakt passen!?
Im Hostel bittet mich die Chefin kostenlos länger zu bleiben, damit sie beruhigt mit ihrer Familie in Urlaub kann.
2 Tage darf ich mit Agi’s Eltern in und um deren Ger-Wochenendhütte verbringen und danach noch das Fußball-Europameisterschafts Viertelfinale Deutschland-Italien in deren Hausger schauen.

Danach darf ich mit Agi und seinem Bruder Sonnenaufgang auf einem Gebetsgipfel erleben.
Die Visumfeier und unsere zum Halbfinale und Finale organisierten Publik-Viewings erlebe ich mit Agi und dem Hostel-Freund Tobias aus Australien bis Sonnenaufgang auf dem Dachterrassen-Pub.
Durch Tobias fällt mir das traditionelle Nadaam-Festival statt im Stadion hautnah in der Natur zu.
Agi’s Schwägerin darf ich bei mentalen Problemen helfen, nachdem er sich mehrmals über meine innere Kraft und heilenden Einfluss auf Menschen wundern durfte. Ebenso einer Hostel-Bekannten die mir ihre mentale Not anvertraut.
Nach 16 Tagen in und um Ulaanbaatar breche ich auf zu den gut 700 km bis China durch die Wüste Gobi – ohne Pass, da das Visum noch nicht fertig ist, aber Agi verspricht mir ihn an die Grenze nachkommen zu lassen.
Jonny, der fast 30 Jahre jüngere Radreisende Engländer, traut sich mit und wegen mir auch durch die Wüste und möchte dabei mehr über mein Vertrauen ins Leben erfahren.

Nach den ersten 90 km durch die Gluthitze legt sich Jonny, zu kaputt zum Weiterradeln, vor den Kaufladen eines Dorfes, wodurch wir von einer jungen Mongolin in ihre freie Wohnung eingeladen werden – zufällig genau vor einem unerwarteten verherenden Gewitter-Sandsturm. Später am Abend kommt sie mit ihren Eltern mit kulinarischen Spezialitäten zum gemeinsamen Nachtessen.
Am nächsten Tag quält sich Jonny schon ab Mittag auf dem glühenden Wüsten-„Highway“, wo nicht selten Autos am Straßenrand notrepariert werden. Auch unsere Kamel-Premiere frischt meinen jungen Freund nur kurzzeitig auf.
Nach einer ruhigen Wüstennacht in unseren Zelten kommt zur Hitze auch noch der vorhergesagte starke Gegenwind, so dass Jonny trotz meines ständigen Windschattens den Zug für die verbleibenden knapp 450 Wüsten-km bis China wählt, nachdem er mich wütend fragt: „Wie kannst Du selbst bei dieser fuck… Scheiße nur deine Freude behalten?“ „Leben/Natur ist mein Freund und so versuche ich natürlich auch den Wind und die Hitze zu sehen – und falls absolut nicht anders möglich, sie wenigstens keinesfalls zu hassen und dabei die Liebe/Dankbarkeit über das bisherige WUNDERnvolle Abenteuer zu vergessen – das ich, im Gegensatz zu den Menschen die hier leben müssen, frei gewählt habe.

Nach herzlicher Verabschiedung von Jonny, alleine mit Hitze und Gegenwind on the road again, zieht nach ein paar Stunden ein schweres Gewitter auf, dem ich mitten in der menschenleeren Wüste natürlich ausgeliefert wäre – wenn ich mich nicht zu-fällig, am Fensterholm eines Autos klammernd, mit 70 km/h bis zur nächsten Wüstensiedlung ziehen lassen könnte.
Gerade als Bike und ich in einem Haus sind, beginnt draußen ein schwerer Gewitter-Sandsturm – das wäre wahrscheunlich das Ende von Bike und damit Tour gewesen. Hier bekomme ich Essen und Schlafplatz und darf den herzlichen Bewohnern energetisch helfen.
Nach guter Nacht und herzlicher Verabschiedung am frühen Morgen, ist flotte Gang-, ne Radlart bei Windstille angesagt doch schon lange vor Mittag herrscht wieder Wüste(r) schattenloser Glutofen und so geht bereits zu Mittag mein Wasser zur Neige.
Durch einen Sandweg abseits des Wüsten-Highways fällt mir eine Eisenbahnarbeitersiedlung zu, wo ich herzlich aufgenommen und aufgepeppelt werde, sowie beim Ger-Aufbau und Ziegen-Schlachten (inkl. Schlachtplatte die ich zu ihrer Verwunderung und Freude mit ihnen nach dem Abenessen direkt aus Blechschüsseln auf dem Küchenboden genieße).
Nach viel Freude beim Hochprozentigem, darf ich auf der Couch neben den auf dem Boden schlafenden Arbeitern übernachten.

Nach einer kurzen Nacht (bei laufendem Fernseher) und herzlicher Verabschiedung vor Sonnenaufgang, bin ich schon zu Mittag so am Ende, dass ich mich frage wie mich das Leben wohl die restlichen gut 200 km bis zur Grenze vor Ablauf meiner 30 möglichen Mongolei-Tage schaffen lässt… und plötzlich sehe ich ungläubig (halb im Delirium und mitten im Wüsten-Nirgendwo) in der gleißenden Sonne zwei Gestalten an einer schwarzen Limousine am Straßenrand lehnen?!?… und obwohl ich eigentlich nicht anhalten möchte, drängen die 2 jungen Männer mir regelrecht auf, mein Rad in den Kofferraum zu zwängen um mit ihnen bis zur Grenzstadt zu gelangen – ich muss furchtbar bemittleidenswert ausgesehen haben!
Klimatisiert mit kühlem Getränk, herzlichem Gespräch sowie Tränen aus Freude und Dankbarkeit zieht so die lebensfeindliche schöne Wüste wie im Traum an mir vorbei.
Leben, Du bist der Hammer!!!
Nachdem sie mich unterwegs an einer tank Stelle noch zu Eiscreme und ich sie zum Spiel mit meinem Frisbee eingeladen habe kommen wir in Zamyn-Uud an. Dort werde ich von ihnen in ein Restaurant eingeladen und sie organisieren mir noch ein günstiges Mehrbettzimmer im Hotel neben dem Bahnhof.
Am nächsten Tag kann Agi in der Hauptstadt meinen Pass mit Visum abholen und möchte ihn mir durch eine Bekannte am nächsten Tag zukommen lassen, damit ich dann mit dem Zug die Grenze passieren kann.

Wie sich aber herausstellt, ist der Zug mit Fahrrad von hier aus nicht möglich und so kommt Agi mit Bruder, Freunden und meinem Pass (inkl. dem 60 Tage China-Visum) im Auto kurzerhand über Nacht die gut 700 km von der Hauptstadt und begleiten mich durch einen Schleußer im Geländewagen (Bike komplett aufs Dach gelegt!) über die Grenze, um dort billige China-Ware einzukaufen und mich bei meinen ersten Schritten im Reich der Mitte zu unterstützen.
Das „absolut unmögliche“ wurde möglich – ich bin mit dem Bike ohne Reisegruppe und Einladung in China!
Danke lieber Agi und liebes Leben, Ihr seid der Überhammer!!!

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Ein- und Aussichten Erfahrungen

Ilya mit seinen “Singing-Glasses“…

…ermöglichen, dass die erste Vorstart-Intuition meiner wundernvollen Radtour doch noch wahr werden kann

Während ich auf dem Tallinner Marktplatz fasziniert aus meinem Radsessel dem Straßenmusiker lausche, interessiert er sich für meine (bis dahin) ziellose Tour und eröffnet mir damit während seiner Pause meine Vorstart-Intuition Mongolei…
Ältere Aufnahme – auf YouTube gefunden
Ilya macht eine wackelige Probefahrt nachdem ich fast fertig abgepackt habe um ihm zu zeigen wie niedrig und schmal das Rad für die Zugfahrt in seine sibirische Heimat zusammenklappbar ist
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Erfahrungen

und plötzlich sind da Zeichen…

…für eine zeit-/ziellose Radtour
sowie die Intuitionen von Mongolei
und einer wichtigen Seelenbegegnung
aber auch
von Gefängnis und Krankheit oder Tod!
Leben weiß… und darf mich führen –
egal wie(lange) und wo(hin).

Hier zur gesamten Radtour

Zuerst wußte ich noch nicht einmal wo die Mongolei ist und dann wird mir klar, dass es nur über Russland geht und ich ja kein Visum habe.
Aber, falls das Leben mich in der Mongolei haben möchte, besteht ja durch ganz Finnland die Chance jemand aus dem angrenzenden Väterchen Russland für ein Visum kennenzulernen – und ansonsten radle ich weiter durch die baltischen Staaten gen Süden…

Am 8. Mai (nach 2 Tagen packen sowie der Intuition von Mongolei, einer wichtigen Seelenbegegnung, Gefängnis und Krankheit/Tod) geht es mit meinem (bisher) ungeliebten Sesselrad ohne Karte aber dafür mit total kaputten Knien los von Mellanström Richtung Haparanda – am nördlichen Ende des Bottnischen Meeres und gleichzeitig Grenze zu Finnland.
Nach 3 Tagen und 400 km dort angekommen bekomme ich von einem Autofahrer eine Finnland-Straßenkarte geschenkt – danke für das Zeichen, liebes Leben.

Als nach den ersten paarhundert Kilometern in Nordfinnland mein linkes Knie plötzlich stechend zu schmerzen beginnt, denke ich sofort, dass es das Zeichen zur Umkehr ist sowie an das Schiff über das bottnische Meer und den Bus von Luleå nach Arjeplog.
Doch dann lege ich (noch während der Fahrt) meine Hand auf das Knie und sende gedanklich ganz viel Liebe und Dankbarkeit in es – wenn es bei meinen Mitmenschen funktioniert, vielleicht auch bei mir selbst – auch wenn dies vielen Heilern nicht gelingt.
In wenigen Sekunden ist der Schmerz komplett verschwunden – ok liebes Leben, dann eben weiter gen Süden.
Nach 12 Tagen und 1300 km, ohne russischen Kontakt, in Helsinki angekommen, organisiert mir mein lieber Gastgeber die Fähre nach Estland.

Frühmorgens in Tallinn angekommen lausche ich auf dem Marktplatz, gemütlich in meinem Radsessel, fasziniert einem Glasmusiker der mich dann fragt, wo ich herkomme und wo es hingehen soll. Ich erkläre ihm, dass letzteres ungewiss sei, nachdem das mit einem Russland-Kontakt und damit die Mongolei erledigt scheint.
Da sagt er lächelnd er heiße Ilya und sei aus Sibirien und wollte eigentlich schon zurück, aber er hätte noch nicht genug Geld eingespielt.
Als er mir sagt, dass die Zugfahrt für die 4500 km bis zu seiner Familie in Barnaul ca. 70 Euro koste meine ich lässig, wenn er mir zum Russland-Visum verhelfe, würde ich unsere Zugtickets sponsern.
In den nächsten Tagen feiere ich mit meinem mir zugefallenen Couch-Gastgeber und dessen Freundin vor „unserer“ Kellerwohnung meinen 52. Geburtstag und Ilya verhilft mir zu einem 4 Wochen-Blitz-Visum für Russland.

So sitzen wir 6 Tage später im Nachtzug auf den gut 1000 km nach Moskau, wo wir 10 Std. Aufenthalt haben in denen mich Ilya durch die Stadt guidet und sein Bruder uns mit Zugproviant versorgt für die weiteren 3500 km mit der Transsibirischen bis Barnaul.
Während der WUNDERnvollen 58 Stunden in der Transsibirischen werden wir im engen Wagom durch meine Lebensfreude zu einer Familie und sogar die resolute Schaffnerin, die mich in Moskau um ein Haar wegen meines sperrigen Übergepäcks nicht mitgelassen hätte, sitzt jeden Tag ein Weilchen ganz nahe bei mir.
In Barnaul angekommen ist die Schaffnerin traurig und Ilya verwundert über diese kurzweilige Fahrt – hatte er doch ein wenig Angst vor meiner Herzlichkeit mit seinen Landsleuten.

Nun hat Ilya Hoffnung, dass ich auch seine Mutter, die Profi-Violistin bei der ich wohne, herzlich erreichen kann trotz ihrer Probleme mit Fremden.
Es geht gleich 3 Tage in ihre Datscha wo sie mich traditionell bekocht während ich Treppe und Eingang repariere und mit den Nachbarn Grill- und Sauna-Freude erleben darf. Danach geht es mit Ilya zu einer ihrer Stadtorchester-Probe und zum Besuch seines Einsiedler Vaters. Dann gibt es ein Festessen-Abend mit Ilyas Frau und Freunden und zuletzt kulinarisches in der Datscha von Ilyas Schwiegermutter. Zum Abschied nach 10 unvergesslichen Tagen in und um Barnaul haben Ilyas Mutter und ich Tränen in den Augen.


Ilya besteht darauf mich nach Novosibirsk zur Transsibirischen zu bringen, mit der ich in 32 Std. Irkutsk erreiche.
Von hier aus radle ich um den südlchen Baikalsee bis Ulan-Ude wo ich von Hostel-Gästen zum (mir ohne Reisevorbereitung natürlich unbekanten) berühmten Iwolginskij Datzan Kloster geführt werde und der Hostel-Chefin bei ihren langjährigen Lungen-Problemen energetisch helfen darf.
Nach 700 km komme ich mit einem Kleinbus-Fahrer als unfreiwilligem Schleußer durch die dreistündige, russisch-mongolische Grenzprozedur.
Damit erfüllt sich nach 7 Wochen die erste meiner Vorstart-Intuitionen.